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Kommunikations- und Kontaktverhalten "suchender" Poly-Frauen

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Diskussion erwünscht
Zitat von *******_bw:
Inwieweit das zum Thema passt? Ich glaube, es berührt Fragen, die hinter einer Umfrage wie der des TE überhaupt stehen.

Keine Sorge, @*******_bw - die Diskussion läuft jetzt in die Richtung, die ich erhoffte, und zu der mich der Thread über die Antwortquote inspirierte:
All' das liegt auch an mannigfaltigem Un-Heil im Verhältnis der Geschlechter in einer patriarchalen Gesellschaft.

Bin gerade zu einem Gender-gegengleichen Thread mit erweiterten Schwerpunkten (Anm: hier fehlte das Wort "inspiriert") .

U.a. dieses Thema ist ein "erweiterter Schwerpunkt". Diese Formulierung erscheint weit hergeholt. Falls von Interesse, mache ich mich in den nächsten Tagen gerne an einen vmtl leider sehr langen Beitrag. Bis dahin verfolge ich Eure Diskussion sehr aufmerksam und werte die gleichzeitig eingehenden Rückmeldungen zur Umfrage aus.

@*******_bw und @**le: Die Verflechtung von Antworten zur Umfrage und Diskussion beißt sich imho überhaupt nicht.

Meine emotionale Motivation zu diesem Thread: Bewusstsein und Verständnis für die, verkürzt ausgedrückt, "Gender-Kommunikation", ihre Ursprünge und Wechselwirkungen heute anzustoßen.

Das Beispiel "Kontaktverhalten in einer sexuellen Community" scheint mir deshalb besonders geeignet, weil in diesem relativ "freien", weil durch die Anonymität geschützten Raum bestimmte Muster noch deutlicher werden, die in realen Begegnungen leider noch viel zu häufig vorkommen.

Dafür habe ich die Polygruppe sehr bewusst als Plattform gewählt
• weil ich nur hier die offene Reflexionsbereitschaft und Ernsthaftigkeit vermute, die auch Menschen zum Nachdenken anregen könnte, die hier mitlesen (können), ohne Gruppenmitglied zu sein,
• den Thread durch die von mir erhoffte verbale Seriosität ohne TE- oder Themen-Bashing am Leben zu erhalten, denn ich trage Thesen in mir, die mglw für alle Mitlesenden auf der Metaebene einer Diskussion zum Verhältnis der Geschlechter untereinander wenig angenehm sein könnten.

Imho möchte das aber erst mit Bewusstsein, offen und ohne emotionalen Widerstand (sehr wohl und gerne aber mit eigener Meinung) angeschaut werden, der Schutt von Jahrtausenden soweit weggeräumt werden, bevor ein konstruktiver, gemeinsamer Weg in Frieden gefunden werden kann. Dazu einen Beitrag zu leisten, ist mein Ziel - und sei er auch sehr bescheiden.
Zitat von *******orph:

15. Wie wirken welche Prägungen auf Dein Kontaktverhalten? Welche Glaubenssätze/Überzeugen sind Dir bewusst?
Prägungen keine.
Erfahrungen zahlreich.
Ich weiß, wie ich ticke - ich steh auf Sex mit neuen Kontakten, ich schau gern völlig unkompliziert was sich mit jemandem ergibt.
Glaubenssatz? „Nix gwiss woas ma ned.“
Ich treff mich gern und hab keinerlei Erwartungen, und keine „Einschränkungen“.

Ich wurde gebeten, diesen Punkt weiter auszuführen:

Im Gegensatz anscheinend zu manchen hier, hab ich ein sehr „wohlwollendes“ Männerbild.
Ich weiß, dass es etliche tolle Kerle gibt, die sich (schriftlich) schlecht ausdrücken können und trotzdem sehr gut mit mir sexuell harmonieren oder noch viel mehr (bestes Bsp mein Gatte, dessen schriftliche Kommunikation eher unterirdisch ist).

Die meisten Kontakte habe ich über mein Soloprofil (@*******ich), welches explizit genug gestaltet ist.
Nichtsdestotrotz bekomme ich keine „Ficken?“-Anfragen - darüber würde ich mich zB freuen, wesentlich direkter und offener als „Hey, wie gehts dir?“ oder „Mir gefällt dein Profil.“

Ich stelle Interessierten keine großen Hürden wie lange Schriftwechsel, vollständige Profilrecherche, langes Rumtanzen um den heißen Brei etc.
Weil in meinen Augen, für mein Gefühl, all das Geschreibsel den Blick verstellt.
Der Realeindruck einer Person zählt für mich.

„Flaches“ Geschreibsel, unaufgeforderte Penisbilder und dergleichen sind keine Pluspunkte. Aber auch kein direktes Minus. Ich reagiere dann deutlich, sag dass ich mit anonymen Geschlechtsteilbildern nichts anfangen kann, kontere auf das „flache“ und warte die Reaktion ab.
Was dann kommt, verrät mir mehr *g*

Genauso schreibe ich zB, dass ich keinen Bock auf Smalltalk habe und deswegen nicht über mein Befinden mit Fremden quatsche.
Wer dann direkter reagiert und nicht beleidigt, sammelt Pluspunkte.

Ich meine, dass ein Haufen Männer sich in der virtuellen Welt ihr eigenes Grab schaufeln. Weil sie versuchen zu gefallen, zu beeindrucken, irgendwie durchzukommen.
Und ich reiche da gern mal ne hilfreiche Hand.

Damit hab ich sehr gute, sehr positiv überraschende Erfahrungen gemacht.

Und: ich sehe jeden Kontakt als Einzelschicksal. So sehr mich auch das 500. nichts sagende Anschreiben nervt, dahinter steckt evtl ein passender Mensch, der keine großen Mühen mehr in Anschreiben legt, weil so viele Frauen sich ebenfalls keine Mühe geben!
(ZB hohe Erwartungen im Profil, aber selbst nicht mehr als Einzeiler zu Stande bringen)
*********onia Frau
391 Beiträge
Zitat von ******age:
Wie wäre es denn, wenn beide Geschlecher einmal lernen, dass Kommunikation eben nicht nur aus Reden, sondern auch aus Körperlichkeit, aber eben nicht unbedingt gleich aus Sex besteht? Dann würden Frauen sich für Nähe nicht auf Sex "einlassen" (müssen) und Männer Streicheleinheiten nicht mit Sex "verwechseln", da sie sonst keine richtigen Männer sind. Dann würden sie nicht so schnell in die Bedürftigkeit nach Sex kommen, und Frauen nicht in die Bedürftigkeit nach Stricheleinheiten und Nähe. Mein Lösungsansatz ist da "Probekuscheln". Hoffe, das war jetzt nicht zu sehr off topic, weitere Antworten zur Fragestellung wären ja definitiv spannend.

