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Bedeutung des Wortes Affäre39
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Das Unternehmen Ludwig Wessel,...

******ase Mann
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Themenersteller 
Das Unternehmen Ludwig Wessel,...
... keramische Fabrik in Bonn und seine Werksbahn „die Wesselbahn“

Zusammengestellt von mir, Klaus

Wessel Werke??
Den Namen habe ich doch schon mal gehört oder gelesen?
Richtig, da war doch mal was?

Eine kleine Geschichte:

Bonn ist ein eisenbahntechnisch ausgesprochen buntes Pflaster. Die Menge der schienengebundenen Verkehrsmittel war und ist vielfältig und abwechslungsreich: die staatlichen Hauptbahn- und Zweigstrecken beiderseits des Rheins, natürlich die städtischen Strassen-, Überland und Stadtbahnen, um nur einige zu nennen. Hinzu kommen die Privat- und Werksbahnen mit unterschiedlichen Spurweiten und Traktionsformen. Allen voran die KBE, aber auch die Rheindorfer Hafenbahn und rechtsrheinisch die Kleinbahn Beuel – Großenbusch, sowie die schmalspurige Bröltalbahn. Pferdebahn, Feldbahn und sogar ein Eisenbahntrajekt über den Rhein, all das gab es in Bonn. Vieles davon ist schon lange Vergangenheit, aber nach wie vor gibt es einige Besonderheiten bzw. Relikte zu entdecken.
Eine der unbekanntesten Strecken in Bonn ist die ehemalige Wesselbahn zwischen Bonn Güterbahnhof und Bonn Poppelsdorf. Noch in den Stadtplänen der siebziger und achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war die Bahn eingezeichnet, obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon teilweise abgebaut war. Besonders interessant ist die Tatsache, dass es sich um eine nebenbahnähnliche Kleinbahn, mithin eine entfernte Verwandte der KBE aus der Kategorie der Privatbahnen handelte. Nur wenige Informationen und Dokumente erinnern an „Wessels Bähnchen“, so der liebevolle Kosename bei den Einheimischen. Grund genug für den Autor, nachzuforschen und die wenigen Mosaiksteine zusammen zutragen.
Im Jahre 1755 begann man mit der Porzellanherstellung in Poppelsdorf an der Katzenburg. Von 1755 bis 1757 arbeitet der feinkeramische Betrieb lediglich als Versuchswerkstatt zur Entdeckung der Porzellanherstellung und dessen Zusammensetzung. Bereits 1757 machten sich bereits die ersten finanziellen Probleme breit, daraufhin verlangte der Kurfürst ein arbeiten auf eigene Rechnung und zog seine Gelder aus der Fabrik ab. Bis 1805 wechselte aufgrund dieser Probleme der Betrieb mehrfach den Besitzer. Jetzt übernahm, der ehemals in diesem Werk ausgebildete, Fayence- und Steingutmaler Johann Mathias Rosenkranz die Fabrikationsstätte zusammen mit seinem Schwiegervater Mairitz Wulf. Unter den beiden Fabrikbesitzern stellt sich der erste nennenswerte Gewinn ein. Daraufhin erweiterten sie die Produktionsstätte. Ihren Thon bezieht die Fabrik aus Bingen. In diesem Betrieb arbeiteten 1809 15 Arbeiter. 1816 sind es bereits 70 Arbeiter und 1818 dann sogar 80 Arbeiter. 1821 beginnt eine Betriebkrise und man leiht sich vom Kaufmann Ludwig Wessel 8490 Reichstaler. Die Schwierigkeiten halten jedoch weiter an und die Fabrikleitung schließt 1825 mit Ludwig Wessel und Wilhelm Bruckmann aus Deutz einen Pachtvertrag ab. Die Anzahl der Arbeiter beträgt jetzt nur noch 54. Vor Ablauf des Pachtertrages sieht sich Eigentümer Rosenkranz mehrfach gezwungen seine Fabrikanlage zum Kauf anzubieten, die Veräußerung gelingt nicht. Nachdem Johann Mathias Rosenkranz 9. Juli 1828 im Alter von 62 Jahren stirbt, erwirbt Ludwig Wessel im August 1828 den ausgeschriebenen Nachlass. Man verlängert die Pacht um ein Jahr bis 1829, lässt auf dem angekauften Gelände eine neue Produktionsstätte errichten, nimmt dort nach Fertigstellung die Produktion auf und zieht aus den gepachteten Fabrikanlagen aus. 1830 tritt Schwiegersohn Karl von Thielmann, unter Verzicht auf seine Militärlaufbahn, in den Betrieb von Ludwig Wessel ein. Karl von Thielmann übernimmt die technische Leitung, während Ludwig Wessel sich um die kaufmännischen Belange kümmert. 1831 wird in der Fabrikanlage die erste Dampfmaschine eingesetzt, sie ergänzt die bis her nur mit Wasserkraft betriebene Mahlanlage in der unteren Poppelsdorfer Mühle. Mit dem Tod Ludwig Wessel am 23. März 1838 übernimmt der 24-jährige Sohn Franz Josef das Unternehmen zusammen mit seinem Schwager Karl von Thielmnn. Nach umfangreichen Umbauarbeiten scheidet Karl von Thielmann im Jahre 1842 aus dem Unternehmen aus, um seine unterbrochene Militärlaufbahn wieder aufzunehmen. 1844 erwirbt er noch zusammen mit Franz Josef Wessel die Geschäftsanteile von Carl Ludwig und Carl Wessel um nach dem Tode seiner Frau Anna Gertrud im Jahre 1847 seine und seiner Kinder Fabrikanteile an Franz Josef Wessel zu verkaufen. Franz Josef Wessel ist somit ab 1847 alleiniger Besitzer der Fabrik. Von 1840 bis 1870 sind durchschnittlich etwa 100 Arbeiter dort beschäftigt.
