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Ambivalenz des Partners

Ambivalenz des Partners
Erst einmal: Es ist vielmehr Text geworden als ich wollte und ich danke allen sehr, die sich die Mühe machen und Zeit nehmen, meinen Text zu lesen!

Ich bin 5 Jahre mit meinem Partner zusammen, wir haben ein Kind und ich habe mich vor ca. zwei Jahren angefangen mit dem Thema Polyamorie theoretisch zu beschäftigen. Vor einem Jahr trat ein Mann in mein Leben, der starke Gefühle ausgelöst hat und wir sind uns mit der Zeit näher gekommen bis wir dann wöchentlich Zeit miteinander verbracht haben.
Ich habe mein Interesse, die Auseinandersetzung mit dem Thema und jeden Schritt meinem Freund gegenüber kommuniziert..
Zwischendurch meinte er, dass es für ihn „einfacher“ gewesen wäre, wenn ich mich mit jemandem zu Kaffee treffe und man dann ohne große Gefühle ins Bett geht.


Für meinem Partner war es zunächst extrem schwierig, diese Gefühle für einen anderen Mann zu akzeptieren
Trotzdem hat er es irgendwie geschafft und wir haben immer offen gesprochen.
Der andere Mann ist nun seit 4 Monaten weg. Ich habe meinem Freund gesagt, dass das Thema für mich nicht beendet ist und es zu einer Lebenseinstellung geworden ist.

Er hat sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt, weil er kopfmäßig dafür keinen Platz hatte.

Mein Freund hat in einem Gespräch zuvor gesagt, dass er sich die Polyamorie momentan für sich nicht vorstellen kann, aber eine monogame Beziehung längerfristig als nicht „haltbar“ einschätzt und es für ihn auch irgendwann zum Thema werden wird.

Nun habe ich einen anderen Mann kennengelernt. Wieder habe ich alles kommuniziert, habe ihm gesagt, dass ich nichts forciere (körperlich), aber nichts ausschließen kann.

Ich habe länger mit dem anderen Mann geschrieben, wir haben uns getroffen und sind sehr auf einer Wellenlänge. Beim dritten Treffen haben wir miteinander geschlafen.
Er meinte, er möchte auf dem Laufenden bzgl. des „neuen Mannes“ gehalten werden.
Ich habe es ihm dann gleich erzählt.

Seitdem ist er unglaublich verletzt und geschockt wie ich sowas machen konnte. Ich würde unsere Familie mit Füßen treten.

Ich muss sagen, dass er seit längerer Zeit beruflich unter Druck steht und persönlich mit sich äußerst unzufrieden ist.
Zwischendurch meinte er, dass er damit besser umgehen kann, wenn es ihm einigermaßen gut geht. Das ist momentan keinesfalls der Fall.
Bevor diese Situation entstanden ist, hat er schon unsere Beziehung als nicht stabil bezeichnet, was ich als Projektion seines Inneren auf unsere Beziehung sehr. Denn - und ich denke nicht, dass ich vor irgendwas die Augen verschließe - wir haben uns unglaublich viel aufgebaut und an unserer Beziehung gearbeitet. Allein diese unglaubliche offene und schonungslos ehrliche Kommunikation sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit an.

Ich bin gerade hin- und hergerissen:
Habe ich mich zu egoistisch verhalten? Hätte ich „anhalten“ und mich zurückhalten sollen? Habe ich zu wenig Rücksicht auf sein Befinden genommen?
Andererseits geht es mir gerade so gut wie noch nie und ich denke, dass ist das Leben so wie es mir gut tut.
*****alS
7.395 Beiträge
Ich kann dir nicht sagen, was für dich funktioniert oder funktioniert hätte. Ich kann dir aber sagen wie wir das machen, denn unsere SItuation ist ähnlich (nur mit vertauschten Rollen).

Bei uns ist es so, dass wir theoretisch beide polyamor sind undmehrere Menschen gleichzietig lieben können und wollen. Und das auch beide shcon getan haben. Momentan aber hat sie kein Interesse an weiteren Beziehungen, ich hingegen schon - und wenngleich ich derzeit keine weitere Liebesbeziehung habe, so doch anderen Menschen, die mir zunehmend viel bedeuten (oder ich es gerne hätte oder gehabt hätte).
Sie kommt damit klar - überwiegend. Aber auch bei ihr ist es so, dass sie gerade in stressigen Zeiten, oder wenbn sie mit sich selbst nicht zufrieden ist, oder viele Sorgen hat, durchaus mal sehr, sehr verletzt reagiert wenn ich ihr von einer anderen Frau erzähle oder diese auch nur erwähne - selbst, wenn sie mit der gleichen Frau sonst gar kein Problem hat.

