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BDSM & Polyamorie
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Dann hat das Poly-Pferd sich einfach umgekehrt...

Dann hat das Poly-Pferd sich einfach umgekehrt...
Nachdem ich mir in verschiedenen Threads hier bereits Fragen nach der Liebe untergebracht habe, zäume ich das Poly-Pferd mal von einer anderen Seite, nämlich von außen, auf.

Anlass: Ich habe in einem Mailaustausch mit einem Mann im JoyClub die Themen „Frauen im Joyclub“ gestreift. Wir haben uns gefragt, warum viele Frauen so „Anti“ sind und einen Wald von Verbotsschildern vor sich hertragen. Manchmal, so wusste ich zu berichten, habe auch ich den Impuls, zickig zu werden, wenn ich trotz etlicher HP´s zum Thema Liebe, Freundschaft und Dating immer wieder die gleichen Angebote für Casual Sex in Motels an der A46 bekomme. So richtig zickig geworden bin ich aber noch nicht.

Der Typ fragte mich, warum ich denn nicht im „real life“ auf die Suche nach passenden Männern ginge, womöglich hätte ich Angst oder Hemmungen? Das gab mir zu denken. Und ich vermute, die Hemmungen sind es nicht allein. Ich glaube, dass die Fortschritte, die man in Sachen Offene Beziehung macht (ich will es immer noch nicht poly nennen, weil das für mich oft so einen missionarischen Beigeschmack hat) auch von äußeren Faktoren abhängen. Bei mir und bei meinem Mann wohl auch.

(Natürlich hat mein Kontakt übrigens recht, wenn er mir Hemmungen und Ängste unterstellt. Den Menschen, der in Sachen Liebe keine Hemmungen und Ängste hat, den möchte ich kennenlernen. )

Meine Flirthemmung bezieht sich aber auch und besonders auf meinen Job, mein Alter, meinen Familienstand und meinen Wohnort. Nein, ich glaube, es ist nicht egal, ob man in Leipzig oder Longerich wohnt, in Hamburg oder Harsewinkel. In OWl, da wo ich lebe, ist es katholisch und spießig. Ich lebe aber nun mal hier, bin hier selbstständig und kann nicht ohne weiteres mal eben so umziehen. Hier aber ist Monogamie Trumpf. Klar, auf jedem Schützenfest der Umgebung könnte ich mir ein, zwei Grünröcke zum Sex heranflirten. Das gehört dazu. Aber dann habe ich unter Umständen so einen uniformierten Spießer im Bett. Der alles heimlich tut und auch nur alkoholisiert. Grusel, der reinste Horror! Das will ich nicht.

Dann spielt mein Alter mit hinein. Viele Frauen meiner Umgebung und meines Alters richten sich mental auf die Wechseljahre ein und machen Diäten oder kaufen Schuhe. Andere lachen sich einen heimlichen Lover an oder lassen sich endlich scheiden, weil die Kinder aus dem Haus sind. Das will ich auch nicht.

Es ist also nicht die innere Haltung allein. Bitte kommentiert also nicht nach dem Motto „Die Liebe wohnt im Herzen, man muss nur wollen!“ „Trau dich doch einfach“ „Sag denen mal die Meinung!“ "Sei einfach du selbst!"

Und dann: In z.B. Berlin kann ich als verheiratete 48-jährige mit zwei Kindern durchaus eine Location oder einen Termin finden, in der ich einen (interessanten) (attraktiven) Mann ansprechen kann, der außer Schützenverein noch andere Ideen zur Freizeitgestaltung hat. In Ostwestfalen ticken die Uhren anders.

Tausche die Variablen. In Bielefeld kann ich als 32-jährige verheiratete Frau mit zwei Kindern schon eher einen interessanten (!), attraktiven (!) Mann ansprechen. 48 - jährige Männer meines Umfelds sind meistens weder das eine noch das andere. Nicht, weil sie hässlich wären, aber weil sie in ihrer Denke sehr aufs Häusliche bezogen sind.

