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Geschichten zum Motorradfahren

*********iebte Paar
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Geschichten zum Motorradfahren
Erlebnisse, Erfahrungen, Erinnerungen, oder auch aktuelles, was ihr so erlebt habt - für all das ist dieser Thread vorgesehen.
*********iebte Paar
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Niederlage gegen den Virus
Dann fange ich auch gleich mal an. Es ist über 30 Jahre her ... :

Viele begeisterte Motorradfahrer haben sich bereits in früher Jugend einen hartnäckigen Virus eingefangen. Auch mich hat es recht früh erwischt, zumal meine Kindheit in einer Zeit angesiedelt war, zu der, auch noch aus heutiger Sicht, die interessantesten Zweiräder gebaut wurden, die aus mehreren Gründen besonders geeignet waren, das Immunsystem des Menschen zu überwinden.

Ich bin schon oft gefragt worden, weshalb ich denn so ein leidenschaftlicher Motrorradfahrer bin. Nachdem ich mir darüber Gedanken gemacht habe, kommen mehrere Situationen meines Lebens in Betracht, deren Summe wohl dazu geführt hat, dass der besagte Virus mich schon recht früh befallen hat.

Olaf, der Sohn unseres Nachbarn hatte ein Motorrad. Ich fuhr zu dieser Zeit noch mit meinem Bonanza-Rad durch die Stadt und rannte mit der Blechtrommel um den Weihnachtsbaum. In dieser Zeit kann ich mich besonders an einen warmen Sommertag erinnern, an dem Olaf Besuch von anderen Motorradfahrern bekam, um mit denen eine Tour zu unternehmen. Olafs Honda CB750F stand schon bereit auf dem Hof, als sein Kumpel mit einer Kawasaki Z900 um die Ecke bog. Die gut 200m von der Einmündung bis zum Ende der Sackgasse nutzte er, um die Maschine einmal richtig
aufzudrehen. Dank einem ganz sicher nicht serienmässigen Auspuffs begleitete diesen Moment ein intensives, agressives Brüllen. Ich sass mit grossen Augen und offenem Mund auf meinem Fahrrad.
Die Kawa war kaum abgestellt, als auf dem Gelände einer nahegelegenen Tankstelle ein weiteres Motorrad gestartet wurde. Der Weg von der Tankstelle bis zur Einmündung unserer Strasse beträgt ca. 400m, wobei ich zu jeder Zeit die genaue Position des Motorrades erkennen konnte. Ein überaus kraftvolles, energisches Motorgeräusch liess meinen Mund gar nicht wieder zu gehen. Es war nicht vergleichbar mit dem brüllen der Kawa – nein, das Geräusch war erheblich dumpfer, dabei aber in keinster Weise leiser. Einen Momoent später bog dann ein rotes Motorrad in die Strasse ein und tat es dem Kawa-Fahrer gleich, indem auch er das Fahrzeug extrem beschleunigte und dabei zwischen den Häusern ein Gänsehaut-erzeugendes, tiefes Grollen erzeugte. Ich erwartete, dass jeden Moment die Schieferkacheln von den Wänden fallen müssten. Bis in den Magen merkte man die Schwingungen dieses Motors. Es handelte sich, wie sich vielleicht der eine oder andere schon denken kann, um eine Moto Guzzi LeMans, die ebenfalls keinen Original-Auspuff mehr
besass.
Knapp zehn Minuten zirkelte ich dann noch um die Bikes herum, bevor Olaf mit seinen Kumpanen losfuhr. Hierbei gesellte sich zu der geballten Akustik noch der markante Ton der Honda CB750F mit der 4-4-Auspuffanlage, die nicht nur eine optische Augenweide war, sondern einen ebenso angenehmen, wie durchdringenden Ton erzeugte.
Das muss der Moment gewesen sein, der dafür gesorgt hat, mein Immunsstem in Bezug auf motorisierte Zweiräder nachhaltig zu schädigen. Das Fahrrad fahren hatte seit diesem Moment irgendie nur noch stellvertretenden Charakter. In meinen Gedanken war es kein Bonanza-Rad mehr – es war fortan eine Guzzi, oder BMW oder Honda, ….

Kurze Zeit später stand dann in der Nähe des Hauptbahnhofs eine Honda CBX in silber-metallic. Hier kam ich mit meinen Augen gar nicht mehr von der Krümmerbatterie des imposanten Sechszylinders los. Leider hatte ich zu der damaligen Zeit noch keine Kamera. Ich würde mir heute gern noch einmal ansehen, mit welchen Augen ich das als Kind gesehen habe.

