Na ja, Urlaub ist für mich immer dann, wenn ich nicht arbeite oder arbeiten muss. Liegt halt an meinem hartem Job. So empfinde ich es. Für andere ist "Urlaub" nur dann, wenn vorher eine erhebliche Anreise vorhanden war. In dieser Hinsicht habe ich schon viel Urlaub in anderen Ländern verbracht (ja, insbesondere in Brasilien). Aber noch mehr Urlaub auch daheim. Aber mir würde nie in den Sinn kommen, Sex so rigide vom Urlaub auszuklammern oder Sex als Zeitverschwendung in Erwägung zu ziehen. Urlaub bedeutet für mich, Neues zu erkunden. Und Sex als Eulen nach Athen tragen zu bezeichnen, dafür braucht es schon eine gewisse Portion Misantropie, die mir wohl leider fehlt.
Letztendlich ist Sex bekanntlich nicht gleich Sex und ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Mögen die Praktiken dieselben bleiben, aber auf die Menschen kommt es an. Die sind nicht austauschbar, sondern speziell.
Es gibt Leute, die planen in ihrem Urlaub Berge zu besteigen, Untiefen zu durchsegeln, Sandkörner zu zählen oder Sehenswürdigkeiten aus ihrem Baedeker in realita mit ihrer Digicam abzulichten. Ich bevorzuge es dorthin zu reisen, wo ich deren Sprache verstehe und somit deren Kultur (nicht allein Monumente, Bauwerke oder Museen, sonder das echte Leben live). Und zu dieser gehört auch nun mal Sex. Kultur ist nicht allein Sex, aber Sex gehört zur Kultur. Der lokalen Kultur von oben bis unten. Und leider, wenn man unten angelangt ist, kämpft man als Mann eh immer bei Frauen gegen das Feindbild "Sextourist" (es kommt immer aus der Frauenecke und selten von Männern; interessanterweise erfahre ich diese Anwürfe von Männern meistzeit im Nachgang zu deren Ehefrauen). Egal, ob man dabei Menschen und deren Kultur besser kennenlernt als jene Favela-Touristen in Brasilien, die sich einen Hauch des Schauderns mit Reiseleiter gönnen (das ist jetzt ein Beispiel, welches ich bei Brasilien-Touristen immer wieder antreffe, dieses "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" und welches es auch in anderen Ländern selbst in Deutschland um der Ecke gibt) oder egal, ob man den Urlaub nur im Bett verbringen will (es soll ja Frauen, Männer und Paare geben, die ihren Urlaub nur im Bett verbringen), es ist jedem selber überlassen, wie dieser Mensch seine eigene Freizeit ausgestaltet. Es heisst zwar Touris-Mus aber das einzige, was jemand in seinem Leben "muss" ist sterben. Und die Zeit bis dahin ist jeder seines eigenen Glückes Schmied (unabhängig davon, was andere als "echtes Glück" definieren wollen).
Urlaub ist meine Freizeit und meine Freizeit ist Urlaub. Im Job bums ich nun mal nicht ("never fuck the company"). Und habe ich mal eine längere Zeit Freizeit, dann werde ich garantiert nicht zum keuschen Neutrum.
Ich weiß, was ich will, auch wenn es andere in deren eigenem Sittlichkeitsempfinden stört. Aber solche Menschen brauchen sich sowieso nicht von mir bedroht fühlen. Ich stelle sie nicht in Frage, sondern toleriere sie, soweit sie mich tolerieren (unabhängig davon, ob ich sie verstehe oder nicht).
Ich hätte diese lange Erklärung hier nicht geschrieben, hätte ich zu diesem Thema bereits nicht vorher schon etwas geschrieben. FlyReds Ansicht ist ihre Ansicht und sie soll sie hegen und pflegen. Ich kann es tolerieren, wenn sie mit dieser Ansicht lebt. Nur bin ich eigenständig und unabhängig genug, meinen oben geschriebenen Ansicht nochmal von ihrer Ansicht abzugrenzen. Ihre Ansicht ist nicht meine entspannte Ansicht von "Urlaub" (= Freizeitgestaltung).
Recht hat FlyRed damit, dass wenn jemand seinen Urlaub nur damit verbringt, sich eine Frau nach der nächsten ins Bett zu organisieren, dann hat er später halt weniger zu erzählen und die Urlaubsdiaabende werden auch recht eintönig (oder bildlos) ...
Und möglicherweise denkt so ein Mensch auch nur: "Letztendlich ist Sex ja Sex. Die Praktiken bleiben dieselben, nur die Menschen werden ausgetauscht."