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Semenawa, Kinbaku, Shibari - Um was geht es hier?

Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
416 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Semenawa, Kinbaku, Shibari - Um was geht es hier?
Seil ist frei! (Akira Naka, Turin 2017).

In dieser Gruppe soll es um traditionelles japanisches Seilbondage gehen, also Shibari oder auch Kinbaku, speziell aber um Semenawa.
Die Begriffe sind alle umstritten, endlose Debatten wurden schon entzündet, und es ist klar, dass es kein internationales Komitee gibt, das letztendlich festlegt, was genau gemeint ist.
Trotzdem finde ich, dass eine Gruppe eine gemeinsame Sprache braucht, um gemeinsam Spass zu haben. Wenn ich jemanden zu einer Shibari-Session einlade, und dabei die Aktionen aus dem letzten Porno von Nureki im Hinterkopf habe, die andere Person aber an entspanntes Abhängen in einer Hängematte denkt, haben wir einen Konflikt.

Ich möchte deshalb hier ein bisschen ausführen, um was es mir hier geht, um eine gemeinsame Basis zu schaffen.

Traditionelles Japanisches Seilbondage, Kinbaku, Shibari
Ich verwende die Begriffe synonym. Ich spreche kein Japanisch. Es ist mir klar, das das eine „binden“ heisst, und das andere „eng binden“, oft interpretiert als erotisch fesseln. Aber so klar ist das nicht, und ich beobachte / höre Japaner mit ihrer ganz eigenen Definition. Zum Beispiel hat 2015 Ren Yagami in Berlin den Begriff „Shibari“ für seine, erotische! Fesselei reklamiert, während er „Kinbaku“ für eher un-erotische, ästhetische Bondage verwendet hat. Das wäre so ziemlich das Gegenteil von der derzeit allgemein anerkannten Definition.
Für mich wichtig ist folgendes: Ich beziehe mich in meinem Fesselstil auf die japanische Tradition. Ich studiere, was die Japaner so gemacht haben in den letzten 100 Jahren, folge japanischen Meistern, versuche deren philosophischen und ästhetischen Konzepte zu verstehen sowie deren Ideen, wie man mit Seil umgeht, etc. … Das beinhaltet natürlich auch zu verstehen, wie westliche Einflüsse übernommen und integriert worden sind. Und es bedeutet auch, zu fragen, wie wir das alles für uns anwenden können, mit einem anderen kulturellen Hintergrund.

Erotik, Sex, Pornografie, BDSM
Wenn man sich die letzten 100 Jahre japanischer Seilbondage anschaut, dann kommt man nicht umhin, zuzugeben, dass es sich im weitesten Sinne um diese Themen gedreht hat. Bei dem einen alten Meister mehr, bei dem anderen noch mehr *g*. Es mag sein, dass es in den 1950ern einen „Tokyo Shibari Club“ gegeben hat, in dem sich Hausfrauen zum Geschenke verpacken getroffen haben - er ist mir nicht bekannt, denn die Ergebnisse wurden nicht im Kitan-Club veröffentlicht.
Diese Gruppe soll einladen, dass wir uns über unsere schmutzigen Gedanken, unsere dunklen Phantasien, unsere verdorbenen Praktiken beim und rund ums Fesseln austauschen (dürfen). Wo denn sonst, wenn nicht hier? In vielen anderen Kanälen rollt ja mittlerweile eine Welle der neuen Prüderie und Zensur über uns - daher ist es um so besser, dass wir hier im JoyClub eine Heimat dafür finden.

Semenawa
"Tormenting rope is made for souls that have that sadness within, that turmoil, that need for surrender regardless of who ties and who is tied. It's not about sadism and masochism, it's about a pilgrimage, it's about climbing a mountain together, it's about the journey not the destination." Riccardo Wildties

„Seme“ heisst übersetzt Tortur, Folter. Was immer uns dazu treibt, es ist eine dunkle Faszination, eine erotische Lust, die uns überfällt, wenn wir uns mit diesen Bildern, Phantasien oder Geschichten von den - in der Realität grausamen und inhumanen - Praktiken beschäftigen. Nur als Praxis zwischen bewussten, erwachsenen Partnern, und nur wenn wir emphatisch bei diesen bleiben können wir auf diesem Rand des Vulkans tanzen. Und oft genug fallen wir vom Grat…
Seio Ito, als der Gründervater des Kinbaku, war hauptsächlich an Seme / Folter interessiert - und mit seiner Frau und Muse, Kise Sahara, an diesem erotischen tanz auf dem Vulkan. Er war in diesem Sinne also ein echter „Perverser“ *g*. Seil war einfach das Mittel seiner Wahl in dem kulturellen Kontext in dem er gelebt hat.