Franz Josef Wessel verkauft 1851 das Detailgeschäft an Friederich van Hauten. Van Hauten bleibt aber durch eine Vertragsklausel an das Unternehmen Wessel gebunden, indem er zu bestimmten Konditionen all seine Waren – außer dem Berliner Porzellan – vom Wessel’schen Hauptgeschäft beziehen muss. Mit diesem En-Gros-Lager baut sich Franz Josef Wessel ein enges regionales Vertriebsnetz auf. Das En-Gros-Lager befindet sich an der Clemens August Strasse 18.
Durch ihre beiden Söhne erhält das Ehepaar Wessel schon frühzeitig Hilfe im Unternehmen. Nicolaus Josef übernimmt die technische Leitung der Fabrik und Carl Ludwig (genannt Louis) übernimmt die kaufmännische Seite des Geschäfts, die er nach schwerer Krankheit seines Vaters bald völlig alleine bewältigen muss. Franz Josef Wessel verstirbt nach langer Krankheit in seiner Villa am 19. Februar 1879. Seine Söhne, die Brüder Nicolaus Josef und Carl Ludwig (Louis) Wessel, übernehmen nun die Fabrik. Nicolaus Josef Wessel verstirbt bereits im Jahre 1888 mit 43 Jahren. Sein Bruder Louis (Carl Ludwig) Wessel übernimmt das Familienunternehmen und entschließt sich, dessen Haupanteile in seinem Besitz sind, in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. 1888 arbeiten in der Fabrik 836 Arbeiter.
Als Gründer der Aktiengesellschaft zeichnen der Stadtrat Carl Ludwig (genannt Louis) Wessel, Fabrikant zu Bonn, der Konsul Theodor Gayen jr., Kaufmann in Bahrenfleld bei Altona, Johannes Willöper, Kaufmann in Hamburg, Franz Selb, Generaldirektor der Sinziger Mosaikplatten- und Thonwarenfabrik A.G. und Julius Rossberg, Kaufmann in Poppelsdorf.
Indem Louis Wessel das bislang als Familienbetrieb geführte Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, verliert er zwar einen Teil des angestrebten Gewinns, wird jedoch liquide, um sein Kapital auch anderweitig zu investieren. So ersteht Louis Wessel 1890 die Kokerei P.J.Wirtz in Langendreer, um sich krisenfeste Rohstoffbasen zu sichern.
Mit dem Bau der im Gesellschaftsvertrag angekündigten Anschlussbahn zwischen dem Werk und dem Bonner Güterbahnhof wird im Sommer des Jahres 1889 begonnen. Dabei sind die ökonomischen Vorteile des Unternehmens durch die öffentliche Nutzung der Bahn sinnvoll mit den Vorteilen der Gemeinde verknüpft: „Es ist für die Verkehrsverhältnisse unseres Ortes von allergrößter Bedeutung, und es dürfte wohl auch nur eine Frage der Zeit sein, das die aus eigenen Mitteln der genannten Aktien-Gesellschaft erbaute Bahn von der Bahnverwaltung übernommen und am Vorgebirge entlang weitergeführt wird. Die baupolizeiliche Abnahme des Bahnkörpers findet am 11. Januar 1890 statt.
Der Ton konnte nun unmittelbar per Bahn zum Werk angeliefert werden, gleichzeitig gelangten die Fertigprodukte im Versand auf die Schiene.
Die Wesselbahn begann unterhalb der heutigen Autobahnbrücke über den Bonner Güterbahnhof, etwa in Höhe des Stellwerks „Bf“ (Bonn Fahrdienstleiter) und zweigte an der Zufahrt zum dortigen Betriebswerk ab. Sie lief entlang der Strasse „Am Dickobskreuz“ und führte quer durch das heutige Gelände der Firma Knauber in Endenich. Es folgte dann der Überweg „Endenicher Strasse“. Nach dem Überqueren der Endenicher Strasse ging es für den Zug weiter auf eigenem Bahnkörper in Richtung Poppelsdorf bis zum Landgrabenweg.
Nachdem zur Wessel’schen Werksbahn im Jahre 1889 „drei weitere Porzellanöfen mit entsprechenden Gebäuden zum Zwecke der dringend notwendigen Erhöhung der Produktion gebaut worden waren, musste aus Gründen sinkender Rentabilität die Porzellanherstellung im Jahre 1895 auf ein anderes Produkt und zwar auf Spezialartikel der Steingutindustrie umgestellt werden. Um 1890 wird bei starker Nachfrage nach Wandplatten die Produktion von Fliesen aufgenommen, aber nur wenige Jahre in den dafür hergerichteten Räumlichkeiten aufrechterhalten. 1892 sind es dann ca. 1200 Arbeitskräfte, worunter jetzt nun auch Frauen mitgezählt wurden. Louis Wessel, der kurze Zeit nach Gesellschaftsgründung als Direktor und Vorstandsmitglied zurückgetreten ist, übernahm nun die Leitung des Aufsichtsrates. Er verlegte seine Aktivitäten in der Neugründung eines Unternehmens. Am 13. August 1895 reicht er ein Gesuch zum Bau einer Wandplattenfabrik in Bonn Dransdorf ein, in der ab dem folgenden Jahr die Produktion glasierter Fliesen aufgenommen wird.
