Der Eiserne Mann im Kottenforst, von Klaus Grewe
Südwestlich von Bonn schließt sich unmittelbar an das Stadtgebiet der Staatsforst Kottenforst an. Er verbindet sich im Nordwesten mit den rekultivierten Flächen des rheinischen Braunkohletagebaues und ergibt zusammen mit ihnen den 26.976 ha großen Naturpark Kottenforst-Ville. 1973 konnte der Kottenforst das seltene Fest einen tausendjährigen Geburtstages feiern, denn schon am 25. Juli 973 wurden seine Grenzen in einer Urkunde Kaiser Otto II beschrieben und das Jagdrecht der Kölner Kirche übertragen. Seine große Zeit erlebte der Kottenforst unter Clemens August, von 1723 bis 1761 Kurfürst von Köln. Der passionierte Jäger ließ unter anderem in Röttgen (heute Bonn-Röttgen) für 80.000 Taler das Jagdschloss Herzogsfreude errichten und im Kottenforst ein groß angelegtes Schneisensystem für die Parforcejagd ausbauen. Herzogsfreude wurde 1807 von den Franzosen für den Festungsbau in Wesel abgerissen. Die Schneise (zu deutsch: Bahnen, zu französisch Allen genannt) dienen heute unter anderem den erholungssuchenden Spaziergängern , die an manchen Tagen zutausenden den Wald bevölkern. Der eiserne Mann, ein Denkmal, steht im Kottenforst auf dem Boden der Gemeinde Swisttal. Der Orstteil Dünstekoven liegt 13 km südwestlich von Bonn am Rande des Kottenforstes. Vom Ortskern aus nach 2,4 km in nördlicher Richtung, von denen man die letzten 1,4 km im Walde wandert, kommt man an einen Stern von sechs Wegen. Im spitzen Winkel zwischen den zweiten und zum dritten Weg zur Linken steht der Eiserne Mann. Geht man in östlicher Richtung weiter, so kommt man nach gut 300 Metern an die von Süden nach Norden verlaufende Ausbruchsgrube der ehemaligen römischen Wasserleitung aus der Eifel nach Köln. Im Norden , etwa 1,5 km vom Eisernen Mann entfernt, liegt das Gelände des großen Cent – ein etwas 1,5 Quadratkilometer großes Sumpfgelände.Eine Geländemarke wie der Eiserne Mann, bis dato ungeklärt in Herkunft, Beschaffenheit und Bedeutung, mußte ganz einfach die Phantasie der Bewohner der umliegenden Dörfer anregen. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß es eine ganze Reihe von Sagen und Legenden über ihn gibt. Man erzählt sich etwa das hier im Dreißigjährigen Krieg eine Schlacht stattgefunden hat, in deren Verlauf ein General namens Eisenstein gefallen sei. Im Gedenken an Ihn hat man die eiserne Säule gesetzt und sie nach ihm benannt. Eine andere Legende verlegt diese Ereignis einfach in die Römerzeit. Hierauf baut sich eine weitere Sage auf, nachdem sich der General beim täglichen Mittagsgeläut dreimal im Grabe umdreht und der Eiserne Mann dabei anfängt zu tanzen. Beim Mittagsgeläut tanzende Steine gibt es in den Sagen dieser Gegend recht häufig. Die amüsanteste Geschichte ist sicherlich die von seiner ehestiftenden Wirkung. Nach dieser Sage, die wohl im Fruchtbarkeitskult begründet ist, soll heiratswilligen Mädchen geholfen werden, wenn sie den eisernen Mann an drei Tagen dreimal küssen.
Neben diesen volkstümlichen Erzählungen gibt es aber auch eine ganze Reihe fundierter Vermutungen. In seiner Corographia Novesiiensis von 1776 bezeichnet der kurkölnische Hofhistoriograph Vogel, ohne Bedenken und Skrupel, den Eisernen Mann als einen der ersten Grenzgötter, Andere sahen ihn als ein Wahrzeichen vor dem Sumpf des großen Zent oder verlegten eine Gerichtsstätte in seine Nähe. Nach Minola in Brewers vaterländischer Chronik von 1826 ist der Eiserne Mann die Grenzmarke zwischen den Jagdbezirken der Gemeinden Alfter, Gielsdorf und Heimerzheim, Ferner zwischen den kurkölnischen Erzstift und der Grafschaft Tomburg. Aber schon nach der Urmessung von 1823 verläuft durch diesen Punkt weder eine politische oder noch jagdliche Eigentumsgrenze. Als weitere Vermutung tauchte selbst in jüngster Zeit und vor Allem in Leserbriefen von Zeitungen immer wieder der Gedanke auf, der Eiserne Mann sei ein Vermessungspunkt aus römischer Zeit. Am Meisten bestärkt sahen sich die Verfechter dieser These durch die Tatsache, daß rund 300 Meter östlich vom Eisernen Mann die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln verlief. Welche Bedeutung ein Vermessungspunkt an dieser Stelle für den Bau der Wasserleitung gehabt haben könnte, wird zwar niemals genannt, aber der Kennerder Streckenverhältnisse von den Quellen bis nach Köln weiß, das gerade