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Beziehungs-Anarchie
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Bewerbung: Familienstand im Lebenslauf

*******ngo Frau
295 Beiträge
Themenersteller 
Bewerbung: Familienstand im Lebenslauf
Gestern wurde mir bewusst, wie altmodisch und diskriminierend ich die typischen Angaben zum Familienstand im Lebenslauf für Bewerbungen finde: Es 'zählt' lediglich, ob man/frau ledig, verheiratet, geschieden oder verwitwet ist oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft (gleichgeschlechtliche Ehe) lebt.

Nach dem AGG muss der Familienstand nicht mehr angegeben werden, und ich vermute aufgrund kurzer Internetrecherche, dass es durchaus noch üblich ist. Ich habe schon einige Jahre mein immer schon ungeliebtes 'ledig' aus meinem Lebenslauf entfernt. Nun kam das Thema bei der Bewerbung meines Freundes (verheiratet, 2 Kinder) wieder auf.

Was denkt ihr über diese Handhabe des Familienstandes, der nur Ehe oder nicht betrachtet und wie handhabt ihr das im Lebenslauf? Einfach weglassen? Oder gibt es mutige / kreative unter Euch, die dort eine (unübliche) alternative Angabe gemacht haben in Richtung poly? Wenn ja: Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Mein Freund sagte, er würde gerne "verheiratet+" hinschreiben, und das würde vermutlich als Tippfehler abgetan - im schlimmsten Fall aussortiert. Im besten Falle ist eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ein Zeichen für Offenheit und Anlass für eine neugierige (wenn auch leider nach AGG nicht erlaubte) Frage.

Ich freu mich auf eure kreativen Ideen *zwinker*

Ich würde es gerne noch erleben, dass Poly-Ehen offiziell erlaubt und anerkannt werden und im Lebenslauf die Ehe nicht über andere Arten von Liebesbeziehungen gestellt wird.
*******See Frau
1.108 Beiträge
Ich würde sagen "Ich bin in fester Partnerschaft mit Kindern" ... geht den Arbeitgeber nix an, und eine Bewerbung ist nicht der richtige Ort, um die Welt zu verbessern.

Außer man bewirbt in einer woken Hipster Agentur, aber selbst da wäre ich vorsichtig.
**********rMann Mann
230 Beiträge
@*******ngo "Mein Freund sagte, er würde gerne "verheiratet+" hinschreiben,"

Das ist ja eine wunderschöne Idee. Chapeau. Dein Freund scheint einen guten Humor zu haben.
*******enig Mann
9.605 Beiträge
Ich persönlich würde die Angabe einfach weglassen, wenn sie mich stört oder den tatsächlichen Zivilstand eintragen, also ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet oder, wenn man es scherzhaft beschreiben möchte, z.B. im Konkubinat lebend, oder was weiß ich. Aber, wie schon beschrieben, eine Bewerbung ist nicht der Ort für die Verbesserung der Welt.
********8210 Frau
145 Beiträge
Ich würde das weglassen. Habe diesen Punkt auch schon ewig nicht mehr im Lebenslauf. Im Grunde könnte ich wohl auch bald die Kinderangabe entfernen, wenn es dann erwachsen ist.
*******ngo Frau
295 Beiträge
Themenersteller 
Um Missverständnisse zu vermeiden: Mir geht es nicht darum, dass mein Freund unsere Liebesbeziehung in seinem LL erwähnen soll und damit eine Einladung zum Gespräch "aufs Spiel setzt".
Ich will für "verkrustete" Strukturen in unserer Gesellschaft sensibilisieren und hören, ob es hier in der Gruppe kreative mutige Ansätze / Erfahrungen gibt, damit umzugehen.

Meine persönliche Meinung ist, dass diese Angabe zum Familienstand (mir gefällt schon das Wort nicht) in einer Bewerbung nichts zu suchen hat. Lieber gar nichts angeben als was unwahres / nur halb wahres.
**n7 Mann
625 Beiträge
Wenn es nicht direkt etwas mit der Stelle zu tun hat, würde ich es weglassen.

