„Primär geht es natürlich zunächst mal um eine nette Urlaubsbegleitung für Unternehmungen. Da ich eher beziehungsarachistisch veranlagt und ein großer Kuschlfan bin hätte ich natürlich bei entsprechender stimmiger Chemie auch nichts gegen mehr. Allerdings möchte ich mit offenen Karten spielen und niemand verletzten der sich dabei dann evtl. etwas erhofft was es mit mir nicht geben wird (klassische monogame Beziehung). Wie geht ihr mit dem Thema "Urlaubsbegleitug für einen einzelnen Poly" um?
Für mich passen Urlaub mit Mr. Unbekannt und großer Kuschelfan mit Option auf mehr nicht so dolle zusammen. Für mich ist das "viel zu viel auf einmal wollen". Das macht mir den schönsten Urlaub kaputt.
Mir sind
Gruppenreisen mit im Vorfeld abgeklärten Ausflugs- oder Seminarprogramm einerseits und genügend Freizeit andererseits, um auf eigene Faust was in der Gegend zu unternehmen, lieber. In einer Gruppe mit gemeinsamen Interessen finde ich meist auch ein paar Leute, mit denen mir der Urlaub Freude bereitet.
Ob ein für mich passender Kerl zum Kuscheln dabei wäre oder ich außerhalb der Gruppenaktivitäten einen Einheimischen zum Kuscheln treffen würde, war offen. Und genau diese Offenheit gefällt mir.
Wenn ich einem für mich passenden Kerl zum Kuscheln begegnete, stand die Frage im Raum, was wir wollen.
Wollte er mit mir nichts Verbindliches sondern bloß ein Abenteuer/ einen lockeren Urlaubsflirt und ich auch nicht mehr von ihm, war das Thema Poly irrelevant...
Beim unverbindlichen Urlaubsflirt gehe ich gutmütig über viele Unstimmigkeiten hinweg - so wie in einer Bekanntschaft/ Party-Clique. Einfach, umkompliziert, gemeinsam das Leben feiern. Ob er das wirklich wolle?
Wenn er sich in seiner Traumwelt verirrt hatte und plötzlich doch mehr wollte, holte ich ihn wieder auf den Boden der Tatsachen. Zum Beispiel, indem ich bei Unstimmigkeiten häufiger in die Auseinandersetzung ging. Da zerplatzen all seine Projektionen in der Regel rasch.
Oder ich sagte ihm einfach, dass es nicht passt. Und wenn er wissen wollte: "Warum nicht?", ob er wirklich von JEDER Unstimmigkeit, über die ich gutmütig hinweg gegangen sei, wissen wolle? Ob er die Top-Five, die Top-Ten oder die Top-Twenty wolle? Ob ihn das glücklich mache? - Ich denke nicht.
Poly oder nicht ist da gar nicht mal das Thema. Manchmal wollen Menschen nur einen schönen Traum leben und dann verirren sie sich darin. Mit Liebe hat das nichts zu tun.
Eine verbindliche Beziehung baue ich anders auf. Da gehe ich bei Unstimmigkeiten häufiger in die Auseinandersetzung. Entweder wir bekommen eine fruchtbare Streitkultur hin und haben trotzdem genügend Gemeinsamkeiten oder wir passen nicht zueinander.
Und ja: Wenn einer direkt zu Beginn grundsätzliches Interesse an einer verbindlichen Beziehung und gegenseitigem Kennenlernen bekundet, spielte auch ich direkt mit offenen Karten. Dann blieb ich - der bestmöglichen Urlaubsstimmung wegen - nicht an der Oberfläche. Und sollte z.B. Poly für ihn nicht in Frage kommen, wurde das eben nichts mit uns. Dann hatten wir uns auch den Sex gespart und der Liebeskummer hielt sich arg in Grenzen.
Aber bei den coolen Typen, die nichts Verbindliches wollen, wüsste ich nicht, warum ich mit ihm über Polyamorie sprechen sollte.
Sind doch seine Gefühle, die ggf. im weiteren Verlauf verletzt werden.
Das fällt in seine Selbstfürsorge, nicht in meine Verantwortung.
Wir sind doch beide erwachsen.
Er spricht an, was ihm wichtig ist. Ich spreche an, was mir wichtig ist.
Und wenn ich mehr von ihm gewollt hätte, hätte ich mich niemals auf so eine "oberflächliche Urlaubs-Party" eingelassen. (Manche Männer passen menschlich nicht zu mir, sind aber trotzdem sexuell attraktiv.
)
So wie ich das sehe, musst du für dich selbst entscheiden, was dir wichtiger ist:
• Willst du erst abklären, ob der Sex toll läuft? Dann könnten ggf. deine Gefühle verletzt werden. Poly ist doch bloß ein Aspekt unter vielen. Das "Poly" für eine Frau in Ordnung ist, bedeutet ja noch lange nicht, dass es passt. Oder dass sie mehr Interesse/ Gefühle für einen Mann hat, mit dem sie sich sexuell austoben will.
• Willst du erst abklären, ob die Zwischenmenschliche Ebene und die Vorstellungen von Beziehung passen? Dann könnte ggf. der Sex nicht so dolle laufen oder komplett ausbleiben.
Und wie gesagt: Direkt einen Urlaub zu zweit zu planen, finde ich auch etwas heavy. Für manche Menschen mag das passen. Für die ist das ein großes Abenteuer. Aber ich mache lieber allein Urlaub als mit einem Mann, der womöglich gar nicht zu mir passt und super enttäuscht ist, dass zwischen uns nicht mehr läuft und der miese Stimmung verbreitet.
Und ich kann via Fernkommunikation nicht feststellen, wieviel ich womöglich von einem Mann will.
Ich bin da eher der Typ für einen gemeinsamen Ausflug in der Region. Sowas kann man auch beim völlig unverbindlichen ersten Treffen auf einen Kaffee planen. Dann hat man sogleich ein konkretes Gesprächsthema. Sollte es nicht passen, hat man den Menschen bloß wenige Minuten (Kaffeetrinken) oder wenige Stunden (Ausflug) an der Backe. Und wenn die Ausflüge in der Region toll sind, ja dann käme für mich auch Mal ein Urlaub zu zweit in Frage.
Das wären meine Gedanken zu dem Thema.