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Freiräume schaffen

**********ombat Frau
4 Beiträge
Themenersteller 
Freiräume schaffen
Hallo ihr Lieben,

ich meine ab und an herauszulesen, dass einige Menschen in offenen und Polybeziehungen in getrennten Wohnungen leben. Mich beschäftigt aber, ob ihr Erfahrungen oder Meinungen dazu habt, wie es ist, wenn ein Partner aus dem gemeinsamen Haushalt in eine eigene Wohnung zieht, dabei aber die Partnerschaft weiterführen möchte.
Ich freue mich über eure Anregungen und Gedanken dazu.

Lieben Gruß vom Wombat
****up Paar
32 Beiträge
Wir wohnen zusammen und treffen auch Menschen zusammen und getrennt in der Wohnung. Herausforderung sind Übernachtungen. Die funktionieren halt nicht in der eigenen Wohnung außer der Partner schläft mit im Bett. Das funktioniert aber nicht immer für uns. Das heist eher außerhalb ä. Bisher. Wir sind noch kein Jahr poly und testen noch viel aus.
****ara Frau
3.475 Beiträge
Für mich stellt sich dann die Frage, aus welchem Grund er/sie ausziehen will? Wie fühlt es sich für mich an zurück zu bleiben?
Wenn sich die Beziehung gut und stabil anfühlt, warum nicht, ansonsten gibt es Gelegenheit in sich rein zu fühlen, warum ich im selben Haushalt die Beziehung führen möchte, aber nicht, wenn derjenige (aus welchem Grund auch immer) Abstand wünscht.
********er62 Mann
2.437 Beiträge
Das Phänomen, dass einige Menschen in getrennten Wohnungen leben, gibt es nicht nur in offenen und Polybeziehungen, man nennt es LAT = living apart together.
Der Begriff Freiraum passt da schon ganz gut.
Meine Schwester ist vor mehr als 20 Jahren aus der gemeinsamen ehelichen Wohnung ausgezogen und hat sich im selben Ort eine eigene Wohnung genommen, ohne damit die Ehe an sich infrage zu stellen.

Als Beispiel dient folgender Link, der bei google zuerst auf der Suche nach 'living apart together' erschien:
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/living-apart-together-wie-das-beziehungsmodell-funktioniert-a-1157206.html
**********ombat Frau
4 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****ara:
Für mich stellt sich dann die Frage, aus welchem Grund er/sie ausziehen will? Wie fühlt es sich für mich an zurück zu bleiben?
Wenn sich die Beziehung gut und stabil anfühlt, warum nicht, ansonsten gibt es Gelegenheit in sich rein zu fühlen, warum ich im selben Haushalt die Beziehung führen möchte, aber nicht, wenn derjenige (aus welchem Grund auch immer) Abstand wünscht.

Guter Gedanke. In unserem Fall fühlt sich die Verbindung sehr stabil an, also warm, offen und gemeinschaftlich. Der Wunsch rührt von einem beidseitigen Bedürfnis nach Zeit für sich allein - dadurch, dass einer von uns bis vor einigen Monaten im Schichtdienst arbeitete, hatten wir beide regelmäßig die Gelegenheit, persönlichen Freiraum in Form von zeitlicher/räumlicher Trennung zu genießen, was nun durch einen Jobwechsel weggefallen ist. Dennoch sind da gewisse (kleine, leise) Sorgen, dass wir uns auch emotional voneinander entfernen könnten oder der Bleibende sich verlassen fühlt.
******tar Frau
4.786 Beiträge
Ich habe ein Erlebnisbericht von einer Freundin, mit einem zunächst klassischen Modell. Sie heiratete ihren Freund, sie zogen zusammen, wie es sich gehört und sie mussten feststellen, das harmoniert nicht. Also, gabs wieder getrennte Wohnungen. Und die Ehe funktionierte.

Ich mochte das und nahm es für mich mit als Beispiel oder Anregung, dass jeder einfach so die jeweiligen Anpassungen an Konformität und Nichtkonformität für sich bzw. gemeinsam finden kann.

Trotz meiner Vorliebe für Poly, möchte ich z. B. immer noch heiraten und kann mir dabei trotzdem vorstellen, mein Reich für mich einfach weiter zu halten. Oder eine Zweitwohnung zu haben, damit jeder Polypartner (Primärbeziehung) noch die Möglichkeit, dort einfach Zweisamkeit zu genießen. Insofern ausgeschlossen ist, dass mehrere einfach die Zeit zusammen genießen.

Ich mag die Nuancen, die sich ergeben können, insofern alle Beteiligten ein ähnliches Verständnis mitbringen.

