@ themisabeth
Mal vorausgeschickt
, dass alles gut ist, wenn es für die Beteiligten passt
, kommen mir beim Lesen deiner Worte folgende Gedanken:
Ich verstehe deinen Text so, dass du dir heute mehr Tiefe und kein "Reinstolpern", sondern ein reflektierteres Miteinander in Bezug zu deinen Lieben wünschst. Richtig?
Was MIR beim Lesen widersprüchlich vorkommt, ist das Wort "bedingungslos", denn MIR würden sich daraus sogar mehr Bedingungen ergeben, als bei einer Liebe, in die man "einfach nur reinstolpert". Kann dieses sehr Achtsame, was ich hier beschrieben sehe, nicht auch als permanenter Check von Bedingungen gesehen werden?
Was passiert, wenn ein Partner weniger reflektieren will und eben nicht den Anspruch an ein derart spirituelles Miteinander erfüllt?
Ist diese gemeinsame Ebene nicht "Bedingung" für das Eingehen einer Verbindung?
Ist es nicht bei jedem Menschen so, dass Liebe zwar bedingungslos sein kann, aber Beziehung eben nicht?
Bin ich vielleicht einfach nur "zuwenig sprituell", wenn ich in einer Beziehung auch etwas erwarte, was ja einem "Es-gibt-Bedingungen" gleichkommt?
Ein Sich-verlieben ist ja erstmal nicht bewusst an Bedingungen geknüpft. Unbewusst - so denke ICH
- aber schon, denn der Mensch, in den ich mich verliebe, der "gibt" mir ja etwas - zumindest löst sein Sein in mir etwas aus (mag es - ganz unromantisch - auch "nur" pure Chemie sein
).
Jeder Kompromiss (oder gibt es kompromisslose Partnerschaft?) ist doch eine Art von Abwägen, ob das Miteinander geht, oder nicht?
"Sind DIE Bedingungen erfüllt, die aus dem reinen Fühlen von Liebe ein Miteinander werden lassen?"
Gerade bei dem hohen Anspruch dieses Spirituellen, den ich hier lese, frage ich mich spontan:
Wo ist denn der Andere?
Diese Frage kommt auf, weil du das polyamore Fühlen als "Fundament" siehst. Ich finde diesen Gedanken übrigens sehr schön.
Würden alle Menschen so fühlen - und das auch annehmen - so könnte ich mir die Welt durchaus wärmer vorstellen.
Mein persönliches Erleben ist aber LEIDER ein ganz anderes.
Mir sind bisher wenige Menschen begegnet, die für diese polyamore Gefühlswelt Verständnis hatten, oder sie sogar zu teilen glaubten.
Dass sie sie tatsächlich teilten, wage ich heute sogar sehr zu bezweifeln, denn alle tauschten polyamore Verbindungen ein gegen ein Leben in extrem exklusiver Monogamie und sagen heute sogar, dieser "Halt" wäre schön, den eben nur diese Exklusivität bieten könnte...
Diese, sich in meinem Leben tatsächlich mehrfach wiederholende Erfahrung, lässt mich heute vermuten, dass Sozialisation weitaus stärker ist, als ich das viele Jahre angenommen (gehofft!) hatte.
Einige Wenige können sie ggf. überwinden. DAS bedeutet aber, all das, was du an Mechanismen aufführst - bewusst, oder unbewusst - ins Miteinander zu integrieren.
Um dich selbst in der Form "weiter zu entwickeln", brauchst du doch Begegnungen mit genau DEN Menschen im Leben, die das teilen - fördern, ...
DAS ist deine Bedingung (Voraussetzung) für glückliches, authentisches Miteinander. Falsch?
Nach insgesamt 8 Jahren in polyamoren Verbindungen, lernte ich vor 2,5 Jahren einen Mann kennen, der
erstmal so gar nicht in "mein Beuteschema" passte.
Mein "Vorleben" irritierte und verunsicherte ihn und er reagierte mit anfänglichem Unverständnis und dann - zunehmend - doch mit etwas Neugier (die immer wieder gleich erstickt wurde).
Sofort war klar, dass eine Beziehung nur dann möglich ist, wenn ich weitere Liebe zu anderen NIE WIEDER auslebe. Nach Jahren stand ich vor einer Entscheidung, die ich zuvor (vor der Begegnung) für mich absolut ausgeschlossen hätte.
Ich erlebe das (ohne groß spirituell zu sein) schon irgendwie als ein "Zurückwerfen" in der eigenen Entwicklung. Klingt vielleicht komisch, aber es ist so.
Wenn du die Möglichkeit hast, in dieser ganz besonderen Form mit Menschen in Verbindung zu sein, so freut mich das für dich. Ich habe seinerzeit dieses Empfinden genossen - empfand meine Verbindungen als eine "Oase in dieser schrägen Welt".
Was ICH persönlich darin NICHT langfristig fand, war DIE Geborgenheit, die ich heute spüre.
Vielleicht ist meine eigene Sozialisation tatsächlich so stark, dass auch ich Geborgenheit nur durch spezielle Verbindlichkeit erfahren kann und diese Verbindlichkeit nur dann spüre, wenn sie mit Exklusivität einhergeht?
Diese Frage habe ich aktuell für mich noch nicht wirklich beantworten können. Da gibt es offensichtlich 2 Seelen in mir ...