Der eigene Egoismus hinter dem Wunsch nach Offenheit und Ehr
Nachdem ich in zwei Beziehung stecke, die meinen (moralischen) Prinzipien und Wünschen nach Offenheit und Ehrlichkeit nicht genügen, sah ich mich in den letzten Jahren genötigt über meine eigene Motivation tiefer nachzudenken.Ich selbst bin (schonungslos) offen und ehrlich unter Respektierung des Rechts auf Nichtwissens meines Partners. Schonungslos ihm, aber vor allem auch mir gegenüber.
Andersherum mangelt es sowohl an Offenheit als auch an Ehrlichkeit. Die Gründe hierfür haben wir über die Jahre herausgefunden und soweit möglich gelöst, dennoch bleibt ein Rest.
Da ich die Beziehung trotzdem immer weiterführen wollte, gleichzeitig nicht ständig in Misstrauen und dem Gefühl mangelnden Respekts mir gegenüber leben wollte, war es Zeit für eine andere Art der Bestandsaufnahme.
Abseits von Moral, Fairness, Respekt, von all den hehren Gründen - warum ist es mir so wichtig, dass mein Partner ehrlich ist?
Und die (unschöne) Antwort lautet: Kontrolle
Zu wissen woran man ist, verleiht das Gefühl von Kontrolle. Man weiß wohin die Reise geht und kann intervenieren, wenn Hindernisse sich ankündigen.
Aber so wie es ist, bleibt das Gefühl im Nebel zu navigieren.
Das Gefühl (und die leidige Erfahrung) jeden Moment auf ein Hindernis prallen zu können.
Damit zu leben geht nur, wenn man sich dieses Kontrollbedürfnis eingesteht und eine andere Art von Vertrauen entwickelt.
Natürlich will ich Ehrlichkeit aus einer Vielzahl von Gründen, aber eines davon ist eben der Wunsch nach Kontrolle. Ganz simpler Egoismus.
Die andere meiner Beziehungen ist zwar offen und ehrlich im Inneren, aber von der Seite meines Partners aus nicht nach außen.
Die Gründe dafür kann ich nachvollziehen, aber nicht gutheißen und von meinem Punkt aus würde ich es ändern und setze auch immer wieder dazu Impulse.
Moralisch wär das Ganze fix erledigt, denn die einzig einwandfreie Möglichkeit ist eine Beendigung der Beziehung.
Das tue ich nicht, weil hier schlicht mein Egoismus größer ist.
Sicher lassen sich mildernde Umstände anführen, aber die simple Wahrheit ist, dass ich dafür zu egoistisch bin.
Problemfrei war (und ist) diese Entscheidung dennoch nicht für mich.
Vermeintlich offensichtlich stört mich der moralische Standpunkt, meine eigenen Prinzipien.
Aber, nach dem ich in die Tiefen ging, trifft mich etwas anderes stärker:
Die Ehrlichkeit nach außen würde unserer Beziehung und somit mir eine andere Bedeutung verschaffen. Anerkennung und Bestätigung.
Eigentlich verrückt, wieviele egoistische Motivation sich hinter dem Wunsch nach etwas so „reinem“ wie Ehrlichkeit verbergen kann.
Natürlich trübt das nicht die Vorzüge, die „guten“ Gründe für die Ehrlichkeit.
Aber mich zumindest hat es weiter gebracht, die eigene Motivation schonungsloser zu ergründen.
Dazu gehört auch, dass ich selbst unter anderem deswegen so ehrlich und offen bin, weil ich es leichter und unkomplizierter finde.
Ganz simpel.
Wie ist das bei euch?
(sie schreibt)