Als unverheiratete 32-jährige Frau ohne Kinder in Berlin allerdings kann ich wohl am allerbesten einen Mann ansprechen. Oder?

Seht ihr? Nicht alles sind Komplexe und Ängste. Manche Dinge beziehen sich auf äußere Faktoren.

Und dann noch die soziale Umwelt. Ich habe gute Freunde, denen ich nicht einmal von meinem Beziehungskonzept erzählen kann, weil ich weiß, dass es sie überfordern würde. Manchmal höre ich Kommentare, die man aus Klischees über Schwule hört. „Das wäre nichts für mich. Ich hab nichts gegen die, wenn sie mich in Ruhe lassen...!“ Soll ich deshalb die Freundschaften kündigen?

Unsere Offene Beziehung bedeutet für uns also wenig Offenheit nach außen. Sie bedeutet viel Kontaktaufnahme über Foren wie dieses. Sie bedeutet, viel zu reisen und das macht sie dann am Ende auch noch teuer und zeitintensiv. Dieses wiederum verändert unser Leben auf eine Weise, die wir uns so nicht ausgerechnet hatten.

Einen, der mir Geschlechtsverkehr anbietet, den finde ich auch als 48-jährige in Ostwestfalen an jeder Ecke. Aber das ist es nicht. Nicht für mich.

Von meinem Partner will ich da gar nicht reden. Frauen, die ihm an jeder Ecke Geschlechtsverkehr anbieten, gibt es auch in Ostwestfalen nicht. Nicht einmal das. *zwinker*

Ich möchte wissen: Gibt es noch andere hier, die ähnliche Themen haben? Die nicht nur im Inneren mit den Widerständen kämpfen, sondern auch an der Logistik oft verzweifeln? Die gerne mehr Ansprechpartner hätten? Leute in der Nähe, einfach mal auf einen Kaffee und ein offenes Gespräch?

Seren
****ta Frau
256 Beiträge
Danke für Deinen Beitrag
Ich kann nur sagen: alles, was Du beschreibst, ist wahr! Und jede/r muss sich entscheiden, wie er/sie die an Anforderungen aus der Umgebung und Anforderungen in der eigenen Beziehung und an sich selbst in ein Gleichgewicht bekommt. Das ist ja eine höchst individuelle Entscheidung. Die Qual der unendlichen Möglichkeiten unserer neuen Gesellschaft!

Ich selbst habe einmal kurz Dorfleben im Rahmen einer offenen Beziehung ausprobiert. Fand es sehr beklemmend, weil ich Großstadt-sozialisiert war und würde mir diese soziale Kontrolle und den Erwartungsdruck dieser "Gemeinschaft" auch nicht noch einmal antun.
Aber es gibt mit 48 Jahren als weiblicher Single in der Großstadt andere Themen, über die ich lamentieren könnte. Will ich aber nicht.

Bei den Situationsbeschreibungen fehlen übrigens noch die vielen alleinerziehenden Frauen in der Stadt oder auf dem Land. Das halte ich für ein wahres Kunststück, wenn diese Frauen es schaffen nicht nur Partnerschaft, sondern vielleicht auch noch offene/polyamore Beziehungen mit den Alltagsanforderungen unter einen Hut zu kriegen.
****e59 Frau
3.516 Beiträge
Du schreibst mir aus der Seele
Auch ich kämpfe mit diesen Problemen.. Bayern, 400 Seelendorf, kreuzkatholisch und ich bin noch älter und muß auf meinen Ruf achten.
Manchmal wünsch ich mich in die Großstadt zurück, wo alles anonymer ist
*******uch Mann
53 Beiträge
Ich unterschreibe jeden einzelnen Satz
Liebe Seren!

