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Das Herz

*****r74 Mann
134 Beiträge
Themenersteller 
Das Herz
Moin zusammen,
mir ist gerade etwas durch den Kopf geschossen und mich lässt der Gedanke nicht wirklich los.
Nicht aus aktuellem Anlass, ich bin gesund.

Wir alle haben unsere Liebsten fest im Herzen. Freunde, Verwandte die von uns gegeangen sind, tragen wir im Herzen immer bei uns. Menschen die wir lieben, mögen, die uns wichtig sind.

Was passiert eigentlich, wenn wir ein neues Herz bekommen müssen, weil die aktuelle Pumpe nicht mehr repariert werden kann?
Eine neues Herz... aber unsere Freunde und Verwandten die von uns gegangen sind, Menschen die uns ans Herz gewachsen sind.... die bleiben doch...im Kopf, im neuem Herz.

Mir ist schon klar, das es mehr als Metapher gemeint ist wenn wir sagen, Du bist in meinem Herzen.
Und trotzdem lässt mich der Gedanke heute Morgen nicht wirklich los.

Vielleicht hat ja jemand im Bekanntenkreis jemanden mit einer neuen Pumpe. Wie fühlt sich das an? Sagen diese Menschen dann auch noch, dass sie gewisse Menschen im Herzen haben? Oder benutzen die dann nicht mehr das Wort "Herz", weil es ja nicht ihr eigenes Herz ist?

Vielleicht ist mein Beitrag hier auch völlig fehl am Platz, dann versenkt mich nicht. ich dachte bei geistreichen Menschen, oder die einen Fable dafür haben, kann man so eine Frage durchaus mal stellen...

Wünsche euch noch einen guten Start in den Tag!
****Dr Mann
1.513 Beiträge
Aus der Erfahrung mit mehreren Patienten nach Herztransplantation: Doch, das Wort wird im beschriebenen Sinne weiterverwendet. Ich denke, weil die Metapher sich so weit von ihrem Träger entfernt hat, dass sie nicht mehr reflektiert wird. Ähnlich wie manch ein bekennender Atheist sagt "Gottseidank" oder "Mein Gott".
****mi Frau
2.382 Beiträge
JOY-Angels 
Ist natürlich interessant ob man einen Unterschied spürt… aber ich glaube genau wie das eigene, macht auch das fremde Herz vor Freude einen Sprung, setzt kurz aus wenn man geschockt ist, oder schmerzt wenn man es bricht….
Ich würde bei der Formulierung bleiben, denn es ist ja, wenn es in meinem Körper ist, nun eben mein Herz in das ich Menschen schließe…. Es ist genau genommen ist „jemand im Herzen haben“ ohnehin nicht ganz richtig formuliert, weil Herz so oft mit Seele ( Gehirn?) gleichgesetzt wird, aber der Unterschied zwischen einem Muskel und der Seele, wo auch immer sie steckt ist doch gewaltig….

Vermutlich ist es einfach eine sehr alte Annahme das die Seele im Herzen sitzen muss da das Herz ja als der wichtigste Teil angesehen wurde… wenn es nicht mehr schlug, wahr auch die Seele aus dem Körper entwichen….
*****r74 Mann
134 Beiträge
Themenersteller 
@****Dr
Vielen Dank. Erfahrungsberichte sind genau das, was ich erhofft habe zu finden.
Also tragen wir unsere Liebsten auch mit neuem Herzen, auch umgangssprachlich, noch und wieder im Herzen.
Danke!
*********2015 Mann
140 Beiträge
Lieber @*****r74 , auch aus Erfahrung mit transplantierten Patienten, und vorneweg: Psychologie und Psychosomatik sind nach Transplantationen sehr wichtige und nicht immer einfache Faktoren.
Viele Betroffene nehmen ihr neues Organ bald als ihr eigenes wahr - und je besser die Transplantation, Heilung und Verträglichkeit verläuft, desto schneller und kompletter. Es ist ein "geschenktes" Herz (oder auch Lunge usw., aber hier geht es ja um das Herz), aber Geschenke gehören einem ja nach dem Auspacken auch komplett. Sie bleiben keine Geschenke, sondern werden zu Eigentum.
Und wenn das neue Herz dann das eigene geworden ist, dann passt der Satz mit den Freuden im Herzen ja auch wieder...
******ien Frau
164 Beiträge
Ich habe auch gelesen, dass Herz ein Gedächtnis hat und über ein eigenes neuronales System verfügt, dass mit Gehirn kommuniziert, so eine Art Hirnherz. Ob die Annahme von "Geschenk" tatsächlich so glatt abläuft..? Oder entstehen dabei tiefgehende Prozesse spiritueller Natur..?
****Dr Mann
1.513 Beiträge
Guter Einwand, @******ien, allerdings kommt es nach Transplantation zu einem Wiedereinsprossen von Nervenfasern des autonomen Nervensystems, Stichwort "Reinnervation".
********hing Mann
160 Beiträge
Kann die Worte meiner beiden Vorredner ( Schreiber?) bestätigen. Habe im Gedächtnis, dass das Herz etwa 40.000 Gehirnzellen hat. Ist im Vergleich zum eigentlichen Gehirn natürlich wenig, aber auch nicht ganz vernachlässigbar. Das Nervensystem ist schon faszinierend...
****Dr Mann
1.513 Beiträge
@*******_83 Das soll jetzt kein Spezialistenthread werden, aber ich muss dennoch widersprechen:
Das denervierte Herz wird auch vom Vagus re-innerviert, wenngleich wohl nicht vollständig.

