Aber Du, Signismagika, scheinst zu glauben, dass, wenn Sex ohne Gefühle nicht geht, automatisch Polyamorie und offene Beziehungen nicht funktionieren, weil Du offensichtlich Gefühle zu Polyamorie in Widerspruch siehst? Hab' ich Dich da richtig verstanden?
Nö, hast du nicht richtig verstanden. Polyamor ohne Gefühle würde schließlich schon dem Grundsatz des Wortes widersprechen. Ich bezog mich auf offene Beziehungen und meine Erfahrung mit Leuten, die eine solche führen, ist die bereits beschriebene. Auch die Konstellation, die du von deiner eigenen Lebensweise beschreibst, fällt bei mir deshalb unter Polyamor, selbst wenn du es offene Beziehung nennst. Was in Zusammenhang mit Gefühlen und diesem Begriff, meiner Meinung nach, eher Seltenheitswert haben dürfte.
Ich denke jener Satz meinerseits ist diesbzgl. missverständlich:
Früher, bevor ich genau wusste, was offene Beziehung bedeutet und von Polyamor noch nie etwas gehört habe, blickte ich geradezu neidvoll auf jene Beziehungen. Bis mir klar wurde, dass die große Freiheit, alles andere als groß und frei ist.
Hierbei bezog ich mich ebenfalls ausschließlich auf die Bezeichnung der offenen Beziehung. Was ich dahingegen kennengelernt hatte und habe (bis heute) sind ausschließlich Leute, die halt Sex außerhalb der Beziehung erlauben und Gefühle dabei untersagen.
Ein Paar bzw. Mehrfachkonstellation, welches Polyamor lebt, habe ich bis dato noch nicht getroffen. Kann demnach nicht beurteilen, ob und in wie weit es funktioniert. Ich weiß lediglich, dass es genau die Art von Kombination ist, die ich anstreben würde: Sex + Gefühle. Für mich wären sogar Gefühle ohne Sex denkbar, aber Sex ohne Gefühle ist einfach auf Dauer nicht mein Ding. Das ist für mich wie trockenes Brot: Man wird satt davon, aber wirklich schmecken tut es nicht.
Deshalb auch meine Aussage zum Thema Freiheit. Wenn man überall mit jedem ins Bett hüpfen darf, aber tunlichst vermeiden muss/soll Gefühle zu entwickeln, hört sich das für mich nicht nach Freiheit an.
Es sind genau jene Beziehung, auf die ich mich bezog und es sind genau jene, denen ich zu genüge begegnet bin.
Womit ich aus dem demselben Grund bei Thema Eifersucht bin. So wie du es beschreibst, klingt es beinahe schon konstruktiv. Du sagtest, du machst ihr keinen Vorwurf, sondern hältst es für dein Problem. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen. Auch dahingegen hab ich so einiges an Erfahrungen mitgenommen.
Am schlimmsten sind jene Paare, die von sich behaupten, sie wären ganz eifersuchtsfrei. Wenn dies Konsens ist, kann ich mittlerweile wetten darauf abschließen, dass sie alles andere als frei von Eifersucht sind. Bei denen gibt es dann ständig Streit und Diskussionen (oder anderweitige Behinderungen), durch genau jene
nicht vorhandenen Eifersucht.
Ich schließe selbige nicht grundsätzlich aus, dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass beide Beziehungsmodelle (offene sowie Poly) nur dann richtig gut funktionieren, wenn Eifersucht keine Rolle spielt. Keine Rolle im Sinne von Gewichtung, die zu ständigen Streits und Hindernissen in der Beziehung führen. Was nicht ausschließt, dass sie wie in deinem Fall als eventuell gerade vorhanden besprochen werden kann. Sofern derjenige bzw. diejenige es nicht zum Problem des anderen macht.
Wie sollte man sich, egal mit welchem der beiden Beziehungskonzepte, sonst frei fühlen, wenn einen der andere ständig mit seiner Eifersucht in eine Ecke drängt?
Besprechen finde ich aber an und für sich eine gute Sache, das gibt dem Partner immerhin die Möglichkeit zu signalisieren, dass es auch weiterhin keinen Grund für Ängste gibt.