Diese Wessel’sche Produktionsstätte in Poppelsdorf, dessen Fabrikationskern von der Werksbahn mit direkter Verbindung zum Güterbahnhof in Bonn umschlossen ist, hat sich mit ihren zehn Glattbrandöfen, ihren acht Biskuitöfen und den drei Kaminen, mit ihren achtundzwanzig Muffelöfen sowie den drei Dampfmaschinen, von zusammen 600 PS, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges nahezu unverändert erhalten.
Am folgenden Bahnübergang „Endenicher Allee“ gab es ab 1903 eine Besonderheit: Hier kreuzte die Wesselbahn niveaugleich im rechten Winkel die Pferdebahn nach Endenich. Der Rangierer musste an dieser Stelle stets mit roter Fahne die Strasse sichern. Von 1907 bis 1914 verkehrte die „Elektrische" der Linie 5.
Die Steigerung der Produktion und guter Absatzbedingungen lassen die beiden Jahrzehnte um die Jahrhundertwende als die große Blütezeit der Unternehmung erscheinen Während im Geschäftsbericht 1911 der Verlauf der Absatzverhältnisse bis in den Oktober noch als günstig bezeichnet, muss man für die Folgezeit eine Wende hinnehmen. Nach langen Verhandlungen ist es gelungen nahezu sämtliche deutsche Steingutfabriken zum Beitritt in die Vereinigung deutscher Steingutfabriken zu bewegen. Diese Kartellbildung hat zum Ziel die Preissituation auf dem Markt durch Preisabsprachen zu stabilisieren, demnach verpflichten sich alle beigetretenen Unternehmen die gemeinsam ausgehandelten Preise vom 01. Oktober 1911 zu fordern und keine Waren günstiger abzugeben. Auf diese Weise wird versucht ein weiteres sinken der Preise aufzuhalten.
Im Unternehmen Ludwig Wessel A.G. wird im Hinblick auf den zurückhaltenden Markt eine Produktionseinschränkung vorgenommen. Trotz dieser Maßnahme wird noch ein Gewinn eingefahren, der sich in einer Ausschüttung von 3 Prozent bemerkbar macht. Von 1903 bis 1914 schwankt die Anzahl der Arbeitskräfte zwischen 946 und 750. Ab 1915 kreuzte die Linie 4 nach Endenich an der Endenicher Allee die Wesselbahn.
In den Folgejahren des Kriegsbeginns kann der Betrieb im Wessel Werk Poppelsdorf nur mühsam unter Heranziehung russischer Kriegsgefangener aufrechterhalten werden, da der Großteil der Arbeiterschaft eingezogen wurde. Um der Gefahr einer Inflation zu entgehen investiert die Direktion in Anlagen mit wertbeständigem Grund und Boden und weiteren Produktionsmittel. In der schweren Zeit ab 1916 übernimmt Dr. Max Heine die Leitung der Ludwig Wessel A.G. bis 1924. 1921 sind bei Wessel in Poppelsdorf nur noch 600 Arbeitskräfte beschäftigt.
1925 übernimmt dann Erich Korsukewitz und beginnt mit der Modernisierung des Werks. In der Nacht vom 05 zum 06. Februar 1926 zerstört ein Brand die Fabrikanlagen fast vollständig. Durch den Großbrand wird die Fabrikation weitgehend lahm gelegt und stellt die Geschäftsleitung vor die Frage Wiederaufbau oder Neubau. Man versucht erfolglos das Gelände an die Stadt Bonn zu verkaufen um an anderer Stelle neu zu beginnen. Auch die Vermittlung eines 800.000 M Darlehen durch die Stadt Bonn kommt nicht zustand, trotz des Druckmittels: der Verlust von 600 Arbeitsplätzen.
Der Plan die Fabrik zu modernisieren muss schon etwas länger bestanden haben, da es bereits vorher schon Gespräche mit der Stadtverwaltung Bonn für einen Neubau der Fabrik im Bonner Norden gab. Während sich die Verhandlungen mit dem preußischen Staat, der landwirtschaftlichen Hochschule, der medizinischen Fakultät und der Stadt Bonn hinschleppen, weist das Unternehmen einen Verlust von ca. 90.000 Mark im Geschäftsjahr 1926 aus. Rund 80.000 Mark betrug der Verlust bereits im Vorjahr und wird damit noch mal gesteigert. Die Stadt Bonn und die Universität scheuen jedoch den Kaufpreis von einer Million Mark für das Poppelsdorfer Gelände. Da die Verkaufsverhandlungen stocken und sich ein Ergebnis nicht abzeichnete, entschließt sich der Aufsichtsrat die Fabrikationsanlage an die Berliner Butzke Bernhard Josef A.G. zu verkaufen. Die Verhandlungspartner Butze und Wessel einigen sich 1929. Mit der Übernahme des feinkerarmischen Betriebs durch den Sanitärarmaturenhersteller Butzke wird unter neuer Firmenbezeichnung „Wessel keramische Werke A.G.“ das Herstellungsprogramm ab 1930 grundlegend geändert. Während bis 1929 vor allem Haushaltsporzellan, Steingut und Waschgarnituren hergestellt wird, spezialisiert sich das Wessel Werk auf Sanitärprogramme. Das alte Bonner Unternehmen befindet somit erstmals komplett in fremder Hand. Der einsetzende Umbau des Werks hat jedoch weit reichende Folgen für die Arbeiter der Fabrik. Die Anzahl der Arbeitsplätze verringert sich auf 120.
Auszug aus dem Anschlussvertrag der Wessel Porzellan- und Steingutfabrikation in Poppelsdorf:
…..Für die Firma Ludwig Wessel, Aktiengesellschaft für Porzellan- und Steingutfabrikation in Bonn besteht zwischen den Reichsbahn Bahnhof Bonn Güterbahnhof und ihrem Werk in Poppelsdorf ein zur Klasse der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen gehörende Schienenverbindung, die von der Reichsbahndirektion Köln als Privatanschlussbahn betrieben und unterhalten wird. Der über diese Anschlussbahn abgeschlossene Vertrag vom 19. und 23.November 1907, nebst den dazugehörigen Nachtragsverträgen wurde infolge der Einführung neuer allgemeiner Bedingungen für Privatgleisanschlüsse gekündigt. Ferner wurden zur Bewältigung des gesteigerten Betriebs auf dem Reichsbahnhof Bonn Güterbahnhof und zur Schaffung klarer Eigentumsverhältnisse die innerhalb dieses Bahnhofs vorhandenen Anschluss- und den zugehörigen Stellwerksanlagen der Reichsbahndirektion Köln von der Anschlussfirma Wessels Wandplattenfabrik käuflich erworben. Weiterhin durch die Maßnahmen der Regie eine Unterbrechung des Anschlussverhältnisses zwischen der Reichsbahndirektion und der Anschliesserin ein, sodass bisher die vertragliche Neuregelung nicht erfolgen konnte. Nachdem die Regie am 15. November abgezogen ist, tritt der vorliegende Vertrag mit dem 16. November 1924, dem Tage der Übernahme der Regiestrecken durch die inzwischen gebildete Deutsche Reichsbahn Gesellschaft in Kraft.
Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft gestattet der Anschliesserin die Beibehaltung der nebenbahnähnlichen Kleinbahn als Privatanschlussbahn auf Grund der diesem Vertrag angehefteten, einem wesentlichern derselben bildenden und anerkannten „Allgemeinne Bedingungen für Privatgleisanschlüsse (PAB) vom 01.Juli 1922, sowie der nachstehenden besonderen Bedingungen.
Durch die Vertragregelung aufgrund dieser Bedingungen (PAB) wird der Charakter der nebenbahnähnlichen Kleinbahn in keiner Weise geändert.
Die Anschlussbahn dient dem Wagenladungs- und Stückgutverkehr der Anschliesserin sowie dem dafür vorgesehenen Freiladegleis dem öffentlichen Wagenladungsverkehr. Der Stückgutverkehr für Dritte kann zugelassen werden, wenn die Anschliesserin an der öffentlichen Ladestelle in Poppelsdorf einen besonderen Güterschuppen für den Stückgutverkehr errichtet.
Die Anschlussbahn beginnt in km 0,4 + 95 der Schienenverbindung, gegenüber dem Lokomotivschuppen auf dem Reichsbahnhof Bonn Güterbahnhof. Mit den Nebenanschliessern Stadt Bonn und Tyssen’schen Zechen GmbH in Bonn werden besondere Nebenanschlussverträge abgeschlossen. Reichsbahneigener Grund und Boden wird von der Anschlussbahn nicht in Anspruch genommen.
Die Wesselbahn hatte im Jahre 1928, von der Anschlussweiche im Bonner Güterbahnhof bis zum Wesselbahnof am Bahnübergang Katzenburger Weg, eine Länge von 1.775,00 Meter. Dann kam der Wesselbahnhopf und das Fabrikgelände Wessel Werke. Da aber die Bahnunterhaltungsgrenze in km 0,495 lag, ergab sich nach Abzug dieser Länge, eine rechnerische Gesamtlänge des Stammgleises von 1280 Meter. Auf der Wesselbahn gab es 1928 bereits zwei Nebenanschliesser, das waren die Stadt Bonn und die Thyssen’chen Zechen in Bnn. Der Bahnhof der Wessel Werke selbst hatte vier Gleise, ein Abhol, ein Zustell und ein öffentliches Ladegleis. Das vierte Gleis war nicht näher bezeichnet, führte jedoch auf das Wessel Fabrikgelände direkt neben die Fertigungshallen. Innerhalb des Wesselbahnhof lagen 1100 Meter Gleis, sieben Weichen und eine kleine (Wagen-)Drehscheibe. Die gesamte Gleislänge der Wesselbahn, inklusive des Wesselbahnhofs und der Nebengleisanschlüsse, betrug 3300 Meter Gleis.
1930 übernahm den Nebenanschluss der Stadt Bonn die Firma Boehringer und Co Kommandite Gesellschaft,
Der bauliche Umfang der Wesselbahn blieb praktisch unverändert von 1928 bis Mitte zum Ende des zweiten Weltkrieges.
Am folgenden Bahnübergang „Endenicher Alle“ kreuzte bis 1936 die Linie 4 die Wesselbahn und danach die Linie 3 nach Endenich.
Etwa Mitte der 1950-er Jahre sich das Gleisbild des Wesselbahnhofs, man passte es dem nachkriegsbedingt schwachen Transportaufkommen an. Man glaubte das künftig nur drei Gleise nötig wären um das Transportaufkommen zu bewältigen. Ein Gleis führte direkt ins Wessel Werk, die beiden anderen Gleise führten in eine neu gebaute Halle am Landgrabenweg. Die neue gesamte Gleislänge im Wesselbahnhof betrug nun: Gleis 1 mit 190 Meter plus 97 Meter innerhalb des Wessel Werks (innerhalb dieses Gleises im Werk gab es eine stillgelegte Drehscheibe und einer Gleiswaage), Die Gleise 2 und 3 waren mit 122 und 95 Meter auch nicht mehr allzu lang. Von den ehemals sieben Weichen sind jetzt nur noch zwei Weichen übrig. Von der Anschlussweiche im Bonner Güterbahnhof bis zur Einfahrweiche des Wesselbahnhofs beträgt jetzt 1550 Meter und bis Ende (Prellbock) im Wessel Werk nochmals 400 Meter. Die Wesselbahn umfasste jetzt eine Gesamtgleislänge von 2500 Meter. Somit 800 Meter weniger wie 1928.