Kuscheln? Fremde? Ohne Sex zu wollen. Das find ich echt gruselig. *ggg* wen ich nicht ficken will, den will ich auch nicht kuscheln. Und ich kuschel nur wenn's im sexuellen Kontext ist. Also Männer die vollumfänglich in mein Schema passen.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********t6874:
@*********herz hilft dir das wirklich weiter?

Ja, sehr! Vielen Dank - besonders Dein Text unter den Fragen gibt mir Einblick darin, wie Du für Dich sorgst.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von *******ata:

Natürlich gilt Generalverdacht... Welche andere Wahl hat eine Frau den, wenn sie Nachts alleine unterwegs ist, als jeden Mann als potentiellen Vergewaltiger einzuschätzen...?

Kommt dazu, dass es viele Männer gibt, die zwar bestätigen, dass es so eigentlich nicht geht, dann aber, wenn es darum geht über, sexistische, homophope und/oder rassistische Witze zu lachen, Frauen im Ausgang übergriffig anzubaggern, oder ähnliches, an vorderster Front mit dabei sind, um sich in der Männergruppe zu etablieren... Keiner sagt Stopp...

D.h., ich muss halt einfach damit leben, unter Generalverdacht zu stehen, ein potenzieller Vergewaltiger zu sein, nur weil ich ein Mann bin? Merkst du, wie sexistisch das klingen kann? Und noch mehr, nicht mal, sich entschieden dagegen zu distanzieren, reinigt mich von diesem "Generalverdacht".

In vielen Kulturen müssen Frauen sich zum Beispiel verhüllen, weil die Männer sich sonst nicht beherrschen können... Auch hier.... Geht's noch...?
Wenn ein volljähriger Mann keine Macht über seinen steifen Penis hat, gehört er kastriert... Fertig... Problem gelöst...

Und in vielen Kulturen müssen Männer sich in Kriegen als Soldaten totschießen, oder potenziell gefährlichere Jobs übernehmen, weil das eben als "Männerarbeit" gilt.
Jo, find's auch nicht gut, wenn sich Frauen verhüllen sollen, aber dann beklagst du dich völlig zurecht, wie unerträglich die Verstümmelung von Frauen ist, forderst aber auf der anderen Seite die Zwangskastration von Männern. Das finde ich umgekehrt auch sehr extrem, insbesondere angesichts der Geschichte, die wir in Deutschland mit Zwangskastration haben (und übrigens auch mit der pauschalen Verurteilung ganzer Gruppen).

Frauen werden beschnitten und zugenäht, um sie daran zu hindern, Spass an ihrer Sexualität zu haben, frei und unbeschwert aufzuwachsen, um sie zu kontrollieren...
Das Thema männliche Beschneidung wird dann von Männern als Mimimi-wir-sind-auch-ganz-Arme eingebracht... Glaubt ihr wirklich, es ist das Selbe...?

Erstaunlich, welche Positionen du mir auch hier als Mann unterstellst. Ich bin auch beschnitten, habe aber nie auch nur im Ansatz behauptet, das sei dassselbe und setze mich seit Jahrzehnten massiv gegen die Beschneidung von Frauen ein, insbesondere im Unterricht. Aber ich bin ja "nur" ein Mann, damit kollektiv "mitschuldig"?

Aber wie gesagt: Ich verstehe deinen Zorn auf die von dir gefühlten 80% zum Teil sehr gut und teile den Zorn auf Männer, unter deren Verhalten ich als Mann dann auch zu leiden habe.

Allerdings gibt es dann auch manchmal Unverständnis gegenüber Frauen, die mich anders behandeln, nur weil ich ein Mann bin.
*******ata Frau
993 Beiträge
[i@Falke77_bw

Natürlich klingt das sexistisch, sehr bewusst sogar, auch die Kastration habe ich sehr bewusst hier eingebracht... Für Frauen ist es normal, dass sie aufgrund ihrere Genitalien im Alltag beleidigt werden... Ein Mann ist ein A-loch, eine Frau eine Schlampe... Sexuelle Beleidigungen gegen Frauen gehöre zu unserem ganz normalen Alltag... Selbst Frauen beleidigen andere Frauen auf diese Weise... Das ist extrem traurig...

Es leider tatsächlich so, dass Frauen sehr viel aufmerksamer sein müssen und sich in dieser Welt sehr viel weniger sicher fühlen dürfen, als Männer...

Frauen werden teilweise nach einer Vergewaltigung vom Richter gefragt, was sie für Kleider getragen haben... JEDER Mensch hat das recht auf körperliche Unversehrtheit, unabhängig von seiner/ihrer/* Kleiderwahl... Unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion, Kultur, Hautfarbe...

Das was du sagst, stimmt zu 100% aus deiner Sicht... Damit negierst du aber grundsätzlich alles, was ich angeprangert habe...
Statt zu fragen, wie du mithelfen kannst, eine Welt zu gestalten, in der übergriffiges Verhalten (geschlechtsneutral) langsam aber stetig aus dem Alltagsgebrauch verschwindet, begibst du dich aus meiner Sicht in eine Opferrolle und beziehst alles, was ich geschrieben habe einzig auf dich...
Glaubst du, damit findet in der Gesellschaft ein Umdenken statt...?

Was unterstelle ich dir...? Das, was du gerade tust...?

Wenn Männer, die in Kriege ziehen müssen zusammenstehen würden und dagegen aufbegehren würden, dann würde es keine Soldaten mehr geben...
Wenn sämtliche Berufe für alle Geschlechter zu lernen wären, würde es keine Männerarbeit mehr geben... Im überigen würde es auch keine Frauenarbeit mehr geben...

Solange Menschen auf Geschichte beharren, statt aus ihr zu lernen, ist Geschichte nutzlos...
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von *******ata:

Das was du sagst, stimmt zu 100% aus deiner Sicht... Damit negierst du aber grundsätzlich alles, was ich angeprangert habe...

Nein, eben nicht. Und genau das ist mein Punkt: Du unsterstellst mir, dass ich (als Mann und nur weil ich ein Mann bin) "grundsätzlich alles" negiere, was du "angeprangert" hast. Du hast auch alles überlesen, was ich an Zustimmung gezeigt habe. Denn nicht einmal das hilft.

Statt zu fragen, wie du mithelfen kannst, eine Welt zu gestalten, in der übergriffiges Verhalten (geschlechtsneutral) langsam aber stetig aus dem Alltagsgebrauch verschwindet, begibst du dich aus meiner Sicht in eine Opferrolle und beziehst alles, was ich geschrieben habe einzig auf dich...
Glaubst du, damit findet in der Gesellschaft ein Umdenken statt...?