Unsere Lösung ist da ganz klar: sie ist meine Primärpartnerin (wir mögen den Begriff "Nistpartner", den wir von einem befreundeten Poly-Paar übernommen haben - wir leben zusammen, und das tun nur wir beide. Und wir wollen Kinder, und nur miteinander). Sie hat vorrang. Das kommuniziere ich auch allen anderen gegenüber immer so - denn die betrifft es ja auch, es kann schleißlich sein, dass ich ihnen für ein paar Tage, oder uach mal WOchen, nur wenig Aufmerksamkeit schenken kann, weil meine Primärpartnerin den Großteil davon für sich beansprucht.
Aber genau das Recht räumen wir uns eben gegenseitig ein - wenn wir vermehrt füreinander da sein müssen, weil jemand von uns die gesamte Zuneigung will oder braucht, zumindest für eine Zeit, dann hat das VOrrang.

Natürlich braucht es dafür eine funktionierende und offene Kommunikation auch über die Gefühle und Befidnlichkeiten jedes einzelnen - aber diese Grundlage scheint ihr ja zu haben. Das sind Voraussetzungen, die weit besser sind als die von vielen anderen Paaren, was man so hört - ihr bekommt das also schon hin! Viel und offen und ohne falsche Rücksicht auf irgendwen miteinander reden, viel probieren was funktioniert und was nicht, und gemeinsam evaluieren. Dann geht das.
*********ancer Mann
6 Beiträge
Offenheit ? nicht in jedem Fall richtig
Ich bin bereits seit 30 Jahren in einer festen Beziehung und habe parallel zusätzlich 1x 10 Jahre und 1x 6 Jahre eine weitere Partnerschaft gelebt.

In dieser langen Zeit gab es unterschiedliche Phasen meiner festen Lebenspartnerin, in der mehr oder weniger über meine Bedürfnisse und anderen Partnerinnen gesprochen werden konnte, wobei es ebenso wie bei dir ist, dass sie selbst kein Interesse an zusätzlichem Partner hat.

Wie weit sie Dinge wissen wollte lag in erste Linie daran, wie es ihr ging. Dabei habe ich festgestellt, dass es in schlechteren Phasen absolut nicht sinnvoll war, viel zu sagen, da sie dies immer als eigenen Mangel empfunden hat, was besonders negativ für sie war.

Somit kommen wir derzeit beide am besten zurecht, indem ich zwar alle Fragen beantworte, sie aber eben auch nur wenig fragt.

Somit bleibt für mich das Fazit: Offenheit ist gut, aber eben nur dann, wenn der andere sie auch haben möchte und sie ihm nicht aufgezwungen wird. Es lohnt sich zumindest darüber nachzudenken, was die Offenheit beim anderen für möglicherweise negative Gefühle auslöst.

Drücke dir feste die Daumen, dass du eine gute Lösung für euch beide findest.

LG
Zitat von *****alS:

Aber genau das Recht räumen wir uns eben gegenseitig ein - wenn wir vermehrt füreinander da sein müssen, weil jemand von uns die gesamte Zuneigung will oder braucht, zumindest für eine Zeit, dann hat das VOrrang

Das bestätigt mir, dass auch wenn wir dieses Recht nie kommuniziert haben, ich da nicht aufmerksam genug war, ihn selbstverständlich dieses Recht einzuräumen.

Mir fällt es gerade sehr schwer, da innezuhalten, weil mir diese Kontakte sehr gut tun und ich sie als bereichernd empfinde.
Aber da bin ich wohl ganz schön eine Ego-Schiene gefahren. 🥺
******ore Frau
4.527 Beiträge
Ich habe das vor 8 Jahren auch so erlebt...

Er wollte die Beziehung sexuell öffnen, ich konnte das nicht ohne Gefühle...

Letztlich haben sich unglaubliche Ängste und Verlustgefühle dadurch offenbart. Wir haben es nicht überstanden und haben uns getrennt.
Mittlerweile ist Kommunikation wieder langsam möglich (liegt aber auch daran, dass er endlich seine gesundheitlichen Probleme behandeln lässt....).

Spannend bei euch: was ist "schlimmer" für Deinen Partner: das mit dem anderen schlafen, oder der Aufbau der Gefühlsebene?