Yes. Genau so. Viele meiner äußeren Faktoren sind Deinen sehr ähnlich. Ich lebe auf dem Land, nördlich von Oldenburg. Nicht katholisch wie Dein OWL, aber das macht auch nicht den Unterschied. Ich lebe für den unbedarften Betrachter die perfekte Ehe mit viel Liebe und tollen Kindern. Ich bin eingebunden in Familie, Vereine und Politik. Nirgendwo dort ist viel Platz für ein offenen Gespräch über Beziehungsideen. Die romantische Zweierbeziehung lebt zwar niemand glücklich. Und dennoch bleibt sie das nicht anzufechtende Ideal.

Für eine offene Beziehung muss ich mir also andere Räume suchen. Derzeit genieße ich das Privileg unter der Woche beruflich in Hamburg sein zu dürfen und viel zu Reisen nach Berlin oder in Ruhrgebiet. Aber ganz ehrlich: Auch dort ist der Kreis derjenigen, die ernsthaft über offene Beziehungen nachdenken oder sie gar leben überschaubar. Vor allem, wenn es dann noch ein paar weitere Beschränkungen gibt, wie zum Beispiel das von Dir angesprochene Alter oder auch die sexuelle Präferenz gepflegte Langeweile auf höchstem Niveau. *zwinker*

Ohne das Internet, ohne Joy, ohne OkCupid, ohne Tinder, das offenbar für Frauen ganz gut funktioniert, hätten "wir" uns nie getroffen.

Ohne das Internet gäbe es übriges auch die anderen Räume nicht, auf denen ich offen tatsächlich mittlerweile ziemlich offen zeigen kann. Nämlich Barcamps und Konferenzen wie die re:publica oder den CCC-Kongress. Vor allem bestimmte Barcamps, die in Essen, Düsseldorf, Köln, Stuttgart, Berlin und Hamburg bieten Platz für fast jedes Thema. Den Blick in diese Richtung - ohne Hintergedanken in Sachen Dating - kann ich sehr empfehlen.

Habt einen liebevollen Tag.

Euer Imker

(Achso: Meine Flirthemmungen wären auch nicht besser, wenn ich in Berlin lebte. Aber das ist eine andere Geschichte.)
**********derHB Mann
2.629 Beiträge
********r_70:
Ohne das Internet, ohne Joy, ohne OkCupid, ohne Tinder, das offenbar für Frauen ganz gut funktioniert, hätten "wir" uns nie getroffen.

Tinder? Ich dachte, das wäre eine Mobil-App, wo es nur Bilder aber keine Beschreibung gibt. Lassen sich so Polys finden?
*******uch Mann
53 Beiträge
@**********derHB: Nicht ernsthaft fürchte ich. Und für Männer über 40 geht es gar nicht. *ggg*
Na danke...
...jetzt habe ich einen Ohrwurm. *aua*
**********derHB Mann
2.629 Beiträge
*********rdose:
Ohrwurm

?
*****nic Mann
670 Beiträge
Ich bin in OWL aufgewachsen. Mit dem Schützenkönig nebenan, und dem Freischießen als größtes Fest.

Und es hat Gründe, warum ich da nicht geblieben bin, sondern mich von meinem Kaff über Bielefeld nach Köln nach Hamburg nach Berlin habe ziehen lassen.

Ich verstehe, was du schreibst, aber das sind auch nur bedingt "äußere" Gründe. Klar hängt viel am Wohnort, aber dem ist man dank Artikel 11 Satz 1 Grundgesetz nicht schutzlos ausgeliefert *zwinker*
Ich kann absolut nachvollziehen, dass es auf dem Land in spiessig-traulichem Ambiente sehr schwierig ist, Polybeziehungen zu finden.
Aber in der Großstadt ist es nicht wirklich besser. Als über 50jährige mit Kindern ausm Haus und relativ freier Tagesgestaltung hab ich aber dieselben Probleme in München. Nicht weils hier keine interessanten, attraktiven Männer mehr gibt - es sind alle so übersättigt, hab ich den Eindruck. Und da bleiben dann auch nur die üblichen casual-Sex-Angebote von Männern, die ihre Gefühle lieber wegschließen und den Ball des Engagiertseins ganz flach halten möchten. Im Kopf sind sie in unserer recht liberalen Landeshauptstadt schon ziemlich offen für alles mögliche, aber eben nur theoretisch.
*********Limit Mann
313 Beiträge
"Anti"
Warum hier viele Frauen so "Anti" sind und einen Wald von Verbotsschildern vor sich hertragen?