Du hast überlesen, dass ich mich seit Jahren als Lehrer genau dafür einsetze? Und trotzdem stehe ich unter Generalverdacht. Und trotzdem muss ich als Mann eine "Mitschuld" und eine größere Mitverantwortung tragen. Wem wirkliche, geschlechtsneutrale Gleichberechtigung ein Anliegen ist, der argumentiert nicht so.

Wenn Männer, die in Kriege ziehen müssen zusammenstehen würden und dagegen aufbegehren würden, dann würde es keine Soldaten mehr geben...

Also unterstellst du "den Männern" (wieder kollektiv), im Prinzip selbst Schuld zu sein. Auch dem größten Kriegsdienstverweigerer, der vielleicht aufgrund seiner Haltung sogar sein Leben gelassen hat.

Dir ist bewusst, dass dieselbe Argumentation umgekehrt völlig absurd klingen würde?
"Wenn Frauen, die vergewaltigt werden, zusammenstehen würden und dagegen aufbegehren würden, dann würde es keine Vergewaltigten mehr geben."

Merkst du, wie absurd diese Argumentation ist?

Und wie gesagt, mein Hauptproblem ist hier, dass du mir eine Haltung unterstellst, die ich gar nicht habe, NUR weil ich ein Mann bin, und dass du dich auch noch gerechtfertigt in dieser Haltung siehst, weil ja Männer eben so seien und damit selbst Schuld. Die Männer. Prinzipiell. Nur weil sie Männer sind.

Du sagst sogar, es ist gut, eine sexistische Position einzunehmen, weil Männer das ja auch täten.

Ich würde mich fragen, wohin uns eine derartige Polarisierung eigentlich führt.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von ******age:

Ein Wehmutstropfen bleibt dennoch:

Als Mann fühle ich mich hier ein wenig "in Sippenhaft" über den
Kamm geschert, weil sich meine Geschlechtsgenossen nicht
benehmen können

An bestimmten Beiträgen sieht man, wie extrem Männer zum Teil "in Sippenhaft" genommen werden.

Am besten kastrieren wir uns vorbeugend alles selbst, hat man manchmal das Gefühl.
Ich bin momentan wirklich etwas schockiert, muss ich sagen, welche Haltung gegenüber Männern manche Frau offenbar als "normal" und "notwendig" ansieht.
*******ata Frau
993 Beiträge
@*******_bw

Warum fühlst du dich persönlich angegriffen..?
Ich spreche von einem sozialkulturellen patriarchalen Problem und ich habe bereits mitgeteilt, dass es nicht um ALLE Männer geht...
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Jede Person einzeln anschauen und sie nicht unbesehen in eine Schublade stecken...?
Das finde ich sehr aufwändig. Aber ich versuche es, so gut es geht, weil ich es richtig finde. *g*
_._._._.__._._._.__._._._.__._._._.__._._._.__._._._.

Ja, hier auf JOY disqualifiziert man sich als Mann ruck-zuck, ein falscher Satz genügt. (Ausser man gerät an die Sie von Diffeomorph *zwinker*)

Ja, als Mann kann man versucht sein, krampfhaft das "Richtige" tun zu wollen.
Die meisten Frauen merken das sofort und es turnt sie ab. (Zumindest bei mir ist das so.)
Mein Rat an die JOY-Männer:
Seid authentisch. Verbiegt euch nicht. Verheimlicht eure Wunsche nicht aus Angst, dass sie nicht gut ankommen. Findet heraus, was ihr der Damenwelt zu bieten habt und was nicht. Habt Geduld. Falls ihr nicht bekommt was ihr wollt, dann nehmt es "wie ein Mann", dann ist es halt so.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Nur ein Hinweis zur Metakommunikation:
Es wird vmtl in diesem Thread noch hoch hergehen können, selbst dann, falls es uns gelingen sollte, auf der Sach- und Selbstoffenbarungsebene zu bleiben. Nach dem Motto: "Wehret den Anfängen" stelle ich fest:
Ich beobachte Du-Botschaften. Wer ein bisschen GfK kennt, weiß, dass es friedlichere Kommunikationsformen gibt, zB eine Namensnennung als Bestandteil einer Sachverhaltsbeschreibung.

Davon unabhängig:
@*******_bw schreibt:
Aber wie gesagt: Ich verstehe deinen Zorn auf die von dir gefühlten 80% zum Teil sehr gut und teile den Zorn auf Männer, unter deren Verhalten ich als Mann dann auch zu leiden habe.

Was könnte geschehen, damit die übrigen 20% der Männer sexuell bei Frauen bessere Begegnungschancen haben, wenn positive Kommunikation anscheinend nicht genügt, wie im Parallelthread wiederholt zu lesen ist?


@*******ata schreibt:
...fragen, wie du mithelfen kannst, eine Welt zu gestalten, in der übergriffiges Verhalten (geschlechtsneutral) langsam aber stetig aus dem Alltagsgebrauch verschwindet,...

In den USA gibt oder gab seit einiger Zeit eine Gegenbewegung, meines Wissens mindestens in der Arbeitswelt. Da führte dazu, dass Männer vom Richter wg sexueller Belästigung verurteilt wurden, wenn sie einer Frau ein Kompliment machten, dass sie einem Mann nicht hätten machen können, weil das als sexistisch gilt.
Barack Obama sah sich gar veranlasst, weil er einer Staatsanwältin wegen ihres guten Aussehens ein Kompliment machte:
http://www.stefan-niggemeier … n-kompliment-anrichten-kann/
Gegenbewegungen neigen dazu, ins gegenteilige Extrem zu fallen, wie auch am Beispiel Donald Trumps zu erleben ist.

Lösungsansätze sehe ich in der Bildung. Konstruktiv fände ich Methoden, die erlebbar machen, wie sich eine Frau fühlt, wenn ich mich als Mann so-und-so verhalte. Und umgekehrt.
Dabei geht es um Empathiebildung und Respekt aus dem durch Lernen Erlebten heraus.


@*******ata schreibt:
Wenn Männer, die in Kriege ziehen müssen zusammenstehen würden und dagegen aufbegehren würden, dann würde es keine Soldaten mehr geben...

Wenn ich diese Aussage einmal auf den kommunikativen Geschlechterkrieg beschränke, erscheint die Lösung einfach, wenn diese Fragen geklärt sind:
1. Wer ist "Soldat"?
2. Wie entsteht kollektives Handeln?
Natürlich weiß ich eine "Lösung", und für mich versuche ich sie nach Kräften umzusetzen, zB mit diesem Thread.
Die Fragen dienen also eher dazu, meinen Horizont um Ansätze zu erweitern, die ich noch nicht sehe.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von *******ata:
@*******_bw

Warum fühlst du dich persönlich angegriffen..?