Es geht hier also im weitesten Sinne um eine härtere Gangart bei der Verwendung von Seilen im gemeinsamen Liebesspiel. Seil-Bondage als B(ondage)DSM-Aktivität. Für viele kommt beim Semenawa eine gewisse DS-Dynamik ins Spiel oder zumindest eine Polarität zwischen den beiden Partnern. Wir spielen mit heftigen körperlichen Zuständen: Schmerz, Anstrengung, oder Gefahr - und tiefen Emotionen.

Akira Naka
Und dann wollen wir uns noch - zumindest weitestgehend - mit dem Stil / der Kunst von Akira Naka beschäftigen.
In dieser Gruppe schreibt Akira Naka Sensei nicht selbst - deshalb kann nichts hier als absolute Wahrheit stehen. Nur Akira Naka Sensei weiss, was Akira Naka wirklich denkt…
Diese Gruppe ist quasi der deutsche Fan-Club von ihm…
In meiner Wahrnehmung entsteht ein Stil durch bewusste Entscheidungen, durch eine Auswahl bzw. Selektion von wenigen Stilmitteln aus einem Meer von Optionen. Stil ist Diskriminierung! Das heisst nicht, das die anderen Optionen schlecht sind, sie sind nur nicht Teil des Stils. Yves Klein diskriminiert alle Farben, ausser Blau (ausser einem ganz bestimmten, tiefen, dunklem Blau!)
Akira Naka hat sich für eine gewisse Ästhetik entschieden, für Fesslungen, die er macht - und gegen andere. Nur dadurch wird sein Stil erkennbar, unverwechselbar.

In meiner Meinung ergibt es nur bedingt Sinn, den Stil eines anderen zu kopieren. (Es ist nur dafür nützlich, gewisse Grundprinzipien zu lernen und zu verstehen). Darüber hinaus sollten wir alle unsere eigene Interpretation finden, unseren eigene Stil entwicklen.

In diesem Sinne: Seil ist frei!

Was meint Ihr? Welche Assoziationen habt Ihr zu den Begriffen, zu den Konzepten, zu den Ideen hier? Schreibt bitte in die Kommentare, nur so kommt hier Leben in die Gruppe… *herz*
********floW Paar
2 Beiträge
Hi nawa_ronin. Danke dir für die Initiative zu dieser Gruppe!!!

In den ganzen Begrifflichkeiten ist für uns seme bzw. semenawa die einzig bedeutsame. Ich als der mit Seil hab keinen Fetisch für Juteseil.
Was ich bzw. wir am meisten suchen ist, das (dunkle) Innere hervorzuholen. Außerdem erforschen wir unsere Fantasien und was uns so erotisch triggert. Dazu brauchen wir einen Ryuu, der starke Wirkung bei möglichst simpler Technik hat und auf der visuellen Ebene sexuell stimulierend ist.
Deswegen schauen wir wenig nach rechts und links was noch alles so gibt.

(Ich nutze übrigens möglichst den Begriff Flow anstelle von „Stil“, wenn ich versuche zu beschreiben, was ich tue. Das ist von Ryuu auch die engere Übersetzung. Das hat für mich eher das, was du glaub ich sagen willst am Ende: Das Finden des Eigenen im Rahmen von ein paar mehr oder weniger festen Parametern (Ästhetik, Kata, safety, übergeordnete Initention, hier: seme,...).)
**ey Mann
109 Beiträge
Ich habe festgestellt das viele die Definition von Shibari und Kinbaku sehr unterschiedlich interpretieren. Oder andere sogar alles in einen Topf werfen.

Für mich ist Shibari das erotische und spielerische fesseln. Gefühl und Energie zwischen mir und dem Bunny mit Erotik gepaart. Dabei muss es nichts Sexuelles sein, eher ein Flirten, ein sehr inniges und intimes miteinander, ein erotisches / sexuelles zur Schau stellen.

Kinbaku sehe ich mehr als Ästhetisches fesseln. Für mich ist genauso die Energie und das miteinander wichtig aber mehr mit dem Hintergrund das es um die fertige Figur geht.

