„Mir behagte es nicht....Ein nicht formulierbares Bauchgefühl....Was für ihn nicht geltend war....ich wollte ein Veto einlegen, sagte, kein Treffen mit ihrem Kind und auch kein over-night..
Er würde es sofort beenden, aber das wäre wohl zu stino....und ich benötige euren Rat...
Was genau ist da passiert?
War das eine Verhandlung eurer Rahmenbedingungen?
mieses Timing: Wenn "Treffen ohne Kind" und "Ausschluss von Übernachtungen" einen Beziehungsaufbau mit der betroffenen Wing extrem umständlich & mühseelig machen, wird keiner von beiden glücklich. Weder sie noch dein Partner. Dann wäre es tatsächlich das geringste Übel, die Sache sofort zu beenden. - Das ist aber nicht Stino. Sondern der "verspätet formulierte Wunsch" nach so einer Rahmenbedingung.
Gefühlsebene:
Ich würde an dieser Stelle am liebsten vor Schuld & Scham im Boden versinken.
Denn ich bin sehr darum bemüht, Abmachungen zu treffen, die ich auch einhalten kann.
Mein Wort breche ich ungern.
Ich will selbstreflektiert und verlässlich sein.
Eine falsche Selbst-Einschätzung, was ich zu leben vermag, entspricht nicht meinem Ich-Ideal. - Das erzeugt vor allem Scham.
Nein, so will ich nicht SEIN!
Und so gravierende Auswirkungen eines plötzlichen Zurückruderns wie: "Nun hat er aber bereits etwas mit einer getrennt lebenden Mutter begonnen. Die kann & will nicht immer für "Treffen ohne Kind" sorgen. Bei den von mir gewünschten Rahmenbedingungen beendet er die Sache mit ihr sofort.", will ich auch nicht verantworten. Das entspräche noch weniger meinem Ich-Ideal. - Da würde ich mich schuldig fühlen.
Ich will gerecht sein. Erst Hü dann Hot wäre eine Ungerechtigkeit meinerseits. Nein, das kann ich den beiden nicht antun.
Nein, das will ich nicht TUN!"
Tja...
Die Scham nicht wollen und die Schuld nicht wollen.
Das wäre ein klassisches Scham-Schuld-Dilemma. (nach L. Wurmser: Die Maske der Scham)
Deine
@********brav konkrete Situation hatte ich zwar noch nicht.
Aber glaub mir: Ich war schon mal an dem Punkt, an dem ich erschreckender Weise erkannte, dass ich mir zu viel auf einmal vorgenommen hatte und in so einem Scham-Schuld-Dilemma fest steckte.
Ob das bei dir nun der Fall ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Immerhin hattest du die Courage, das Veto auszusprechen, welches deinen Bedürfnissen entspricht. Bloß verließ dich der Mut als er dir die Konsequenzen (dann beende ich es) aufzeigte.
Ob dahinter ein Scham-Schuld-Dilemma steckt, kannst nur du selbst wissen.
Aber ich kann dir schreiben, wie ich aus meinen Scham-Schuld-Dilemma hinaus komme...
Sobald absehbar ist, dass ich mein Wort nicht halten kann, dass das für mich nicht lebbar ist, bemühe ich mich um Schadensbegrenzung, damit meine Scham & Schuld nicht noch größer werden als sie eh schon sind. Je früher desto besser. D.h. ich stehe zu meinem Fehler/ meiner Schwäche und spreche das so früh wie möglich an, um für alle Beteiligten weiteres Leid zu verhindern. Die Info, dass die Konsequenzen schlimmer sind als gedacht, kann nichts an meinem Entschluss zurückzurudern ändern. Denn ich rudere nie leichtfertig zurück. Und an meinem Unvermögen hat sich ja nix geändert. Auch wenn andere mich lieber stark sehen: Ich kann nicht immer stark sein.
Mir hilft dabei der Leitsatz: "Ich bin keine Göttin. Ich bin auch nur ein Mensch. Und Menschen machen Fehler."
Obendrein hilft mir die Erkenntnis: "Hartnäckigkeit" ist zwar eine meiner positiven Eigenschaften. Doch bei Scham-Schuld-Dilemmata wird mir eben diese gute Eigenschaft zum Verhängnis. Das hilft mir jetzt nicht weiter. Ich muss aufgeben.