Weil du geschrieben hast:

Das was du sagst, stimmt zu 100% aus deiner Sicht... Damit negierst du aber grundsätzlich alles, was ich angeprangert habe...
Statt zu fragen, wie du mithelfen kannst, eine Welt zu gestalten, in der übergriffiges Verhalten (geschlechtsneutral) langsam aber stetig aus dem Alltagsgebrauch verschwindet, begibst du dich aus meiner Sicht in eine Opferrolle

Du unterstellst, ich würde negieren, was du angeprangert hast, und nicht dabei mithelfen, gegen übergriffiges Verhalten anzugehen und mich stattdessen in eine Opferrolle zu flüchten.
Nur weil ich ein Mann bin.

Was unterstelle ich dir...? Das, was du gerade tust...?

Was auch immer das sein soll.

Inwiefern gehört das zum Thema und ist nicht nur "Zickenkrieg"?

Es geht in der Umfrage des TE ja um das Kommunikations- und Kontaktverhalten suchender Poly-Frauen.
Du zeigst gerade auf sehr schöne Weise bestimmte Kommunikationsmuster und wie diese auf Männer wirken, die sich nicht auf sexistische Weise mit den Männern in eine Schublade stecken lassen wollen, die sich "daneben" benehmen; und wie gering die Chancen dieser Männer sind, überhaupt anders wahrgenommen zu werden.

Warum das so ist, ob die "Schuld" daran an dieser Gruppe von Männern liegt, die sich daneben benehmen, ist eine andere Frage.
Man könnte ja in Solidarität sagen, dass Männer wie Frauen unter solch einem Verhalten zu leiden haben, anstatt "den Männern" pauschal die Kollektivschuld zuzuschieben und im Prinzip zu suggerieren:

"Selbst Schuld, wenn ihr darunter zu leiden habt, ist schließlich eure Verantwortung als Mann, dagegen etwas zu tun, und wenn ihr eure Geschlechtsgenossen nicht im Griff habt, seid ihr Mitschuld an deren Verhalten und könnt euch auch nicht beklagen, wenn ihr mit unter Generalverdacht steht."

Ich finde solch eine Denkweise höchst bedenklich, ob sie jetzt von Männern oder von Frauen kommt, und dem Zusammenwirken der Geschlechter hin zu einem besseren Miteinander auch nicht sehr förderlich.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von *********herz:

Was könnte geschehen, damit die übrigen 20% der Männer sexuell bei Frauen bessere Begegnungschancen haben, wenn positive Kommunikation anscheinend nicht genügt, wie im Parallelthread wiederholt zu lesen ist?

Das finde ich eine sehr gute Frage, auf die ich auch gerne eine Antwort habe. Maximale Zurückhaltung Frauen gegenüber ein Leben lang, extrem selbstkritisches Beobachten und Reflektieren des eigenen Handelns, aktiver Einsatz für Feminismus, all das scheint für manche Frauen keine Rolle zu spielen, hat man manchmal den Eindruck.

In den USA gibt oder gab seit einiger Zeit eine Gegenbewegung, meines Wissens mindestens in der Arbeitswelt. Da führte dazu, dass Männer vom Richter wg sexueller Belästigung verurteilt wurden, wenn sie einer Frau ein Kompliment machten, dass sie einem Mann nicht hätten machen können, weil das als sexistisch gilt.
(...)
Gegenbewegungen neigen dazu, ins gegenteilige Extrem zu fallen, wie auch am Beispiel Donald Trumps zu erleben ist.

Das sehe ich auch so. Ich sehe mit Erschrecken, wie sich vor allem viele junge Männer massiv jeder feministischen Strömung verschließen und in eine Art "Trotzreaktion" verfallen, die dann leider oft massiv frauenfeindlich ausfällt. Und das oft auch (!), weil sie als junge Männer pauschal in ihrem Mann-Sein unter Generalverdacht gestellt werden, insbesondere auch in ihrer männlichen Sexualität. Wenn Maskulinität an sich als "toxisch" bezeichnet wird, ist das schon extrem.

Andererseits muss man auch die Verhältnisse bedenken. So ist das Ausmaß, in dem Frauen sexuelle Belästigung und Schlimmeres erleben müssen, massiv höher als z.B. die Gefahr für Männer, ungerechtfertigterweise angeklagt zu werden. Das muss man dann doch auch ganz klar festhalten.

Lösungsansätze sehe ich in der Bildung. Konstruktiv fände ich Methoden, die erlebbar machen, wie sich eine Frau fühlt, wenn ich mich als Mann so-und-so verhalte. Und umgekehrt.
Dabei geht es um Empathiebildung und Respekt aus dem durch Lernen Erlebten heraus.

Das mache ich z.B. regelmäßig im Unterricht, dass Jungs und Mädchen die Rollen tauschen, insbesondere in "Anmachsituationen". Die Ergebnisse sind immer sehr spannend und lehrreich.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von ******yan:
Falls ihr nicht bekommt was ihr wollt, dann nehmt es "wie ein Mann", dann ist es halt so.

So sehr ich dir in allem zustimme, zeigst du an dieser Stelle ein Grundproblem:
Den Widerspruch zwischen "Sei ein Mann!" und "Verhalte dich nicht wie ein Mann."

Ich glaube zwar schon, dass Männer in der Lage sein sollten zu erkennen oder zu lernen, welches Verhalten jetzt angemessen ist und welches nicht, und ich wundere mich manchmal schon, wie wenig das vielen gelingt.

Aber helfen könnte dabei auch eine klare Bestätigung und Bestärkung des Verhaltens, das frau möchte.
Und dann trifft man leider eben doch die Frauen, die Männer z.B. auf ihre Körpergröße oder Schwanzlänge reduzieren oder einen zu "netten" Mann abblitzen lassen und mit dem nächsten Macho abziehen, der genau diese Klischees erfüllt, die frau angeblich so anwidern.

Und auch hier darf man Frauen nicht in eine Schublade stecken. Es ist und bleibt offenbar ein Dilemma - oder ein Spiel, das immer neu ausgehandelt werden muss. Und das passiert wohl am besten, wenn man jemanden dann persönlich kennt.
D.h., ich muss halt einfach damit leben, unter Generalverdacht zu stehen, ein potenzieller Vergewaltiger zu sein, nur weil ich ein Mann bin? Merkst du, wie sexistisch das klingen kann? Und noch mehr, nicht mal, sich entschieden dagegen zu distanzieren, reinigt mich von diesem "Generalverdacht".

