Ich verstehe das so, dass man defizitär vergleicht/bewertet. 'Was fehlt ihm/ihr' 'Was passt nicht', anstatt 'Das gefällt mir an ihm/ihr' 'Diese Eigenschaft möchte ich erleben'. Man ist sehr verlockt defizitär zu suchen, wenn man monogam ist oder einen Hauptpartner außerhalb von Polyamorie sucht.
Glaube ich nicht. Mein Auswahlmuster ist unabhängig von der Beziehungsform identisch.
Attraktivität setzt sich aus Eigenschaften zusammen, die meine Libido erreichen. Sonst möchte ich keine Intimität.
Freundschaft geht mit sehr viel mehr Männern als Sex. Solange ich keine intimen Interessen habe, ist mir egal, wie jemand aussieht.
Sprich, ich brauche Lust. Und das ist wie beim Essen. Es gibt tausende Gerichte, die mein Körper verdaut bekommt. Darf ich frei entscheiden, worauf ich Appetit habe, bin ich sehr wählerisch. Und im Gegensatz zu Essen, was ich für mein Überleben tun muss, ist Sex bloß ein nice to have. Sex kann ich zudem mit mir selbst haben.
Bevor ich mit jemandem Sex habe, der mich nicht erreicht, esse ich lieber Zuhause.
Weshalb es diese Esoterik in der Polyszene gibt, bitte doch mit ganz vielen Menschen Sex und Intimität zu tauschen, weil die das so dringend brauchen, weiß ich nicht. Ich habe das Bedürfnis einfach nicht. Weder Mutti Theresa zu sein, noch mich gegen meine Bedürfnisse zu verbiegen. Und Verantwortung dafür, dass andere Menschen endlich ficken können, übernehme ich ganz sicher nicht.
Es gab einmal eine Dokumentation zu männlichen Prostituierten. Die Männer wurden gefragt, wie sie es schaffen, eine Erektion auf ihre oft unattraktiven Kundinnen zu bekommen. Die Antwort war dieselbe wie hier: "Irgendetwas Schönes hat jede Frau an sich. Des Rest fantasiere ich dazu."
Also scheint das zu gehen. Irgendwie dem Körper Sexualität abzuringen, der von sich aus nicht reagieren würde. Dann hilft man halt nach. Spult Pornos im Kopf ab oder sucht sich eine Kleinigkeit, die sexy ist, und wenn es ein Körperteil ist. Den Rest blendet man aus.
Weder möchte ich das so noch kann ich das. Irgendwen daten und ihn mir schön fantasieren.
Ich kann bei Sympathie über Kleinigkeiten hinwegsehen. Dazu muss ich den Mann grundsätzlich attraktiv finden.
Umgekehrt funktioniert das bei mir nicht. Ich kann zwar mein Loch benutzen lassen und Handlungen an mir vollziehen lassen, nur ist das für mich eher so, als müsste ich etwas Essen, das ich gegen einen Ekel runterwürgen muss. Und nein, dahinter ist kein geheimes Trauma verborgen, es ist gesund und normal nicht mit jedem Mann schlafen zu wollen.
Doch nur, weil ich keinen Sex mit jemandem will, grenze ich den Menschen nicht aus! Friendzone geht bei Sympathie gut. Mehr nicht.
Dieses tausendmal berüht - Ding klappt bei mir übrigens nicht.
Ich habe den Eindruck, in der Polyszene geht es, wie in der 68er Bewegung, um sexuelle Erreichbarkeit. Ich habe schon von einigen Männern gehört, die in die Szene kamen, um was zum Vögeln zu finden, dass das sehr enttäuschend für sie war, dass keine Frau sie wollte.
Polyamor und polysexuell können zusammen treffen, müssen aber nicht. Beides darf sein und ist ok. Leider serden Frauen in der Polyszene gerne als behandlungsbedürftig gesehen, wenn sie nicht polysexuell ticken. Von Männern und, traurig, auch ab und zu von Frauen.
Gehe ich vom Amore aus, muss Sympathie plus Lust plus Erotik zusammen treffen, dann schnackselt es. Attraktivität ist nur ein abstrakter Begriff, der subjektive Attribute beschreibt: der Mensch ist für mich sexy und ich kann mir was vorstellen.
Nicht umgekehrt: da ist ein Mensch, und ich suche jetzt etwas, das mit ein wenig Kopfkino ausreicht, Sex zu machen.
Sie