Um die Erzeugnisse der Fabrik nach dem alten Vorbild über En-Gros-Lager direkt an den Handel abgeben zu können, wird nach der Übernahme der Fabrikationsstätte durch Butzke die Kommanditgesellschaft Wessels Porzellanmanufaktur Boeringer und Co gegründet. Während dieses Lager bis zum Großbrand im Jahre 1944 an der Clemens August Strasse 18 liegt wird das neue Lager im Jahre 1949 an der Immenburgstrasse 24 direkt neben dem Wessel’schen Bahnanschluss errichtet. Deren Lager ist über das Dickobskreuz an die Wesselbahn abgeschlossen. Nach 1945 waren als Anschliesser der Wesselbahn die Firmen Boehringer, Knauber, die Stadt Bonn (neuer Anschluß) und Wirtz und Söhne. Die Rheinische Warenzentrale nutzte gelegentlich auch die Wesselbahn für ihre Transporte.
Die Kreuzung Endenicher Allee mit der Strassenbahnlinie 3 nach Endenich wurde April 1955 aufgehoben.
Man installierte wegen des steigenden Straßenverkehrs an der Endenicher Strasse später zwar noch eine Ampelanlage um den Zügen auf der Wesselbahn die Querung der Straße zu erleichtern, man nahm aber diese Ampelanlage bis zur Schließung der Wesselbahn nicht mehr in Betrieb
Die Stadtumgehung B9, heutige A 565
Anfang 1961 fing man an die Stadtumgehung B9 (heutige Autobahn A 565) in Bonn zu planen. Dabei stelle man fest dass sie Wesselbahn dabei etwas im Wege war. Also begann man sich mit deren Verlegung zu beschäftigen. Die Firma Wessel Keramische Werke beauftragte eine Gleisbaufirma einen Kostenvoranschlag und Pläne zu erstellen. Ebenfalls korrespondierte das Straßenneubauamt Königswinter diesbezüglich mit der Bundesbahn. Man stellte fest dass sie Weselbahn dazu zwischen der Endenicher Allee und Landgrabenweg um wenige Meter verlegt werden musste. Dieser Auftrag sollte laut Kostenvoranschlag die Wessel keramische Werke 58.858, 90 DM kosten.
Das Ende der nebenbahnähnlichen Kleinbahn
Anfang 1964 beantragte man beim Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr für die Wesselbahn die Umwandlung der nebenbahnähnlichen Kleinbahn in einen normalen Privatgleisanschluss, da seit einigen Jahren bereits kein öffentlicher Verkehr dort mehr abgewickelt wurde. Man stimmte dem Antrag im April 1964 zu. Nach Änderung der Planunterlagen wurde aus der Wesselbahn ab Juni 1964 ein normaler Privatgleisanschluss.
Im Abschnitt zwischen Endenicher Allee und dem Keramikwerk sollte der Wesselbahn in den Jahren ab 1966 eine Konkurrenz durch eine Bahn ganz anderer Art erwachsen, die Autobahn.
Durch den Verkauf des Wessel’schen Fabrikgelände 1969 an die Universität Bonn und der damit in Verbindung stehenden Aufgabe der Wesselbahn 1970 in diesem Bereich, wurde die Gleisverlegung nicht mehr ausgeführt.
Die 1971 freigegebene Stadtautobahn A 565 von Beuel nach Meckenheim hatte zwar keine unmittelbare Auswirkung auf den Bestand der Strecke, zeigte jedoch deutlich, wohin sich die Investitionen für Transportwege verlagerten. Ein gigantischer Trog wurde ausgebaggert, das Endenicher Ei und die Abfahrt Poppelsdorf entstanden. Direkt oberhalb des Autobahntrogs verliefen die Wesselbahngleise, die zugewachsene Trasse ist nach wie vor zu erkennen.
Die Bedienungsanweisung von Februar 1969 beschreibt den Gleisanschluss Wesselbahn wie folgt:
Der Anschluss liegt an der Südseite des Bahnhofes Bonn Gbf und zweigt aus dem Zufahrtgleis der Bw-Außenstelle an der Weiche 70 ab. Die Grenze des Privatgleisanschlusses legt im Stammgleis bei km 0,335. Dieses Gleis erstreckt sich bis zum Ende des Hauptgleisanschlusses in km 1,953. Der Hauptanschluss besteht aus den Gleisen 1, 2 und 3
Vom Stammgleis zweigen in km 0,465 der Nebenanschluß Boehringer mit einem Gleis, in km 0,645 der Nebenanschluß Stadt Bonn mit 2 Gleisen, (Dieser Nebenanschluss wird auch von den Firmen Rheinische Warenzentrale, sowie Künster & Fliba mitbenutzt) und in km 0,740 der Nebenanschluß Knauber mit einem Gleis (Dieser Nebenanschluss wird auch von der Firma Wirtz und Söhne mitbenutzt).
Das Stammgleis des Privatgleisanschluss ist durch das Signal Ls 28 gesichert, das durch eine ferngestellte Entgleisungsweiche in unmittelbarer Nähe der Weiche 70 in Folgeabhängigkeit gestellt wird. Das Signal Ls 28 und die Entgleisungsweiche werden von Stellwerk „Bgf“ fernbedient, die Weiche 70 ist handbedient.
1967 arbeiten wieder 270 Mitarbeiter in Poppelsdorf. Im August 1969 sind es noch 220 Arbeitnehmer. Das Unternehmen verkauft im August 1969 die inzwischen unrentabel gewordene Fabrik, diesmal erfolgreich, an das NRW Ministerium für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten. Daraufhin wechselt für 8,5 Millionen DM das ca. 50.000 Quadratmeter große Gelände schließlich den Besitzer.