*vielglueck* *blumezupf*
********wise Frau
436 Beiträge
Mein Mann und ich leben in getrennten Wohnung im selben Haus, beste Entscheidung für uns.
Und das wäre es auch, hätten wir keine weiteren Partner.
Es gibt einfach keine der typischen Zwangsintimitäts-Situationen mehr, die einen oft so anstrengen können, weil man immer mit dem Anderen mitschwingen muss und sich darin leicht verliert.
ich möchte nicht mehr automatisch an jedem körperlichen oder emotionalen Verdauungsprozess eines anderen Menschen teilnehmen müssen.
Zitat von **********ombat:
Freiräume schaffen
Hallo ihr Lieben,

ich meine ab und an herauszulesen, dass einige Menschen in offenen und Polybeziehungen in getrennten Wohnungen leben. Mich beschäftigt aber, ob ihr Erfahrungen oder Meinungen dazu habt, wie es ist, wenn ein Partner aus dem gemeinsamen Haushalt in eine eigene Wohnung zieht, dabei aber die Partnerschaft weiterführen möchte.
Ich freue mich über eure Anregungen und Gedanken dazu.

Lieben Gruß vom Wombat

Ich brauch mir nicht extra Freiräume schaffen die habe ich für Hobby Freunde oder dadurch das wir eh nicht nur aufeinander hocken sowieso egal ob ich getrennt oder zusammen wohne.
*****ena Frau
3.528 Beiträge
Wir leben getrennt, weil es die Umstände bisher so verlangt haben. Bis August 2020 war ich aber nie allein lebend.
Das hab ich da dann tatsächlich erstmal lernen müssen, nachdem ich mich von meinem damaligen Nestingpartner getrennt hatte.

Ich muss zugeben, dass ich auf der einen Seite jemand bin, der gerne mit anderen Menschen zusammen lebt. Durch meine Hochsensibilität brauche ich aber auch immer wieder sehr viel Zeit und Freiraum für mich.
Dafür ist die momentane Lösung auf jeden Fall gut.
Auch wenn mir ab und an jemand zum Reden oder kuscheln fehlt.
*******ias Frau
4.297 Beiträge
Zitat von **********ombat:
Dennoch sind da gewisse (kleine, leise) Sorgen, dass wir uns auch emotional voneinander entfernen könnten oder der Bleibende sich verlassen fühlt.

1) Aus dem Grund, dass sich keiner von beiden verlassen fühlen sondern beide einen Neustart erleben wollten, hatte ein Polypaar aus meinem Umfeld die alte Wohnung komplett aufgegeben. Die beiden haben dann parallel ihre jeweils eigene neue Wohnung im selben Stadtviertel bezogen - nur drei Straßen auseinander.
Das hat den beiden gut getan.


2) Das Modell "Einer behält die alte Wohnung, der andere bezieht ganz in der Nähe eine neue Wohnung" lief nach so mancher Startschwierigkeit in vielen Fällen auch gut.

Aber klar war:
Für denjenigen, der die alte Wohnung behielt war es emotional schwieriger als für denjenigen, der es sich in einer neuen Wohnung einrichtete.

Eine Renovierung der alten Wohnung - Tapetenwechsel, obwohl eigentlich noch gar nicht notwendig und Entsorgung von ein paar gemeinsam gekauften Möbelstücken, die der Partner aber auch nicht in seiner neuen Wohnung haben wollte - taten da gut.

Es ist doof da als "Zurückgebliebener" mit den "alten Kompromissen" zu leben während der Partner ja nur die Möbel mitgenommen hat, die er wirklich haben will.

Doof war auch, wenn der ausziehende Part noch über Monate "was von seinem Kram" in der alten Wohnstätte lagerte und damit eine Umgestaltung der alten Wohnung blockierte.
(Versuche mal einer auszumisten, wenn der Kellerraum überfüllt ist und etliche Dinge davon gehören einem gar nicht, blockieren aber den Weg zu den eigenen Sachen.)

Am Glücklichsten lief das Auseinanderziehen bei dem Paar, welches vorher gemeinsam ausgemistet hatte und alles Mögliche in der Woche vor dem Auszug entsorgt hatte. Nach dem Auszugstag war alles, was mitgenommen werden wollte, mitgenommen. - Bis auf jeweils ein Schrankfach im Flur, im Bad und im Schlafzimmer. Diese drei Schrankfächer für eigenen Kram in der Wohnung des Partners sollten dauerhaft bleiben. Alles, was da nicht rein passte, hatte der Partner mitgenommen.
Umgekehrt wurden auch drei Schrankfächer in der Wohnung des Ausgezogenen für den Partner bereitgestellt.
Dieses Vorgehen hatte dann am meisten Ähnlichkeit mit (1). So erlebten beide gleichzeitig ihren jeweils eigenen Wohungseinrichtungs-Neustart.


