@GangandShare
Wenn ich auf einer Restaurantterasse sitze, atme ich den Rauch der Raucher ein. Und das vergällt mir die Lust an Essen und Trinken und beinträchtigt mein Wohlbefinden, abgesehen davon dass es schädlich für meine Gesundheit ist. Und auch in den Raucherzonen auf Bahnhöfen, auf Gehwegen, in Fußgängerzonen, überall dort, wo Raucher sich die Freiheit nehmen, mein Recht auf körperliche Unversehrtheit zu verletzen.
Deine Beispiele greifen nicht. Ich spreche nicht von der Restaurantterasse, nicht vom Essen und Trinken, sondern vom "Freien", das vielleicht zu definieren wäre. Was kümmert mich, wenn ich durch den Prater laufe, ob auf dem Spazierweg neben mir jemand raucht, wenn ich zwei Stunden laufe und dabei zweimal zwei Sekunden durch eine Rauchwolke gelaufen bin? Da empfinde ich einen vor mir laufenden Schwitzer viel unangenehmer. Oder jemand, der seinen Hund nicht an der Leine hat (ich hatte mal ein Hundetrauma). Oder den Benzingeruch einer Tankstelle. Oder den Lärm aus dem nahen Fußballstadion oder gar vom Sommer-Feuerwerk. Und was die gesundheitliche Beeinträchtigung angeht, so ist fraglich, ob Du wirklich alle Deine Möglichkeiten zur Maximierung Deiner Gesundheit ausgeschöpft hast (regelmäßige Fasttage, täglich kalt duschen, Eigenharntherapie, nach dem Wasserbad ein Luft- und Sonnenbad, Trinken VOR dem Essen, kein Fleisch, jeden Bissen 30 bis 50mal kauen, kein Essen nach 17 Uhr, Schlafengehen um 22 Uhr, sieben Stunden Schlaf, jeden Tag Sport, keine Drogen, also auch kein Coffein, nach jedem Streß zwei Stunden schwere körperliche Arbeit und dergl. mehr) und damit auf Deiner weiteren Unversehrtheit bestehen kannst oder ob Du Dir mit Deinem ganz normalen Lebenswandel nicht ohnedies jede Stunde selbst mehr schadest (und damit andere Sozialversicherungsmitzahler, was auch eine Art der Freiheitseinschränkung darstellt) als es eine Stunde Aufenthalt IN der Freiluft-Raucherzone am Bahnsteig je könnte.
Natürlich ist es Dir unbenommen, Dich 10 cm neben dem Raucher in der Raucherzone am Bahnsteig auifzuhalten, genauso wie Du Dich 10 cm neben zwei lautstark streitenden Menschen (lautstark Streiten wäre auch bei Gelegenheit zu verbieten, zumal man ja das Gehör als einziges Sinnesorgan nicht "abschalten" kann) aufhalten und Dich über die unzumutbare (Lärm-)Belästigung aufregen kannst. Stimmt, warum solltest Du gezwungen sein, die Raucherzone weiträumig zu meiden, so eine Zumutung. Jaja, wie das schon der Bezirksvorsteher im 1. Wiener Bezirk mal sagte: "Die Menschen wollen eine Wohnung mit der Stille einer Almhütte, aber mit dem Aufzug in die Oper fahren". Man kann Reibungsflächen auch bewußt suchen (und in der modernen Massengesellschaft auch kinderleicht finden), aber nicht vergessen: Sich ärgern macht häßlich!
Genauso ein anspruchsvoller Menschentyp regt sich in Restaurants über die - naturgemäß lauten und umtriebigen, alles andere wäre ja nicht normal - Kinder am Nachbartisch auf.
Oder man minimiert die Kollisionspunkte und gönnt dem anderen auch mal was, zumal es einen selbst nichts kostet.
Denn wenn ich alles berücksichtige, was mir die Lust an Essen und Trinken vergällt und mein Wohlbefinden beeinträchtigt, dann kann ich nciht mal auf einer weiten Wiese picknicken, nicht mal ohne Radio, ohne Zeitung, denn da reicht schon der saublöde Spruch eines unüberhörbaren Troglodyten 20 Meter neben mir. Dann muß ich wirklich viel, ja, eigentlich alles verbieten. Oder in die Wüste Gobi auswandern. Aber wie ich den Rauch kenne, treibt er in der einen oder anderen Form selbst dorthin....
Wobei man das noch individuell gewichten müßte, denn was dem einen in 10 Meter Entfernung egal ist, regt einen anderen in 50 Metern Entfernung noch auf, viellciht könnte man da individuell angepaßte persönliche Schutzzonen beanspruchen, also so ein Pickerl tragen "Meine von einem amtlich beeideten Sachverständigen festgestellte Empfindlichkeitszone gegen ballspielende oder sonstwie laute Kinder reicht 30 Meter weit, ich werde meine verbrieften Ansprüche kostenpflichtig durchsetzen". Und wenn jemand sehr sensibel ist (es gibt da übrigens eine Schmetterlingsart, die kann in 11 km Entfernung - bitte, das ist Weltrekord - noch zwei Duftmoleküle des Weibchens riechen, das muß man sich mal vorstellen), dann wird der wohl bald Dankesschreiben der Rechtsanwaltskammer einstreifen. Genauso schauen die Mitmenschen, z. B. Nachbarn, aus, die man sich wünscht
Wie schon mal an anderer Stelle gesagt, ich bin der Typ von militantem Nichtraucher, der irgendwelchen Halbstarken in der U-Bahn den Tschick aus der Goschn zieht, aber ob nun in der Raucherzone am Bahnsteig so ein armer Süchtler, bzw. da ja in der Öffentlichkeit meist Mädchen rauchen (denen man mal sagen sollte, daß das nicht cool, sondern kotzig aussieht), eine arme Süchtlerin raucht oder nicht, kratzt mich nciht, ich empfinde da nur Mitleid. Anders ist es natürlich, das ist mir vor einem halben Jahr passiert, wenn zwei so üble Kaputniks glauben, sie könnten in der gläsernen Wartekabine am Bahnsteig rauchen. Ich hatte damals eine etwas lange Nacht hinter mir, unrasiert und fern der Heimat, und meine wenigen abmahnenden Worte mit Hinweis auf das Rauchverbot kamen wohl besonders glaubwürdig rüber. Jedenfalls kam ich ohne Handgreiflichkeiten aus.
Jason_sw