Im August 1969, also noch vor der Kündigung des Gleisanschlussvertrags, konnte man in der Zeitung vom Verkauf des Wessel Geländes in Poppelsdorf an die Universität in Bonn lesen zum Zwecke der Errichtung weiterer Universitätsgebäude. Ende September 1969 kündigten die Wessel Werke dann den Gleisanschlussvertrag zum 31. März 1970. Im Oktober 1969 bestätigte die Deutsche Bundesbahn den Eingang des Kündigungsschreibens. Aufgrund weiterer bestehender Anschlussverträge zwischen der Deutschen Bundesbahn und weiteren Anschließern der Wesselbahn, sollten die Wessel Werke nur das Stammgleis der Wesselbahn vom Landgrabenweg bis zur Endenicher Strasse zurückbauen, da sich in diesem Bereich keine neuen Nutzer finden ließen. Die Universität hatte ebenfalls kein Interesse an einer Erhaltung der Wesselbahn und baute als neuer Besitzer der Wessel Werke nur das Teilstück vom Landgrabenweg bis zur Endenicher Strasse zurück und verkaufte das Gleismaterial.
Nach Stilllegung des Werks erfolgt die Überschreibung des Geländes zum 07. Mai 1970. Im Frühjahr des Jahres 1970 scheiden die letzten Verwaltungsangestellten des Werks aus. Nachdem bereits 1969 die Produktion derart reduziert wurde, konnten im September 1970 die letzten Arbeiter das Werk verlassen. Während die Bahngleise von Poppelsdorf bis zur Endenicher Strasse noch einige Zeit liegen blieben und erst dann abgebaut wurde, dachte man in den 1980er Jahren über eine neue Nutzung der Bahnanlage nach. 1988 hieß es in der Bonner Presse „Die bisher als Trampelpfad genutzte ehemalige Trasse der Wesselbahn soll als Radweg ausgebaut werden und bis zur Schubertstrasse führen. Dort ist noch der Schotterunterbau vorhanden.“ So geschah es auch, auf dem ehemaligen Bahnkörper entstand der bereits erwähnte Wesselbahnweg. In den Jahren 1996 bis 1999, gab es ernsthafte Überlegungen, einen Teil der alten Wesselbahntrasse erneut als Schienenweg auszubauen. Die geplante Straßenbahnverbindung zum Hardtberg sollte abschnittsweise den alten Bahnkörper der Wesselbahn benutzen. Aus dem ambitionierten Projekt ist bis heute nichts geworden.
Und dann war da noch das weiter vorhandene Reststück der Wesselbahn vom Bonner Güterbahnhof bis zum Anschluß Knauber mit dem unbeschrankten Bahnübergang an der Ecke Dickobskreuz/ Immenburgstrasse. Wegen des Gewerbegebiets (im doppelten Sinne) erhebt dieser Stadtteil nicht den Anspruch auf Bonn feinste Gegend.
Die Deutsche Bundesbahn betrieb die restliche Wesselbahn bis zu ihrer endgültigen Stilllegung weiter und ermöglichte damit den verbleibenden Nebenanschließern bis zur Endenicher Strasse weiter übers Gleis beliefert zu werden. Das Stammgleis der Wesselbahn schrumpfte ab 1970 damit auf eine Länge von 1100 Meter. Die neue gesamte Gleislänge der Wesselbahn, inklusive der Nebengleise, betrug nun nur noch 1700 Meter.
Mit Wirkung vom 01.Januar 1970 hatte die Firma Knauber mit der Deutschen Bundesbahn einen Anschlussvertrag abgeschlossen. Das frühere Streckengleis nach Poppelsdorf endete jetzt 800 Meter vom Güterbahnhof entfernt am Prellbock vor der Endenicher Strasse auf dem heutigen Gelände der Firma Knauber. Knauber erhielt werktäglich regelmäßig vierachsige Kesselwagen mit Flüssiggas. Das Gas wurde im Anschluss in Hochbehälter und von dort in Tankwagen gepumpt.
Die Deutsche Bundesbahn prüfte regelmäßig die Wirtschaftlichkeit ihrer Privatgleisanschlüsse und Gleisanlagen. 1986 waren von den ehemals sechs Gleisanschlüssen auf der Wesselbahn nur noch zwei übrig. In diesem Jahr bekamen die Firmen Boehringer 115 und Knauber immerhin noch 286 Wagen zugestellt. Da jedoch im Bonner Güterbahnhof die Gleise 254 bis 256 als entbehrlich angesehen wurden und die Wesselbahn, die inzwischen als Bahnhofsgleis 344 bezeichnet wurde, daran angeschlossen war, musste man künftig neu an das restliche Gleisnetz anschließen. Fünf Jahre später überprüfte die DB ihre Anlagen erneut auf ihre Wirtschaftlichkeit und stufte dabei auch die Wesselbahn als inzwischen unwirtschaftlich ein. Damit war die geplante Neuanbindung der Wesselbahn an den Güterbahnhof, wie sie noch 1986 vorgeschlagen, hinfällig. Falls jetzt die Stadt Bonn Interesse an der Wesselbahn habe sollte, könne diese an sie verkauft werden. Mangels Interesse der Stadt Bonn war damit praktisch das Ende der Wesselbahn besiegelt.
Durch die in diese Zeit fallende Umstrukturierung des Gasvertriebssystems bei Knauber entfielen die Nutzung der Gas-Hochbehälter und der Schienenumschlag Ende 1989/ 90. Zum 3. Dezember 1990 kündigte Knauber den Vertrag mir der Deutschen Bundesbahn.
Auch dem zweiten Anschließer, der Firma Boehringer auf der Immenburgstrasse (Lager und Laderampe am Dickobskreuz), wurde zum Jahresende 1990 der Anschluss gekündigt. Hier waren bis dahin Schiebewandwagen der Gattung Hbbis mit Paletten zugestellt worden.
Die Anschlussweiche und die überwiegende Teile der Wesselbahn entlang der Strasse „Am Dickobskreuz“ wurden in der Folgezeit ausgebaut. Damit gab es nach 1991 ein weiteres Stück der Bonner Verkehrsgeschichte nicht mehr. Heute findet das aufmerksame Beobachter nur noch vereinzelt Gleisfragmente entlang der Strasse „Am Dickobskreuz“ auf der ehemaligen Wesselbahntrasse, sowie eine oder andere alte Stückgutrampen.
Im Jahre 2010 befördert die DB AG schon lange keine Güter mehr nach Bonn. Offenbar kann es sich eine Stadt von 300.000 Einwohnern leisten, auf die umweltfreundliche Eisenbahn im Gütertransport zu verzichten. August 2013 werden nun auch die alten Gebäude der Firma Boehringer abgerissen. Die Firma ist vor Jahren in Bonner Gewerbegebiet Buschdorf umgezogen. Die Stadtwerke Bonn kaufte 1988 das 8562 qm große Gelände und benutzt es nun zur Erweiterung des Geländes ihrer Müllverbrennungsanlage (siehe auch GA Bonn 10.08.2013).

