Leben wir in einer kranken Gesellschaft?

Wie kommst du auf die Idee, eine Bierflasche würde niemanden interessieren? Fährst du nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Scheinbar nicht, denn sonst würdest du sie kennen, die Menschen, die immer noch schamvoll aber zielorientiert Mülleimer nach Pfandgut durchwühlen.

Ich verstehe die Aussage deines Postings nicht.

• wir meinen eigentlich die Leute, die die Flaschen achtlos wegwerfen. Eine Nichtachtung der Umwelt, wenn Glassplitter daraus werden, dann ist es noch schlimmer und eine Nichtachtung des Wertes.

Weiterhin richtig: Wir fahren NIE mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da ich stark gehbehindert bin und halte mich trotzdem für einen ganz passablen Menschen - soll heißen, ich habe deswegen kein schlechtes Gewissen.

Aber zurück zum Thema der kranken Gesellschaft, bevor wir uns verzetteln. Krank oder auch nicht normal finde ich es, wenn sich viele ältere Menschen zwischen 50 und 60 Jahren unterhalten und sagen "Wenn ich erst Rente habe, bin ich froh!". Wie kann man froh sein, endlich alt zu sein? Setzt mir die Gesellschaft so schlimm zu, dass ich mein Arbeitsleben ganz schnell hinter mich bringen möchte? Es sind keine Einzelfälle!!!

Es gibt genauso die, die durch die Mülleimer auf der Straße wühlen und in meiner Gegend sehe ich auch schon, wie auch durch die Mülltonnen gewühlt wird mit der Hoffnung, nicht nur eine weggeworfene Pfandflasche, sondern eventuell auch noch was Essbares zu finden.

Dennoch muss ich Rosenwunder Recht geben. Oft sehe auch ich an einer Haltestelle, liegen gebliebene Bierflaschen.

Einen in dieser Hinsicht Bedürftigen erkenne ich daran, dass wenn er nichts mehr zu essen hat - habe über drei Jahre im örtlichen Jobcenter gearbeitet - dass er hier in Frankfurt für einen Euro zur Tafel geht. Das was man dafür bekommt ist schon viel wert und alles andere als verdorben oder abgelaufen. Viele tun das aber nicht, denn sie haben keine Lust früh aufzustehen und sich bei der Tafel in die Schlange zu stellen. Wenn dann Jemand bei mir nach einem Vorschuss gebeten hat sagte ich immer, so schlecht kann es ihnen nicht wirklich gehen, wenn sie das Tafelangebot nicht wahrnehmen.

Ich denke wir leben in einer schnell ändernden Gesellschaft. Wer heute Top ist, kann Morgen schon wieder Flop sein. Viele leben auf Pump wissend, sie werden das, was sie sich gekauft haben, nie zurückzahlen können. Während ich erzogen wurde, erst die Rechnungen zu begleichen und dann an mich selbst zu denken, wird oft die Aussage benutzt: "ich möchte das haben, weil andere es sich auch gönnen. Im schlimmsten Fall gibt es ja die Privatinsolvenz". Es wird weniger Verantwortung für das eigene tun genommen. Man wälzt die Verantwortung gerne oft auf andere ab.

Wenn ich eine Münze auf dem Boden bemerke, bücke ich mich und nehme sie an mich.
Da ich sehr viel mit meinem Hund spazieren gehe/fahre finde ich auch öfters dabei leere Bierflaschen, auch die sammle ich ein.

Eigentlich sollte ich mich nun wohl schämen, da ich so diesem oder jenem (Alkohol-) Bedürftigen den "Verdienst" streitig mache, aber ich tue es nicht.
Denn ich bin noch nach dem Grundsatz erzogen worden, "wer den Pfennig nicht ehrt.........."!
Derartige "Erziehungsgrundsätze" wären vielleicht für die heutige Zeit auch gar nicht so übel........

• Wenn dann Jemand bei mir nach einem Vorschuss gebeten hat sagte ich immer, so schlecht kann es ihnen nicht wirklich gehen, wenn sie das Tafelangebot nicht wahrnehmen.

Oh, wie ich den Spruch liebe!

Bis ich von der Arbeit komme, macht der Caritasladen gerade zu.
Das heißt: Es gibt nur noch das, was nicht mal die Bedürftigen mehr wollten. Ganz tolle Wurst!
Wenn mir dann mein Sachbearbeiter einen solchen Spruch wie oben um die Ohren haut, würde ich ihn am liebsten erwürgen!

Manche gehen auch nicht aus Scham zur Tafel, auch wenn es vielleicht falsche Scham ist, verstehen kann ich sie, denn das Gerede der Leute denen es gut geht zumindest was die finanzielle Sicherheit angeht ist manchmal wirklich nur zum !

Ich hatte jetzt erst im engen Bekanntenkreis den Fall, das beim Job Center durch einen Fehler, Bedürftige aus dem Leistungsbezug genommen wurden, diese Menschen haben weder eine Vorauszahlung noch eine Entschuldigung bekommen.
Der zuständige Sachbearbeiter meinte nur das sich die betreffenden Personen ja etwas im Freundeskreis oder der Familie leihen könnten bis die Neuanträge die Augrund des fehlers gestellt werden mussten, bewilligt werden.

Das nenne ich "kranke Gesellschat"!

Sowas ist Alltag.
Das Amt fragt immer erst, ob man sich nicht etwas von Freunden leihen kann.

Ja - aber die Banken fragt das niemand. Wenn immer der Steuerzahler einspringen muss, wenn die nicht wirtschaften können, stellt sich die Frage, warum Banken nicht gleich verstaatlicht werden. Ganz schön krank sowas!

ist ja kein imaginäres konstrukt.
"die Gesellschaft" setzt sich aus vielen individuen zusammen.
es gibt herrscher und beherrschte.
wahrnehmbar funktioniert das ohne revolten und sichtbare spannungen.
wir alle schlucken ohne großes murren unsere pillen...

Das würde ich nie tun! Natürlich gibt es Menschen, die sich schämen zur Tafel zu gehen. In so einem Fall habe ich die Tafel immer selbst angerufen und gefragt, ob besagte Person ins Büro, vorbeikommen kann - ausnahmsweise. Doch wenn Jemand herablassend zu mir sagte, er wird nicht zur Tafel gehen, weil er keinen Bock hat, 3 Stunden Schlange zu stehen und dafür noch früh aufzustehen, DANN kam mein Spruch, dann kann es ihnen was das Essen angeht, so schlecht nicht gehen.

Bei besagten Kunden handelte es sich um die, die nicht gearbeitet haben. also voll ALG II und nicht ergänzend bezogen.

Was mir aber auch einige Male passiert ist, gerade die, die immer einen Vorschuss wollten, konnten sich im Sommer leisten, zu acht ins Ausland zu fliegen. Und da kam dann immer der Spruch von denen, Familie/Freunde hat es bezahlt