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Viel Text und drei Fragen

***al Mann
64 Beiträge
Themenersteller 
Viel Text und drei Fragen
Meine Vorstellung im Forum war nur kurz und ich habe auch noch ein paar Fragen, darum hier die Langfassung. (Achtung seeeehr langer Text)


Die Kinder und Jugendjahre überspringe ich, dazu gibt es nur zu sagen, dass ich meine große Liebe schon mit 11 kennengelernt habe.

Nach einem Umzug und Schulwechsel habe ich sie aus den Augen verloren und mit 20 wieder zufällig auf einem Dorffest gesehen und mich Hals über Kopf in sie verliebt. Mit Unterbrechungen haben wir uns 2 Jahre gedatet, leider ohne das was Ernstes daraus wurde. Ich war in Ihren Augen zu unerfahren und später hatte ich auch eingesehen, dass sie damit recht hatte.

Mit 22 lernte ich meine spätere erste Frau kennen und lieben. Von Anfang an haben wir in beiderseitigem Einverständnis eine offene Beziehung vereinbart. Die ich für mich so interpretiert hatte, dass alles erlaubt ist, solange keine Gefühle ins Spiel kommen. Wir hatten gute und schlechte Zeiten und ein paar Jahre später wurde die Familie mit 2 Kindern komplett.

Dann hat sie sich in einen zweiten Mann verliebt. Auf Grund beruflicher Veränderungen führten wir zu der Zeit eine Wochendendbeziehung und eigentlich war alles gut. Er war in der Woche da, ich am Wochenende, ich konnte mit der Situation gut umgehen, verspürte keine Eifersucht und auch meiner Frau ging es gut. Gut gemeinter Rat eines Psychologen hat uns dann bewogen, dass sie zu mir umzieht. Es war leider keine gute Idee, dass sie ihr gewohntes Umfeld und ihren Freundeskreis aufgeben musste. Hätte der Ratgeber unsere Polyamorie erkannt und uns darüber aufgeklärt, wäre es vermutlich anders gelaufen. So ging es dann noch eine Weile mit umgekehrten Vorzeichen. In der Woche war sie bei mir und den Kindern, am Wochende bei ihrem Geliebten.

Letzendlich stand eine weitere berufliche Veränderung an und sie zog endgültig zum Anderen und die Scheidung wurde eingereicht. Ich wiederum war erneut auf der Suche und fand gleich zwei. Eine Escort, die ich privat kennen gelernt hatte und meine alte Liebe. Komplett anders und doch schön.

Dann lernte ich im am neuen Arbeitsplatz auch noch eine Kollegin kennen. Älter als ich und Kollegin. Beides für mich ein NoGo. Bei ihr jedoch hat es sofort eingeschlagen. Ein halbes Jahr hat sie mich umworben, dann war es auch um mich geschehen. Mit der Escort hatte ich da schon Schluss gemacht, meine alte Liebe hat mir Feundschaft angeboten, das konnte ich nicht, denn ich wollte mehr. Von Polyamorie hatte ich damals noch nie gehört, sonst hätte wir vielleicht einen Weg gefunden.

Mit meiner neuen Freundin und Kollegin hatte ich eine wunderbare Zeit. Wir haben uns geistig ergänzt und der Sex war unglaublich, 5mal täglich und das halbe Kamasutra durchprobiert. Dann kam wieder der besagte Psychologe, der mit mir einen wissenschaftlichen Test durchgeführt hat und festgestellt hat, dass ich jemand anderes lieben würde. Deshalb, so sein Schluß konnte das mit meiner Freundin nicht funktionieren und sollte sofort beendet werden. Nach einem sehr intensiven Gespräch mit vielen Tränen haben wir beschloßen, den Rat in den Wind zu schießen und trotzdem zusammen zu bleiben. Das Beste was mir je passiert ist, mittlerweile sind wir 27 Jahre zusammen und 11 Jahre verheiratet.

Nun wen ihr bis hierher duchgehalten habt meine erste Frage: Wie sind eure Erfahrungen mit Ratgebern, für die die einzig mögliche Beziehungsform Monogamie und eheliche Treue ist. Und wie geht man damit um, wenn man im Wissen, dass dem nicht so ist, solch "gut gemeinten" Ratschläge bekommt.