Quellen:
Köln Bonner Heft 30, 2013
Die Geschichte der Porzellan und Steingutfabrik Wessel in Poppelsdorf, 1980
Die Geschichte der Wessels Wandplattenfabrik in Dransdorf, 1980
Eigenes Archiv zu den Wessel Werken in Poppelsdorf und Dransdorf
Verschiedene Zeitungsartikel

Über ergänzende Hinweise, sachdienliche Dokumente oder vielleicht sogar weitere Aufnahmen zur ehemaligen Wesselbahn würde ich mich sehr freuen. Schließlich handelt es sich um ein kleines, aber interessantes Stück der Bonner Stadt- und Verkehrsgeschichte.


Ich hoffe es gefällt!

So und nun viel Spaß beim Lesen!


Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht Euch
Klaus

Ps.:
Wer hat Lust noch etwas dazu erfahren, ich könnte noch ein, zwei kürzere Ergänzungen dazu anbieten
***os Mann
1.684 Beiträge
Ein paar Meter Gleis liegen noch...
****_70 Frau
6.248 Beiträge
Tatsächlich interessant zu lesen. Vor dem Bahnhöfchen in Beuel liegen noch Schienenreste der alten Bahn , einfach spannend.

Liebe Grüße
Kati
******ase Mann
188 Beiträge
Themenersteller 
Richtig auch sehr interessant. Das sind aber Reste des alten schmalspurigen Bröhltalbahnnetzes. Beuel ist übrigens der südlichste Ausläufer davon, dort gab es unter anderem die Verladung aufs Schiff.

Da habe ich auch noch so Einiges an Literatur von.

Liebe Grüße
Klaus
***os Mann
1.684 Beiträge
Von der Bröltalbahn existieren noch fast alle Bahnhöfe und viele Trassenabschnitte.
******ase Mann
188 Beiträge
Themenersteller 
Ein paar Ergänzungen zum Unternehmen Ludwig Wessel ...
und die Wessel Wandplattenfabrik zu Dransdorf.

Woher bezogen die Wessel Werke überhaupt ihren Ton?

1809 bezieht das Poppelsdorfer Unternehmen seine Thon aus Bingen, Der Thon wird anfangs mit Pferdekarren über Land und in der Folgezeit mit Lastkähnen als Transportmittel auf dem Rhein befördert.
Rosenkranz bemüht sich später auch um regionale Lagerstätten und kauft 1820 sieben Morgen Waldung in der Kreuzhöhle bei Ippendorf. Dieser Grundbesitz, auch genannt „Fabrik Erdkaule, Ippendorf“, taucht 1829 in öffentlichen Versteigerungsanzeigen des in Konkurs geratenen Unternehmens wieder auf. In wie weit zu dieser Zeit die Grube noch ausgebeutet wird und tatsächlich den im Unternehmen verwendete Thon liefert ist nicht bekannt. Ludwig Wessel bezieht 1830 die Erde von Bingen. Bei der in Bingen verladenen, so genannten „Pfälzer Erde“ handelt es sich um jenen weiß brennenden, sandreichen Thon von Albsheim. Um 1840 importiert Ludwig Wessel Kaolin und Feldspat aus Cornwallis, den fetten Ton aus Dorsetshire und die Feuersteine von der Nordseeküste Frankreichs. 1855 taucht auch Deutschland wieder als Rohstofflieferant auf, denn die verarbeiteten 2.000.000 kg fetten Ton und Kaolin werden aus Deutschland und England bezogen. Bei den deutschen Quellen handelt es sich um große Lager in Ostdeutschland, deren fette Tone um 1927 mit einheimischem Material „Roisdorfer (Bornheimer) Sand“ abgemagert wird.
Mitte des 18.Jahrhundert wird die angelieferte Tonmasse noch in einfachen Bottichen aufgeschlämmt und so von Grobstoffen gereinigt.

Anmerkung:
Übrigens zwischen den Servais Werken in Witterschlick und der Familie Wessel gibt es auch eine enge Verbindung.

Auszug dem Text der Wessels Wandplattenfabrik A.G.:

1940 erwirbt Wilhelm Wessel die Aktienmehrheit der Servais Werke A.G. in Witterschlick bei Bonn. Nachdem die rohstoffreichen deutschen Ostgebiete mit Ende des Krieges 1945 verloren waren, wurden durch Erforschung des Bonner Umlandes unter dem Unternehmensleiter Konsul Wilhelm Wessel in nächster Nähe neue Rohstoffbasen erschlossen. Im Bereich dieser neuen Rohstofflager in Meckenheim bei Bonn, gründete Wessel im Jahre 1956 eine Tochtergesellschaft, die Kervit GmbH. Dieses Unternehmen bezog in der Folgezeit gebrannte Tonscherben aus dem Dransdorfer Mutterwerk und gestaltete diese mit besonders aufwendiger handwerklicher Technik.
Es ist natürlich auch anzunehmen dass die Wessel Werke Ton aus Witterschlick bezogen haben. Zu mindestens wäre das ein Grund warum Wilhelm Wessel Aktien der Servais Werke Witterschlick besaß und ab 1940 dann dort die Aktienmehrheit inne hatte.

Die Wessels Wandplattenfabrik A.G. in Bonn Dransdorf

Die Familie Wessel, die seit drei Jahrhunderten in Bonn ansässig ist, übernahm im Jahre 1825 durch den Kaufmann Ludwig Wessel die älteste Porzellan- und Steingutfabrik im Rheinlande, die im Jahre 1755 vom pracht- und Kunst liebenden Kurfürsten Clemens August von Köln auf der ehemaligen Katzenburg in Poppelsdorf errichtet worden war. Die Porzellanfabrik blieb ununterbrochen in dem Besitz der Familie Wessel, bis sie im Jahre 1888 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Der Leiter Kommerzienrat Carl Ludwig (Louis) Wessel, der den Vorsitz des Aufsichtsrates in seiner väterlichen Fabrik übernahm, gründete 1895 bzw. 1896 unter der Bezeichnung Wessels Wandplattenfabrik Louis Wessel in Bonn Dransdorf ein neues Unternehmen, das sich ausschließlich mit der Herstellung von Wandbekleidungsplatten befasst und das er wegen seiner hervorragenden keramischen Kenntnisse zu einer glänzenden Entwicklung brachte. Den Bauantrag stelle Konsul Louis Wessel am 13. August 1895. Die baupolizeiliche Erlaubnis zur Errichtung dieser Fabrik am Dransdorfer Weg wurde am 29. August stattgegeben. In der Fabrik man anhand der Bauakten drei Ausbauphasen erkennen. Die erste Ausbauphase der Fabrik ging von 1896 bis 1912. 1898 beschäftigte Louis Wessel 264 Arbeiter, 1912 sind es bereits 316 Arbeiter.
Wer sich mit der keramischen Industrie Deutschlands in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts befasst, kennt den Klang des Namens Louis Wessel. Louis Wessel war einer jener Führer und Vorkämpfer, denen es zu danken ist, dass die keramische Industrie und insbesondere die Steingutfabrikation in Deutschland im Wettbewerb mit der des Auslands vor allem der Englands unabhängig machte und so zu eigener Weltgeltung emporsteigen konnte.

