Coming-out

Der blanke Horror! 1986 war AIDS noch die „Schwulenkrankheit“, das Thema Homosexualität war iwie in der Schmuddelecke und ich wusste nicht wirklich was mit mir los war, weil sowas wie Bisexualität nirgendwo vorkam. Ich dachte ich wäre ganz „normal“ Hetero… sprach auch alles dafür, und dann hab ich mich in nen Jungen verguckt. Bäm!
Ok, dachte ich, bin ich halt schwul. War aber nicht so. Als ich das dann gemerkt habe war ich vollends verwirrt. Hat dann auch noch drei Jahre gedauert bis zu meiner ersten wirklichen Beziehung - zu einem Mann. Ich hab ihn dann einfach meinen Eltern vorgestellt ohne zu sagen ich bin Schwul oder Bi oder sonstwas. Die haben auch Gott sei dank total cool reagiert - waren dann nur etwas verwirrt, als ich gut zwei Jahre später ne Frau angeschleppt habe.

Also mein Coming-out war ziemlich unspektakulär. Wenn es überhaupt eins gewesen sein sollte. Das war anfang der 2000er als ich mich in meinem besten Freund und Klassenkameraden verliebt habe und auch gleichzeitig mein erstes Mal mit ihm hatte, da war ich 16 Jahre alt. Dann vor etwa 13-14 Jahren ( habe zwischendurch auch mal Erfahrungen mit Frauen gemacht, war aber Irgendwie nicht so richtig was für mich). Habe dann halt mit Anfang Zwanziger 21,22 für mich dann fest gestellt das ich Männer und den dazugehörigen Sex und verliebt sein für mich in Ordnung ist. Und habe mich ohne jetzt damit hausieren zu gehen immer weiter mehr oder weniger offen geoutet. Habe dann auch bis ich 30 geworden bin es akzeptieren können das ich homosexuell bin. Und bin zumindest bei Familie und Freunde größten Teis geoutet.

So sollte das sein! "Normal" eben. Nichts besonders erwähnenswertes. Das ist meine persönliche Sache - ich tue damit niemandem weh, ich nehme niemandem was weg. So what!
Ich glaube, nur durch diese gelebte "Normalität" können wir es schaffen Hemmung und Vorurteile abzubauen und wirkliche Akzeptanz zu schaffen.

Es ist gut, dass das für junge Menschen heute schon deutlich einfacher ist, als das z.B. bei mir in den 1980'ern der Fall war.