Die Macht der Handelsriesen, Agrarverbände, Agrochemie
und der Verbraucherschutz als Vorwand
Die Verantwortung der Verbraucher und Produzenten ist das eine.
Doch weder ist eine noch so gute Aufklärung und Information ausreichend zielführend, weil das Gros der VerbraucherInnen nur das kauft, was im Discounter oder Supermarkt angeboten wird, noch eine Bestrafung der wenigen für die Herstellung Verantwortlichen.
In der Tat handelt es sich produktübergreifend um ein
strukturelles Problem, um fahrlässige Körperverletzung, ganz gleich ob mit oder ohne verbotener Inhaltsstoffe, aufgrund der hemmungslosen Profitgier der Handelskonzerne, Agrarverbände und Agrochemie.
Sie sind es, die schon im Vorfeld durch einen Einfluss auf die Gesetzgebung jede wirksame Veränderung in der Landwirtschaftspolitik und beim Verbraucherschutz verhindern.
Solange die Grenzen des Lobbyismus nicht strafrechtlich definiert werden > eine gezielte Einflussnahme nicht mit einer persönlichen Freiheitsstrafe bewährt ist (Geldbussen sind Peanuts im Vergleich zu den Gewinnen!) und solange dies für die politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen nicht mit einem dauerhaften (!) Amts- wie Mandatsverbot verbunden ist, wird sich nichts ändern.
Hier geht es um die Souveränität des Staates, die Unabhängigkeit seiner Entscheidungsträger, um das Gemeinwohl und Transparenz.
Nationales Recht reicht dazu!
Um nachhaltig etwas zu ändern, muss es einen
Paradigmenwechsel von der konventionellen zur ökologischen Landwirtschaft geben. V.a. flankiert von der Steuergesetzgebung. Anlass könnte die seit längerem angedachte Reform der ermässigten Mehrwertsteuer sein:
zunächst die Unterscheidung nach zertifiziert (Anbauverbände! - nicht das lasche EU-Siegel) und nicht-zertifiziert erzeugten Lebensmitteln > reduzierter Mehrwertsteuersatz von ca. 5%, oft ausreichend, um die bisherige Ertragseinbusse und Preisdifferenz effektiv zu reduzieren, und als zweiten Schritt die Differenzierung nach Verarbeitungsintensität und - weg, die hoch verarbeitete Produkte mit langen Wegen nochmals um 25 - 30 % verteuert.
Denn Steuern bedeuten Lenkung: von Konsum- und Kapitalverhalten!
Dazu gehört auch,
gezielt die alten und vor allem regionalen Sorten zu fördern, aber auch z.B. Mischkulturen und eine Land(wirt)schaft mit Hecken, Gräben etc..
Wenn ich beispielsweise aus dem Fenster schaue, sehe ich jede Menge intensiv bewirtschafteter neu gepflanzter Topaz, Elster, Braeburn - regionale Landwirtschaft, die ich so nicht haben möchte!
Gleichzeitig verhindern offenbar zunächst sinnvolle EU-Vorschriften (Haltbarkeit, Aussehen etc.) die Vermartung gerade der alten Sorten.
Andererseits ist ein Problem auch dieses Fleischskandals die fehlende Transparenz und
Umetikettierung - eine Einladung für jede Art von Betrug! Auch das ist ein Punkt, wo es schlicht um die Gewinnmarge der Produzenten und vor allem des Handels geht ...
Im Sinne des Gesundheits- und Verbraucherschutzes kann es jedoch keine Alternative zu einer auch für Verbraucher nachvollziehbaren
Volldeklaration geben
u.a. mit dem Ursprungsland und
ursprünglichen Schlacht-/ Verarbeitungsdatum (wer will schon Uralt-Fleisch essen?) dem vollständigen Produktnamen (der Rasse/ Sorte), der Anbau-/ Zuchtmethode, Fütterung und deren Zusätze (genfrei/-verändert)/ Art der Düngung, Medikamenten-/ Spritzmitteleinsatz..., nicht zuletzt der Anzahl der Verarbeitungsschritte und insbesondere bei Fleischprodukten die extra als Aufschrift hervorgehobene!?
Kennzeichnung als umverpackte Ware.
Ein anderer Aspekt ist die
Verpackung:
industriell hergestellte Lebensmittel werden fast ausschliesslich in Einwegverpackungen verkauft - ein besonders markantes Beispiel für die Einflussnahme gerade der Discounter und Handelskonzerne!
Hier geht es um eine
Reform des Einwegpfandes, aber auch um eine
individualisierte Neuregelung der Abfallgebühren - eine Angelegenheit, die nicht der EU bedarf.
Der Gier nach dem schnellen Profit, vom Konsumenten bis zum Manager, muss der Vorteil des noch grösseren Profits durch eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise entgegengesetzt werden!
Jens