Auf keinen Fall würde ich eine Falschangabe/Tippfehler stattdessen einfügen. Ein Bewerber, dem so etwas „passiert“ ist, fliegt bei mir sofort aus dem Kandidatenpool. Denn man weiß nie, ob nicht noch weitere „Tippfehler“ im Lebenslauf sind… ein Lebenslauf ist eine erste Arbeitsprobe, und wenn diese unsorgfältig ausgeführt ist, ist das kein guter Einstieg. In der Regel bekommt man ja nicht nur einen Lebenslauf vorgelegt, sondern gleich mehrere. Die Zeit, die man dafür aufwenden kann ist beschränkt, also lieber nicht mit irrelevanten Informationen Zeit „verschwenden“.
********aika Frau
1.628 Beiträge
Der Familienstand kommt nicht mehr rein!
***py Mann
18.102 Beiträge
Nun ja,...
ganz ehrlich - spätestens wenn es nach den Bewerbungsgespräch zu einer Anstellung kommt, muss man ja eh "die Hosen herunter lassen", wenn es dann um die EK-Steuer-Geschichte geht... *nachdenk*
*****eyt Mann
204 Beiträge
Ich habe regelmäßig Bewerbungen auf dem Tisch liegen und weder Familienstand noch Kinder interessieren mich für eine Besetzungsentscheidung.

Klar ist das Branchen und ggf. sogar firmenabhängig. So mag es in einer kreativen Branche durchaus zu einer spannenden Unterhaltung führen, wenn jemand "verheiratet+" schreibt. Es lädt auf jeden Fall zu Nachfragen ein.
Auf der anderen Seite mag es noch traditionelle/konservative Unternehmen geben für die, ab einem bestimmten Alter, die Heirat ein Zeichen für Reife und Übernahme von Verantwortung ist.

Grundsätzlich sollte das Unternehmen zum Bewerber passen, daher kann man natürlich mit so einer Angabe schonmal die Offenheit der Firma testen.

Andererseits gehört es aus meiner Sicht nicht zu den relavten Informationen. Daher am besten weglassen.
**n7 Mann
625 Beiträge
Zitat von ***py:
Nun ja,...
ganz ehrlich - spätestens wenn es nach den Bewerbungsgespräch zu einer Anstellung kommt, muss man ja eh "die Hosen herunter lassen", wenn es dann um die EK-Steuer-Geschichte geht... *nachdenk*

Es geht darum, dass der Familienstand auf den Auswahlprozess keinen Einfluss haben soll.
Ich kann mich aus eigener Erfahrung nicht daran erinnern, dass ich es selber in meinen Bewerbungsunterlage stehen hatte, erst recht nicht darauf angesprochen wurde.

Auf der anderen Seite kann ich mich nicht daran erinnern, dass es in Bewerbungsunterlagen stand und erst recht war das nie Thema in Bewerbungsgesprächen.

Ich glaube, man macht hier nur wieder ein künstliches Problem, wo gar keines ist.
*******urse Mann
43 Beiträge
Ich war selbst bei Bewerbungen schon am Überlegen, ob ich es in irgendeiner Form reinbringe. Bislang habe ich es aber noch nicht gemacht und auch mein Vorhaben es im Bewerbungsgespräch anzusprechen blieb ein Vorhaben - dabei ging es mir darum sofort offen zu sein und klarzustellen, dass ich zB mit der einen, der anderen oder beiden Partnerinnen zu einer Firmenfeier oder sonstigen Dingen kommen würde. Ich habe keine Lust darauf, dass irgendwelche Gerüchte umgehen und möchte vom Arbeitgeber auch wissen, dass es dazu keine Gespräche geben wird.

