Warum wir uns auch zu Corona-Zeiten schön machen sollten!
Corona beschleunigt, was schon vorher begann: den Niedergang der stilvollen Erscheinung. Wer zu Hause bleibt, verkommt zusehends. Im Home-Office muss niemand Hemden tragen, niemand zieht für die virtuellen Konferenzen Seidenbluse oder Hosenanzug an. Selbst die Haare bleiben tagelang ungewaschen. Geht man doch einmal hinaus, verleidet einem die Maske das Styling.
Und abends? Da bleibt einem nur das Lied von Eric Clapton. Er singt, wie sich eine Frau schön macht, während der Mann auf sie wartet, und wie sie ihn fragt, was sie für die Party anziehen solle. «Do I look alright?», will sie dann von ihm wissen. Und er: «You look wonderful tonight.» Kitsch, aber gültig. Es scheint so lange her.
Dem Leben fehlt gerade jeder Glamour, und den vermisst man besonders in dieser grauen Zeit. Kleider beeinflussen die Stimmung, sie können mich gut oder schlecht fühlen lassen.
Offenbar wollen sich im Moment viele schlecht fühlen: Nur so ist das «hasserfüllte Tragen von Kleidern» zu erklären. Man zieht zum Beispiel eine alte Schlaghose aus schwarzem Polyester an, die man hasst, aber aus irgendwelchen Gründen noch immer im Schrank hängen hat. Solche «hate-wear» zu tragen, tut angeblich gut, weil sie das Innere widerspiegelt. Den Überdruss, die Bedrücktheit, Langeweile. Die schlechte Laune wird man so kaum los.
Dabei begann die ästhetische Verwahrlosung ja schon viel früher. Karl Lagerfeld hatte recht mit seinem oft zitierten Satz: Wer nur noch Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Schon vor dem Virus trugen alle Freizeitkleider, ob im Büro, im Sternerestaurant oder an der eigenen Hochzeit. Kapuzenpulli, Leggins, Turnschuhe – als wäre das Leben eine lange Yogastunde. In flauschige Baumwolle gehüllt, muss man sich weniger erwachsen und also verantwortlich fühlen. Man würde am liebsten wieder ein Pyjama mit Füssen tragen.
Bequem, hässlich, unauffällig muss es sein. Nur das scheint in die pandemische Gegenwart zu passen. Auf vieles können wir im Moment keinen Einfluss nehmen. Auf unser Spiegelbild schon.
Wenn man mit einem Kleidungsstück die schlechte Laune verstärken kann, so müsste doch auch das Gegenteil möglich sein. Man trägt nur Kleider, in denen man sich grossartig fühlt. Allein daheim, freut man sich an Grossmutters Perlen. Bemalt die Nägel nur für sich. Genügt man sich denn nicht?
Das Sich-Herrichten hebt aber nicht nur die eigene Stimmung, sondern ist genauso wichtig als Paar. Schau mich an, sagt man damit. Deshalb steigen meine Frau und ich abends vor der Zubereitung des Nachtessens in ein chices Leder Outift und sie in ihre hochhackigen Stiefeletten. Einfach so, nur für uns zwei, um uns gut zu fühlen.
Was tut Ihr, um Euch bei Laune zu halten?