Nach einigen Jahren fand ich es eine gute Idee mal wieder einen Stripklub zu besuchen und habe davon auch gleich zu Hause erzählt. In der Hoffnung, dass das uns Beide wieder so richtig heiss machen würde. Ging total in die Hose. Meine Liebste bekam Panik, dass ich sie verlassen wolle. Nach Streit und Diskussion dann der Kompromiss. Ich bringe nichts nach Hause, keine Krankheiten und keine Kinder und ich erzähle nichts von dem was ich so auf Geschäftsreise mache. Und sie fragt nie wieder danach. Heute kenne ich den Namen dafür "don't ask don't tell".

Das geht nie gut, die Frage ist nur wann fliegt es auf. Ich hatte es über 20 Jahre geschafft, obwohl ich grundehrlich und zu keiner Lüge fähig bin. Dazu musste ich aber einen Teil meiner Persönlichkeit abspalten. Keine Schizophrenie, aber schon eine Art Doppelleben.

Zweite Frage: Ist dieses Doppelleben, auch im Denken, immer so bei "don't ask don't tell" oder habe ich da einfach nur einen besonderen Trick gefunden?

Ich bin und war nie ein egoistischer Macho. Mir war es immer wichtig, dass es meinen Sexpartnerinnen auch gut geht. Sie sollten sich nur nicht in mich verlieben,was auch fast nie geschah und wenn doch wurde es sofort beendet, denn auch ich wollte mich nicht verlieben, weil ich da noch nichts von meiner Poly – Fähigkeit wusste.

Es vergingen die Jahre und die Libido meiner Frau wurde immer weniger. Heute hat sie überhaupt keine Lust auf Sex mehr und empfindet körperliche Nähe als sexuellen Übergriff. Ist so für sie richtig und deshalb kein Grund daran herumzutherapieren wollen. Ihre Frage "Ist es so wie es ist für Dich auch gut" konnte ich immer mit "Ja" beantworten. Sie hat bewusst oder unbewusst nicht deutlicher nachgefragt und ich habe von mir aus nicht "Ja, aber da gibt es noch was" gesagt.

Letztes Jahr hat mich dann ein Radar erwischt und das Blitzerfoto zur falschen Zeit am falschen Ort musste erklärt werden. Abstreiten hätte es nur noch schlimmer gemacht. Es war und ist aber nicht einfach, weil wir uns immer noch lieben und beide keine Trennung wollen. Und jetzt kommt noch die Erkenntnis dazu, dass ich polyamor bin.

Die naheliegende letzte Frage: Kann Monopoly funktionieren und wenn ja wie? Meine Frau meinte dazu: Wie lange? Nun das weiss ich auch nicht, aber auch Monogame haben keine lebenslange Garantie, also versuchen wir es.

Danke fürs Lesen
Mikal
********brav Frau
2.643 Beiträge
Guten Morgen

Ein bewegtes und erfahrenes Leben, wie wir es alle irgendwie führen....
_ Von einem der Auszog, das Leben und Lieben zu lernen_

Zu Frage 1....gut gemeinte Rat- schläge sind halt nur gut gemeint ....impliziert das Wort ja schon....egal ob Fachmann oder Laie

Schau mal hier, gerade eine Thema:

Die Gedanken sind frei!

Ich darf äußern, dass ich es anders sehe, auch einem Therapeuten gegenüber...

Zu Frage zwei gibt es sicherlich kein allgemeingültiges Handeln oder Definition

(Ich diskutierte hier mal sehr kontrovers, ob Poly mit "cheatern" vereinbar wäre)


Zu drei..frag Mono-amore Menschen und sie rufen alle "ja", auch diejenigen, die Frendgehen

Frag hier und die meisten werden sagen , kann, muss aber n7cht, es ist eine Frage der Zeit, wann das eigene Bedütfniss nach mehr, wieder anknüpft.....


Ich lese gespannt die anderen Meinungen mit
**********lerin Frau
725 Beiträge
In einem V in meinem Freundeskreis funktioniert es schon recht lange recht gut. Da hat sich der mono Part aber genauso intensiv wie der poly Part damit auseinandergesetzt, was man selbst braucht, wie man Bedürfnisse kommuniziert, wie man für Fairness für alle Beteiligten sorgt.
****hia Frau
478 Beiträge
Don't ask don't tell ist leider die schlechtmöglichste Beziehungsform, quasi ein Auseinanderleben mit Ansage. Hilfreicher wäre gewesen, wenn deine Partnerin sich damals gemeinsam mit dir ihren Ängsten gestellt hätte und ihr euch gemeinsam in diesem Bereich hättet entwickeln können.
Du schreibst ja selbst, du musstest dadurch einen Teil deines Selbst abspalten. D.h. ein Teil von dir ist ihr fremd, er war ungewollt. Dass du das 20 Jahre ausgehalten hast finde ich ziemlich krass.
Aber gut, was war könnt ihr nicht ändern. Es geht jetzt darum, dass ihr euch wieder vertrauen und ganz lieben lernt.

