Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Frankreich
973 Mitglieder
zum Thema
Dominanter Partner entpuppt sich als Switcher17
Ich schreibe hier, um mal zu hören, ob ihr Fälle kennt in denen…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Lebenslust !!!

********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Serifenya,

Du hast einige wichtigen Faktoren angesprochen....

Und es stimmt. Wir jammern oft auf hohem Niveau. Zählen unser Geld. Reicht es noch für einmal Essen gehen, für das schöne Kleid .....

Dabei sollte man nicht vergessen, daß die Schere von Arm zu Reich immer weiter auseinander geht. Das es viele Menschen gibt, die eben für solche Dinge keine Zeit verschwenden, denn sie kämpfen wirklich ums Überleben. Sie leben am Existenzminimum und diese von Stellen errechnete Summe hat mit den wahren Mitteln wenig zu tun und viele der Betroffenen jammern eben nicht, sondern sehen zu, wie sie selbst damit klar kommen.

Ich beobachte besorgt, daß die Schlange an den sozialen Einrichtungen wie der Tafel immer länger werden.....
Und ich sehe auch, daß diese Einrichtungen "verhindern", daß der Staat in die Pflicht genommen wird, da er selbst es ist, der viele Einrichtungen erst nötig macht.

Nach dem schnellen Tod meiner Eltern habe ich von der Erkrankung Demenz erfahren und als Dankeschön, daß ihnen dies erspart geblieben ist, habe ich beschlossen mich aktiv in einem Verein für Demenzbetreuung einzusetzen. Ich habe das "Pflichtprogramm" abgeschlossen und dann noch eine Ausbildung absolviert, weil ich alle Möglichkeiten ausnutzen wollte den Erkrankten gegenüber gerecht zu werden.
Und habe auch meinen Partner mit ins Boot genommen. Wir arbeiten also beide einige Jahre für diesen Verein.
Dann helfe ich noch einer alten Nachbarin, die trotz Kinder niemanden hat, der die Dinge erledigt, die ich erledigen kann.
Ich tue dies für sie, weil ich sie einfach sehr mag, aber auch für mich, denn meine Eltern sind ja verstorben und es ist ein guten Gefühl, helfen zu können.

Dies verschiebt aber auch die Wahrnehmung.
Ich gönne den Reichen und auch denen, die mehr haben, wie der Rest alles, aber ich würde mir wünschen, daß sie sich mehr für Menschen einsetzen, selbst wenn es nur über Geldmittel wäre.
Und das sie selbst sehen, wie gut es ihnen doch geht im Gegensatz zu anderen.

Dabei übersehen wir oft die kleinen "Glücks", die so am Wegesrand stehen. Ein Kinderlachen, ein Freund, der an uns gedacht hat, eine schöne Blüte, das Erwachen des Frühlings, das nette Gespräch mit der Nachbarin........

Und das sind alles Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann.
Ich freue mich, daß ich mich noch über kleine Dinge freuen kann.
Und ich halte auch gezielt nach ihnen Ausschau...

halte viele Augenblicke beim Malen fest und mache sie haltbar.

Wir sind auf der Jagd nach dem perfekten Glück.

In der Natur ist nichts perfekt oder alles und so versuche ich auch zu denken.
Ich werte es als Glück einen Menschen an meiner Seite zu haben, der in vielen Dingen gleich fühlt und denkt.
Das ist Glück für mich.

Vergiß nicht, Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.“
Dale Carnegie (1888-1955), eigentl. Dale Carnagey, amerik. Rhetoriklehrer u. Unternehmensberater

WiB
@******nya

Nein, du hast das Thema keineswegs verfehlt!

Dieses "Jammern auf hohem Niveau" ist allerdings nicht unbedingt ein weniger schlimm empfundenes. Ich finde es immer schwierig, das Leid eines Menschen zu werten. Wenn ein Milliardär jammert, dann jammert er sicher auf "hohem Niveau" - aber glücklich ist er eben offenbar nicht. Geld macht nicht glücklich. Materielles im Allgemeinen macht nicht glücklich.

Der Verlust eines geliebten Menschen macht jedem zu schaffen. Manche "jammern" dann, andere kämpfen im Stillen an ihrer Trauer. Doch kämpfen tun alle.

