Ich habe meinen Familienstand noch nie in eine Bewerbung geschrieben.
In der Schule hatte ich zwar noch gelernt, dass man bei Bewerbungen den Familienstand hinein schreibt... doch bei meinen ersten Bewerbungen - befristeten Schülerjobs, Studentenjobs - fand ich das unwichtig.
Als Studentin las ich eines Tages einen sozialpsychologischen Fach-Artikel, in dem es hieß, dass die Angabe des Familienstandes seit Jahren nicht mehr notwendig sei, doch weiterhin gerne von Bewerber genutzt werde...
• Die "Schwangerschaften ohne Trauschein" hätten dermaßen zugenommen, dass es für viele Arbeitgeber überhaupt nicht mehr relevant sei, ob eine junge Bewerberin ledig oder verheiratet sei. So oder so seien junge Frauen gegenüber jungen Männern im Nachteil, da in der Regel die Mutter das Kind versorge.
• Bei den Männern sah es anders aus. Da erhöhe die Angabe "verheiratet" sowohl Einstellungs- als auch Karrierechancen. Das hinge damit zusammen, dass ungebundene Männer mehr Risiken eingehen und bei Unzufriedenheit mit strategischen Entscheidungen des Unternehmens 10 Mal häufiger den Job wechseln als verheiratete Männer.
Im Wesentlichen scheint sich daran bis dato nix verändert zu haben.
Andere Dinge haben sich inzwischen geändert.
Früher wurde ich in so manchem Bewerbungsgespräch noch mit "Fräulein" angeredet.
Ich korrigierte "Frau".
Doch über den Familienstand wurde nicht weiter geredet.
Nach der Anstellung gab es ein paar Vorgesetzte und Kollegen, die mich fragten, ob ich verheiratet sei.
Nachdem ich verneint hatte, wurde ich von so manchem mit "Fräulein" angeredet.
Ich sagte, dass mir das nicht recht sei.
Einen männlichen Kollegen würde ich ja auch nicht mit "Männlein" anreden.
Aber wenn man mich mit "Fräulein" anredet, dann wäre das eine Überlegung wert.
Einige weibliche Kollegen stimmten dem zu.
Es gab eine Übergangszeit, in der wir Frauen, die Anrede "Fräulein X" mit "Ja, Männlein Y? " konterten.
Eben bis es alle Männer gelernt hatten.
Einer meiner Vorgesetzten musste dann immer lachen. "Jaja, die jungen Frauen.", danach ging das Gespräch weiter. Und eines Tages hatte auch er gelernt, auf der Arbeit keinen Unterschied mehr zwischen verheirateten und unverheirateten Frauen zu machen. Zumindest bei der Anrede. Andere Aspekte im Umgang kamen später dran.
Diese Umstellung von "Fräulein" auf "Frau" habe ich bei zwei Arbeitgebern erlebt. Ist nun aber auch schon Ewigkeiten her.
Dies nur mal exemplarisch für einen von vielen kleinen Schritten aus der Ungleichbehandlung.
Mit Poly oder Nicht-Poly hatte das nie etwas zu tun.
Und ich wüsste nicht, warum ich etwas in eine Bewerbung schreiben sollte, von dem ich weiß, dass es den potentiellen Arbeitgeber überhaupt nicht interessiert!
Nach meinem Kenntnisstand gibt es auch noch keine Studien über das Risiko-Verhalten polyamorer Männer im Beruf. Und bei Frauen ist es sowieso irrelevant. Dementsprechend kann der Arbeitgeber aus der Angabe Polyamor keine für ihn relevante Information ziehen.
Das wäre doch redundant und würde allein deswegen negativ wirken.
Da ich eine Frau bin und somit keinen Vorteil aus der Angabe "verheiratet" schlagen könnte, ist es schnurz piep egal wie ich das handhaben würde (sollte ich doch Mal heiraten, was unwahrscheinlich ist).
An Stelle deines Freundes - als Mann(!) - hätte ich die Wahl, ob ich bei einer Bewerbung den Vorteil "verheiratet" mit in die Waagschale werfen mag, um die unverheiratete männliche Konkurrenz auszustechen.
Aber ich bin kein Mann. Ja und?
In der Schule hatte ich zwar noch gelernt, dass man bei Bewerbungen den Familienstand hinein schreibt... doch bei meinen ersten Bewerbungen - befristeten Schülerjobs, Studentenjobs - fand ich das unwichtig.
