Ambivalenz des Partners
Erst einmal: Es ist vielmehr Text geworden als ich wollte und ich danke allen sehr, die sich die Mühe machen und Zeit nehmen, meinen Text zu lesen!Ich bin 5 Jahre mit meinem Partner zusammen, wir haben ein Kind und ich habe mich vor ca. zwei Jahren angefangen mit dem Thema Polyamorie theoretisch zu beschäftigen. Vor einem Jahr trat ein Mann in mein Leben, der starke Gefühle ausgelöst hat und wir sind uns mit der Zeit näher gekommen bis wir dann wöchentlich Zeit miteinander verbracht haben.
Ich habe mein Interesse, die Auseinandersetzung mit dem Thema und jeden Schritt meinem Freund gegenüber kommuniziert..
Zwischendurch meinte er, dass es für ihn „einfacher“ gewesen wäre, wenn ich mich mit jemandem zu Kaffee treffe und man dann ohne große Gefühle ins Bett geht.
Für meinem Partner war es zunächst extrem schwierig, diese Gefühle für einen anderen Mann zu akzeptieren
Trotzdem hat er es irgendwie geschafft und wir haben immer offen gesprochen.
Der andere Mann ist nun seit 4 Monaten weg. Ich habe meinem Freund gesagt, dass das Thema für mich nicht beendet ist und es zu einer Lebenseinstellung geworden ist.
Er hat sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt, weil er kopfmäßig dafür keinen Platz hatte.
Mein Freund hat in einem Gespräch zuvor gesagt, dass er sich die Polyamorie momentan für sich nicht vorstellen kann, aber eine monogame Beziehung längerfristig als nicht „haltbar“ einschätzt und es für ihn auch irgendwann zum Thema werden wird.
Nun habe ich einen anderen Mann kennengelernt. Wieder habe ich alles kommuniziert, habe ihm gesagt, dass ich nichts forciere (körperlich), aber nichts ausschließen kann.
Ich habe länger mit dem anderen Mann geschrieben, wir haben uns getroffen und sind sehr auf einer Wellenlänge. Beim dritten Treffen haben wir miteinander geschlafen.
Er meinte, er möchte auf dem Laufenden bzgl. des „neuen Mannes“ gehalten werden.
Ich habe es ihm dann gleich erzählt.
Seitdem ist er unglaublich verletzt und geschockt wie ich sowas machen konnte. Ich würde unsere Familie mit Füßen treten.
Ich muss sagen, dass er seit längerer Zeit beruflich unter Druck steht und persönlich mit sich äußerst unzufrieden ist.
Zwischendurch meinte er, dass er damit besser umgehen kann, wenn es ihm einigermaßen gut geht. Das ist momentan keinesfalls der Fall.
Bevor diese Situation entstanden ist, hat er schon unsere Beziehung als nicht stabil bezeichnet, was ich als Projektion seines Inneren auf unsere Beziehung sehr. Denn - und ich denke nicht, dass ich vor irgendwas die Augen verschließe - wir haben uns unglaublich viel aufgebaut und an unserer Beziehung gearbeitet. Allein diese unglaubliche offene und schonungslos ehrliche Kommunikation sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit an.
Ich bin gerade hin- und hergerissen:
Habe ich mich zu egoistisch verhalten? Hätte ich „anhalten“ und mich zurückhalten sollen? Habe ich zu wenig Rücksicht auf sein Befinden genommen?
Andererseits geht es mir gerade so gut wie noch nie und ich denke, dass ist das Leben so wie es mir gut tut.