Einige Jahre später, ich war mittlerweile motorisiert und bewegte eine Hercules Ultra 80, veranstaltete in Lenhausen der lokale Honda-Händler einen Tag der offenen Tür. Schon auf dem Weg dorthin kam mir in einer Steigung mit satter Geschwindigkeit eine Honda VF750F entgegen. Dies war in dem Jahr das neueste Modell der japanischen Motorradschmiede. Erwartungsvoll fuhr ich dann mit einem Bekannten auf dem Soziussitz in den Ort. Ich wurde nicht enttäuscht! Anders als heute, war der Tag der offenen Tür ein regelrechtes Volksfest. Verschiedene Honda-Modelle standen zur Probefahrt bereit. Da dieses Special auch rege genutzt wurde, trug ich mich sofort für die MBX80 ein. Mein Bekannter, der bereits den 1ser in der Tasche hatte, entschied sich für die Honda MTX200.
Die Fahrt mit der 80er war erwartungsgemäss nicht besonders aufregend. Die Beschleunigung war ein wenig besser, die Endgeschwindigkeit jedoch deutlich magerer, als ich es von der Hercules gewohnt war.
Dann aber kam der Moment, dass die MTX200 frei wurde. Ich nutzte die Gelegenheit, um auf dem Soziussitz die Fahrt mit zu machen. Boah – ich hatte nie gedacht, dass in so einem kleinen Zweitakter so viel Power stecken kann. Ich hatte alle Mühe, mich festzuhalten, wobei es mir das mit erstaunlicher Regelmässigkeit emporsteigende Vorderrad nicht gerade leichter machte. Mit einer gehörigen Portion Respekt stieg ich dann wieder von dem Motorrad herunter.

Zur Krönung des Tages fuhr dann ein Motorradfahrer mit der schon lange bestaunten Honda CB1100F Super Bol d’or vom Hof. Schon beim starten des Motors war ihm die Show sicher, jedoch was dann kam, das schlug dem Fass glatt den Boden aus:
Mit kurzen, zaghaften Gasstössen bewegte der Fahrer das Traummotorrad auf die Strasse, um dann im ersten Gang voll zu beschleunigen. Dieses Geräusch, das dann entstand, werde ich wohl mein Leben lang nicht wieder vergessen. Es war irgendwie kein Motorgeräusch mehr, sondern ein wildes, infernalisches Brüllen. Ich bin mir sicher, dass das der Augenblick gewesen ist, der
mein gesamtes Immunsystem zum kippen gebracht hat. In diesem Moment wusste ich, dass auch ich einmal ein grosses Motrrad fahren würde …

Abermals wenige Jahre später hatte ich in Lahnstein bei Koblenz die Möglichkeit, ein richtiges Motorrad zur Probe zu fahren. Es war eine Kawasaki GTR1000, also ein Luxustourer auf damals höchstem Niveau. Meine Freundin Elke (auch heute noch habe ich Kontakt zu ihr) begleitete mich bei dieser Fahrt. Auch sie war sehr gespannt auf das, was uns nun erwartete.
Immerhin war das bisher stärkste Motorrad, das ich in meinem Leben bewegt habe, die Fahrschulmaschine, eine Yamaha XS400 mit gerade einmal 27PS. Die Grösse des Reisedampfers machte mir keine Probleme und wir befuhren die Landstrasse entlang dem Rhein. Nachdem wir einige Kilometer später wendeten fühlte ich mich schon vertrauter mit dem Motorrad und wagte es, im zweiten Gang einmal das Gas bis zum Anschlag aufzudrehen. WOW!!!
Das hatte ich dann doch nicht erwartet. Der schwere Reisedampfer machte einen Satz gleich einer Wildkatze, wobei ich selbst und auch Elke überrascht ob der Heftigkeit waren. Klar, 100PS sind schon etwas anderes als 27, aber die Fuhre, komplett ausgerüstet mit Koffern, bringt ja auch einige Kilos mehr auf die Waage. Etwas zaghafter brachten wir das schicke Motorrad dann wieder zurück zum Händler. Nicht aber die Erfahrung, die ich auch heute noch gern herauskrame, da es wie schon gesagt, der erste persönliche Kontakt mit einem wirklich leistungsstarken Motorrad war.