Ich habe einfach ein Problem damit, pauschal zu sagen: "Jammer nicht, du hast keinen Grund!". Ein zweiter Verein für den ich arbeite, hat als einen von sieben Grundsätzen: "[...] unterscheidet nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung oder politischer Überzeugung. Sie ist einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer Not zu helfen und dabei den dringendsten Fällen den Vorrang zu geben." DAS entspricht meinem Empfinden. Not ist nicht immer materiell bedingt.

Gerade bei Krankheiten wie Depressionen können die äußeren Umstände perfekt erscheinen, wie ein traumhaftes Leben - aber der Betroffene geht dennoch durch die Hölle. Und zwar wirklich.

Ich bin sehr froh, dass ich das große Glück habe, meine Rene gefunden zu haben und materiell halbwegs über die Runden zu kommen, wenn auch mehr schlecht als recht. Damit bin ich dann wohl glücklicher als viele andere.

Beste Grüße,

Eis
Ich habe mir den ganzen Thread
nun nochmals in Ruhe durchgelesen. Oft ging es um das Jammern auf hohem Niveau. Wahrscheinlich werde ich jetzt wieder ganz konfus schreiben, was mir hierzu gerade durch den Kopf geht. Es sind oft die jammernden Menschen, die ihre Not gut verkaufen können, auf sich aufmerksam machen können und Beachtung und Hilfe erhalten.

Die wirkliche Not ist oft verborgen. Sie heischt nicht nach Anerkennung und Aufmerksamkeit in dieser Form. Ich ziehe vor jedem pflegenden Angehörigen meinen Hut. Und gerade dann, wenn es ältere Menschen sind, die sich nicht mehr so wehren können, weil ihnen einfach die Kraft fehlt. Bei denen das soziale Umfeld mit der Zeit abbröckelt und sie ins Abseits geraten. Es sind oft die Stillen die leiden, ohne zu jammern. Und oft gehen wir an ihnen vorüber, weil sie ihr Leid nicht nach außer tragen. Sie können sich in der heutigen Gesellschaft "nicht gut verkaufen" und bleiben auf der Strecke.

Und was mir auch noch aufgefallen ist. Viele Menschen, die wirklich leiden, versuchen es sogar noch, dieses angebliche Manko zu verstecken. Und auch ich bin damals vorübergegangen. Habe es anfangs nicht bemerkt, dass mit meiner Freundin etwas nicht stimmt. Heute ist es mir klar. Ihr sozialer Rückzug, damit keiner sieht, wie schlecht es ihr wirklich geht. Anfangs war ich sogar beleidigt und dachte, sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Erst später habe ich erfahren, dass sie eine Depression hatte. Aber es war gut, dass es ausgesprochen wurde. Erst so konnte ich vieles im nachhinein verstehen.

Mein eigenes Leid hat sich nun in Dankbarkeit verwandelt.

Für die schöne Zeit, die ich mit meinem Mann hatte. Aber auch, dass ich bis zum Schluß bei ihm war. Und all die lieben Freunde, die uns die letzten Monate und Wochen begleitet haben. Was mich beruhigt, was mir Kraft gibt: Ich weiß wie mein Mann gestorben ist und konnte Abschied nehmen.

Aber all dies nicht gehabt zu haben, diesen würdevollen Abschied, dieses Nichtwissen, wie der andere gestorben ist. Auch das ist Leid. Und mal etwas sarkastisch ausgedrückt: Wer hört es schon gerne. Mal wieder jemand der leidet, ohne zu jammern.

Nun möchte ich für heute schließen. Es ist wohl einfach so aus mir herausgesprudelt. Aber ich lasse es mal einfach so stehen und wünsche Euch allen eine gute Nacht.

Serifenya
@******nya

Es sind oft die Stillen die leiden, ohne zu jammern.

Wie formulierte mal ein Politiker? "Sozialverträgliches Ableben"? Das hier gemeinte stille Jammern, das "den anderen nicht mit meinen Problemen auf die Nerven gehen wollen" hat für mich etwas ähnlich zynisches. Diese Art des Leidens ist schlimmer als jedes Jammern, finde ich, da es kaum jemand bemerkt. Und wenn niemand es bemerkt, kann auch niemand helfen.

Beim lauten Jammern weiß jeder, dass es jemandem nicht gut geht. Man kann dann unter Umständen bezweifeln, ob es wirklich einen Grund dafür gibt, man kann sich sogar genervt fühlen - man kann aber nicht umhin, es zu bemerken. Man kann also auch helfen.