Vielleicht, weil sie erwarten, dass jeder Mann ihr Profil durchliest, sie nur anschreibt, wenn es passt, und das auf eine respektvolle, intelligente Art?
Und weil sie es persönlich nehmen, dass es nicht so ist?
Und weil sie meinen, die Männer zum "richtigen" Verhalten bewegen zu können?

Weil ihnen vermutlich nicht klar ist, wo sie sich befinden:

Hier findet man jede Art von Mann, durch alle gesellschaftlichen Schichten, sowie die gesamte sexuelle Bandbreite.

Viele Männer suchen nur Sex, und haben die Erwartung, auf einem Sexportal könne man Frauen kennenlernen, die ebenfalls einfach nur Sex wollen.
Andere haben wenig Erfahrung mit Frauen, und meinen, sie könnten mit Schwanzbildern punkten.
Manche fangen an, ihren Frust rauszulassen, weil sie kaum Dates haben.
Und die "schwer vermittelbaren", die irgendwie "komisch" sind, gibt's natürlich auch.

Jeder sucht sein Glück, wem kann man's verdenken?
Und jeder schreibt, wie es sein geistiger Horizont erlaubt.

Einfach ignorieren und filtern, und vor allem nicht persönlich nehmen.
*********Limit Mann
313 Beiträge
Das Verhältnis von Männern zu Frauen ist hier ca. 4:1

D.h. für Männer ist es allein von daher schon schwierig, jemanden kennenzulernen.

Weshalb mancher Mann offensichtlich die Strategie fährt, wahllos alle Frauen anzuschreiben.
Klar, dass man dabei nicht jedes Profil durchlesen kann...
Ich befürchte ebenfalls...
...dass der gefühlte Standortnachteil, eben auch das ist: nämlich gefühlt. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich einem 400-Seelen-Nest wohne oder einer mittleren Kreisstadt. Aber: Ich wohne in Hanau, bin in zwanzig Minuten mit der Bahn an der Konstabler Wache in Frankfurt. Und dennoch muss ich feststellen, dass sich der Kreis der Kontakte, mit denen ich mich auf dem gewünschten Level austauschen kann, eben nicht auf Rhein-Main konzentriert.

Ich arbeite freiberuflich, kann mir meine Arbeitszeit und meinen Arbeitsort nach Bedarf einteilen und aussuchen. Ich weiß sehr wohl, dass ich in dieser Hinsicht extrem priviligiert bin. In einer Festanstellung könnte ich dieses Leben gar nicht leben. Das wäre logistisch schlicht unmöglich.

Wie wir leben und lieben ist schon sehr speziell, und ich meine das nicht von einem elitären Standpunkt aus gesehen. Und auch innerhalb unserer Spezies der Polys und BAs sind die Anforderungen höchst unterschiedlich und können sich diametral widersprechen. Selbst in einer Stadt wie Frankfurt ist es schwierig, die richtigen Deckel für den Topf zu finden. Und Großstädte sind auch nicht mehr als größere Dörfer. Ob die Community nun aus fünf oder fünfzig Menschen besteht, macht den Kohl unter diesen Umständen dann nicht wirklich fett.

Wenn es um den direkten Austausch geht, gerne über Eingemachtes reden möchte, Beziehungsformen und Liebeskonzepte, so kann man das auch mit Freunden machen, die einem nahe stehen. Habe ich keine Freunde, mit denen das geht, würde ich meinen Begriff von Freundschaft überdenken.

Beekeeper hat recht. Ohne Plattformen wie diese wäre es schwierig, sich in einem Rahmen auszutauschen, wo jeder weiß, wovon er redet, weil er es selber ständig erlebt. Ich genieße das sehr. Das sind die Wahlverwandschaften, die ich immer wollte.