Zu Frage eins: Es gibt mittlerweile viele viele Therapeutys und Coaches, die offen für alternative Lebensmodelle sind. In meinem Freundeskreis und für mich selbst ich gehören suboptimale Erfahrung mit monogam-tickenden Beratenden leider fast zu "normalen" Erfahrungen. Was meine Motivation war, dann halt selbst Beziehungscoach zu werden.
Ich würde euch daher eine Paarberatung unbedingt ans Herz legen, es gibt mittlerweile viele Beratende, die offen für alternative Beziehungskonzepte sind.

Zu deiner dritten Frage: Es kann funktionieren. Wenn beide bereit sind, sich zu entwickeln, zu hinterfragen und Dinge aufzuarbeiten.
*******urse Mann
39 Beiträge
Aus deinem Text heraus wirkt es auf mich als wären die Kommunikationsstrukturen nicht optimal, um einige häufig in Polystrukturen auftretende Probleme sicher zu bewältigen.
Ich fokussiere mich mal auf ein paar Punkte:
Es scheint als hätte feine Frau nichts davon gewusst, dass du in einen Stripclub gehst. Während generell die Offenheit deinerseits eine gute Idee ist, kann ich mir gut vorstellen, davon überfahren zu werden, es im Nachhinein zu erfahren. Wie hattet ihr das abgesprochen? Wusste sie vorher davon?

Die Situation mit den Blitzerfotos kommt mir ebenfalls schlecht kommuniziert vor, denn wenn ihr eine DADT Absprache habt - wo genau liegt denn das Problem, wenn du über Blitzerfotos "erwischt" wirst? Dass du andere Beziehungen grundsätzlich haben könntest ist ja scheinbar Teil der Absprache. Wo genau war das Problem?
***al Mann
64 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******urse:

Es scheint als hätte deine Frau nichts davon gewusst, dass du in einen Stripclub gehst.

Schlechte Kommunikation, völlig richtig. Problem erkannt und gelöst.

Wir hatten beide ein Vorleben und wir haben uns sehr ausführlich über unsere Vorleben ausgetauscht. Daher war bekannt, dass ich in meiner früheren, offenen Ehe in Stripclubs ging. Sie fand das anregend, hat sie jedenfalls gesagt. Dass ich an dem Tag dahin gehe war nicht abgesprochen. Das stimmt, aber wie sich dann herausgestellt hat, war auch ihre Reaktion nicht so wie sie mir kommuniziert hat.

Blitzerfotos: Dazu ist zu sagen, dass ich drei Mal zu ihr gesagt habe: "Du wilst es nicht wissen". Noch mehr Hinweis auf das DADT konnte ich nicht geben.
********ch_4 Frau
266 Beiträge
Da Du in früheren Jahren gar nicht wusstest, was das da eigentlich ist, was Du empfindest und lebst, mag ich die Wahl Deines Therapeuten unter Erfahrungswert verbuchen. Würde ich eine Paartherapie in Anspruch nehmen, würde ich heutzutage schon sein Mindset zu Polyamorie erfahren wollen und darauf basierend meine Entscheidung treffen.
Und Dein Handeln hast Du ja korrigiert. Beim ersten Mal hast Du den Rat des Therapeuten befolgt, beim zweiten Mal nicht.
Ich halte es im Übrigen für höchst kritisch, wenn ein Therapeut Dir einen "fachlichen Rat" so dermassen als richtig verkauft. Er kann die Frage aufwerfen, ob eine Trennung für Dich nicht angebracht sein könnte - aber Dir tunlichst nicht die Antwort in den Mund legen.
*******urse Mann
39 Beiträge
Zitat von ***al:
Zitat von *******urse:

Es scheint als hätte deine Frau nichts davon gewusst, dass du in einen Stripclub gehst.

Blitzerfotos: Dazu ist zu sagen, dass ich drei Mal zu ihr gesagt habe: "Du wilst es nicht wissen". Noch mehr Hinweis auf das DADT konnte ich nicht geben.

