Zitat von *********ncers:
„Ich stelle jetzt mal eine gewagte These auf. Sind wir nicht alle polyamor von Natur aus. Ist es nicht einfach nur unser gesellschaftliches System, welches uns zu Monogamie drängt?
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Das kann ich mir gut vorstellen.
Wobei ich das nicht generell so sehe, weil es offenbar nicht einfach ist, sich von gesellschaftlichen und kulturellen sowie familiären Prägungen (..das bin ich / …das bin ich nicht) zu lösen oder neutral selbst zu erkennen.
Es ist meiner Meinung nach nicht generell DIE Anlage, aber eine Möglichkeit.
Dabei sehe ich, dass der gesellschaftliche, kulturelle, familiäre Rahmen natürlich IMMER da ist und man den aktuellen nicht ausklammern darf, wenn man die Beziehungsformen vergleicht oder wertet.
„Natürlich“ ist unter dieser Voraussetzung (meiner Meinung nach) neutral , also das gegebene. Ästhetik ist, wenn man aus diesen Gegebenheiten etwas schönes, stimmiges macht. Das kann allerdings auch dadurch geschehen, das man weniger eingreift, und die Dinge entstehen lässt (die gut sind).
Im Fall der Polyamorie ist zB ein Konflikt naheliegend, der das Thema der Unsicherheit berührt.
Die klassische Beziehung sollte vermutlich ja genau dies sicherstellen
(materielle, emotionale, sexuelle Verfügbarkeit).
Die zwischenmenschliche Beziehung ist von einer materiellen gegenseitigen Hilfe beim Überleben (prähistorisch gesehen) zu einem „Konzept“ geworden, (Mem) das andere Qualitäten dazu bekommen hat.
Und es entwickelt aktuell Rückkopplungen, die nicht selten die praktischen Aspekte des Lebens überlagern. Dieses Eigenleben des Konzeptes ist ein Zeichen unserer Zeit finde ich.
Naturgegeben bedeutet für mich immer auch, das etwas wie ein Naturgesetz immer zuverlässig so funktioniert und Abweichungen davon nur durch „Kulturelle Anstrengungen“ möglich sind.
Und diesen Naturzustand erkennen zu können müsste man absolut leer sein von kulturellem Inhalt.
Polyamorie ist bei den Jägern und Sammlern vielleicht Natur gewesen, jetzt ist Polyamorie aber mehr ein Konzept geworden, hier ein Ideal, das in unserer Gesellschaft (nach mehreren tausend Jahren der kulturellen Verwirbelung) heute viele Fragen und Probleme
aufwirft.
Ich denke es lohnt sich diese Probleme anzugehen, denn es steckt viel mehr darin, als nur Sex, Emotionalität, Liebe , sondern eben auch den aktuellen Kulturellen Rahmen zu hinterfragen und zB. veränderungsfähig zu sein.