Ich erlebe den Umbruch von mono zu poly (also den wirklich praktischen!) oft als "katalytisch": er bringt Dinge hervor, die ohne den Wandel noch lange unter dem Deckel gebleiben wären. Nur, dass sie mit poly eigentlich nicht viel zu tun haben.
Allerdings nützt die Erkenntnis in Stresszeiten herzlich wenig, denn poly ist so super praktisch, um alles, was eh schon so anstrengend ist, einfach darauf zu projizieren....

Für mich liest es sich nicht nach Ego- Schiene. Dennoch würde ich heute- hätte ich nochmal die Wahl- alles GENAU SO machen, nur viel langsamer!
Diesen Prozess künstlich zu verlangsamen, um all die Projektionen zu entlarven, das Thema Beziehung/ Familie wirklich zu beleuchten, alles auszuloten, genug Zeit für die Veränderung zu geben, Vetrauen zu schaffen, das ist allerdings nicht einfach, wenn man eigentlich selber gerade eine leichte Genussphase WEGEN Poly hat, aber vielleicht lohnt es sich?
*****alS
7.395 Beiträge
Zitat von *******len:
Zitat von *****alS:

Aber genau das Recht räumen wir uns eben gegenseitig ein - wenn wir vermehrt füreinander da sein müssen, weil jemand von uns die gesamte Zuneigung will oder braucht, zumindest für eine Zeit, dann hat das VOrrang

Das bestätigt mir, dass auch wenn wir dieses Recht nie kommuniziert haben, ich da nicht aufmerksam genug war, ihn selbstverständlich dieses Recht einzuräumen.

Mir fällt es gerade sehr schwer, da innezuhalten, weil mir diese Kontakte sehr gut tun und ich sie als bereichernd empfinde.
Aber da bin ich wohl ganz schön eine Ego-Schiene gefahren. 🥺

Vorsicht mit Schuldzuweisungen, auch, wenn sie dich selbst betreffen *g* Denn: AUch zu Kommunikation und Einvernehmen gehören zwei Leute. Ja, eventuell hättest du expliziter fragen können. Andererseits aber - du kannst seine Gedanken nicht lesen, und er ist erwachsen und mit einem Mund ausgestattet. Er hat das so ein "Zwietweiliges-Aufmerksamkeits-Veto"-Recht auch nicht gefordert.

Von daher: nein, du warst nicht zu eogistisch oder nicht aufmerksam genug. Ihr habt nur, trotz genereller Bereitschaft dazu, einfach euer Befinden nicht klar genug miteinander kommuniziert.
*****ern Frau
983 Beiträge
Puh komplexes Thema... also was mein Vorredner schreibt kommt mir bekannt vor obwohl wir es wiederum anders leben 😉
Bei uns ist es so das wir eine triade bilden und das seit 4 Jahren.
Auch bei uns kommt es vor das andere Menschen ins Spiel kommen aber wir zu dritt sind die „haupteinheit „
Geht es hier jemanden schlecht bekommt er von den anderen zweien Unterstützung, Rücksicht und Geborgenheit.das hilft meistens schon so weit das dass grundgerüst stabil bleibt.
Aber ich muss auch sagen zu dritt betreiben wir beziehungspflege und freundschaftspflege in allen möglichen Varianten. Somit ist die Zeit schon sehr gefüllt. Weitere Menschen sind bei uns in der Intensität von täglich oder wöchentlich sehen nicht mehr vorhanden.

Nur noch „ lockerer „ alle drei bis sechs Wochen oder so.

Sollte aber auch da Unruhe reinkommen die sich wieder auf unser Konstrukt auswirkt haben wir das bis jetzt immer beendet.