Im Umkehrschluss heißt das auch, dass ich meine Fühler in der freien Wildbahn schon seit Jahren nicht mehr ausstrecke. Immer dieselbe Diskussion mit Muggeln (sorry, mir fällt gerade kein passenderer Begriff ein) zu führen, ist mir schlicht zu anstrengend. Ich kann, will und muss niemanden überzeugen.

@*******pity: schützenvereinselige Spießigkeit ist keine Frage der Klasse und der Bildung. Gerade die Bürgerlichkeit, die besonders aufgeklärt daherkommt, scheinbar bewusst lebt und mit dem Habitus der empörten Rechtschaffenheit alles richtig machen will, verursacht bei mir ein ebenso großes Unbehagen.
Die gute Nachricht ist: es gibt keine Hexenjagd auf Polies. *zwinker*

Die schlechte ist: wir müssen immer selbst dafür eintreten, dass man uns in der Muggelwelt (ich mag das Wort, Keats *zwinker* ) akzeptiert. Ok, das ist ja eigentlich keine schlechte Nachricht, sondern normal. *lol*

Ich lebe in einem kleinen Dorf, wo fast jeder jeden kennt. Und da bin ich mir sehr wohl bewusst, dass die Leute schauen, wenn mal meine eine Partnerin, mal meine andere Partnerin mit mir liebevoll auf der Terrasse sitzt. Wir werden dennoch freundlich gegrüßt. Leben und leben lassen ist schon eine erreichbare Haltung, wenn man zum eigenen Leben steht. Und auch hier in der Region habe ich einen schönen Diskussionszusammenhang von ähnlich Denkenden gefunden. Man muss halt etwas weiter fahren.

Es mag Zusammenhänge geben, wo das für Betroffene schwieriger ist (Abhängigkeiten im Beruf etc.). Aber warum nicht darauf setzen, dass es auch irgendwann mal eine Bürgermeisterin geben wird, die verkündet: "Ja, ich lebe polyamor - und das ist gut so!" *lol*

Grinsend vom Lande
Joshi
******dee Paar
97 Beiträge
Liebe Seren,

danke für das Thema - lässt sich sehr gut nachempfinden.

Zu 2 Punkten noch ein Kommentar:
Den Menschen, der in Sachen Liebe keine Hemmungen und Ängste hat, den möchte ich kennenlernen.
Kennen wir auch keine, …persönlich (nur in der Literatur). Das Merkwürdige aber ist, dass Hemmungen und Ängste umso größer sind, je stärker die Gefühle für die/den Andere/n – zumindest in der Anfangsphase.

Unsere Offene Beziehung bedeutet (…) viel zu reisen und das macht sie dann am Ende auch noch teuer und zeitintensiv.
Frauen, die ihm an jeder Ecke Geschlechtsverkehr anbieten, gibt es auch in Ostwestfalen nicht.
Ist das wirklich so bei euch? Hier in der Münchner Gegend findet man solche Frauen leicht. Sie wollen halt dafür bezahlt werden, dafür können sie Professionelles anbieten. Wäre unterm Strich für deinen Mann vielleicht sogar kostengünstiger als viel zu reisen. (*sorry*Ironie) Aber ich gehe davon aus, dass das nicht sein Ding ist. Meines (m) wäre es nicht.