Wobei gesagt sei, dass in keinem der beiden das Miteinander, die Kommunikation und das Empfinden sowie die Verbindung über das Seil fehlen sollte.

Semenawa empfinde ich als Reise, die man zusammen antritt und immer an unterschiedlichen Orten landet. Der Weg dahin ist sehr offen und geprägt durch Direktheit, Intimität, Schmerz, Hürden, Wahrheit und extreme Gefühle, die man zusammen durchlebt.
Als Rigger das Bunny über Hürden zu tragen, helfen den Schmerz zu überwinden, zusammen leiden und die nötige Kraft und Stärke geben, um diesen einen Berg noch zu erklimmen ist für mich ein extrem, in das ich gerne abtauche.

Natürlich nutze ich Seile auch beim Sex für verschiedene Dinge. Der Hintergrund ist dann aber ein ganz anderer und die Intension und ausführung natürlich auch.
Alsooo...schwierig, schwierig das in einen "politisch korrekten Text" zu fassen - aber sehr spannend.

Man merkt ja schon an den Beiträgen, wie unterschiedlich jap. Begriffe übersetzt werden und dann nach westlicher Denke damit umgegangen wird.
Ich kannte die Definitionen von Ren Yagami bisher gar nicht - wobei es nochmal nachzuforschen gilt, wer hat das mit welcher Kenntnis der japanischen Sprache übersetzt (ich ahne wer...) und in welchem Zusammenhang wurde das gefragt und beantwortet. Es ist auch für mich das Gegenteil dessen, was ich bisher gehört hatte und unter welchem Aspekt ich darüber gesprochen habe. Und es wird wohl auch so bleiben.
Jetzt noch die grundsätzliche Ausrichtung von Ren Yagami dazugepackt - und eventuell noch darüber nachdenken, ob er nicht "gerade zu Scherzen" aufgelegt war...und sich dann darüber amüsiert, wie die "West-Menschen" alles, was ein Japaner erzählt in ihrer ganz eigenen Art übersetzen und glauben, danach handeln zu müssen.
Ich kenne einige deutschsprachige Fessler, die häufig in Japan sind und einen sehr differenzierten Blick auf das haben, was da so "rüberschwappt" in die westliche Fesselszene.
Naja...egal.
Auch die "jap. Großmeister" haben nach anfänglicher Verwunderung, warum die "West-Menschen" sich für jap. Fesseln interessieren, verstanden, dass sich damit eben auch eine hier "nicht-genannte Summe" an Geld verdienen lässt. Völlig zurecht...ich möchte auch lieber nicht ausrechnen, wieviel uns das Fesseln-Lernen schon wert war. Und das ohne Ambitionen, dies durch eigene WS wieder reinholen zu wollen...

Ich bin ein Verfechter von "Make Shibari dirty again".
Damit schließe ich natürlich andere Herangehensweisen für uns aus. Kein Tantra-Fesseln, kein "ich will einfach schweben", kein "Schmuckfesseln" o.ä.
Wobei...wenn es um "dirty" geht - Yukimura war "dirty pur"...jedenfalls in meiner Wahrnehmung.
*hutab*
******321 Frau
597 Beiträge
Hallo nawa_ronin, gerne gehen wir auf Deine Bitte ein, wie wir zu Akira Naka stehen, bzw. welche Vorbilder wir haben. Akira Naka ist für mich (Francois) nicht unbedingt der sympatische Rigger von nebenan. Seine Seilführung überzeugt mich nicht und als eleganten Bohème würde ich ihn auch nicht bezeichnen. ABER - er ist scheinbar "schlicht" in seiner Technik und unglaublich konsequent. Wenn man ihn genau beobachtet, kennt er alle Druckpunkte und das fasziniert mich. Sein Timing ist grandios.

Vorbilder waren für uns natürlich Osada Steve, Yukimura Haruki und seit neuen Ren Yagami.

Da meine Fee eine Bandscheiben-OP am Halswirbel hatte (nein kommt nicht vom Fesseln) haben wir unseren eigenen Style suchen und finden müssen. Ferner bin ich 65 und meine Fee 59. Also, vieles geht aber nicht alles (neue Gruppe Semenawa Society 60+ *mrgreen* ).