Jeder kommt glaube ich als poly an den Punkt welche Person er wie nah in sein Leben lässt.
*****alS
7.395 Beiträge
Nachtrag zu meinem letzten Beitrag: Anstatt "OMG, was habe ich getan, ich Monster!" lieber "Oha! Da ist offensichtlich ein Problem. Komm, lass es uns lösen!"
*****eln Mann
12 Beiträge
Beim Durchlesen habe ich nicht den Eindruck, dass du irgendetwas „falsch“ gemacht oder du deinem Partner mit der neuen Beziehung an und für sich schon zu viel zugemutet hast. Deine Wertschätzung für deinen ersten Partner kann ich mit dem Bezug auf das „unglaublich viel aufgebaut“ und die Qualität eurer Kommunikation gut nachvollziehen - das sind ja fette Pfunde für die zu kämpfen sich sicher lohnt.
Du nennst aber zumindest drei gute Beweggründe, weshalb ihn die neue Beziehung in eine emotionale Notlage katapultieren konnte: er begreift eure Beziehung aktuell nicht als stabil, er sieht sich im Job unter Druck und reklamiert dadurch beschränkte Ressourcen für euer Beziehungsleben bzw. eine größer Angreifbarkeit bei sich und er scheint mir bis heute noch nicht wirklich sein Einverständnis zu einem Leben mit dir in einer Mehrfachbeziehung gegeben zu haben.
Wenn dein Partner „eine monogame Beziehung längerfristig als nicht „haltbar“ einschätzt“, meinte er damit auch seine eigenen Wünsche nach mehr Beziehungsvielfalt oder vielleicht einfach nur die Einschätzung, dass es mit deiner Entwicklung Richtung Poly mit ihm und einer monogamen Beziehung auf Sicht nicht mehr funktionieren wird?
So wie du es schilderst überrascht mich jetzt seine Ablehnung nicht – er hat da für sich gute Gründe gerade nicht damit klar zu kommen. Das bedeutet umgekehrt allerdings nicht, dass du dich nach ihm orientieren musst. Es bleibt nur nicht ohne Konsequenz, wenn du den Weg gehst der dir gut tut.
Eure Offenheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation ist klasse, aber kaum ein Garant dafür, dass ein gemeinsamer Weg da ist. Wird damit im Zweifel nicht einfach nur der Konflikt deutlicher und schneller greifbar – und ob der lösbar ist, wäre damit leider nicht gesagt?
@ Jo_Koeln
Dein Text trifft wohl, wenn auch irgendwie sehr schmerzhaft, den Nagel auf den Kopf!
******Fox Mann
2.204 Beiträge
Zitat von *******len:

Ich bin gerade hin- und hergerissen:
Habe ich mich zu egoistisch verhalten? Hätte ich „anhalten“ und mich zurückhalten sollen? Habe ich zu wenig Rücksicht auf sein Befinden genommen?
Andererseits geht es mir gerade so gut wie noch nie und ich denke, dass ist das Leben so wie es mir gut tut.

Danke für deine Ausführlichkeit, es ließ sich leicht lesen *zwinker*

Ich finde dein Freund ist ganz gut bei der Sache, auch wenn er jetzt diesen Austaster hatte. Sowas sagt kein innerlich stabiler Mensch in einer erwachsenen Haltung. Anscheinend hat ihn die Tatsache aus der Bahn geworfen. Es ist aber auch genauso möglich, das er vorher schon aus der Bahn war.
Wenn sein Sein mit Projektionen einher geht, dann kann das ein Hinweis sein, das es ihm echt nicht gut geht. So reflektiert wie er rüber kommt, hat er es wohl gerade überhaupt nicht leicht, wie du ihn beschreibst.

Ich habe in meiner Polyzeit bei mir und anderen noch keine schlechten Erfahrungen erlebt oder mitbekommen, wenn mensch sich für die nächsten Schritte Zeit lässt. Auch noch mehr Zeit hat nicht geschadet.

Wohl aber wenn es zu schnell geht, treten sehr viele Schwierigkeiten auf.
Gerade wenn der Liebste nicht nahe auf der Höhe ist, ist es ein, oder zwei oder drei Überlegungen wert.

Er hat anscheinend nicht damit gerechnet, das ihr miteinander schlaft. Dann hat der Informationsfluss für ihn nicht ausgereicht.

Hättest du das mitkriegen können?
Würdest du darauf Rücksicht nehmen wollen?
Einverständnis und Geschwindigkeit
Guten Morgen und vielen Dank für deine ausführliche Schilderung.

Ich frage mich, ob es sich vielleicht lohnen würde, noch einmal beim Thema Freiwilligkeit hinzuschauen. Dass du dich so offen mitteilst, finde ich persönlich super. Hast du dir auch aktiv das Einverständnis deines Partners eingeholt? Es hört sich für mich so an, als hättet ihr eher allgemein über diese Themen gesprochen und als wäre es vielleicht auf einer recht abstrakten Ebene geblieben. Du kannst das nur selbst wirklich gut einschätzen: Hast du ihn eher informiert, oder hast du ihn gefragt, ob das, was du vor hast, für ihn okay wäre? Vielleicht fühlt er sich ja - zusätzlich zu seiner momentanen generellen Unsicherheit - auch überrumpelt und unfreiwillig mit der Situation konfrontiert?

