*E:
Einerseits fand ich das gut und hab sie beruhigt, dass sie deswegen kein schlechtes Gewissen haben sollte, auf der andere Seite war mein Ego gekränkt, dass sie was anderes mir vorzieht. Dadurch habe ich mich nicht geschätzt gefühlt.
Zwei Anteile, die auch ich kenne (wer nicht, frage ich mich?). Der Kopf weiß: alles ist in Ordnung. Der Bauch sagt: Nein! Da ist etwas nicht richtig! Es fehlt die in Beziehungen so wichtige Wertschätzung!
Ich finde es mehr als okay, dass es etwas in mir gibt, das mich vor Zusammenhängen warnt, die der Kopf wegrationalisiert.
Und es kann nun folgendes sein: Entweder zeigt sich gerade wirklich ein Mangel von Wertschätzung, Achtsamkeit oder Respekt beim Anderen - oder ein altes Fühlen von Verlassenheit quillt hoch, angestoßen, getriggert durch eine sich bekannt anfühlende Situation.
Im ersten Fall suche ich das Gespräch.
Im zweiten Fall gehe ich zurück in meine Vergangenheit und spüre nach, welche sich ähnlich anfühlende Situation ich fühl-erinnern kann. Ich komme dabei jedesmal in der Kindheit an. Ich war klein, schutzlos und potentiell bedroht von Verlassensein. So, wie unsere Kultur mit Kindern umgegangen ist, auch noch tut, wurde die Panik des Verlassenwerdens in mir und vielen anderen wiederholt ausgelöst. Was Spuren hinterlassen hat, eine wetterempfindliche Narbe sozusagen.
Die wetterempfindliche Narbe ist kein abfällig zu betrachtendes "Ego" für mich, sondern sehr wohl zu beachten. Mit dem Bewusstsein, dass der Andere damit nichts zu tun hat.
"Ego" wäre eher das gedankenlose Losplärren und Losschlagen aufgrund eines solchen Narbenschmerzes. Nicht der Schmerz selbst.