Für mich war ein blind Date auch eine Therapie. Dorthin zu finden, wo mein Bauchgefühl mir rät es zu wagen, wenn auch mein Fluchtinstinkt einsetzt.
Ich bin das erste Mal ohne Absicherung 200 km weit gefahren um an einem Abend in einer westschweizer Stadt an einem Hauseingang mit eisernem Tor zu stehen auf dem eine Metallplakette angebracht war: „Vorsicht vor dem Hund“. Meine Knie haben so gezittert, ich jedoch mit dem Mann ein gutes 1/2 Jahr korrespondiert und war von seiner Klarheit total eingenommen. Vor dem Hund, eine belgische Schäferhündin, die extrem gut gehorchte und eine sehr grosse natürliche Neugierde besass, hatte ich anfänglich mehr Angst. Ich wusste auch, dass diese Distanz nicht dazu führen würde, dass wir eine Beziehung aufbauen würden. Und so hatte ich für mich entschieden, dass diese 200 km auch reichen würden um ein weniger gutes Erlebnis auf Distanz zu halten.
Jedoch war es alles andere als schlecht und durch die Entfernung zu meinem Lebensmittelpunkt war ich bereit mich auf alle erdenkliche Einzulassen, solange kein Zwang bestünde.
Es bleibt eine mutige Entscheidung, die jedoch als Erfahrung Gold wert war.
Am anderen Morgen haben wir im vereisten Garten mit Feldstecher, den Zaunkönig beobachtet, wie er sich klein und braun, kaum merkbar, unter einem Asthäufchen versteckte.