GRUPPER, Avishay; GEWIRTZ, Henry; KUSHWAHA, Sudhir. Reinnervation post-heart transplantation. European heart journal, 2018, 39. Jg., Nr. 20, S. 1799-1806.

TCHOUKINA, Inna; SHAH, Keyur B. You've got some nerve (after heart transplantation). The Journal of Heart and Lung Transplantation, 2022, 41. Jg., Nr. 7, S. 910-913.

BEITZKE, Dietrich, et al. Assessment of sympathetic reinnervation after cardiac transplantation using hybrid cardiac PET/MRI: A pilot study. Journal of Magnetic Resonance Imaging, 2019, 50. Jg., Nr. 4, S. 1326-1335.

Zitat aus der letzten Quelle: "Sympathetic reinnervation after heart transplantation (HTX) is a known phenomenon..."
*********te_bw Frau
3.424 Beiträge
Bei mir ist es bestimmt so, dass mein Herz ein funktionirendes Körperteil ist.
Nichts mehr und nichts weniger.
Auch wenn ich sage: ich trage Dich im Herzen, oder Sonne im Herzen, ist das ein gewöhlicher Spruch,
ABER es sind Gedanken, die im Kopf entstehen.
Bei mir passiert alles im Kopf (ich will nicht behaupten, dass es bei jedem so ist, obwohl ich es gerne täte).
Die Kraft der Gedanken ist sehr groß

Auch das Thema Liebe hat meiner Meinung nach nichts mit dem Herzen zu tun, sondern mit dem Kopf und Bauch.
*****fer Mann
58 Beiträge
Ich glaube ja schon, dass dem OP ein gewisse Verbandelung des medizinischen Organs mit der literarischen Metapher innewohnt. Nichtsdestotrotz finde ich ist es gerade in diesem Zusammenhang ein interessanter Zufall, dass ausgerechnet das Herz (zusammen mit dem Gehirn) diejenigen Körperteile sind, die sich am langsamsten austauschen. Vielen ist das ja nicht bewusst, aber von eurem Körper von vor 10 Jahren ist fast nichts mehr in eurem Körper von heute. Nur eben, lustigerweise, Teile des Herzmuskels (und des Gehirns), da ist auch viel in der Zwischenzeit ausgewechselt, aber manches dann eben doch noch nicht. Bei dem Gedanken hatte ich beim Lesen des OP schmunzeln müssen *g*

Zum Weiterlesen:
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/verdauung/alle-paar-jahre-erneuert-sich-der-koerper-der-sieben-jahres-mythos-sie-sind-viel-juenger-als-sie-glauben_id_5238290.html
https://www.spektrum.de/pdf/044-045-sdw-202304-pdf/2117799
****_MS Mann
425 Beiträge
Hallo zusammen,
und danke für das Thema. Denn ich habe diese Metapscher schon immer hinterfragt - warum wir Menschen dem Herzen eine solch zentrale symbolische Bedeutung beimessen. Klar, es ist ein lebenswichtiges Organ - verstehe ich. Aber das sind (fast) alle anderen Organe ja auch...

Ich weiß, dass der folgende Vergleich doof ist - ich ziehe ihn trotzdem:
Wenn wir die Körperfunktionen mit dem Auto vergleichen, wäre das Herz analog/homolog "nur" die Kraftstoffpumpe. Ja, auch dort ist sie für die Funktion des Ganzen natürlich unabdingbar.
Aber als wesentlich-charakteristisch würden wir andere Komponenten betrachten... Wer denkt bei charakteristischen Autoteilen denn überhaupt an die Kraftstoffpumpe - anders als das Herz bei uns?
Motor, Getriebe und Fahrgestellnwären übrigens unser Bewegungsapparat (Muskeln, Skelett und Sehnen/Bänder)...
Ich wüsste gar nicht , was beim Auto "der charakteristischer" Teil sein sollte - ist es doch die Gesamtkombi, die es ausmacht.