Ich selbst hole mir in der Regel das "aktive" Einverständnis meines Partners ab... bei jeder neuen Bekanntschaft, bei jedem neuen (Beziehungs)schritt. Wie du schon geschildert hast: Das ist manchmal sehr hart. Das widerspricht manchmal dem Überschwang, den man am Anfang einer Bekanntschaft empfindet. Und es fühlt sich nach Kontrolle an. Aber aus dem Blickwinkel deines Hauptpartners/bereits bestehenden Partners ist es vor allem Sicherheit. Sicherheit, nicht zu sehr verletzt zu werden, nicht vergessen zu werden, berücksichtigt und angenommen zu werden. Also geht es meist (und hoffebtlich) weniger um Machtausübung und Kontrolle, sondern vielmehr um Sicherheit, Vertrauen, Verlässlichkeit.

Und das führt zum Thema "Hauptpartner / Nestpartner / Kernpartner geht vor"....

In meinen Augen ist der Gedanke hilfreich und wichtig, aber wie das immer so ist hat er einen Haken. Ich finde: Ja, der oder die Nestpartner geht/gehen gegenüber anderen Partnern prinzipiell vor. Und bestehende Partnerschaften gehen prinzipiell neuen Partnerschaften vor.
Aber... Das darf nicht heißen, dass neue Partner (bzw Nicht-Nestpartner / Sekundärbeziehungen) willkürlich behandelt werden, ständig von der Laune des Nestpartners abhängig sind, sich nicht auf etwas verlassen können oder gar respektlos behandelt werden. Hier gilt es immer abzuwägen, denn alle Partner haben Respekt verdient! Das klingt trivial, stellt einen aber an und zu schon vor Herausforderung, zumindest wenn man da eher hohe Maßstäbe hat. Deshalb halte ich es auch für wichtig, dass sich jeder Beteiligte seiner Verantwortung für alle (!) anderen im Beziehungsgeflecht bewusst ist. Und dass gerade der Nestpartner sich auch bewusst macht, durch seine Rolle dir gegenüber eine gewisse Macht über die anderen Partner hat, die keinesfalls einfach so ausgespielt oder missbraucht werden darf. Die "Macht", die er hat, darf einzig und allein zu seinem Selbstschutz und zum Schutz eurer Beziehung genutzt werden, aber erst wenn es unbedingt nötig ist. Er hat die Verantwortung dafür, nicht leichtfertig andere Beziehungen irgendwie einzuschränken, und er muss auch bereit sein, Herausforderungen anzunehmen und sich ihm schwierigen Situationen zu stellen.

Jetzt ist der letzte Abschnitt lang geworden, und ich weiß nicht, ob klar wurde was ich meine... Ich versuche eine Zusammenfassung: Dass der Nestpartner grundsätzlich vorgeht, halte ich für sinnvoll. Vor allem sollte man die Geschwindigkeit, in der sich eine neue Beziehung entwickelt, an die Verletzlichkeit des Nestpartners anpassen. Bei alldem müssen aber andere Beteiligte respektvoll behandelt werden, auch sie haben ein Recht auf Verlässlichkeit und Stabilität. Das wichtigste ist: Du willst eine Beziehung mit allen, also musst du alle Beteiligten berücksichtigen und infolgedessen oft abwägen um (unperfekte, aber) möglichst faire, liebevolle Lösungen zu finden. Jeder (!) Beteiligte hat eine Verantwortung dem ganzen Geflecht gegenüber und sollte deshalb auch ab und zu eine "Herausforderung" für sich selbst annehmen (z.B. Geschwindigkeit drosseln, oder auch bei den anderen einen Schritt zulassen wenn es Überwindung kostet).

Liebe Grüße und alles alles Gute euch! Schmeißt nicht zu schnell hin, Schwierigkeiten sind ja normal. Oft findet sich am Ende doch eine Lösung.
@ rankow
Einerseits muss ich zugeben, dass es wahrscheinlich „Knall auf Fall“ ging.
Andererseits hat er mir andere Signale gesendet: „Es ist in Ordnung und ich sehe, was es mit mir macht“.
Ich habe ihn beispielsweise immer gesagt, dass er mir Bescheid geben soll, wenn es ihm nicht gut damit geht und wenn dem so war, hat er das nie getan. Ich habe es erst im Nachhinein zu spüren bekommen.

Ich muss mich mit Sicherheit mehr in Rücksicht und Achtsamkeit üben.
@libellenfluegei
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Sie hilft mir sehr und ich erkenne in deinen Ausführungen, dass beide Seiten „berücksichtigt“ werden! Auch wenn ich da natürlich selbst einige Fehler bzw. Anteile eingestehen und da jetzt gut einen Weg für und mit allen Beteiligten finden sollte.
*********nchen Frau
5.059 Beiträge
Gruppen-Mod 
*******len:
und wenn dem so war, hat er das nie getan. Ich habe es erst im Nachhinein zu spüren bekommen.