In einem Lebenslauf könnte man es auf nicht ganz ernst gemeinte Weise mit dem guten alten Status "es ist kompliziert" angeben 😜
Mein Weg wäre wahrscheinlich gewesen "Verheiratet, Poly" reinzuschreiben. Das wäre einigermaßen klar und definitiv nicht als Rechtschreibfehler zu lesen.
*******nder Mann
2.297 Beiträge
Mein ganz persönlicher Eindruck von den wenigen Bewerbungen, die ich in diesem Leben schreiben musste, ist, dass die Angabe des Familienstandes von vielen Personal-Managern immer noch als Selektionskriterium verwendet wird. Eine junge, verheiratete Frau, läuft (aus Sicht der Firma) Gefahr, demnächst schwanger zu werden, sodass man sich dann um die Besetzung einer Stelle für die Dauer der Elternzeit kümmern muss, eine ledige Frau hingegen bleibt der firma wohl länger als Arbeitskraft erhalten. Bei einem verheirateten Mann "verbrüdern" sich gleich die anderen männlichen und verheirateten Angestellten mit einem, inklusive derer, die das Vorstellungsgespräch führen. Habe ich selbst erlebt, als ich in meinen zweiten Job kam. Kaum war irgendwann im Gespräch mit verschiedenen Leuten beim Vorstellungs-Marathon irgendwo bekannt geworden, dass ich mit einer Frau verheiratet war, kamen gleich kumpelhafte Fragen nach Kindern und andere recht stereotype Verhaltensweisen ans Tageslicht. Ich habe einen Hintergrund in schwulen Beziehungen und bin erst mit Anfang 30 als bisexuell in Erscheinung getreten, und dass ich heute mit einer Frau fest verheiratet bin, war reiner Zufall, hätte auch ein Kerl sein können. Aber viele männliche Eventuell-Kollegen gehen sofort anders mit einem um, wenn sie es erfahren.

Ich würde es tatsächlich weg lassen. Es geht den Arbeitgeber schlicht nichts an. Klar, irgendwann kommt es für die Buchhaltung im Rahmen der Steuerklasse zur Sprache, aber die unterliegen dem Datenschutz und dürfen solche Angaben nicht mal dem Geschäftsführer offenlegen. Ich würde es einfach nicht thematisieren und im Lebenslauf keinen Anhaltspunkt bieten.
*******urse Mann
43 Beiträge
Zitat von *********tten:
Ich glaube, man macht hier nur wieder ein künstliches Problem, wo gar keines ist.
Es ist denke ich kein großes Problem, aber viele Diskussionen, die ich schon miterlebt habe und von denen es sicher welche auch hier im Forum gibt, befassen sich ja mit allerlei Fragen, wie jemand in der Arbeitswelt mit der Poly-Lebensweise umgehen soll. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Arbeitgeber schon mal darüber nachdenken, wie sie Einladungen formulieren und mit welchen Vorannahmen kommuniziert wird
*********eaker Frau
486 Beiträge
Ich lasse das schon seit Jahren weg. Zumindest den Familienstand.

Allerdings habe ich in den letzten 10 Jahren meine Tochter und ihr Alter sehr bewusst noch angegeben... Ich hätte eher immer das Gefühl. Ich glaube in einer gewissen Altersspanne sind weibliche Bewerbungen noch mit bedenken verknüpft, dass man schwanger gleich wieder ausfällt. Ich hätte den Gedanken, dass das Alter meiner Tochter hilft, zu transportieren, dass die Familienplanung bereits abgeschlossen ist. Darauf hat mich nie jemand angesprochen, aber es war so ein Bauchgefühl.
*******n_M Mann
1.648 Beiträge
Ich finde es müßig über private Einstellung in solche berufliche Dinge „verschlüsselt“ einzubringen. Ähnlich wäre es mit politischen oder religiösen Einstellungen. Man kann Glück haben und der AG ist offen für seine Einstellungen oder man wird deshalb aussortiert.
Ich hab in ein paar kirchlichen Einrichtungen gearbeitet und dabe mich nur deshalb in der Kirche angemeldet bzw danach wieder ausgetreten.
*******ngo Frau
295 Beiträge
Themenersteller 
@*******urse
Ich schätze Dich für Deinen Beitrag zu Deinen Überlegungen *herz*
*******ata Frau
1.366 Beiträge
Ich habe seit ein paar Jahren weder Foto, noch Zivilstand, noch meine Nationalität in meiner Bewerbung, da diese Informationen nichts mit meinen Qualifikationen zu tun haben.
Ich habe mich damit an 2 Orten beworben, und wurde bei beiden auf ein Vorstellungsgespräch eingeladen, beim einen Arbeitgeber arbeite ich, dem anderen habe ich abgesagt.
Ich bin zufrieden mit meiner Arbeitsstelle, und habe daher nicht mehr Erfahrung mit der abgespeckten Bewerbung.