Im Jahre 1921 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft unter dem Titel „Wessels Wandplattenfabrik A.-G.“ umgewandelt und die Leitung von dem Sohne, des leider 1915 verstorbenen Kommerzienrates Louis Wessel, Willy Wessel übernommen. Sämtliche Betriebsabteilungen waren durch bequemen Zwischentransport, nach dem Vorbild des ehemals großväterlichen Werks in Poppelsdorf, von Schmalspurgleis durchzogen und stehen mit dem Gleisanschluss der Station Bonn in direkter Verbindung Die Fertigware wird an inländische Kunden durch die Bahn oder eigenen Lastautos geliefert, während der größte Teil der für das Ausland bestimmten Teile in Harassen seemäßig mittels Rheinschiff an die Häfen befördert wird.
Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, trat eine Stagnation des Ausbaus ein. Die zweite Ausbauphase beginnt 1925. 1938 kauft die Unternehmensleitung die Firma Otto Kaufmann KG, Niedersedlitz bei Dresden auf und erwirbt 1940 die Aktienmehrheit der Servais Werke A.G. in Witterschlick bei Bonn. 1933 gab es erste Rationalisierungsmaßnahmen. Man baute zwei neue Dampfkessel ein, die eine neu leistungsfähigere Dampfmaschine antrieben. Damit sparte man Arbeitskräfte, bei gleichbleibender Leistung, ein. Erst nach 1945 fanden weitere Bautätigkeiten statt, es wurden Kriegsschäden beseitigt, das Werk in einen erweitert und dabei modernisdiert. Nachdem die rohstoffreichen deutschen Ostgebiete mit Ende des Krieges 1945 verloren waren, wurden durch Erforschung des Bonner Umlandes unter dem Unternehmensleiter Konsul Wilhelm Wessel in nächster Nähe neue Rohstoffbasen erschlossen. Im Bereich dieser neuen Rohstofflager in Meckenheim bei Bonn, gründete Wessel im Jahre 1956 eine Tochtergesellschaft, die Kervit GmbH. Dieses Unternehmen bezog in der Folgezeit gebrannte Tonscherben aus dem Dransdorfer Mutterwerk und gestaltete diese in besonders aufwendiger handwerklicher Technik.
Nachdem das Dransdorfer Wessel Werk angrenzende Grundstücke und Immobilien angekauft hatte, wandelte man die Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung um.1959 übernahm der Geschäftsführer Dr. Nikolaus Fasolt die Werksführung von Wilhelm Wessel, der im Alter von 81 Jahren am 19.Mai 1967 verstarb. Juli 1967 brach ein Großbrand in der Fabrik aus, der die Produktion hemmte. 1969 beschäftigte Wessels Wandplattenfabrik 650 Arbeitskräfte, darunter etwa 200 Frauen und 100 ausländische Arbeitnehmer.

Biskuitöfen! – Biskuithalle?

Wer kennt sie nicht die Biskuithalle in Bonn Dransdorf. Dort findet wöchentlich ein Trödelmarkt statt. Lange Jahre gab es eine Discothek in der Biskuit Halle. Hier erfahrt ihr warum diese Fabrikhalle überhaupt zu diesem Namen kam!

Der im Naßverfahren geprägten Scherben lässt man in den Trocknern bis das mechanisch gebundene Wasser verflüchtigt ist, wobei die trockenen Scherben entweder einfach übereinander in Türmen oder in Kassetten aus Schamotte eingesetzt werden, um durch die Distanz voneinander von allen Seiten gleichmäßig der Hitze ausgesetzt wird.
Im Brennvorgang des Biskuit- oder Schürbrandes werden bei etwa 1200 Grad werden die Silikate hydratisierten Massen geschmolzen bzw. in wasserfreie Stoffe umgesetzt und gewinnt so durch die schmelzbaren Bestandteile ein glasartiges, poröses, festes Gefüge.
Bei den Öfen handelt es sich meist um ringartige Öfen, die periodisch betrieben wurden. Um die aufgewendete Wärme besser zu nutzen, wurde bis zur Erfindung der Kammeröfen durch Mendelheim, eine Isolation verwendet, wie sie z.B. auch die Firma Schulz aus Dresden Löbtau vertrieb und wie sie bei Wessel in Bonn zur Anwendung kam.
Nach der Schließung der Wessels Wandplattenfabrik 1982 nutzte man diese Halle anderweitig. Sie wurde für einige Jahre zum beliebten Treffpunkt der Kulturszene in Bonn. In ihr standen früher wohl die Biskuitöfen, daher kam dannl auch der Name für diese Halle – Biskuithalle.

Quellen:

Köln Bonner Heft 30, 2013
Die Geschichte der Porzellan und Steingutfabrik Wessel in Poppelsdorf, 1980
Die Geschichte der Wessels Wandplattenfabrik in Dransdorf, 1980
Eigenes Archiv zu den Wessel Werken in Poppelsdorf und in Dransdorf
Verschiedene Zeitungsartikel

PS.:
Für Jeden etwas? Na klar!
Es soll Leute geben die immer nach Fehlern suchen. Um auch diese zufrieden zu stellen könnte es vielleicht sein das Fehler absichtlich in den Text eingebaut wurden.

In diesem Sinne wieder viel Spaß beim Lesen.

Allen ein erfolgreiches Wochenende und
*herz*-liche Grüße

Klaus
******ase Mann
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Themenersteller 
zur Bröhltalbahn
Hallo und guten Morgen Rodos.
Richtig und nicht zu vergessen, das Museum in Asbach.

Beste Grüße
Klaus
***os Mann
1.684 Beiträge
Das kann ich nur empfehlen!
Im Sommerhalbjahr an jedem 2. Sonntag im Monat geöffnet.
******ase Mann
188 Beiträge
Themenersteller 
Ich habe der Eisenbahn eigentlich vor drei Jahren abgeschworen und dieses Thema at Acta gelegt. Ich muß aber mal schauen, immerhin muß ich da mit den Öffies hin. Ich habe das Auto vor sechs Jahren als entbehrlich eingestuft und verkauft. Seit dem fahre ich nur noch Fahrrad oder halt Öffies.

Beste Grüße
Klaus
***os Mann
1.684 Beiträge
Asbach
Man kann dahin ganz bequem radeln. Ich mache das zweimal im Jahr.
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