Vielleicht hat er selbst es auch erst im Nachhinein gespürt?
Das geht mir manchmal so, dass ich vorher optimistisch "passt schon" jodel und hinterer überrascht feststellen muss, dass es mir doch nicht so easy von der Hand geht, wie ich gedacht hatte.


Das hier finde ich übrigens mega wichtig:

**********uegeI:
Aber... Das darf nicht heißen, dass neue Partner (bzw Nicht-Nestpartner / Sekundärbeziehungen) willkürlich behandelt werden,

Immer, wenn ich lese, "der Hauptpartner geht immer vor" , zucke ich kurz zusammen.
***88 Paar
2.188 Beiträge
Sie von FK888 schreibt:

*******len:
Zwischendurch meinte er, dass es für ihn „einfacher“ gewesen wäre, wenn ich mich mit jemandem zu Kaffee treffe und man dann ohne große Gefühle ins Bett geht.

Dies kann ich absolut nachvollziehen. Sex ist Sex. Aber Gefühle ziehen Fragen und Ängste nach sich. Ob die Liebe geteilt werden muss?! Oder die Zeit?!

*******len:
Bevor diese Situation entstanden ist, hat er schon unsere Beziehung als nicht stabil bezeichnet, was ich als Projektion seines Inneren auf unsere Beziehung sehr.

Dann ist es aus meiner Sicht ein blöder Zeitpunkt für eine zweite Beziehung. Denn dieses Verliebtsein in Mann 2, die Schmetterlinge, muss Beziehung 1 schließlich aushalten können. Und das geht nur, wenn Mann 1 hinter Eurer Beziehung steht.

*******len:
Denn - und ich denke nicht, dass ich vor irgendwas die Augen verschließe - wir haben uns unglaublich viel aufgebaut und an unserer Beziehung gearbeitet. Allein diese unglaubliche offene und schonungslos ehrliche Kommunikation sehe ich nicht als Selbstverständlichkeit an.

Das ist schön zu lesen. Und ich sehe es wie Du auch nicht als Selbstverständlichkeit an. Es gehört einiges dazu soweit zu kommen.
Baue darauf auf. Damit Mann 1 wieder dieses Gefühl zurückerhält. Die Wertschätzung und den Glauben in die Stabilität Eurer gemeinsamen Beziehung.

*******len:
Ich bin gerade hin- und hergerissen:
Habe ich mich zu egoistisch verhalten? Hätte ich „anhalten“ und mich zurückhalten sollen? Habe ich zu wenig Rücksicht auf sein Befinden genommen?

Das kann keiner aus der Ferne sagen. Aber es ist gut, dass Du Dich hinterfragt. Auch ich tu das immer wieder, weil es für mich ein unheimlich wichtiger Punkt ist. *g*

Ich für meinen Teil habe meinen Alltag versucht nun anders zu organisieren. Bewusstes Zeit nehmen für die Menschen, die mir wichtig sind. Nicht nur Partner, auch Kind. Denn ich teile zwar meinen Alltag mit meinem Mann, jedoch gehen Gespräche meist um Organisatorisches, Hausarbeit, Kind, Rechnungen,... Es geht zu wenig um uns. Eine komische Erkenntnis, wenn man sich ja täglich sieht. Somit lege ich wert darauf, dass es Zeit gibt nur für uns. Ohne Gespräche über Mann 2. Wir wissen auch so, dass er da ist. Er soll und darf eben nur nicht permanent präsent sein.