das Teilstück der Wasserleitung in der Nähe des Eisernen Mannes bei der Festlegung der Trasse den Römern die größten Schwierigkeiten bereitet haben dürfte. Die Eifelwasserleitung mit ihren Quellfassungen bei Urft, Kallmuth und Weyer, führte über eine Strecke von 80 km Länge gutes Wasser aus der Eifel in das römische Köln. Da diese Leitung als reine Gefälleleitung gebaut wurde, mussten hinderliche Täler soweit umgangen werden, daß das Wasser den nächsten Berg noch fließend überqueren konnte. Das größte Hindernis der Leitungsbauer war das Vorgebirge, 100 Meter hoch schiebt es sich wie ein riesiger Riegel, quer in die Trasse, deshalb musste von der Eifel aus gesehen davor liegende Swisttal in einem weiten Bogen umgangen werden. Der Punkt bei dem man den Vorgebirgsrücken mit genügend Gefälle überqueren konnte, war für die Erbauer natürlich wichtig, denn seine Lage war entscheiden für die Länge des Umweges und damit die Höhe der Baukosten. Aus den Schriften der römischen Feldmesser wissen wir, daß sie ihre Vermessungspunkte auch dauerhaft vermerkt haben, selbst von eisernen Grenzmarken ist die Rede. Da nun unser Eisener Mann ausgerechnet in dieser für die römischen Geomatiker so wichtigen Gegend am westlichen Rand des Vorgebirges steht, ist er auch immer wieder mit der Leitung und den Römer in Zusammenhang gebracht worden. Eine römische Herkunft der Eisensäule ist aber schon deswegen nicht möglich, weil man einen Eisenbarren dieser Größe gar nicht in einem Stück zu gießen vermochte. Einen völlig absurden Beitrag zur Deutung lieferte Erich van Däniken. Der Zukunftsautor der Vergangenheit schreibt, daß man nicht immer das ausgeraubte Abendland verlassen müsse um zu verwunderlichen Entdeckungen zu kommen. Weiter schreibt er: Im Kottenforst, wenige Kilometer von Bonn, steht ein Eisenpfahl, den die Leute dort, wie mit Dr. Harro Grubert, Köln, schreibt, seit Urväter Zeiten den Eisernen Mann nennen. Der Eisenpfahl ragt 1,30 Meter aus dem Boden, soll aber nach verschieden Schätzungen und Magnetwiderstandsmessungen 28 Meter tief im Boden stecken. Das aus dem Boden ragende Stück zeigt seltsamerweise keine Spuren von Rost. Erstmals taucht der Pfahl in einer Urkunde aus dem 14, Jahrhundert auf. Er wird als dörfliche Grenzmarkierung angegeben. In unmittelbarer Nähe des Eisenpfahls liegt ein ausgebautes steinernes Gangsystem sowie Reste einer römischen Wasserleitung, die aber nicht -Wunder über Wunder- in der üblichen Richtung Eifel – Bonn oder Eifel – Köln verläuft, sondern rechtwinkelig dem Pfahl zustrebt. Niemand weiß bisher mit der rechteckigen Eisenstange etwas anzufangen und in dieser Gegend versteht man eine Menge von Eisen. Sollten sich Metallurgen nicht einmal die Zeit nehmen, bei einer Reise ins Entwicklungsland Indien zu prüfen, ob der Eisenpfeiler im Tempelhof zu Dehli nicht eine ähnliche Legierung hat, wie der eigenartige Stempel im Kottenforst. Aus solchem Wissen, könnten sich Hinweise auf das alter beider Säulen ergeben, denn in diesem „Eisernen Mann“ eine Grenzmarkierung für ein Dorf zu sehen , halt ich für völlig absurd. Warum sollte denn der Eisenpfeiler dann 28 Meter tief im Boden stecke? Auch Mitteleuropa kann ein Ziel für Götterbesuche gewesen sein und dann würde der Eiserne Mann schon einen Sinn bekommen …
Schon die Auffindung der den Eisernen Mann betreffenden Urkunden im Archiv der Fürsten zu Salm-Reifferscheidt durch den Bornheimer Heimatforscher Norbert Zerlett brachte Licht ins Dunkel. In der ältesten Urkunde einer Alfterer Grenzbeschreibung vom 24. September 1625 heißt es wörtlich: Vom Adtrigsgraben (Römerkanal) die Bach hinab gegangen, bis auf ein groß eiser, so ein Creutz in der Erdte ist und vor etlichen Jahren durch Ihro (genannt Herren) dargaesetzt worden. In einer weiteren Urkunde vom 5. Juli 1717, die Alfterer Jagd betreffend, ist zu lesen: Alwo die Wildgarn zu spannten pflegte mit dem Zusatz jedoch, daß die kurfürstlichen auf jener Seithe der Bach bleiben müssen. Bis an das Eiser oder also genannten Eisernen Mann wißen dieselben langs die also genannten Windsfochter Maar....
Durch diese ersten Hinweise auf die echte Herkunft des Eisernen Mannes wurden wir zu einer archäologischen Untersuchung angeregt.............
Ein Hinweis:
Wer Schreibfehler findet, darf diese behalten
So und nun viel Spaß beim Lesen.
Liebe Grüße an Alle
Klaus