Moin zusammen,
voll blöd, was Ihr da erlebt habt.
Auch ich habe schon ein paar mal (in den ca. 320 Clubbesuchen in 23 Clubs seit 2018, zur Einordnung) mitbekommen, dass Herren im Swingerclub bei Frauen, die nicht ihre Partnerinnen waren, ohne Kondom Geschlechtsverkehr vollziehen wollten. Diese haben auf der Matte eine Standpauke bekommen und sind dem Personal gemeldet worden. Wie der Club dann damit umgeht - davon würde ich ehrlich gesagt mein Wiederkommen abhängig machen, denn ich würde mich nicht besonders sicher fühlen, wenn ich wüsste, dass sowas im Club geduldet wird und mir dann dort häufiger passieren könnte. Ich achte deshalb auch auf die Regeln des speziellen Clubs. Manche haben sie vor Ort aushängen, andere haben hier eine Homepage.
Mit den Worten "Hast Du ein Gummi?" oder mit dem Hinreichen eines solchen ist eigentlich klar, dass ich es nur mit Kondom mache. Und gleichzeitig ist es in dem Moment eine Einladung zum Begatten.
Die Regel "GV nur mit Kondom" ist leider eine ungeschriebene, genau wie "Nein heißt Nein" und "Alles kann, nichts muss". Es gibt sogar (glücklicherweise sehr wenige) Clubs und Swinger, die nur mit "echtem" Gefühl, tAbulOs (AO = alles ohne, also kompletter Kontakt) das "wahre" Swingen propagieren - glücklicherweise meist außerhalb des Joyclubs, da hier in den Umgangs- und Nutzungsregeln Wert auf Safer Sex gelegt wird.
Nun ist es so, dass Kondome nicht vor allem schützen. Und auch bei anderen Praktiken als Geschlechtsverkehr (GV) kann ich mich mit etwas anstecken. Dass für viele auch außerhalb eines Swingerclubs klar ist, dass erstmal GV mit Kondom stattfindet, ist ein Erfolg der AIDS-Sensibilisierung seit den 1990ern. Erstmal sage ich, weil ich bei ein paar Menschen bei einem zweiten Treffen gefragt wurde, ob es nun ohne Kondom ginge. Es fehlt also oft an Handlungsbewußtsein, warum in der Regel GV mit Kondom vollzogen wird. Und dabei gibt es Kondome tatsächlich schon lange. Zur Verhinderung von Ansteckungen wurden sie z.B. schon vor über 100 Jahren in Bremen auf der Kontrollstraße (Hamburg hat die Herbertstraße, Bremen die Helenenstraße) verkauft.
Was ich lernen musste: Wenn Menschen zusammen kommen, geht es auch nicht immer nur um sexuelle ansteckende Krankheiten. Alle menschlich übertragbaren Krankheiten und Parasiten können bei einem zwischenmenschlichen Treffen (also nicht nur in Clubs, allgemein) dabei sein. Bindehautentzündung sieht man vielleicht noch, Pilze, Milben oder Läuse evtl. weniger. Auch hier ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich selbst bei Verdachtsfällen (ärztlich) zu überprüfen und ggf. zu handeln.
Dass Ihr über eine mögliche Infektion informiert wurdet ist wahrscheinlich in der Szene eine ziemlich seltene Begebenheit. Die Swingerszene lebt ja vom Reiz des Unbekannten. Die Menschen wieder zu erreichen, die man an einem Abend getroffen hat, ist schwierig. Eine offizielle Joyclub-Anmeldung, ein Nummerntausch oder ein Erlebnis mit einem Stammgast machen es da einfacher. Vielleicht sogar einfacher, als das Wiederfinden eines Disco-/ oder Schützenfest-One-Night-Stands.
Bei allen Vorbereitungen und Überlegungen: Ein Risiko bleibt immer. Dieser Satz mit seiner Tragweite muss ausgehalten werden. Ein Kondom kann reißen oder platzen, auch andere Missgeschicke können passieren.
Aber zur Erinnerung: Das ganze Leben ist risikoreich.
Meine Tipps:
• Informiert Euch bei seriösen Stellen, kein Halbwissen: Pro Familia oder AIDS-Hilfe
• Überlegt Euch einen Hygieneplan: Was lasse ich zu, was gar nicht? Gibt es einen persönlichen Plan beim Fall der Fälle?
Mein persönlicher Hygieneplan:
• Grundsätzlich: Keine Körperflüssigkeit kommt dahin, wo ich sie nicht abwischen kann.
• Wenn es sich irgendwie komisch anfühlt, egal ob körperlich oder psychisch, kurz innehalten, Kontrolle und ggf. sofort abbrechen.
• Mit offenen Wunden bin ich vorsichtiger und dadurch eingeschränkter.
• GV nur mit Kondom
• Lecken nur mit Lecktuch, zumal es mich eh nicht sehr oft reizt
• Blasen ohne im Mund kommen (respektlos, ohne zu Fragen im Mund zu kommen), nie von unten, die Spucke muss gleich wieder rauslaufen können, danach spülen, lieber wichsen
• sehr, sehr seltenes Küssen mit Zunge, zumal das kaum jemand kann, ggf. danach ausspucken / ausspülen
• Zur Sicherheit lasse ich mich alle 6 Monate auf STD/STIs testen. Bei meiner Gynäkologin kostet diese IGeL-Leistung ca. 150 Euro. Welche Erkrankungen getestet werden, haben wir vorher in einem ehrlichen Gespräch ausgemacht. So unterbreche ich Infektionsketten, verhindere aber keine eigene Ansteckung.
• Sollte dabei etwas herauskommen, informiere ich die evtl. betroffenen Leute, die ich noch greifen kann. (Auch) Deshalb führe ich eine Art Sextagebuch.