*******len:
Andererseits geht es mir gerade so gut wie noch nie und ich denke, dass ist das Leben so wie es mir gut tut.

Das ist schön. Genieße es.
Aber verstehe, dass Mann 1 vielleicht eifersüchtig sein könnte, dass Dich ein Anderer glücklich macht. Oder in seinen Augen glücklicher als Du mit ihm bist. Gib Mann 1 unbedingt ständig und immer wieder die Rückmeldung, dass Du mit ihm mindestens (!) genauso glücklich bist. Schließlich ist er der Mann mit dem Du den Alltag teilst und eine Familie hast. Und gerade, wenn es ihm gerade nicht so gut geht, ist es wichtig ihm umso mehr diese Sicherheit zu vermitteln.
*****gra Frau
5.052 Beiträge
Schwierig
Es ist doch einfach auch schwierig und ja, eine echte emotionale Zumutung war das - ganz unterschiedlich für uns beide.
Wir sind ( ...vor 46 Jahren) miteinander monogam gestartet, haben uns durch viele Höhen und Tiefen gegenseitig begleitet, Kinder bekommen und groß gezogen , „Häuser gebaut und Bäume gepflanzt“ und zwar in ganz großer Nähe und bis heute engstem Zusammenhalt - Ja genau: „Nistpartner“ *g*
Und dann kam es so, dass ich mit über 50 mehrmals auf andere Männer stieß, mit denen ich ganz andere Sachen teilen und erleben konnte, keineswegs nur sexuell! Das hat mich auch durcheinandergewirbelt - und so kam ich zur Polyamorie, wir zusammen aber auch zu unserem Weg.
Als ich meinem Mann ganz behutsam davon , von PolyAmorie und anderen Männern, erzählte, war er verunsichert und hatte kurzzeitig Sorge, dass ich ihn verlassen möchte.
Als er dann verstanden hat, dass das nicht so ist - !keinesfalls! - da hat er sich sortiert, akzeptiert und lässt mich vertrauensvoll. Er selbst fühlt nur monogam.
Ich würde übrigens bis heute jedes Treffen mit dem anderen Partner absagen, wenn es für meinen Mann nicht passt. Da frage ich immer nach.
Bislang kam das Absagen nicht vor.
. . . und er sich in Kommunikation ?
Üben, meine ich. Ein 'typisches' Mannthema, erstmal alles mit sich alleine ausmachen zu wollen, so nehme ich es zumindest in meiner Coaching-Praxis wahr.

Zitat: hat er das nie getan. Ich habe es erst im Nachhinein zu spüren bekommen.

Was ist das richtige Mass, was die richtige Geschwindigkeit - wenn Liebe im Spiel ist ? Da Ihr beide recht reflektiert rüberkommt, werdet ihr darauf Antworten finden ? Beim Spaziergang in der Natur ?

TizianFox hat's meiner Meinung nach weiter oben sehr schön formuliert und auf den Punkt gebracht. Toi, toi, toi . . .

BWVAKTBOOM
Grundsätzlich hat dein Partner anscheinend nichts dagegen.
Es scheint "Verstrickungen" zu geben, wenn es um Details geht, zb. Sex.
Dass dieser bei mehr als Sympathie, wahrscheinlich stattfinden will, könnte ihm bewusst sein.
Dass du es erst im Nachhinein zu spüren bekommst, wenn du aus seiner Sicht etwas "falsch" gemacht hast, kann immer angewandt werden um Schuld zuzuweisen. Meiner Meinung nach geht es bei gegenseitigen Interesse aneinander in einer Beziehung, aber nicht um Fehler oder Schuld, sondern um gemeinsames Sein und fühlen, immer wieder, wenn auch nicht immer *g*

Eine Beziehung ist, aus meiner Sicht, eine dritte Instanz die Aufmerksamkeit und Zeit braucht und unter selbstverständlichen Vorstellungen wie etwas zu sein hat, leidet.
Deine Öffnung entspricht keiner "normalen" Vorstellung und somit ist ein Fehler schnell gemacht und die Schuld schnell zugewiesen, darüber muss noch nicht mal offen gesprochen werden. Unter diesem Aspekt schaust du selbst, in meiner Wahrnehmung, sehr genau und hast Schuldgefühle.
Ihm geht es, laut deiner Aussage, wegen verschiedener Umstände, die erstmal nichts mit der Beziehung zu tun haben, nicht gut. Auf der anderen Seite gibt es dich als Mensch mit deinen Bedürfnissen und deiner Lebendigkeit. Das sind aus meiner Sicht erstmal getrennte Angelegenheiten, die sich durch Interesse aneinander und Austausch, miteinander, als verbindend in Kontakt und Nähe gestalten lassen können.
Dazu ist aber auch Zeit und Aufmerksamkeit nötig, die man dem Beziehungsraum gibt, damit er real gefühlt und nicht nur aus gedachten Vorstellungen besteht.

Ich habe das Gefühl, dass ihr die verschiedenen Verantwortungsebenen, für sich selbst, delegiert und dadurch auch keine wirkliche Nähe oder Verbundenheit entsteht, sondern Trennendes wie Schuldgefühle und Zuweisungen.