Ja und nein. In meinem Empfinden ist "das willst du nicht wissen" keine klare Kommunikation. Mein eigener Ansatz in einer solchen Situation wäre eher in der Richtung "das betrifft etwas, über das wir einig waren nicht zu sprechen. Möchtest du, dass wir darüber reden?"
Ist immer noch recht kryptisch aber das bedingt die DADT Konstellation. Ein reines "das willst du nicht wissen" stellt meiner Meinung nach nicht klar heraus, in welchen Bereich die Sache gehört und signalisiert ein Abschotten und keine Kommunikationsbereitschaft.
*********rgara Frau
7.172 Beiträge
Ich empfinde es als anmaßend und übergriffig, wenn ein Therapeut mich zu Entscheidungen drängt.
Meiner Meinung nach sollte ein guter Therapeut/Coach/Berater dem Beratenen immer unterstützen und begleiten dabei seinen Weg zu finden. Und ihm nicht nicht den nach eigenen Maßstäben aufschwatzen.

Allerdings gibt es verschiedene Beratungskonzepte und es gibt auch Menschen, die selbst nie vorwärts kommen und manchmal einen Schubs brauchen.

Letztlich entscheidet jeder selbst, was für ein6Weg ist der, den ich gehen möchte und welcher Begleiter passt als Berater dabei zu mir.

Ich habe auch mal so ein Doppelleben geführt. Es hat geholfen einen Teil meiner Bedürfnisse zu stillen und war insoweit gut. Jedoch hat mich das Verbergen und manchmal auch Lügen belastet.
Wenn beide Seite ein Verschweigen wünschen, dann ist das etwas anderes für mich. Da kann dann immer noch das Notwendige kommuniziert werden soweit es nötig ist. Aber Lügen sollte nicht dazu gehören.

Wie lange kann überhaupt eine Beziehung oder eine Beziehungsform bestehen? Da alles ständig im Fluss ist und sich verändert, machen Beziehungsformen für mich eigentlich nur Sinn, um Schnittmengen zu finden. Zur Kommunikation.
Tatsächlich empfinde ich Beziehungen mehr und mehr als etwas , das ich wachsen und seine Form entwickeln und auch verändern lassen möchte.
Ich versuche daher mit möglichst wenig Erwartungen heranzugehen. Und diese zu unterscheiden von meinen Bedürfnissen.

Einen Menschen und die Beziehung , die mit ihm möglich ist, so anzunehmen wie sie sind ist nicht immer einfach. Da wäge ich sorgfältig ab, welche Bedürfnisse ich habe. Letztlich kann ich mir aber auch sagen, dass mir ein Mensch bestimmte Bedürfnisse nicht stillen kann ( beispielsweise Treffen in kurzen Zeitabständen und regelmäßig ), und ich der Liebe zu ihm dennoch eine Chance gebe, weil mir das, was er geben kann, viel bedeutet .
Meine Bedürfnisse kann ich dann mit anderen Menschen oder sogar selbst erfüllen.

Das ist das Schöne an Polyamorie. Dass nicht ein Mensch alle Bedürfnisse eines anderen möglichst vollständig abdecken muss. Dadurch wird man freier sich anzunehmen wie man ist.

Dazu ist meiner Meinung nach aber das Gönnen können, die Freude an der Mitfreude, eine notwendige Voraussetzung. Da kann ich auch mal eigene Bedürfnisse zurückstellen und mich trotzdem für den anderen freuen.
***al Mann
64 Beiträge
Themenersteller 
Da stehe ich nun ich armer Tor...
Erst mal vielen lieben Dank an Euch alle, die ihr hier was beigetragen und mir zu mehr Verständnis verholfen habt.

Nun gibt es ein Update, zusammen mit einem kleinen Zweifel meinerseits.

Gestern hatte ich meine erste große Liebe wieder getroffen. 45 Jahre kennen wir uns schon und seit 27 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich hatte befürchtet, dass sich herausstellen wird, dass das Bild, das ich so lange Zeit mit mir herum getragen habe, nur eine Wunschvorstellung ist und die Realität sich nun doch ganz anders heraus stellt.

Das Gegenteil war der Fall. Wir verstehen uns immer noch genau so gut, eher noch besser, als früher. Es fühlt sich so vertraut an. Und sie hat sogar eingestanden, dass sie mich genau so geliebt hat wie ich sie. Zugegeben hatte sie es damals ja nie, weil "eine muss ja vernünftig bleiben".