Als Studentin las ich eines Tages einen sozialpsychologischen Fach-Artikel, in dem es hieß, dass die Angabe des Familienstandes seit Jahren nicht mehr notwendig sei, doch weiterhin gerne von Bewerber genutzt werde...
• Die "Schwangerschaften ohne Trauschein" hätten dermaßen zugenommen, dass es für viele Arbeitgeber überhaupt nicht mehr relevant sei, ob eine junge Bewerberin ledig oder verheiratet sei. So oder so seien junge Frauen gegenüber jungen Männern im Nachteil, da in der Regel die Mutter das Kind versorge.
• Bei den Männern sah es anders aus. Da erhöhe die Angabe "verheiratet" sowohl Einstellungs- als auch Karrierechancen. Das hinge damit zusammen, dass ungebundene Männer mehr Risiken eingehen und bei Unzufriedenheit mit strategischen Entscheidungen des Unternehmens 10 Mal häufiger den Job wechseln als verheiratete Männer.
Im Wesentlichen scheint sich daran bis dato nix verändert zu haben.
Andere Dinge haben sich inzwischen geändert.
Früher wurde ich in so manchem Bewerbungsgespräch noch mit "Fräulein" angeredet.
Ich korrigierte "Frau".
Doch über den Familienstand wurde nicht weiter geredet.
Nach der Anstellung gab es ein paar Vorgesetzte und Kollegen, die mich fragten, ob ich verheiratet sei.
Nachdem ich verneint hatte, wurde ich von so manchem mit "Fräulein" angeredet.
Ich sagte, dass mir das nicht recht sei.
Einen männlichen Kollegen würde ich ja auch nicht mit "Männlein" anreden.
Aber wenn man mich mit "Fräulein" anredet, dann wäre das eine Überlegung wert.
Einige weibliche Kollegen stimmten dem zu.
Es gab eine Übergangszeit, in der wir Frauen, die Anrede "Fräulein X" mit "Ja, Männlein Y? " konterten.
Eben bis es alle Männer gelernt hatten.
Einer meiner Vorgesetzten musste dann immer lachen. "Jaja, die jungen Frauen.", danach ging das Gespräch weiter. Und eines Tages hatte auch er gelernt, auf der Arbeit keinen Unterschied mehr zwischen verheirateten und unverheirateten Frauen zu machen. Zumindest bei der Anrede. Andere Aspekte im Umgang kamen später dran.
Diese Umstellung von "Fräulein" auf "Frau" habe ich bei zwei Arbeitgebern erlebt. Ist nun aber auch schon Ewigkeiten her.
Dies nur mal exemplarisch für einen von vielen kleinen Schritten aus der Ungleichbehandlung.
Zitat von *******ngo:
„Nun kam das Thema bei der Bewerbung meines Freundes (verheiratet, 2 Kinder) wieder auf.
Was denkt ihr über diese Handhabe des Familienstandes, der nur Ehe oder nicht betrachtet und wie handhabt ihr das im Lebenslauf?
Was denkt ihr über diese Handhabe des Familienstandes, der nur Ehe oder nicht betrachtet und wie handhabt ihr das im Lebenslauf?
Mit Poly oder Nicht-Poly hatte das nie etwas zu tun.
Und ich wüsste nicht, warum ich etwas in eine Bewerbung schreiben sollte, von dem ich weiß, dass es den potentiellen Arbeitgeber überhaupt nicht interessiert!
Nach meinem Kenntnisstand gibt es auch noch keine Studien über das Risiko-Verhalten polyamorer Männer im Beruf. Und bei Frauen ist es sowieso irrelevant. Dementsprechend kann der Arbeitgeber aus der Angabe Polyamor keine für ihn relevante Information ziehen.
Das wäre doch redundant und würde allein deswegen negativ wirken.
Da ich eine Frau bin und somit keinen Vorteil aus der Angabe "verheiratet" schlagen könnte, ist es schnurz piep egal wie ich das handhaben würde (sollte ich doch Mal heiraten, was unwahrscheinlich ist).
An Stelle deines Freundes - als Mann(!) - hätte ich die Wahl, ob ich bei einer Bewerbung den Vorteil "verheiratet" mit in die Waagschale werfen mag, um die unverheiratete männliche Konkurrenz auszustechen.
Aber ich bin kein Mann. Ja und?