LG
Faufaudee
*******ild Frau
21 Beiträge
Wir fischen...
...in einem kleinen Teich, liebe Leute. Das ist auch meine Meinung. Und eine gewisse Form des elitären Denkens, eine Art Geheimbündlerei, sehe ich da bei mir schon. Es gibt nur so wenige Menschen, die meine Überlegungen und Sichtweisen (so unfertig sie auch sein mögen) auch nur ansatzweise nachvollziehen können. Aber wenn es sie gibt, ist es oft erstaunlich deckungsgleich.
Und so suche ich mir diese Menschen halt (huhu, ihr lieben!) in der ganzen Republik zusammen, und freue mich, dass es sie gibt!
Meistens habe ich keine Probleme damit, mein Alltagsleben und mein Beziehungsleben ein Stück weit zu trennen, und die wenigsten Leute mit meinem "alternativen" Leben und Denken zu konfrontieren. In der freien Wildbahn einen passenden Partner zu finden versuche ich noch nicht einmal, jedenfalls nicht im Augenblick. Brauch ich ja auch nicht...
Und eines Tages mache ich eine Deutschlandreise und besuche als Poly-Couchsurferin überall diese spannenden, interessanten und netten Leute, die anderswo leben und irgendwie verstehen was ich meine. Die Freigeister, Schlauköpfe, Wahlverwandtschaften...
@ Faufaudee,

ganz schnell klarstellen: Natürlich ist bezahlter Geschlechtsverkehr NICHTS für meinen Mann. Und auch kein Casual Sex ohne irgendeine nennenswerte Emotion. Ich würde ja auch nicht dafür bezahlen. Denn uns beiden geht es nicht um Sex als isolierte Größe. Wie gesagt; den zu kriegen ist relativ einfach.

Aber Menschen zu finden, mit denen mehr geht (und wo insbesondere Entwicklungspotential und Wachstumschancen bestehen), die kann man nicht kaufen. Die muss man suchen, wenn man weit vom berüchtigten Schuss lebt. Denn hier leben fast nur die, die sich mit ihrem Wohnort auch weltanschaulich identifizieren. Alle anderen sind nach dem Abi nach Berlin gegangen. (Ich weiß, der überaus bewusst lebende verkleidete Spießbildungsbürger lauert auch in Kreuzberg- und gerade da.) Rein statistisch ist die Zahl weltoffener Menschen in Ballungsräumen einfach größer. Oder warum gibt es in z.B. Hintertupfing kein Poly-Forum, in Berlin aber mehrere? So meine ich das.

Die Topf-Deckel-Ratio ist vom Glück und der eigenen Verbeultheit im Topfsein abhängig, das sehe ich auch. Aber so ungefähr könnte ja irgendwas mal passen, das nicht in Köln oder Hamburg lebt. Das wäre schön.
@Joshi
Du sprichst mir aus der Seele. Polys werden nie ein Stonewall erleben. Unsere Situation ist nicht mit Homsexuellen zu vergleichen, die mit einem regelrechten Verfolgungsdruck zu kämpfen hatten. Außerdem haben freie Beziehungskonzepte nur indirekt etwas mit sexueller Identität zu tun. Aber nichtsdestotrotz ist es wichtig, mit dem Mainstream zu diskutieren. Tue ich immer wieder gerne, wenn ich danach gefragt werde, wie das alles so gehen soll.

Nach meiner Trennung habe ich nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich dem Alles-mit-einem-für-immer-Prinzip gar nichts mehr anfangen kann. Meine Freunde wissen, wie ich unterwegs bin, und es wurden keine Mistgabeln und Fackeln geschwungen.

Das sich jemand hinstellt und sagt: Ich bin schwul (oder poly oder was auch immer) und es ist gut so, kann nur der vorletzte Schritt sein. Das Ziel ist die nichterwähnenswerte Selbstverständlichkeit dieser Tatsache.
*********1_Fen Paar
1.253 Beiträge
@ Seren...
<--- Hamburger sind *traurig*
*zwinker*
***k3 Mann
129 Beiträge
Und dennoch reagieren Menschen im Bekanntenkreis bestenfalls mit kopfschüttelndem Lächeln.
Bei Paaren hat ein Teil dann oft auch gleich einen heiklen Gesichtsausdruck, der da heißt: "Bring meine(n)Partner(in) nicht auf solche Gedanken".
Mein Freundeskreis hat sich schon ziemlich verändert in den letzten Jahren....

Wirklich austauschen geht hier in der Bischofsstadt jedenfalls auch nicht.