Nein. Dafür musst Du schon deutlich stärker oder potenziell bewaffnet sein, um als Bedrohung wahrgenommen zu werden.

Die Last der letzten 2.000 Jahre besteht aus vielen Erfahrungen und ich glaube hier sogar an Instinkte, die schützend wirksam werden.

Männer sind durch ihre körperliche Überlegenheit, die auch wesentlich dadurch manifestiert wurde, dass Frauen in ihrer Kindheit selten raufen und kämpfen dürfen (das schwächt!), einfach eine potentielle Gefahr. Alleine Du wiegst 50kg mehr als ich, drauflegen reicht und ich hätte selbst kampfsporterprobt echt Mühe meine Integrität und Unversehrtheit zu wahren. Das schafft Abhängigkeit von deinem Wohlwollen mir gegenüber.

Du kannst dafür nichts. Es ist einfach so. Viele Männer sind sich dessen nicht bewusst. Und wundern sich, weil sie es nicht kennen, von Frauen körperlich geschlagen und überwältigt zu werden, dass von ihnen eine so unvermittelte Bedrohung ausgeht.

Der Generalverdacht ist deshalb zulässig. Es braucht nicht viel Aggression, um aus dir eine physische Bedrohung zu machen.

U.a. deshalb halte ich mir sogar beim Onlinedating Männer sofort vom Hals, die seltsam auf mich wirken. Da tu ich bestimmt manch einem Mann Unrecht. Das nehme ich in Kauf, da auf mein Bauchgefühl zu hören. Purer Überlebensinstinkt.

Und da ich im Leben Situationen hatte, in denen ich nicht auf mich hörte und es mir schlecht damit ging, weil ein Mann mir gegenüber übergriffig, komisch, schräg, belästigend wurde, lebe ich einfach sicherer und angstfrei, wenn ich auf mich höre.

Mit Offenheit und Herzoffenheit bin ich in meinem Leben nicht weit gekommen. Wurde bedrängt, sexuell genötigt, beleidigt, angeschrien, gestalked. Deshalb glaube ich nicht mehr an das Gute im Menschen. Oder im Mann, wenn er mir fremd ist. Und dazu komisch vorkommt.

Man könnte sagen, dass das Leben mich darin beschädigt hat, offen auf fremde Männer zuzugehen, ohne im Hinterkopf zu haben, dass er mir Böses will. Und Böses kann schon ein von mir unerwünschter Kuss sein, mich sexuell ins Visier nehmen, Sprüche abdrücken und so weiter. Mich belasten solche Erlebnisse und jetzt, wo ich mit dir schreibe, kommt mir noch der Ekel hoch, weil ich an einen alten alkoholisierten Mann denke, untersetzt mit Speckbauch und Schnauzer, wie der mir einen nassen Lippenflatsch auf den Mund drückte. Der packte mich einfach und ich musste umgehend auf Klo, weil ich dachte, ich kotze gleich. So heftig reagierten mein Herz und mein Körper auf ihn. Und dazu lachten die anderen Menschen - wir (Freund und Freunde) waren zum Dart spielen in einer Kneipe gewesen. Ich soll mich nicht so anstellen hieß es.

Versuch dich da mal in eine junge Frau Mitte 20 reinzuversetzen, die damals zarte 50 kg wog und 6cm Stöckelschuh trug. Nicht einmal weglaufen ging. Und das ist nur ein Erlebnis von vielen anderen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, weil Männer glaubten, sie könnten weiter gehen bzw. "es mal versuchen".

Ich erlebe sogar in meinem Alter 3-4 x im Jahr Situationen mit Männern, die wirklich sexistisch motiviert sind.

Trotzdem bin ich bemüht genau hinzusehen und wo ein Mann mir respektvoll und wohlwollend entgegen kommt, schwindet das latente Gefühl von Fremd und potentieller Bedrohung wieder.

Frauen gegenüber habe ich diese Bedrohungsgefühle höchst selten. Dafür muss sie sich offen aggressiv oder völlig durchgeknallt zeigen, mit einer Bierflasche wedeln und laut pöbeln oder ähnlich.

Das fällt sicher unter Prägung durch Erfahrungen. Wobei ich nicht wie ein paranoider Mensch durch den Alltag gehe. Es ist eine latente Wachsamkeit fremden Männern gegenüber.

Sie
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von *********herz:
Was könnte geschehen, damit die übrigen 20% der Männer sexuell bei Frauen bessere Begegnungschancen haben

Ich frage mich gerade, ob ich bei diesem Thema überhaupt mitreden kann.... *gruebel* Weil ich Beziehungen suche und nicht Sex. (Der Sex kommt erst später, als Teil der Beziehung.)
Kann bitte jemand, der besser mit Worten umgehen kann als ich und sich traut die Verantwortung für alles Folgende zu übernehmen, für dieses heikle Thema einen neuen Thread auftun?
"Geschlechts ...problematik/Rollenverteilung(??) in der Polyamorie", "Poly als Einstieg in die Gleichberechtigung?" .... "Gegenseitiges Verstehen/Kennenlernen durch neue Beziehungsstruktur" Boah, k.A. wie ich es bezeichnen soll!

So eine neue Gruppe eben, in der wir auf einander zukommen könnten, Lösungsansätze besprechen, Entwicklungen unter die Lupe nehmen, Positives und Negatives abwägen, Fortschritte erkennen, Rückschläge einsehen, gemeinsame Visionen haben,...

Geht das? *grimasse*

Edit: das Poly hab ich rein gepackt, weil´s hier in der Gruppe drin sein soll *aetsch*
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von **********rucht:
[...] und sich traut die Verantwortung für alles Folgende zu übernehmen,[...]
Uiuiui... *lach*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Themenersteller 
Neuer Thread?
@**********rucht
Einen passenden Thread traue ich mir durchaus zu, möchte es aber zunächst in diesem Rahmen hier lassen - auch um zu sehen, ob das Thema hier auf nachhaltiges Interesse stößt.

OT:
Ich finde es manchmal schade, dass allgemeinere Themen zu Liebe, Freundschaft (+ oder nicht) und Sexualität hier nicht immer angesprochen werden sollen (zB Safer Sex), sondern dass irgendwie ein Poly-Bezug hergestellt werden muss.
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen das etwas anders war - zB zum Thema "Safer Sex", obwohl das gerade bei nicht-monogamen Menschen und Beziehungsformen besonders relevant ist.