Es wird auch irgendwie weitergehen. Ob mein Wunsch eines Polykalküls aber umsetzbar ist, wird noch geklärt werden müssen. Aber vielleicht ist es ja ganz anders und ich bin gar nicht polyamor. Dann hätte ich immer nur die eine geliebt und alles andere, inklusive zweier Ehen war Spielerei.

Seltsamer Gedankengang vielleicht, aber vielleicht findet sich hier jemand, dem das bekannt vorkommt.
**********lerin Frau
725 Beiträge
Zitat von ***al:
Aber vielleicht ist es ja ganz anders und ich bin gar nicht polyamor. Dann hätte ich immer nur die eine geliebt und alles andere, inklusive zweier Ehen war Spielerei.

Seltsamer Gedankengang vielleicht, aber vielleicht findet sich hier jemand, dem das bekannt vorkommt.

Eine ganz seltsame Situation. Für den gesunden Menschenverstand auch brandgefährlich: Alte Träume und euphorische Verliebtheit mischen sich zu etwas, was die Realität so machtvoll überlagert, dass die kleinen Alltäglichkeiten gelingender Liebe und Partnerschaft viel zu leicht untergehen können.

Wenn man neu verliebt ist, denkt man oft, dass man noch nie zuvor so geliebt hat wie in diesem Augenblick. Und auch, wenn man an die verflossene Jugendliebe denkt, denkt man oft: Was für ein vollkommenes Leben wir doch hätten haben können, immerhin stand uns damals die ganze Zukunft in aller Herrlichkeit offen, statt dieses realen Lebens mit allen Unzulänglichkeiten, das es dann stattdessen wurde.

Wenn sich beides mischt ...

Was für eine Chance hat daneben die reale Frau aus Fleisch und Blut mit all ihren menschlichen und eigentlich so liebenswerten Unvollkommenheiten, die man geheiratet hat?

*

Ich persönlich bin ja der Typ, der in solchen Situationen nicht auf die Vernunft hört, sondern alles hinschmeißt, um "meinem Herzen" zu folgen. Zumindest war ich es viele Jahre lang.

Normalerweise wurde es dann nicht so gut wie erträumt, aber zumindest hatte ich irgendetwas beendet und irgendetwas neu begonnen. Das hat zumindest für Bewegung gesorgt.

Ich habe erst dann mehr Vernunft, Klarheit und gute Entscheidungen gefunden, als ich an ganz anderen Stellen meines Lebens an ein paar Stellschrauben gedreht habe: Beruflich. Ich habe mich neu orientiert und mir eine Selbstständigkeit im Traumberuf aufgebaut. Seitdem ist es viel entspannter, Menschen und die Gefühle zu ihnen einfach kommen und gehen zu lassen, damit sie mich und andere stärken.

Klappt auch nicht immer, aber ich finde mein Zentrum jetzt in mir und nicht mehr in einer egal-wie-großen Liebe.

Wenn so ein ganz großes "BÄMM" kommt ... Ist es dann wirklich der andere Mensch? Oder ist es nicht einfach nur ein ersehnter Ausweg für irgendetwas ganz anderes im Leben, wonach man sich sehnt und das zu finden viel schwerer ist als die romantische Illusion einer wahrhaft einzigartigen Liebe?
***al Mann
64 Beiträge
Themenersteller 
Das sehe ich ganz nüchtern betrachtet genauso.
**********lerin Frau
725 Beiträge
Zitat von ***al:
Das sehe ich ganz nüchtern betrachtet genauso.

Ist manchmal echt kompliziert mit der Liebe ... Ein bisschen magisch ist sie ja doch, da funktioniert das mit der Nüchternheit nicht immer. Und vielleicht ist diese Frau ja wirklich THE ONE, mit dem ganz besonderen Seelenband, das einfach ein paar Jahrzehnte brauchte, bis ihr wirklich an dem Punkt wart, wo ihr euch aufeinander einlassen konntet.

Auch das ist ja durchaus eine reale Möglichkeit. Nicht die einzige, nicht die wahrscheinlichste, aber auch solche Geschichten gibt es.

Aber wenn es so ist, dann wird es auch dann so sein, wenn du dir Zeit lässt und erst mal ganz massiv noch mal darauf achtest, dich selbst zu fühlen. Gerade, wenn es vielleicht das Band für den Rest des Lebens wird, ist es umso wichtiger, dass du dich darin nicht einfach verlierst *zwinker*

Gibt es denn andere alte Träume von früher, die sich vielleicht allmählich erfüllen sollten und hinter diesem hormonellen Chaos verstecken könnten? Träume von Reisen, von Freiheit auf einem Motorrad, von einem eigenen Buch, Tanzen ...?