Na und zum Vertiefen und Wachsen braucht es Zeit miteinander.... Da ist weites Fahren (das ich auch kenne) nicht günstig. Allerdings auch bei mir unverzichtbar.
Und was mach ich dann falsch?
(Fragte St_Serendipity scheinheilig, um die Diskussion wieder zu ihrer Frage umzuleiten.)

Ich habe verstanden, dass die Hambuerger öde sind (danke @*****ten) ich habe gelernt, dass wir in einem sehr kleinen Teich fischen (danke @***es Wild), dass ich ein verbeulter Topf bin (danke, @***ts *baeh*) und ich habe gelernt, dass es offenbar nicht nur mir so geht.

Und nun? Ich bin dankbar für Tipps. Umziehen, Swingerclub und Callboy scheiden aus, (auch Umziehen im Swingerclub) öffentliches Outing auch. Hat jemand von euch das Problem für sich zufriedenstellend gelöst? (Die Möglichkeit "Dienstreise" scheidet aus und meine Situation erlaubt auch keine häufigen deutschlandweiten Trips)...

Offenheit zu vereinbaren ist die eine Sache. Die gute Sache. Sie zu leben ist die andere. Suchen ist wahnsinnig anstrengend, gefunden werden so gut wie ausgeschlossen... What a shame!
@serendipity
Ja, Hintertupfing wird so einen Stammtisch mangels kritischer Masse niemals auf die Beine gestellt bekommen. Und vielleicht schätze ich OWL in dieser Hinsicht auch falsch ein. Ich kenne Südwestfalen und behaupte ganz steil: Schlimmer als da kann es NIRGENDWO sein (Was ist schlimmer als verlieren? Siegen.)

Was ich mit Frankfurt meine: Ich war dort zwei Mal bei einem Polytreffen, ein drittes Mal gehe ich da nicht mehr hin. Es gibt auch eine Verprenzlauerbergisierung in offenen Beziehungsfragen, besonders in solchen Biotopen. Kann natürlich in Salzkotten nicht geschehen, weil da der Organisationsgrad nicht so komplex ist. *g*

Kaffeetrinken und ein Austausch Vis à vis ist schön! Ja, gerne auch spontan. Manchmal muss man zum nächstbesten Mittel greifen und telefonieren. Und wenn das nicht geht, dann trifft man sich hier.

Was wäre die Alternative, frage ich mal ratlos-pragmatisch.
nochmal @serendipity
Hab isch gesacht, du biss verbeult?

Das ginge ja gar nicht! Da würde nie ein Deckel passen, weil der Umfang nicht symetrisch ist!

Es gibt Gebrauchsspuren. Aber bei guter Ware ist das eher das Äquivalent zur Patina.
****e59 Frau
3.516 Beiträge
Ich habe mich darauf eingestellt, Fernbeziehungen führen zu müssen, wenn ich meiner Neigung folgen will. In der heutigen Zeit ist das mit den vielen Kommunikationsmitteln ja auch gar nicht mehr so schlimm. Wenn es eben nicht nur um Sex sondern um Gespräche, Gemeinsamkeiten und ähnliches geht, kann ich mich damit arrangieren. Zärtliche Worte kann ich über's Internet oder Telefon austauschen und auch Sex beginnt erstmal im Kopf. Die Freude auf ein geplantes Treffen wächst immens habe ich festgestellt. Aber damit kommt wohl nicht jeder zurecht. Ansonsten genieße ich doch genau die Freiheit, die ich in meiner monogamen Beziehung nie hatte, nämlich tun und lassen zu können, was immer ich will und wann immer ich es möchte.
*********Limit Mann
313 Beiträge
Sicher ist der Teich derer klein, die aus Überzeugung poly leben.

Aber "moderne", aufgeschlossene Menschen, die ein offenes Denken haben, Monogamie und Eifersucht reflektieren, mit denen man sich austauschen kann, gibt's doch deutlich mehr.

Es hängt eben nicht an jedem das "Poly-Etikett" dran, manche kennen den Begriff gar nicht.
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