Der juristischer Zivilstand und/oder Kinder werden erst bei einer Anstellung wichtig, und da geht es um Pensionskasse, Versicherungen und Kindergeld.
********reau Frau
271 Beiträge
Alles, was nichts mit meiner Qualifikation zu tun hat, hat in der Bewerbung keinen Platz.

Ich merke aber auch, dass ich in solchen Angelegenheiten wenig Motivation habe, die Welt zu verändern. Mann Nr. 2 war neulich durch Zufall kurz beim Afterwork dabei. Ich habe ihn beim Vornamen vorgestellt, wir haben uns wie immer verhalten und wer Fragen gehabt hätte, hätte fragen können. Also im Sinne von: Tatsachen schaffen und kein großes Bohei machen. Für mich ist meine Lebensweise selbstverständlich. So verhalte ich mich auch.
*****ena Frau
3.528 Beiträge
Ich hab vor kurzem eine Bewerbung abgegeben und danach erfahren, dass es mittlerweile üblich ist, den Familienstand nicht mehr in den Lebenslauf zu schreiben.

Da es für diesen Job völlig irrelevant ist hätte ich es tatsächlich gerne raus gelassen. Finde das geht den Arbeitgeber erstmal nix an.

Hab meine Bewerbungsunterlagen mittlerweile aktualisiert.
Sind ja auch noch andere Angaben, die in meinem Alter nicht mehr wichtig sind, wie Grundschule usw.
Somit ist der Lebenslauf gleich nur noch eine Seite lang.
****low Frau
185 Beiträge
"Verheiratet+" ist ja schön! Danke für die Inspiration liebe @*******ngo *g*
*******urse Mann
43 Beiträge
Zitat von ******low:
"Verheiratet+" ist ja schön! Danke für die Inspiration liebe @*******ngo :-)
Ist es dann um einen Tippfehler auszuschließen evtl. zielführend es als "Verheiratet Plus" zu schreiben, wenn man diese Variante nutzen möchte?
In Bewerbungen sowie in Arbeitszeugnisdrn ist für den der über eine Einstellung entscheidet vor allem das interessant was nicht drinsteht.

Und ja da wird mitunter auch sehr Liberal gewertet.
Kein Führerschein zu haben, wird eher als unflexibel denn als umweltbewusst gesehen
Als Mann verheiratet, heisst gut versorgt und froh über jede Sonderschicht, als Frau verheiratet bedeutet fehlenden weil Familienmitglieder Krank sind.
******Fox Mann
2.295 Beiträge
Bei Einstellungen ist die Steuerklasse relevant, weil sich nach der die Lohnstuer ändert /berechnet wird. Die hängt dann halt vom Familienstand ab. Bei Bewerbungen ist das in dem Sinne komplett unerheblich, am Brutto (Arbeitgeberkosten) ändert das nichts.

Ich will für "verkrustete" Strukturen in unserer Gesellschaft sensibilisieren und hören, ob es hier in der Gruppe kreative mutige Ansätze / Erfahrungen gibt, damit umzugehen.
Die "Gesellschaftlichen" Strukturen, und die Gesellschaftliche Lebensweise driften immer schneller auseinander, das wird immer schneller immer bunter, jedenfalls während meiner bisherigen Lebensspanne. Aussagen wie "die Gesellschaft ist ...." sind sehr stark Vorurteilsbehaftet, was die empfundene Verkrustung verstärkt.

Kreative / mutige Ansätze sind per Gesetz dahingehend abgebügelt, das allein der Versuch eine zweite Eheschließung oder eheähnliche Partnerschaft beantragen zu wollen, eine Straftat darstellt (das bedeutet einen Antrag ausgefüllt und unterschrieben, und abgegeben zu haben). Das ist keine Ordnungwidrigkeit mehr.
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