Aber zur Speicherung der Infos sei gesagt
Tatsächlich wird das Steuergerät, das die ganzen dauerhaften unbewussten Funktionen im Hintergrund lenkt (Kleinhirn) zunehmend wichtiger. Daher ist sogar ein Reifenwechsel heute mit einem elektronik-Arbeitsanteil verbunden. Und dann ist da ja noch der Fahrer (Großhirn) der bewusst das Lenken und ansteuern der Funktionen veranlasst - und somit die Fahrweise und indirekt die Wirkung des Autos bestimmt...
***_6 Mann
373 Beiträge
@****_MS

Ich denke, das Herz hat seine besondere ihm zugesprochene lebenswichtige Bedeutung daher dass man es von außen klopfen spürt solange man lebt. Man kann (zumindest dachte man früher so) das Vorhandensein von Leben in einem Körper am Herzschlag erkennen. Die Luft kann man mutwillig anhalten, dann verrät keine Lungenbewegung das Leben, beim Herzen geht das im allgemeinen nicht.

Außerdem haben Gefühle einen Einfluss auf den Herzschlag. Da liegt ebenfalls der Schluss nahe dass die Gefühle im Herzen wohnen.

Die moderne Medizin klärt uns zwar darüber auf dass der KurzSchluss nicht den Fakten entspricht, aber die Verortung der Gefühle im Herzen ist sicher sehr viel älter als die Erkenntnisse der modernen Medizin.
Mein Herz ist ein Organ. Es hat die Funktion einer Pumpe. Fertig.

Meine Gefühle spielen sich im limbischen System ab. Fertig

Pierre
****wen Frau
4.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
…und dennoch können Gefühle den Herzschlag beeinflussen… oder das, was das limbische System „so alles auslöst“…

Gruß
die Rhonwen

https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/der-schaltkreis-der-angst

Daraus zitiert:

einige der Bestandteile des limbischen Lappens spielen zwar eine Rolle bei Gefühlen und sexuellem Verhalten, andere sind jedoch für das Gedächtnis oder die Motivation und Navigation zuständig.

*******senz Frau
64 Beiträge
Ich denke es sind nicht die Gefühle selbst, die den Herzschlag beeinflussen sondern Hormone, die z.b durch Stress oder Euphorie ausgeschüttet werden , Adrenalin etc..

Erzählung am Rande:
Als ich Teenie war schaute ich gerne mit fremden Jungs Horrorfilme und das Herzrasen machte mich total an. Ich hatte dummerweise das Gefühl, dass dieses Gefühl verbinde. Bis ich las, dass Adrenalin ziemlich nah an der Wirkung des Hormons ist, welches bei Liebe ausgeschüttet wird.
Also fühlte ich mich schlicht "verarscht" von diesem doofen Adrenalin und habe seither keine Horrorfilme mehr geschaut *grins*
*******me81 Mann
141 Beiträge
Meiner Meinung nach muss man die Metapher selbst unter die Lupe nehmen und ihren Ursprung. Dazu graben wir ein bissschen in der Geschichte und es ist so das manche Kulturen das Herz als den Sitz der Seele betrachten. Im Umkehrschluss heißt es das die Menschen die "einem am Herzen liegen" einen besonderen Platz in der Seele einnehmen und somit ist es auch möglich das jemand diese Metapher verwendet der eine Herztransplantation hatte.
*****s65 Mann
104 Beiträge
Bei den alten Griechen befand sich die Heimat der Seele sogar im Zwerchfell(frän,phonetisch),wobei aufgrund des
damaligen Kenntnisstands der menschlichen
inneren Organe Abstriche bei der genauen Bedeutung des Begriffs anzuraten sind.Im Grunde aber wissen wir auch heute nicht,wo genau bei uns der Sitz von Emotionen ist.Sicher
gibt es Gehirnforschung.Aber das jeweilige Individuum bleibt oft ein Rätsel,vielleicht auch
zum Glück.Viel Glück weiterhin bei der Suche nach Lösungen .Vielleicht gibt es auch neue
wissenschaftliche Veröffentlichungen.
@*****s65

Im Grunde aber wissen wir auch heute nicht,wo genau bei uns der Sitz von Emotionen ist

Im Grunde wissen wir es schon, unsere Emotionen entstehen und werden verarbeitet in der Amygdala im Limbischen System.

@****wen hat es auf den Punkt gebracht.
*****r74 Mann
134 Beiträge
Themenersteller 
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken!

Wenn ich das für mich kurz zusammen fassen darf haben Erfahrungsberichte gezeigt, dass ein neues Herz schnell auch als sein eigenes Herz wahrgenommen wird und Menschen die einem vorher wichtig waren, natürlich immer noch wichtig sind und im Herzen "wohnen".

Danke!
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