Thematisch könnte solch ein Thread auch in diese Gruppe passen: https://www.joyclub.de/groups/geschlechterfreundschaft/ (danke @******yan für den Hinweis)
Dennoch würde ich lieber hier bleiben, weil mir die Mitglieder vertrauter sind und ich hier so etwas wie eine Reputation genießen darf. Zudem hat die Polygruppe deutlich mehr Mitglieder, die zum Thema erreichbar wären.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von *********t6874:

Die Last der letzten 2.000 Jahre besteht aus vielen Erfahrungen und ich glaube hier sogar an Instinkte, die schützend wirksam werden.

Ich sehe es aber auch als problematisch, einen Zeitraum von 2000 Jahren pauschal als Geschlechterkampf darzustellen. Wie gesagt, in welch brutaler Weise Männer in diesen Zeitaltern Krieg und Gewalt erfahren musste, wie Jungen bereits viel zu früh zu harter Arbeit und Kriegsdienst gezwungen waren, ohne eine Möglichkeit, psychologisch aufgefangen zu werden oder "Schwäche" zeigen zu dürfen, kann hier nicht unterschätzt werden.
Zu sagen "trag es doch wie ein Mann" verstärkt dann nur ein ungewolltes Männerbild; das Frauen andererseits dann doch wieder wollen: Den starken "Beschützer", die Schulter, an die man sich anlehnen lann usw.

Historisch betrachtet war das Geschlechterverhältnis sicherlich viel mehr durch Kooperation im Kampf um gemeinsames Überleben als durch die Unterdrückung der Frau geprägt. Auch wenn die "Lebensbereiche" oftmals klar eingeteilt waren, hatten Frauen zu allen Zeiten auf ihre Art ganz sicher ebenfalls große Macht und großen Einfluss.
Ich will hier nicht das Rad zurückdrehen, nur deutlich machen, dass die Geschichte komplexer ist als "2000 Jahre Frauenunterdrückung" und dass es uns nicht hilft, Geschichte rein als Geschichte des Patriarchats zu lesen, wie es heutzutage üblich ist.

Männer sind durch ihre körperliche Überlegenheit, die auch wesentlich dadurch manifestiert wurde, dass Frauen in ihrer Kindheit selten raufen und kämpfen dürfen (das schwächt!), einfach eine potentielle Gefahr.

Das sind statistische Mittelwerte. Es gibt durchaus viele Männer, die vielen Frauen körperlich unterlegen sind. Da würde ich aufpassen zu verallgemeinern. Und meine Frau könnte ich, obwohl sie 20kg leichter ist, körperlich auch nicht überwältigen. Es mag sein, dass deine persönliche Erfahrung da prägend war.

Du kannst dafür nichts. Es ist einfach so. Viele Männer sind sich dessen nicht bewusst. Und wundern sich, weil sie es nicht kennen, von Frauen körperlich geschlagen und überwältigt zu werden, dass von ihnen eine so unvermittelte Bedrohung ausgeht.

Und viele Männer sind sich dessen durchaus sehr bewusst. Und wundern sich, dass sie dann von Frauen als extrem zurückhaltend und "unmännlich" wahrgenommen werden, wenn sie versuchen, sich übermäßig zurückzuhalten. Nicht zu sprechen von den Männern, die umgekehrt körperliche Gewalt durch Frauen erfahren (soll es ja auch geben), und die keine Chance haben, dass dies wahrgenommen wird oder sie Hilfe bekommen.

Der Generalverdacht ist deshalb zulässig. Es braucht nicht viel Aggression, um aus dir eine physische Bedrohung zu machen.

Nein, ist er nicht. Eine generelle Vorsicht ist zulässig, kein Generalverdacht. Es braucht ebenfalls nicht viel, um mit einer falschen sexuellen Beschuldigung das Leben eines Mannes zu zerstören oder einen Vater seiner Kinder zu berauben.
Und ich weiß, dass die entsprechenden Zahlen in keinem Verhältnis stehen. Trotzdem rechtfertigt die Gefahr, die von anderen Männern für dich ausgehen mögen, keinen Generalverdacht gegen mich. Und ich verwehre mich vehement, als "tickende Zeitbombe" dargestellt zu werden, die jederzeit hochgehen könnte.

U.a. deshalb halte ich mir sogar beim Onlinedating Männer sofort vom Hals, die seltsam auf mich wirken. Da tu ich bestimmt manch einem Mann Unrecht. Das nehme ich in Kauf, da auf mein Bauchgefühl zu hören. Purer Überlebensinstinkt.

Und da ich im Leben Situationen hatte, in denen ich nicht auf mich hörte und es mir schlecht damit ging, weil ein Mann mir gegenüber übergriffig, komisch, schräg, belästigend wurde, lebe ich einfach sicherer und angstfrei, wenn ich auf mich höre.

Daran zweifle ich nicht und das kann ich dir auch nicht absprechen. Mein Punkt ist nur, dass unter solch einem Verhalten von bestimmten Männern nicht nur Frauen leiden, sondern auch all die Männer, für die das ebenso fremd und abstoßend wäre.

Mit Offenheit und Herzoffenheit bin ich in meinem Leben nicht weit gekommen. Wurde bedrängt, sexuell genötigt, beleidigt, angeschrien, gestalked. Deshalb glaube ich nicht mehr an das Gute im Menschen. Oder im Mann, wenn er mir fremd ist. Und dazu komisch vorkommt.

Man könnte sagen, dass das Leben mich darin beschädigt hat, offen auf fremde Männer zuzugehen, ohne im Hinterkopf zu haben, dass er mir Böses will. (...) Mich belasten solche Erlebnisse und jetzt, wo ich mit dir schreibe, kommt mir noch der Ekel hoch, weil ich an einen alten alkoholisierten Mann denke, untersetzt mit Speckbauch und Schnauzer, wie der mir einen nassen Lippenflatsch auf den Mund drückte.

Und das heißt, dass ich gar nicht "unbeschadet" oder ohne Vorbelastung mit dir kommunizieren kann, ohne dass du mich gedanklich mit diesem Mann verknüpfst. Das ist traurig und schade. Du kannst nichts dafür. Aber es ist so.

Versuch dich da mal in eine junge Frau Mitte 20 reinzuversetzen, die damals zarte 50 kg wog und 6cm Stöckelschuh trug. Nicht einmal weglaufen ging. Und das ist nur ein Erlebnis von vielen anderen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, weil Männer glaubten, sie könnten weiter gehen bzw. "es mal versuchen".