Kurze Zeit später kaufte ich dann die Honda CB450S, mein erstes eigenes, richtiges Motorrad. Das ist jedoch eine andere Geschichte …
Der Virus war jedenfalls mittlerweile tief in meinem inneren verankert und vielleicht sind es auch diese Momente, die dafür gesorgt haben, dass ein Motorrad für mich nicht nur allein die Funktion des fahrens erfüllen, sondern sich dabei auch noch gut anhören sollte.
*********iebte Paar
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1989 im Harz
Die Yamaha SRX 600 ist das Motorrad, mit dem ich erst richtig das Motorrad fahren erlernte. Ich war oft mit Bekannten unterwegs und lernte speziell beim hinterherfahren hinter erfahrenen Motorradfahrern. Hier bekam ich die Sicherheit bei Schräglagen, da ich jetzt erst bemerkte, welch ungeahnte Reserven die Reifen noch boten. Jede freie Stunde war ich in dieser Zeit mit dem Motorrad unterwegs und ich merkte richtig, wie ich nach und nach eins mit der Maschine wurde.

Viele Touren allein, sowie auch mit Bekannten, haben das Jahr 1989 zu einem sehr interessanten Motorradjahr gemacht.
Eine besondere Tour ist mir auch heute noch immer deutlich in Erinnerung:

Harz 1989
Freitag abend, ich sitze nach einer anstrengenden Woche gemütlich am Fernseher als es plötzlich an der Tür klingelt. Es ist Hans, ein Motorradkumpel, der mit seiner CB1100 Super Bol´d or vor der Türe steht. Ich lasse ihn herein und setze schnell einen Kaffee auf.
Schnell kommt er zur Sache: Der Wetterbericht sagt herrliches Wetter voraus, das Wochenende steht vor der Tür, was hält uns noch hier? Sein Vorschlag: wir fahren gleich morgen ganz früh nach Warburg. Hans rennt bei mir offene Türen ein. Nach so einer Woche voller Stress und Ärger sind ein paar Tage, die ich raus komme eine angenehme Abwechslung. Schnell sind Sachen gepackt und das Zelt verstaut.Samstag früh fahren wir dann auch wie geplant los. Wir entschließen uns, um erst einmal Kilometer zu fressen, die Autobahn zu nutzen. So kommen wir unserem Ziel schnell näher. Warburg ist schnell erreicht, zu schnell. Es ist gerade um die Mittagszeit als wir ankommen. Da der ganze Tag noch vor uns liegt, entscheiden wir, daß wir weiter in Richtung Harz fahren. Dort angekommen, kaufen wir in einem Zeitschriftenladen eine Touristenkarte der Gegend. Nun fahren wir eine Strasse nach der anderen im Westharz ab. Der Ostharz ist uns diesen Sommer noch nicht zugänglich. Erst Ende diesen Jahres sollten dann die Stacheldrahtzäune fallen, das aber weiß zu dem Zeitpunkt noch niemand. Heute schauen wir von den Aussichtspunkten noch in das „Ausland“.