Ich kann meine Hartnäckigkeit jedoch bei der Wiedergutmachung konstruktiv einsetzen.
Die Wiedergutmachung:
Das Vertrauen in mein Wort muss sich danach neu aufbauen. Das bedeutet: In naher Zukunft wird mein Bezugspartner bei Absprachen wohl hier und dort mal nachhaken, WIE sicher ich mir bin. Ob ich dabei auch Szenario X, Y, Z bedacht habe. Das ist zwar lästig, aber hilfreich. Und in gewisser Hinsicht ist es ja auch beruhigend, die Quittung für mein Versagen zu bekommen und Schritt für Schritt Wiedergutmachung leisten zu dürfen und zu können. "Nicht jeder Mensch bekommt die Gelegenheit dazu und nicht jeder Mensch hat die Fähigkeit dazu." (Gedanken zur Selbstwert-Stabilisierung)
Im Zweifelsfall nehme ich mir Bedenkzeit, erörtere meinen persönlichen Standpunkt (Gefühle, Bedürfnisse, Wertehierarchie) mit einem unbefangenen Außenstehenden und setzte das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fort.
Durch gemeinsame positive Erfahrungen nimmt das (Selbst)-Vertrauen in mein Wort wieder zu und die lästigen Nachfragen wieder ab. Und ich bin selbstbewusster als zuvor.
Wichtig ist, zwischen dem angestrebten Ich-Idealen und dem Weg dorthin zu unterscheiden. Manche Ich-Ideale brauchen nun mal Etappenziele. Sonst kommt es zur Überforderung und weiterem Versagen. Enttäuschungen, die nicht gut für mein Selbstwertgefühl sind. (Ich bin auch nicht gerne schwach.)
Enttäuschungen, die meinen Bezugspartner unsicher im Aufbau neuer Kontakte machen.
(Welchen Standpunkt kann er noch ruhigen Gewissens gegenüber neuen Kontakten vertreten, wenn er doch weiß, dass ich instabil werden könne?)
Um bei deinem konkreten Beispiel zu bleiben:
Angenommen dein Ich-Ideal wäre, freier leben zu können & deinem Partner die Freiheit gönnen zu können, auch bei anderen Frauen über Nacht zu bleiben. Und dein Partner teilt dieses Ideal. Ihr strebt nach einer Beziehung, in der beide auch Mal über Nacht bei ihren Wing-Partnern bleiben können, während der zurückgelassene Center es genießen kann, Zeit für sich allein zu haben. Also seine eigene Freiheit trotz der innigen Verbundenheit genießen kann.
Nun. Bis dorthin ist es eine lange Reise.
Und ihr zwei steht gerade am Anfang.
Warum nicht erst Mal ein gemeinsames Etappenziel als Rahmenbedingung festlegen?
Ein Etappenziel könnte zum Beispiel lauten: Treffen mit Wing-Partnern max. 6 Stunden.
Manche Center-Paare bleiben sogar dauerhaft dabei. Die haben mal "mehr Freiheit" ausprobiert, dann aber bemerkt, dass ihnen diese klare Abstufung zwischen Center & Wing viel mehr Lebensfreude bereitet.
Sie haben also ihr Freiheits-Ideal zu Gunsten anderer Beziehungs-Ideale relativiert.
Während "max. 6 Stunden beim Wing" für andere Center-Paare ein Etappenziel war, welches sie 4 Jahre lang lebten. Inzwischen sind verlängerte Wochenenden mit einem Wing-Partner "normal".
Es gibt viele solcher Etappen-Ziele beim Streben nach dem Ideal der Freiheit.
"Freiheit" ist übrigens nicht bloß ein Ideal sondern auch ein Bedürfnis. Und das Bedürfnis nach Freiheit ist bei manchen Menschen größer und bei anderen geringer ausgeprägt. Wenn das Bedürfnis nach Freiheit bereits gesättigt ist während andere Beziehungsbedürfnisse ungestillt sind, befriedigt es einen nicht, noch "mehr Freiheit" anzustreben. Ist das der Fall, macht es Sinn, das gemeinsame Freiheitsideal nach unten zu korrigieren.