Das kann ich. Und versetz dich umgekehrt mal in die Situation eines Mannes, der sich sein Leben lang unter diesem "Generalverdacht" weggeduckt hat, der bis heute große Schwierigkeiten hat, Nähe überhaupt zuzulassen, in der Angst, irgendwelche Grenzen zu überschreiten. Der dadurch - auch seinen Kindern gegenüber - oft unnahbar und abweisend erscheint, hartherzig und nicht zu Zärtlichkeit fähig. Der eine Ehe mit einer Frau eingegangen ist, die schweren sexuellen Missbrauch erdulden musste und in unendlicher Geduld mehr als 10 Jahre fast auf jede Sexualität verzichtet hat, dessen Selbstwertgefühl massiv beschädigt wurde, weil ihm immer und immer wieder suggeriert wird, dass seine Sexualität falsch, gefährlich, toxisch, böse und unter allen Umständen zu unterdrücken ist.

Und der dann immer noch, egal was er in sein im Leben getan oder nicht getan hat, "unter Generalverdacht" steht.

Wie gesagt: Ich sage nicht, dass dies die "Schuld" von Frauen sei - ich will auch nicht darüber diskutieren wollen, wer es "schwerer" hat oder mehr zu "bemitleiden" wäre. Das würde Einzelschicksalen nicht gerecht.

Was ich aber nicht mehr hören kann, ist, dass ich "als Mann" mich eben damit abfinden müsse, und dass ich mich nicht so anstellen solle. Dass ich mich eben in die Rolle des potentiellen Gefährders fügen müsse.
Das empfinde ich als sexistisch und unmenschlich. Und ich habe jedes Recht, das so zu empfinden.

Das fällt sicher unter Prägung durch Erfahrungen. Wobei ich nicht wie ein paranoider Mensch durch den Alltag gehe. Es ist eine latente Wachsamkeit fremden Männern gegenüber.

Und das ist so legitim wie notwendig. Aber wie gesagt: Das prägt auch "uns" Männer und erzeugt bei Menschen wie mir leicht das Gefühl, nirgendwo hinzugehören: Ich kann mich mit vielen Männern nicht identifieren, und umgekehrt nehmen mich viele Frauen, die mich nicht kennen, trotzdem erst einmal als Gefahr wahr. Man(n) sitzt da ganz schnell zwischen allen Stühlen. Und wenn dann diese "andere" Männerbild wie gesagt von vielen Frauen gar nicht gewollt wird, sondern dann doch der brutale Macho, hilft das auch nicht unbedingt.

Also ja: Ich bin sauer auf Männer, für deren Verhalten ich mich in Grund und Boden schämen würde. Aber eben nicht nur dafür, was sie Frauen damit antun, sondern auch dafür, was sie mir und anderen Männern damit antun.

Und dann will ich nicht in die besondere Verantwortung genommen werden, gegen ein solches Verhalten anzugehen, weil ich ein Mann bin und beweisen muss, dass ich kein Monster bin.
Ich will in diese Verantwortung genommen werden, weil es - für Männer wie für Frauen - selbstverständlich sein muss, so ein Verhalten nicht zu tolerieren, und weil ich mich über meine Werte und Überzeugungen definiere, nicht über meine Geschlechtszugehörigkeit.
********ig83 Frau
196 Beiträge
Naja eine gewisse Vorsicht zu haben ist doch nicht verwerflich. Das hat ja jeder. Es kann sich ja keiner von Stereotypen Vorurteilen freisprechen. Wenn beispielsweise der 80-jährige Karl-Heinz öfter mal nach Thailand in Urlaub fliegt, oder die Beleibte Bärbel Von einem gut aussehenden US Marine angeschrieben wird über Facebook, Der beteuert sein Profil wäre für Scamming gehackt worden.

Ich persönlich bin auch eher erst mal zu vorsichtig, als zu vertrauensselig. Lasse mich jedoch real gerne vom Gegenteil überzeugen.
Ich habe noch nicht den Glauben an das Gute im Menschen verloren.

Allerdings unterscheide ich auch zwischen virtueller und realer Welt. Was die Männer hier an Nachrichten verschicken, hat ja keine Konsequenzen. Würden Sie in einer Kneipe von Frau zu Frau laufen und jeder den selben Spruch erzählen, würden Sie nach der fünften bei jeder weiteren direkt abblitzen. Hier schicken Sie einfach 100 Nachrichten am Tag, selbst wenn die Erfolgsquote nur bei 1% liegt, haben Sie pro Tag eine Antwort. Und wenn sie dann noch 10 % davon treffen, haben Sie alle zehn Tage ein Date. Was will man(n) mehr? Minimaler Aufwand, alle zehn Tage umsonst gefickt. Läuft doch!
Und die restlichen 99 Damen pro Tag sind prüde Lesben und werden in zwei Wochen, (nach der Blockierung) erneut mit dem gleichen Text angeschrieben.

Und es ist ja wie immer im Leben: es trifft immer die falschen. Keiner von denen, wird dieses Forum hier lesen. Und die, die das hier lesen, die interessieren sich tatsächlich für die Person hinter dem Profil.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von *******_bw:
Zu sagen "trag es doch wie ein Mann" verstärkt dann nur ein ungewolltes Männerbild

Mir war bewusst, dass ich damit ein Cliché bediene, deshalb hab ich den Ausdruck in Anführungszeichen gesetzt. Ich hätte besser *ironie* dazu schreiben sollen. Denn denken tu ich anders.

Zitat von *********herz:
Dennoch würde ich lieber hier bleiben, weil mir die Mitglieder vertrauter sind und ich hier so etwas wie eine Reputation genießen darf.
*dafuer* Der Bezug zur Polyamorie taucht bestimmt ab und zu auf.
*******_bw Mann
1.141 Beiträge
Zitat von ******yan:

Ich hätte besser *ironie* dazu schreiben sollen. Denn denken tu ich anders.

Ironie funktioniert online meist nicht so gut. Aber alles gut - wir diskutieren ja nur *zwinker*
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Ich bin gerade dabei, die neusten Einträge zu lesen.

Das hier hat mich erschüttert!
Zitat von *******_bw:
Maximale Zurückhaltung Frauen gegenüber ein Leben lang, extrem selbstkritisches Beobachten und Reflektieren des eigenen Handelns, aktiver Einsatz für Feminismus, all das scheint für manche Frauen keine Rolle zu spielen, hat man manchmal den Eindruck.