3) Viel problematischer waren die Fälle, in denen ein Paar - unter anderem aus beruflichen Gründen - in zwei verschiedene Städte zog. Denn dadurch fielen viele Synergieeffekte weg. Wie zum Beispiel: "ich fahre zu Laden XY. Soll ich dir was mitbringen?" oder "Schatz, bevor du dich auf den Weg machst: Die Annahmestelle für Giftstoffe ist umgezogen." etc.pp. Halt so etliche Kleinigkeiten, mit denen man sich das Leben vor Ort gegenseitig erleichtert.

Zieht man in zwei Städte, fallen viele dieser Kleinigkeiten weg, über die man sonst automatisch ins Gespräch kam und sich gegenseitig leicht einen Gefallen tun konnte.
Und die Meta-Amour, mit der der Partner nun in einer Stadt wohnt, hat plötzlich die Rolle, die man selbst vorher inne hatte. - DAS war für die Betroffenen emotional nicht allzu leicht zu verarbeiten.

Für 2 von 4 mir bekannten Polypaaren, die so auseinander zogen kam die Trennung wenige Monate später.
50 % - 50 %.
Aber ich glaube, die Stichprobe ist zu gering, um daraus ein Allgemeinbild abzuleiten.

Fakt ist: Wenn Einer von beiden diesen Wegfall der gemeinsamen alltäglichen Kleinigkeiten als Vorteil sieht, der andere jedoch als gravierenden Nachteil, dann läuft das Wohnen in zwei Städten überhaupt nicht gut.

Abgesehen davon trat ein weiteres Phänomen auf:
Es ist toll, wenn die tägliche Pendelei zur Arbeit deutlich kürzer ausfällt. Ja, wenn man viel rascher wieder zu Haus ist. So kommen locker ein paar Stunden Freizeit mehr pro Woche zusammen.
Doch was völlig unterschätzt wird:
Man wird bequem.

Und den verhältnismäßig weiten Weg zum Partner, den tritt man nicht mit demselben Elan an, mit dem ein Frisch-Verliebter diesen Weg antreten würde. Puh. Und am nächsten Tag hat man dann ja wieder einen weiten Weg zur Arbeit.
Öfter als gedacht ist einem nach "einfach nach Hause fahren".
Seltener als gedacht kommt es zu "Besuchen unter der Woche".

Oder aber man überwindet sich, um den Partner nicht zu enttäuschen. Ist dann aber enttäuscht, wenn es bloß irgendein Zusammensein wird. Nichts besonderes. Keine nennenswerte Nähe. Nicht, dass man das gerade gebraucht hätte. Aber: "Da hätte ich ja auch gleich zu Hause bleiben können. Das hat sich nicht gelohnt."

Dieses Phänomen belastet dann die Beziehung. Da war der tägliche Stress wegen der Pendelei zur Arbeit geringer.


Wie auch immer... es gibt auch Paare, die mit dem Wohnen in zwei Städten hoch zufrieden sind. *g*
Die meisten davon wohnten aber schon immer getrennt.
****ara Frau
3.475 Beiträge
Zitat von **********ombat:
Zitat von ****ara:
Für mich stellt sich dann die Frage, aus welchem Grund er/sie ausziehen will? Wie fühlt es sich für mich an zurück zu bleiben?
Wenn sich die Beziehung gut und stabil anfühlt, warum nicht, ansonsten gibt es Gelegenheit in sich rein zu fühlen, warum ich im selben Haushalt die Beziehung führen möchte, aber nicht, wenn derjenige (aus welchem Grund auch immer) Abstand wünscht.

Guter Gedanke. In unserem Fall fühlt sich die Verbindung sehr stabil an, also warm, offen und gemeinschaftlich. Der Wunsch rührt von einem beidseitigen Bedürfnis nach Zeit für sich allein - dadurch, dass einer von uns bis vor einigen Monaten im Schichtdienst arbeitete, hatten wir beide regelmäßig die Gelegenheit, persönlichen Freiraum in Form von zeitlicher/räumlicher Trennung zu genießen, was nun durch einen Jobwechsel weggefallen ist. Dennoch sind da gewisse (kleine, leise) Sorgen, dass wir uns auch emotional voneinander entfernen könnten oder der Bleibende sich verlassen fühlt.