Welche korrekte Übersetzung nun gilt, ist uns eigentlich wurscht. Wir haben schon so viele unterschiedliche Definitionen gehört. Meine Einstellung, wie in der Vorstellungsrunde angesprochen ist:

https://www.joyclub.de/profile/homepage/5214381-267101.semenawa.html

Gruß in die Runde Francois
Für mich ist es jetzt nicht Wichtig die Begriffe Shibari und Kinbaku ständig zu analysieren, was zu unendlichen Diskussionen führt und in zig Treats hier im Joy und auf anderen Plattformen auch schon geschehen ist.
Semenawa ist für mich eng mit Akira Naka verbunden, bzw. Wildties als seinem Meisterschüler und in Europa am Präsentesten.
Ebenfall ist Nureki um nur einen zu nennen, sehr eng mit dem Semenawa verbunden.

Die Beschreibung Tormenting gefällt mir sehr gut, genauso wie das gemeinsame Besteigen des Berges oder am Rand der Klippe laufen, die Grenzerfahrung, das trifft es für mich schon sehr auf den Punkt.
Ich denke das durch den Prozess, die langsam steigende Intensität, die Zeit .... das Innere des RopeBottom nach Aussen getragen wird, mit allen seinen Facetten, Leid, Hingabe, Schönheit, Wut, Verzweiflung, Aufgabe, etc. Die Führung des RopeTop ist da essentiell, doch auch der Fesselnde gibt so viel von sich Preis, er macht sich gegenüber seines Partners Verletzlich und Angreifbar, was diesen Prozess so Spannen und Tief für mich macht.
**********hen70 Frau
14.118 Beiträge
Zitat von *******nin:
...Zum Beispiel hat 2015 Ren Yagami in Berlin den Begriff „Shibari“ für seine, erotische! Fesselei reklamiert, während er „Kinbaku“ für eher un-erotische, ästhetische Bondage verwendet hat. Das wäre so ziemlich das Gegenteil von der derzeit allgemein anerkannten Definition...
Ja und nein *zwinker* Shibari steht ja schon für erotisches Zeigen in Bildern, wenn ich das so aus der Nachkriegshistorie richtig verstanden habe. Im Gegenzug gibt es im Kinbaku Trainier, die die Unberührbarkeit des Models proklamieren (was dazu geführt hat, haben die meisten wohl in unterschiedlichsten Ausprägungen mal mitbekommen). Eigentlich sollte es aber im Kinbaku um das tiefe Berühren und die Emotionalität gehen. Somit wird die Welt immer mal wieder auf den Kopf gestellt *zwinker*

Nur ein Teilaspekt des Postings. Ich kann mich mit vielem was gesagt wurde, identifizieren. Nur das für mich Semenawa mehr als nur eine Stilrichtung ist. Aus meiner Warte zieht es sich über die Jahrhunderte und wer tiefer schaut, wird neben den japanischen Wurzeln auch chinesische (historische) Fesselstile finden, genau wie es ähnliches auch über Asien bis zu Europa verstreut gab. Die meisten Überlieferungen lassen sich allerdings in der Tat in Japan finden, von daher dienen diese Quellen dann oft der Inspiration der eigenen Fantasien und Möglichkeiten der Umsetzung. Und das für uns exotisch hat vermutlich auch einen gewissen Reiz, so spielt auch die ganz eigene Kultur eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
416 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Hier ein schöner Artikel darüber, wie Yukimura sensei den Unterschied von "semenawa" zu seinem "aibunawa" erklärt.
https://www.kinbakutoday.com … nawa-pleasure-and-endurance/
*******fun Mann
148 Beiträge
An dieser Stelle möchte ich euch für eure Erklärungen und Links danken.
Diese haben mir sehr geholfen so manches was in mir diffus vorhanden war etwas gruppieren und ordnen zu können.
Für mich wird immer klarer, dass meine wirklicher Haupt-Bezug im Semenawa liegt. Dennoch hat auch das Aibunawa seine Berechtigung um auch dem Modell zeigen zu können, welche Option besteht und dies in seltenen Fällen bewusst zu wählen um zu zeigen das ich die "Fäden" in der Hand habe.
Mir geht es auch um die tiefere Botschaft die ich so vermitteln kann. Durch die strikte Fesselung Halt zu geben, eben jeden Freiraum zu nehmen um Freiheit zu erzeugen. Ich für mich meditiere sehr oft und merke im regungslosen, stille verharren kann die innere Transformation beginnen. Mein Ziel ist es diese Erfahrung im besonderen über die Seile weiter zu geben.
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