Das hier macht mich auch sehr betroffen:
Zitat von *********t6874:
Man könnte sagen, dass das Leben mich darin beschädigt hat, offen auf fremde Männer zuzugehen, ohne im Hinterkopf zu haben, dass er mir Böses will. Und Böses kann schon ein von mir unerwünschter Kuss sein, mich sexuell ins Visier nehmen, Sprüche abdrücken und so weiter. Mich belasten solche Erlebnisse und jetzt, wo ich mit dir schreibe, kommt mir noch der Ekel hoch, weil ich an einen alten alkoholisierten Mann denke, untersetzt mit Speckbauch und Schnauzer, wie der mir einen nassen Lippenflatsch auf den Mund drückte. Der packte mich einfach und ich musste umgehend auf Klo, weil ich dachte, ich kotze gleich. So heftig reagierten mein Herz und mein Körper auf ihn. Und dazu lachten die anderen Menschen - wir (Freund und Freunde) waren zum Dart spielen in einer Kneipe gewesen. Ich soll mich nicht so anstellen hieß es.
Trotzdem bin ich bemüht genau hinzusehen und wo ein Mann mir respektvoll und wohlwollend entgegen kommt, schwindet das latente Gefühl von Fremd und potentieller Bedrohung wieder.

Es war schön zu lesen, dass das Gefühl potentieller Bedrohung wieder verschwindet, wenn dir ein Mann respektvoll und wohlwollend entgegenkommt!

Zitat von *******_bw:
Es gibt durchaus viele Männer, die vielen Frauen körperlich unterlegen sind
In der Arbeitswelt hab ich mal erlebt, dass ein bestimmter Bereich den Männern offen stand und den Frauen nicht. Begründet wurde das mit der männlichen Körperkraft. Dabei wäre manche weibliche Interessentin körperlich besser geeignet gewesen als die Männer, die zugelassen wurden.

Ein Gespräch mit einem Arbeitskollegen hat ein anderes Licht auf die Situation geworfen. Er sagte: "Wenn's brenzlig wird, dann will ich mir nicht noch Sorgen um meine Arbeitskollegin machen müßen."

Männer unter Beschützerzwang? Auch wenn der Mann klein und schmal ist und die Frau ein grosses Muskelpaket? *hae*
______________________________
Uff, bin noch nicht fertig mit Durchlesen, speichere hier mal ab.
Sie schreibt
Solange das „Geschlecht“ zu den wichtigen Grundeigenschaften eines Menschen gezählt wird und nicht einfach beschreibendes Attribut ist, solang kommt man in der Kommunikation und vor allem in seinem Menschenbild nicht weiter.

Mich betrüben Aussagen, wie ich sie hier lese und schon so oft im realen gehört habe, zu tiefst.

Da ich mich zu 90% besser mit Männern als mit Frauen verstehe, höre ich zu oft dasselbe Lied: „Mann wisse nicht, was Frau will. Gefühlvoll und zurückhaltend, selbstbewusst, aktiv, fordernd usw usf - nichts ist richtig.“

Und ich rate immer das Gleiche:
„Hört auf euch darüber nen Kopf zu machen, was Frauen generell wollen. Jede ist anders. Denkt drüber nach, was ihr wollt, was für eine Frau ihr sucht und verhaltet euch entsprechend eurer Ansprüche.“

Das ist wie mit den witzlosen Penisbildern... Ich frag durchaus öfter, warum sie mir die schicken. Klar gibts da die Männer, die sich dran aufgeilen. Aber so einige, die denken, dass genau das erwartet wird! Die aufgefordert werden ihren Penis herzuzeigen, damit Frau nach ihrem Geschmack auswählen kann.
Und da frag ich mich, wo die Kerle ihren Stolz gelassen haben...
Frag ich mich auch oft, wenn ich Profile lese...
Da bieten Männer en masse ihre Qualitäten an - während weibliche Profile vorrangig Ansprüche setzen und unterm Strich seltenst irgendetwas bieten.

Und warum? Weil Frau die überaus wertvolle Schatztruhe dabei hat und das reicht?

Wenn man im normalen Forum mal querliest, finden sich unglaublich viele Beispiele von Frauen, die Männer auf sexuelle „Leistung“ reduzieren.
Ausgleichende Gerechtigkeit?

Nein. Kein Geschlecht ist besser oder wertvoller.

Wer ein Ende des Geschlechterkampfes will, wer selbst nicht mehr auf sein Geschlecht reduziert werden will, der (oder die!) muss anfangen Menschen als Menschen zu sehen.

Nur weil mich jemand anschreibt, heißt es nicht, dass derjenige „will und dafür bringen muss“ und ich aufm Thron sitz und mich hudeln lass.

Denn genau das zementiert die bestehende „Geschlechterkluft“ immer weiter.

Erst neulich ist mir in einem Gespräch (ein Mann erzählte von seinen bisherigen Erfahrungen) mal wieder das „irrsinnige“ Verhalten etlicher Geschlechtsgenossinnen aufgefallen...
Es ging drum, dass viele Frauen mit dem Sex einige Treffen warten wollen, um nicht als „Schlampe“ da zu stehen undoder um sicher zu stellen, dass der Mann nicht nur am Sex interessiert ist.

Das für mich „irre“ daran ist... warum hebt Frau sich den Sex wie einen Preis auf? Ist Sex das wertvollste, was Frau zu bieten hat?

Diese Denkweise/Verhaltensweise kommt ja nicht von der Frau an sich, sondern ist gesellschaftlich etabliert (inzwischen weniger, zum Glück).

Ich hingegen hab noch nie gedacht „der will mich nur ficken“ - oft genug will ich ja genau das!
Warum hab ich Sex mit einem Mann? Weil ich will. Weil ich genau darauf Lust hab. Und viele Frauen wollen das auch - und werfen trotzdem dem Mann sein sexuelles Interesse vor (oder sein Desinteresse, das geht ja auch mal gar nicht).


Frauen wie Männer fehlt es an Selbstbewusstsein. Vielleicht heutzutage, wo wir viel mehr „machen“ können, noch viel mehr.

Wer weiß denn schon wirklich, was er eigentlich will und verhält sich auch entsprechend? In meinen Augen der geringste Teil der Menschen.

Natürlich ist es nicht leicht, die Erfahrungen, die man gemacht hat, nicht zu generalisieren. So funktionieren wir eben, gegensteuern geht nur aktiv.
Ich habe deutlich mehr feindseligeres, übergriffiges, „schädigendes“ Verhalten von Frauen erlebt, als von Männern.
Und ich muss mich öfter mal selbst dran erinnern, die Damenwelt nicht über einen Kamm zu scheren.

Denn so wie man Männer physische Überlegenheit, Übergriffigkeit und Gewalt „zuschreiben“ kann, findet sich bei Frauen die sozial-psychologische Überlegenheit - Manipulation, Übergriffigkeit und Gewalt.

Aber alles davon gibt es geschlechtsunabhängig, je nachdem welche Eigenschaften jeder mitbringt und welche „Machtverhältnisse“ vorliegen.
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