Also, wenn das eure Gründe sind, würde ich ohne Sorge in die Zukunft schauen. Ja, es kann sein, dass eine gewisse emotionale Distanz entsteht, bzw. dass es sich vielleicht so anfühlt, weil es erwartet wird.
Mein Partner und ich leben auch getrennt. Ich würde gerne mit ihm unter einem Dach wohnen, aber nicht gern in einer Wohnung. Ich brauche auch immer wieder einen räumlichen Abstand, um mich selbst besser zu spüren und könnte das nicht so gut in einer gemeinsamen Wohnung. Ich finde es sehr ehrlich, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen und ich kann mir gut vorstellen, dass ihr das hinbekommt.
Und wenn die Alternative ist, sich sonst gewissermaßen auf die Füße zu treten, ist das Zusammenleben auch nicht die beste Wahl.
*******959 Mann
741 Beiträge
Wir wohnen seit Jahren zu dritt zusammen passt genial. Nicht viele Polys können und machen das.
****on Mann
16.191 Beiträge
Zitat von **********ombat:
Mich beschäftigt aber, ob ihr Erfahrungen oder Meinungen dazu habt, wie es ist, wenn ein Partner aus dem gemeinsamen Haushalt in eine eigene Wohnung zieht, dabei aber die Partnerschaft weiterführen möchte.

Bisher sind die Erfahrungen unseres Polyküls wohl nur sehr klein damit. Meine Liebste M. ist neben mir auch zusammen mit F. und S. . Sie und S. sind seit Jahrzehnten verheiratet, doch halten sich beide mehr und mehr bei anderen Liebsten auf, der gemeinsame Haushalt wird weniger. Das ganze ist ein Prozess, der unter dem Licht der weiter bestehenden Liebe gemeinsam erarbeitet wird.

Ich finde diesen freien Umgang mit dem Thema erholsam und wunderschön, auch wenn es anstrengende Phasen gibt.

Ich habe mich innerlich befragt, wie es mir damit ginge, wenn eine Liebste aus einer gemeinsamen Wohnung in eine eigene wechseln würde. Ich glaube, ich müsste mich an diese neue Situation erst gewöhnen. Vielleicht würde ich mich allein fühlen. Aber unterm Strich kann ich nichts Schwieriges an einer solchen Entwicklung finden.

Zitat von **********ombat:
Dennoch sind da gewisse (kleine, leise) Sorgen, dass wir uns auch emotional voneinander entfernen könnten

Kann ich verstehen. Ich glaube aber fest daran, dass nicht Wohnungen die emotionalen Verbindungen zwischen Menschen bestimmen müssen, sondern dass die Verbindungen auch über Kontinente den selben Bestand haben können - wenn die Betreffenden das auch wollen. Meine sehr gute Freundin B. ist seit Jahrzehnten mit D. zusammen - es passt kein Blatt zwischen die beiden. Sie aber lebt in NRW, er hingegen in Lateinamerika.
**********tlich Mann
437 Beiträge
Eine Frage, die immer wieder begegnet. Wie gestaltet man das gemeinsame oder getrennte Wohnen. Ich kenne einige polyamore Paare die schon strukturell - Nestbeziehung, etc. - einen gemeinsamen Mittelpunkt haben, da ist häufig eine alternative Wohnform nicht im Raum. Aber mit Corona und mehr Homeoffice sind viele Paare an ihre Grenzen gestoßen. Je nach Wohnsituation ist man sehr eng beieinander, und wenn dann einer von beiden Partnern durch sein Verhalten den anderen stört, knallt es schnell. Da helfen durchaus getrennte Betten und Räume (ein sehr geachteter Elder-Statesman aus Hamburg soll mal getrennte Betten als die Grundlage einer gesunden Ehe genannt haben) oder ein klar abgesprochenes Organisieren und gewähren von Freiräumen. Ich denke die Frage muss immer gestellt werden: Warum habe wir ein Problem mit dieser Form von pyhsischer Nähe - die Antwort darauf weist den Weg; und damit geht dann auch einher, ob die Beziehung sich nicht sogar stabilisiert durch Distanz - wenn der Stressfaktor wegfällt. Ich kenne einige Menschen die genau das geschafft haben. Deshalb ist Pessimismus mit der Angst vor Auseinanderleben aus meiner Sicht nur relevant, wenn die Beziehung ansonsten nicht völlig stabiliisiert ist - dann ist die aufgeworfene Frage mehr ein offengelegtes Problem. Auch da ist vielleicht polyamores Leben einfach ein Brennglas das schonungslos offenlegt.
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