Polyamorie ist gefährlich
natürlich wird man als Poly diskriminiert. Erst mal ist es Sodom und Gomorrha innerhalb der anerkannten Beziehungsbeschreibungen, also Leben mit einem geliebten Partner, aber das ganze pervertiert ins multiple.
Unsere gesamte Werteordnung baut darauf auf, daß es verinnerlichte sexuelle Beziehung nur zu einem Partner geben kann, sogar bei den Homos gehört doch die Ehe und das damit zusammenhängende Treueversprechen zum höchsten moralischen Standard. Davon abzuweichen geht nur unter der Decke des verlassens von Moralgrenzen oder muss mehr oder weniger reduziert werden auf den körperlichen Trieb. Aufgeklärte Liebe in verschiedenen Konstellationen mit mehreren Menschen ist in unserem unidimensionalen Programm nicht mehr vorgesehen. Damit werden die letzten Besitzstände unterminiert und nicht nur die einfache Definition von Treue, nämlich der körperlichen geht baden, sondern auch die ausschliesslichkeit der mental, emotionalen Seite. Alles wird in Frage gestellt, auch die Rangordnung von Beziehungen.
wir haben das einmal durchgespielt und auch ich glaube, dass echte Polyamorie ein viel zu instabiler Zustand ist, als dass er von Dauer sein könnte.
Ich für meinen Teil könnte ohne diesen Anker des Menschen mit dem ich auch den Rest meines Lebens verbringen möchte nicht wirklich leben, sie ist mir Reflexion, Prüfstein und Fundament in einem, genau das, wofür ich mich auch hergebe.
Also entsteht im Konfliktfall eine Rangordnung, oder anders herum der Konfliktfall ist die Rangordnung. Da man das eine nicht aufs Spiel setzen möchte für das andere. Diese aufzulösen wäre das ultimative Risiko in das man sich begeben kann. Dies zu tun heisst aber auch gleichzeitig, daß die mögliche Eigenerfahrung mehr gewertet wird als der individuelle Gegenüber oder wieder andersrum Egoismus vor, denn in dem Fall kann sich in letzter Konsequenz keiner mehr auf keinen Verlassen.
Das aber ist in meinen Augen die absolute Grundlage für absolutes Vertrauen. Nicht die Tatsache mit wem ich sonst noch ins Bett Steige, nicht das Fakt mit wem ich welche berauschenden Gefühlsebenen erreiche, sondern das Wissen ist da jemand der mich, wenn alles den Bach runter geht auffängt. Ich kenne wenige die dieses Bewusstsein in einen lebenslangen innerlichen Vertrag gießen könnten und die Ehen die auf der Basis auch heute noch funktionieren sind wohl als Spurenelemente in unserer Gesellschaft verteilt.
Auch das kirchliche Eheversprechen ist für mich nichts anderes als diese Grundsubstanz, nur die meisten Menschen sind zu feige sich gemeinsam daran zu trauen das übrige Stützkorsett darum zu entfernen bis hin zum fremd verlieben zuzulassen-. Und ich zweifle daran ob dies je eine Gesellschaft kann ohne es im Aussenverhältnis durch Diskriminierung zu sanktionieren, denn es gibt immer die Dummen, die Unreflektierten und die Machtgeilen die damit nicht umgehen könnten. Sanktionsfrei kann aber nur eine Verbindung bleiben die allgemein vom persönlichen Erfahrungshorizont her akzeptabel ist. Poly gehört in Ihrer Kompelxität und Grenzwertigkeit in allen Ebenen sicherlich nicht dazu und wird immer ein Versuch bleiben.
Aber genau das ist das aufregende daran. Ich für meinen Teil bin immer schon gerne Anarchist und Regelbrecher gewesen, die Sünde schmeckt einfach viel zu süss, solange man sich an ihr nicht verdirbt. Aber ich muss doch nicht jedem sagen, daß ich dem Bullen sein Mützchen geklaut habe.