Langfristig ist es für eine Gesellschaft sicher günstiger, wenn Jammern als akzeptierte Gemütsäußerung gilt. Es wird immer Menschen geben, die dies gebrauchen, um Aufmerksamkeit zu erhalten oder ähnliches. Aber ist es dann nicht auch Ausdruck eines Mangels unter dem jemand leidet?

Das stille Leiden ist jedoch etwas, was Ausdruck weit größerer Not sein kann, als jedes Jammern. Es gilt also, zuzuhören, besonders wenn sehr sehr wenig zu hören ist...

LG,

Eis
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
@**S/frozen

Es gilt also, zuzuhören, besonders wenn sehr sehr wenig zu hören ist...

Oder genauer hinzuschauen.
Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie ich mich aufgeregt hatte, weil ich die Anweisung bekam Heimbewohnern mit Problemen beim Essen keine Lätzchen mehr anzuziehen. Da dies würdelos sei.
Aber das dort eben auch sehr viele Heimbewohner waren, die nur 3 Pullis im Schrank hatten und die dann die ganze Woche mit einem Pulli rumliefen auf dem der Speiseplan abzusehen war, das sollte dann würdevoller sein?
Mein Argument, die Herrschaften wären bei der Essenseinnahme in einem geschützten Raum und würden von mir dann auch gereinigt und ohne Lätzchen wieder der Allgemeinheit zugeführt, was ich im Sinne der Würde wesentlich besser finde, wurde nur sehr schwer akzeptiert.
Die Pflegedienstleitungsdame meinte dann noch zu mir, ich würde es auf eine Auseinandersetzung anlegen und meine Antwort, das ich mich eben für die stark mache, die es selbst nicht mehr können, wurde nicht gerne gesehen.
Das dies aber genau die Dinge sind, die dazu beitragen, daß man arbeitslos wird, ist wohl auch jedem klar.....

Rene
*****reu Paar
2.808 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Liebe Rene.....
....das von Dir angesprochene Lätzchen Problem gibt es bei mir im Heim schon lange Zeit nicht mehr.
Auch haben wir eine Gesprächs-und Diskussion bereite Pflegedienstleitung.
Aber ich gebe Dir Recht,dass Kleidung Problem ist auch bei uns ein großes Thema.
In den Zimmern hat jeder Bewohner einen Meter Schrank indem ALLES hineinpassen muss.
Viele Bewohner besitzen nur zwei Hosen und diese sind alt und verschlissen.
Wie sehr freuen sich die alten Damen ab und zu aus dem Kleiderfundus eine "neue" Bluse oder Hose zu erhalten.

Nachdem ich auch schon in andere Pflegeheime einen Blick werfen durfte,muss ich sagen, ich bin sehr froh im Sophienstift gelandet zu sein.

Liebe Grüße

Marlis
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Marlis,

da ich ja unter "Besucher" laufe und nicht bei den Heimen angestellt bin, sehe ich oftmals hinter den Kulissen einiges, was abänderungsbedürftig wäre/ist.
Die Erfahrungen über Alter/Demenz werden jetzt eher dokumentiert und was früher oftmals noch gemacht wurde, weil man es zu der Zeit für positiv hielt, ist heute schon überholt.
Und manches sollte man einfach unter menschliche Überlegungen sehen und nicht versuchen etwas einzuführen, was nicht wirklich durchdacht ist und nur zu Verwirrungen führt.
Was nützt es z.B. wenn bei einem "betreuten Frühstück" der Schüsselservice eingeführt wird, weil man davon ausgeht, daß demente Menschen sich an diese Zeiten erinnern, wenn im täglichen Ablauf etwas ganz anderes praktiziert wird?
Da verzettelt man sich oft.
Aber zu dem Thema gäbe es eine Menge zu schreiben.
Wenn man sich aber fragt, was Alter mit allen sich daraus ergebenen Konsequenzen für die Bewohner noch lebenswert macht, dann findet man auch Wege, die sich in einen Heimalltag integrieren lassen.

Man brauchte sich selbst in jeder bekleidenden Position, eines Heimes nur zu fragen, wie man es für sich selbst wünschen würde...doch leider scheitert es oftmals nicht am Willen, sondern wie so oft an mangelnden Mitteln.

Rene
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.