Wenn manche schreiben, dass sie bei Unbehagen des Nestpartners, sofort einlenken würden und anderes sofort absagen würden, denke ich, dass sie dies nur tun, weil sie erfahren haben, dass er es nicht missbraucht und
einen ansonsten in seiner Art und seinen Bedürfnissen interessiert begleitet und man den Kontakt darin erlebt und nicht NUR die Angstverwaltung, über die sich oft keine Gedanken gemacht wird und lieber das Gegenüber aufgefordert wird sich so zu verhalten, dass diese nicht entsteht.
Ich denke, dass dein Partner nicht darum herum kommt zu sich zu schauen und sich darüber mit dir zusammensetzt, wenn er den Beziehungsraum lebendig erhalten möchte. Alleine, und ohne dich zu vergessen, kannst du diesen nicht so mitgestalten, dass jeder diesen Raum als bereichernd und nährend empfindet.
Bereichernd bedeutet nicht unbedingt unkompliziert oder ohne Schmerz für mich *zwinker*.


lg
Animee
Was ich bisher lernen durfte
Alles was geschieht hat einen Grund deshalb gibt es eigentlich auch keinen Schuldigen.

Was extrem wichtig ist:

Zeig ihm, dass er nichts verliert.
Er muss auf nichts verzichten.

Die Gefühle für den anderen Menschen haben rein gar nichts mit der Beziehung zwischen euch zu tun.
Es könnte sich allerhöchstens positiv auswirken, wenn es dir dadurch besser geht.

Sag ihm das und zeige ihm deine Liebe zu ihm.
Je mehr er erfährt, dass es ihm nicht schadet, desto kleiner wird die Angst.

Das ist der Schlüssel.
Du musst investieren, wenn du polyamor leben möchtest.

Gib ihm Sicherheit und dann kann er dir Freiheit geben.

Das hat bei mir funktioniert.

Wünsche dir ganz viel Glück und Kraft und Geduld
DANKE!
Ich möchte mich schon einmal bei allen bedanken, die einen Beitrag geschrieben haben und das auf eine sehr wertschätzende Art! Für mich ist es keine Selbstverständlichkeit so einen langen Beitrag zu lesen und seine Erfahrungen sowie Gedanken zu teilen!
Jeder Beitrag hat mir ein Stück weitergeholfen und ich werde das auf jeden Fall in die Gespräche mitnehmen!

Vielen, lieben Dank an euch!!!
@jodyliene
Ich bin ganz deiner Meinung, dass das eine wichtige Grundlage ist.

In vielen (!) Gesprächen habe ich ihm gesagt, dass er mein Hafen ist, zu dem ich immer und sehr gern zurückkomme.
Meine Wertschätzung seiner Person und unserer Familie sowie unserer bisherigen Reise zum Ausdruck gebracht usw.

Seine Selbstzweifel kann ich ihn leider nicht nehmen und das kann er auch offen ansprechen.

Ich weiß nicht, wie ich ihm da noch hinsichtlich seines Sicherheitsbedürfnis unterstützen kann...
Aber wahrscheinlich damit - wie hier schon geschrieben habt - mit Zeit und Entschleunigung.
******ore Frau
4.527 Beiträge
Vielleicht ist es hilfreich, ihm zu erklären, dass ein TEIL von Dir den Hafen NIE verlässt!?
*******See Frau
1.072 Beiträge
Gib der Sache Zeit.
Wachstumsschmerzen gehören zur Reifung dazu und können nie ganz vermieden werden. Du bist vielleicht der Auslöser für seine Entwicklung, aber sein eigenes schubweises Wachstum löst seine Schmerzen aus.
Begleite ihn und hab Vertrauen in ihn, dass er das kann. Du kannst seine Entwicklung nicht für ihn erledigen. Auch er muss lernen, sich selbst gegenüber achtsam zu sein. Wenn er das gelernt hat, fällt dieses "huch, so im Nachhinein tut es ja doch weh" auch weg.

Viel viel reden hilft. Und manchmal auch schweigen und miteinander nur sein.
*********ancer Mann
6 Beiträge
Sicherheit
Ich weiß nicht, wie ich ihm da noch hinsichtlich seines Sicherheitsbedürfnis unterstützen kann...

Meiner "Nestpartnerin" hat es sehr geholfen, klare zeitliche und räumliche Absprachen zu trefen, die auch recht strikt eingehalten werden von mir.

Es funktioniert also so, dass bestimmte Abende der Woche grundsätzlich ihr gehören mit bestimmten Ausnahmen für z.B. Urlaub mit anderer Partnerin. Auch an den Tagen mir freier Verfügung ist normalerweise ein zeitliches Limit, was eingehalten wird, abgesprochen. Auch die Territorum-Fragen sind besprochen und werden eingehalten, sodass letztendlich eine räumliche Trennung der beiden Partnerinnen gegeben ist.

Genau diese Absprachen in zeitlicher und räumlicher Hinsicht geben dem Partner ein großes Stück Sicherheit. Bei mir hat das prima geklappt und zu viel mehr Ruhe und entspanntem Umgang beigetragen.
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