Was brauchst du, um zwischen all den Beteiligten wieder dich selbst zu spüren, deine Verletzlichkeit, deine wilde, sanfte und freie Seele, die Schönheit der Welt um dich herum und all das, was einzig und allein dich selbst ausmacht? Wo liegt die Geborgenheit im Gefühl, frei zu sein und nicht von anderen und ihren Emotionen und Bedürfnissen zu sehr vereinnahmt zu werden?

Es klingt paradox, sich in solchen Zeiten von allen beteiligten Herzmenschen zurückzuziehen – aber ist der wichtigste all deiner Herzmenschen nicht derjenige, der diesen Thread gestartet hat? Fühlst du dich selbst genug? Bist du egoistisch genug, um manchmal einfach ein paar Stunden am Fluss in der Sonne zu liegen, ohne irgendwelche Pflichten zu erfüllen oder mit anderen Menschen verbunden zu sein?
****on Mann
16.112 Beiträge
Für mein Leben habe ich klar: Egal wie groß eine Liebe ist - sie muss niemals in eine Beziehung oder einen sexuellen Kontakt münden. Liebe ist Liebe, Beziehung oder Sex etwas ganz anderes.

Tatsächlich habe ich "früher" geglaubt, all das sei untrennbar so sehr verbunden, dass es zu ein und dem selben wurde.

Mittlerweile weiß ich für mich, dass Liebe die maximale innere Verbindung mit dem betreffenden Menschen ist, zusammen mit maximalem Wohlwollen. Nicht zu verwechseln mit Verliebtheit, die eine magische Projektion meiner Sehnsüchte auf eine Person darstellt.

Beziehung hingegen ist eine Vereinbarung. Die Vereinbarung für ein Miteinander, motiviert durch die innere Verbindung.

Darum: Wenn ich meinen großen Lieben von früher wiederbegegne, werde ich nicht mehr in Beziehung gehen wollen, gleich wie sehr mein Herz glüht und überfließt. Ich bin mir ja auch eigentlich selbst genug, bei aller Geselligkeit und mehreren großen heutigen Lieben. Mit denen ich mittelfristig zusammenziehen werde. Ich müsste es nicht, sondern ich möchte es.

Was ich sagen möchte: Es gibt keinen Automatismus Liebe ---> Beziehung.
***al Mann
64 Beiträge
Themenersteller 
@**********lerin

Danke, Du sprichst aus, was ich selbst schon für mich so gedacht habe. Das macht mir Mut, meinen Weg zu finden und zu gehen.

Ich bin ja schon etwas reifer und will mich nicht Hals über Kopf in ein neues Abenteuer stürzen und dabei alles Bisherige zerstören.

So weit ich die Person um die es gerade geht kenne, ist sie ebenfalls eher vorsichtig und vernünftig. Dass unsere Lebenswege nicht auf den gleichen Gleisen verlaufen sind und vielleicht auch nie verlaufen werden ist ja gerade das Absurde an der Situation.


Zitat von **********lerin:

Gibt es denn andere alte Träume von früher, die sich vielleicht allmählich erfüllen sollten und hinter diesem hormonellen Chaos verstecken könnten? Träume von Reisen, von Freiheit auf einem Motorrad, von einem eigenen Buch, Tanzen ...?

Was brauchst du, um zwischen all den Beteiligten wieder dich selbst zu spüren, deine Verletzlichkeit, deine wilde, sanfte und freie Seele, die Schönheit der Welt um dich herum und all das, was einzig und allein dich selbst ausmacht? Wo liegt die Geborgenheit im Gefühl, frei zu sein und nicht von anderen und ihren Emotionen und Bedürfnissen zu sehr vereinnahmt zu werden?

Alte Träume arbeite ich nach und nach ab. Da bin ich schon eine ganze Weile dran. Buch schreiben, lustig, den Punkt habe ich noch auf meiner Wunschliste.

Was ich brauche um mich selbst zu spüren? Rückmeldung. Positive und Negative, beides hilft bei der Wegfindung. Mit "das hättest Du wissen sollen" oder "das sollte doch selbstverständlich sein" kann ich nichts anfangen.

Diese Rückmeldung einzufordern ist etwas, was ich lange nicht gemacht habe und mir immer noch schwer fällt. Aber es wird. Und es wird gut, da denke ich positiv
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