Es kommt zwar nicht sehr häufig vor,aber ich muß mich ausnahmsweise Mal
Smartkoenig anschließen.
Gastrecht ist auch für mich eine völlig andere Baustelle als Vereinbarungen innerhalb der Kernpartnerschaft, Vereinbarungen innerhalb eines polyamoren Konstruktes, Vereinbarungen bezüglich Friendship+ usw.
"Hat die Person die zu Gast ist automatisch Priorität bei der Frage wer mit wem Zweisamkeit geniesst? "
Worauf genau ziehlt diese Frage ab ?
Ihr habt euer "gemeinsames Nest " (wenn ich das richtig verstanden habe ) , und somit trefft ihr beide vorab Vereinbarungen miteinander.
Wenn der "Gast" explizit vorbeikommt, um intime Zweisamkeit mit einem von euch erleben / leben zu können, dann sollte es (in meinen Augen) selbstverständlich sein, daß der andere Partner sich zurücknimmt / zurückzieht / Raum gibt.
Kommt der Gast - wie im Besipiel von
Grenzwandlerin - zu Besuch, weil er sowieso in der Gegend zu tun hat , dann hat er sich meiner Meinung nach an die Abläufe und Gepflogenheiten der Kernpartnerschaft anzupassen, und besitzt nicht automatisch Priorität.
Ich spinne mal 3 Beispiele :
• Kernpaar hat sich für den Abend vorgenommen, gemütlich zusammen zu essen, Film zu schauen und zu kuscheln. Auf einmal klingelt es an der Tür und dein Herzensmensch kommt vorbei, weil er Sehnsucht nach dir hatte. Gastrecht ? Soll jetzt dein Partner sich zurücknehmen, alles, auf was er sich für euch beide gefreut hat "aufgeben" und sich sagen "Naja...schließlich sehe ich ihn immer / öfter.. "?
Klar kann er das tun, wenn er das möchte, aber ihn dazu zu zwingen fände ich ziemlich krass.
• Du weisst, daß übermorgen dein Herzensmensch zu Besuch kommt, also besprichst du das mit deinem Nestpartner vorab, daß er / sie sich darauf einstellen kann. Wenn ihr wie du schreibst beide die Beziehung sexuell und emotional für weitere Menschen öffnen wollt, sollte ihm ja klar sein, was dies bedeutet.Sollte jetzt an diesem Tag auf einmal dein Nestpartner sich vor Sehnsucht nach dir verzehren, dann muss er da eben durch, und kann - meiner MEinung nach - nicht auf einmal sein "Hausrecht / Platzhirschgehabe" auspacken.
• Ihr trefft euch zu dritt oder viert im Park, habt zusammen einen schönen Tag, geht zu euch nach Hause, und es entwickelt sich so, daß ein Interessenskonflikt zwischen den Wünschen des Nestpartners und denen des "Gastes" bezüglich des weiteren Verlaufes des Abends entsteht.
Beide hätten dich gerne für sich, wären gerne intim mit dir, und du........
Du sitzt zwischen den Stühlen, willst niemanden verletzten oder vor den Kopf stoßen,und weißt vielleicht selbst nicht einmal genau, was dir jetzt am Liebsten wäre.
Sehr doofe Situation, vor allem,wenn man sich noch nicht lange und gut kennt.
Meine Frau und ich haben uns in so Situationen immer kurz zurückgezogen und das von Fall zu Fall entschieden. Der "Gast" musste in diesen Fällen (sorry) mit der Entscheidung leben, die wir als Kernpaar für uns getroffen haben, denn Gastrecht, New Relationship Energy, unterschiedliche Zeitfenster, in denen man sich sehen kann etc. hin -oder her :
Als Kern bleibt, daß eine Kernbeziehung vorhanden ist, zu der ein weiterer Mensch hinzukommt / hinzukommen möchte.
Sowohl eine generelle Vereinbarung / Übereinkunft als auch ein spontaner, situationsabhängiger Kompromiss, den beide Kernpartner für gut und richtig halten, sollte vom "Gast" respektiert werden.
Wenn er dies nicht tut, dann frage ich mich, in wie weit er die Kernpartnerschaft als solche und mich als den für ihn "nicht so relevanten" Menschen,überhaupt respektiert.
Es besitzt nicht nur der Gast ein "Recht darauf", auf eine bestimmte Art und Weise behandelt zu werden, sondern auch die "Gastgeber"/ "Nestpartner" , daß er sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält.
Eure Beziehung, euer Nest,eure Regeln.
Wenn sich im Laufe der Zeit bestimmte Muster herausbilden, bestimmte "Besuchszyklen" und Ablaufroutinen einspielen, dann muß man (meine Erfahrung) immer seltener und weniger reden,ansprechen, diskutieren usw., aber zu Beginn, solltet ihr (meine Meinung) versuchen, abzuklären und fest zu halten, was jeder von euch beiden braucht,um sich safe, gesehen und respektiert zu fühlen.
Öffnen kann so schön und wundervoll sein und besitzt immenses Potential, die Kernpartnerschaft / Nestpartnerschaft zu stärken und weiter zu entwickeln, aber wenn dieses Öffnen die generelle Integrität und Stabilität der Beziehung zwischen euch beiden gefährdet, kann dies nicht wünschenswert oder zielführend sein.
Ich öffne doch meine Kernbeziehung mit der Absicht, diese zu erhalten und nicht,um diese abzuschaffen.
In meinem / unserem Fall, hat es einige Zeit gedauert, bis sich eine gut lebbare Schnittmenge zwischen all den individuellen Bedürfnissen und Wünschen aller Anwesenden während eines "Gastaufenthaltes" in unserem Nest eingespielt hatte, aber wenn alle offen miteinander kommunizieren können, ist dieser Prozeß weitaus weniger schrecklich, freiheitsberaubend, Spaß verderbend und Quality-Time versauend, als es einem vorab erscheinen mag.