Die traumhaft kurvigen Straßen des Harzes nehmen uns voll in ihren Bann. Wir verfahren uns, sind aber in keinster Weise darüber verärgert. Nein, ist doch toll, so dürfen wir diesen atemberaubenden Streckenabschnitt nochmals unter die Räder nehmen. Irgendwie wird es später Abend, als wir merken, daß die Campingplätze bereits ihre Tore geschlossen haben. Nach 22:00 Uhr fahren wir die Staumauer des Sösestausees an, um Pause zu machen und über ein geeignetes Nachtquartier nachzudenken. Dort werden wir bereits von einer Horde Jugendlicher erwartet, die dort Party machen. Ihren Ghettoblaster versorgen sie über den Aussenanschluss eines Kiosk, der sich an der Staumauer befindet. Alle paar Minuten spricht die Alarmanlage des Kiosk an, deren Lautstärke aber nicht ausreicht, die Musik zu übertönen. Irgendwie ist hier alles anders. Der Lärm stört hier niemanden und die Polizei bleibt auch in ihrem Lager.
Angesprochen auf eine Möglichkeit, unser Zelt aufzuschlagen antwortet einer der Partylöwen, dass sich gegenüber der Straße, ungefähr 200m durch den Wald eine Lichtung befindet, wo wir unsere Behausung aufstellen könnten.
Hans und ich tauschen Blicke aus, die einstimmig entscheiden, daß wir unsere Maschinen HIER nicht abstellen und lieber einen anderen Platz suchen. Wir fahren also weiter bis in den nächsten Ort. Dort finden wir ein Bushäuschen, vor das wir unsere Motorräder postieren und uns auf den Bänken in unsere Schlafsäcke verkriechen. So ist uns das doch sicherer. Eine kurze Zeit strahlen die luftgekühlten Motoren noch ihre Wärme ab. Es ist eine klare, kalte Nacht aber trotzdem schlafen wir gut. Lustig sind am nächsten Morgen die Blicke der vorbeifahrenden, die offensichtlich noch nie die Bushaltestelle als Pension mißbraucht gesehen haben.
Zum Frühstück fahren wir den Bäcker im Nachbarort an. Dort trinken wir unseren morgendlichen Kaffee und essen ein paar Brötchen. Gestärkt schauen wir dann auf unsere Karte und suchen nach Straßen, die wir gestern noch ausgelassen haben. Die fahren wir dann heute noch ab, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Mittags tanken wir und sehen direkt neben der Tankstelle eine Wiese. Hier hauen wir uns einen Moment hin, um nach fast zwei Stunden Schlaf weiterzufahren. Am frühen Abend sind wir wieder zu Hause und froh, diesen Trip unternommen zu haben. Speziell die noch sehr geringe Verkehrsdichte im Harz hat uns gefallen. So eine ruhige Tour werden wir wohl heute, nach der Wiedervereinigung, in dieser Gegend nie wieder erleben.
Lang ist‘s her ...
*********iebte Paar
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Eine frühe Alpentour
Es ist mittlerweile August 1990. Ich habe mich sehr gut an die Honda CBR 1000 F gewöhnt. Mit der Zeit habe ich auch das Gefühl für die Geschwindigkeiten wiedererlangt. Die einzige Ausnahme sind lange längere Autobahn-Etappen. Hier passiert es auf freie Strecke schon einmal, daß ich selbst erschrecke, wenn ich auf dem Tacho plötzlich einen Wert von 270 km/h und mehr ablese. Aber es ist wirklich begeisternd, wie sicher sich solche Geschwindigkeiten mit der CBR bewältigen lassen. Zu keiner Zeit habe ich auf dem Motorrad ein unsicheres Gefühl gehabt. Jetzt ist wieder Urlaub angesagt.

Der erste Alpentrip, vergangenes Jahr mit der SRX unternommen, sorgt dafür, daß wir dieses Jahr auch wieder diese Gegend besuchen. Wir, das bedeutet die CBR, Juliane und ich.
Juliane habe ich dieses Jahr kennen und lieben gelernt. Sie teilt glücklicherweise meine Begeisterung für Motorräder. Juliane stammt aus den neuen Bundesländern (Sachsen Anhalt) und kannte bislang diese Klasse Motorräder nicht. Simson, MZ und AWO waren in dieser Region die angesagten Fahrzeuge. So war ihr erster Kommentar, nachdem sie bei der ersten Sozia-Fahrt mit der CBR abstieg: „Ihr seid doch alle verrückt!“.
Mittlerweile hat sie sich an das Leistungspotenzial der Honda ebenso gewöhnt, wie ich.
Die CBR wird also mangels Gepäckträger abenteuerlich gepackt. Eine große Gepäckrolle und das Zelt müssen reichen. Beides wird mit Spanngurten am hinteren Haltegriff gefestigt. Dieser Griff ist ja eigentlich sowieso nur eine Einrichtung für den TÜV. In der Praxis ist er zum festhalten eher untauglich bzw. so wie heute, zur Gepäckbefestigung geeignet.

Wir fahren früh am Morgen los. Die Autobahn ist frei, so daß wir einen sehr guten Schnitt herausfahren. Mit einer kurzen Pause sind wir bereits knapp vier Stunden später in München. Von dort aus schlagen wir die Route nach Garmisch ein. In Oberau, wie noch vom letzen Jahr gewohnt, biege ich rechts in Richtung Ettal ab. Hier möchte ich bei der Pension, die mir letztes Jahr sehr gefallen hat, nach einer Unterkunft fragen. Leider erfahre ich, daß dieses Jahr die Festspiele in Oberammergau, einem Nachbarort von Ettal, stattfinden. Diese Festspiele finden nur alle zehn Jahre statt. Darsteller sind Laienschauspieler aus dem Ort. Weit über die Landesgrenzen hinaus ist dieses Spektakel bekannt und dementsprechend düster sieht es auch mit der Zimmerverfügbarkeit aus.
Wir versuchen es hier gar nicht erst weiter, sondern fahren zurück nach Garmisch-Partenkirchen. Hier werden wir sofort fündig. Wir teilen das Haus mit einem Schweizer Pärchen, die mit einer FZR 600 angereist sind.

