Nein, es ist das Gefühl der Situation, die ich gerade habe
Eifersucht - ob bei mir vorhanden, wie stark oder ob nicht und somit die Fähigkeit gut zu teilen vorhanden ist- hängt nach meiner ganz persönlichen Erfahrung stark vom situativen Kontaxt und den beteiligten Personen ab. Ich habe meinen Mann geliebt sonst wäre ich nicht 21 Jahre (monogam- und ja von beiden seiten treu!) in der Beziehung gewesen. Da gab es keine Eifersucht - ich hätte mich für ihn gefreut, wenn er eine weitere Liebe gefunden hätte und habe ihn auch aktiv unterstützt. Da war aber die Situation: wir kannten uns lange, wir lebten im selben Haushalt, wir hatten viele harte Zeiten durchgestanden, wir wussten alles von einander, hatten Kinder zusammen - kurz: es gab Vertrauen und starke verbindende Elemente - ich hatte a) keine Angst verlassen zu werden und b) wir verbrachten in unserem Leben so viel Zeit zusammen vielleicht zuviel - es hätte sich nicht als Verlust angefühlt davon abzugeben sondern als Bereicherung! Und natürlich hat mir was gefehlt: Verliebtheit ist ein starkes Gefühl - das schon unglaublich beflügelt - ein Gefühl, dass mir 20 Jahre lang gefehlt hat!
Als ich mich entscheiden musste, weil mein Mann mich vor die Wahl gestellt hat - es kam für ihn nichts anderes in Frage (was zwar schade aber ihm eben entsprach) - habe ich mich für die Verliebtheit entschieden - ich konnte nicht anderes, das Gefühl war so stark und so lange verschüttet!
Und ich sage mal provokativ: in fast allen Beiträgen hier im Forum auch in den theoretischen Diskussionen hier schimmert doch durch: eine Person kann/soll/muss nicht alle meine Bedürfnisse abdecken oder alle meine Facetten ansprechen. Fast jeder hier versucht doch "poly", weil er sich a) verliebt hat und nix aufgeben will b) bi-sexuell und würde gerne beide Seiten ausleben c) sexuelle Bedürfnisse in der Partnerschaft nicht ausgelebt werden können d) man auf die Schmetterlinge und das beflügelnde Gefühl nicht dauerhaft verzichten mag (und weiß, das es aber irgendwann verschwindet und bestenfalls in Liebe übergeht - warum sich jedesmal trenne?) Was alles auch für mich ok ist e) Du kannst die Liste beliebig verlängern
Und wir haben hier schon öfter die hypothetische Frage gehabt: wenn ein Partner mich 100% glücklich machen würde, wäre ich dann Poly? Viel sagen dann: nee vermutlich nicht - aber die 100% gibt es ja auch nie
Also: vielleicht bin ich eine moralisch fragwürdige Person mit einem merkwürdigen Liebesbegriff;) Aber ich sagte ehrlich: wäre das Gefühl von Verliebtheit nicht bedauerlicherweise so flüchtig - wäre es mir in den 21 Jahren mit meinem Mann nicht verloren gegangen: es hätte mich kein andere Mann je interessiert.
Ich bin so: wenn verliebt - total blind für andere!
Und jetzt habe ich einen Partner der sehr frei denkt und sich auch für mich freuen könnte - toll! Doch im Moment bin ich nicht mehr frei. Und ich bin eifersüchtig...und warum?! Wir kennen uns erst kurz, es gibt noch nicht dieses Vertrauen (das durch Krisen geprüft ist) dafür aber noch vieles zu entdecken an dem Anderen. Wir leben nicht zusammen, wir könnten für mein Bedürfniss mehr Zeit miteinander verbringen, mehr Alltag. Sexuell passt es für mich (und glaube auch für ihn) so 100% wie ich es nie zuvor hatte... Ich bin noch lange nicht satt! Ich will noch viel mehr von ihm das ist mein Gefühl gerade jetzt! Käme er nun und sagt: "Liebling, ich weiß wir haben nur jedes zweite Wochenende richtig für uns (ich Kinder - er Schichten) und nur 1-2 Tage manchmal in der Woche...aber ich habe da eine zweite Frau, die hat auch ihre Verpflichtungen und deshalb gibt es jetzt nur noch 1 Wochenende im Monat und 1 Vormittag unter der Woche
Freust Du Dich mit mir?" Würde ich sagen: "nein! Das Ganze hat dann gerade noch den Status einer gelegentlichen Sexbeziehung (meine Wertung), das ist mir für eine Beziehung, wie ich es möchte schlicht zu wenig Zeit (da geht nur noch bisschen Sex und für echten gemeinsamen Alltag bleibt kein Raum)"
Und deshalb sage ich: es hängt von den Umständen, wie: Dauer der Beziehung, gewachsenes Vertrauen und räumlicher Situation ab, ob ich teilen will und kann - oder nicht! Wenn ich gefühlt genug habe - kann ich einfach leichter teilen - als wenn ich schon das Gefühl von Mangel empfinde!
Sorry, dass es so lang wurde - aber vielleicht werde ich so besser verstanden.
Und zurück zu J.Depp - ich sage nur: bei mir es so, dass ich mich trotz all den Jahre für das Neue entschieden habe, weil das Gefühl in dem Moment eben so stark war. (Und ich denke damit bin ich nicht die Ausnahme, die die Regel bestätigt
)