Vorrangig fahren wir dieses Jahr noch einmal die Strecken des Vorjahres ab. Zwar kenne ich die Gegend bereits, aber mit der CBR macht es doch mehr Spaß, diese Region zu bereisen. Außerdem möchte ich auch Juliane die Schönheiten der Alpen zeigen. Deshalb fahre ich auch bewußt die schönsten Stellen des Vorjahres an.

Das Wetter dieses Jahr ist nicht so schön, wie vergangenes Jahr, jedoch regnet es kaum. Wir fahren in Richtung Kochelsee, als unmittelbar vor uns aus dem Gegenverkehr ein PKW zum überholen ansetzt. Ich weiche hart nach rechts aus und habe Mühe, die Honda auf dem Asphalt zu halten. Puh, das war knapp! Ich bin jetzt froh, daß wir nicht mit dem Auto unterwegs waren. Da sag noch einmal jemand, Motorradfahren sei gefährlich… Mit dem Auto wäre es hier unweigerlich zum Frontalzusammenstoß gekommen. Den Schreck noch in den Knochen fahren wir einen Imbiss an, um erst einmal einen Kaffee zu trinken. Zusammen mit einem Yamaha XT 600 Treiber sitzen wir an einem Tisch. Er stammt aus Hamburg und verbringt, ebenso wie wir seinen Urlaub in dieser Gegend. Er ist mittlerweile schon auf dem Heimweg. Drei Wochen Südtirol hat er bereits hinter sich. Nachdem wir ihm von dem Erlebnis mit dem Autofahrer erzählen, sagt er, wir sollten doch erst einmal nach Italien fahren. Dort wäre so etwas an der Tagesordnung. Nun, uns reichte dieses eine mal schon. Wir verabschieden uns wieder und fahren weiter. Die nun folgende Strecke zwischen dem Kochel- und dem Walchensee hat es wahrlich in sich. Sie ist Sonn- und Feiertags für Motorräder gesperrt. Eine sehr kurvige Straße mit hervorragendem Belag verbindet die beiden Seen. Wir beenden den Tag mit einem Umtrunk im Biergarten unserer Nachbarschaft.

Der Rest des Urlaubs ist nicht mehr sehr spannend, deshalb aber wahrhaftig nicht weniger schön. Allein die Heimfahrt gestaltet sich recht anstrengend. Wir haben sehr viel Verkehr, Stau, zähfließenden Verkehr- das ganze Programm. Wir brauchen sehr lange für die Tour. Auf den letzten Kilometern mache ich dann noch einen Flüchtigkeitsfehler, der fast in einer Katastrophe endet. Wir befahren zügig eine mir unbekannte, gut ausgebaute Landstraße. Dann verschätze ich mich gewaltig mit einer unübersichtlichen Rechtskurve. Viel zu schnell fahre ich sie an. Als ich meinen Fehler bemerke, haben wir schon ordentliche Schräglage, so daß an bremsen nicht zu denken ist. Ich gehe vom Gas und lege das Motorrad noch weiter in die Kurve. Ich möchte nicht auf die Gegenspur, da ich den weiteren Verlauf der Straße nicht einsehen kann. Die Verkleidung hatte bei der Honda öfter schon am Boden geschliffen. Jetzt aber schleift nicht nur die Verkleidung. Auch die rechte Fußraste klappt ein und das so plötzlich, daß ich meinen Fuß nicht mehr zurückziehen kann und einklemme. Mein Entschluß, nicht auf die Gegenfahrbahn zu fahren, wurde belohnt. Zum einen kam mir wirklich ein Auto entgegen, zum anderen habe ich die Kurve geschafft.
Wir halten ein kurzes Stück später an und betrachten die Umstände. Mein Knöchel ist dick und blau, die Verkleidung stark abgenutzt und sogar Julianes Stiefel ist angeschliffen. Dieser Vorfall hat mir gezeigt, daß ich mit meiner Fahrweise nicht langsam unterwegs bin, dennoch aber jede Menge Reserven habe. Ich selbst habe in diesem Moment nicht geglaubt, daß die Haftfähigkeit der Reifen ausreicht.
Mit bedacht fahren wir weiter nach Hause. Dort angekommen, wird die Honda gleich in die Garage gestellt. Abgeladen wird morgen. Wir wollen uns einfach nur noch hinlegen und schlafen.

Wir sind zu Haus- Motor aus!

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