So.. dann möchte sich die Neue hier einmal vorstellen
Ich, das ist Kerstin, genannt Keo Halbdeutsche, Halbdänin mit festem Wohnsitz in Dänemark.
Teilweise aufgewachsen und ausgebildet in Deutschland immer am falschen Platz gelebt, da in mir ein dänisches Herz schlägt, das permanent nach Freiheit und Gleichberechtigung, inkl. Selbstverwirklichung und Eigenitiative schrie. Das Herz hat sich beruhigt, denn ich habe nun erreicht, was mir all die Jahre fehlte, mich vollständig und akzeptiert zu fühlen.
Dazu, so sollte man meinem, muss man nicht das Land verlassen. Meine Antwort ist: Oh doch, denn ich hadere mit dem deutschen System, der allgemein üblichen Rollenverteilung, der Rollenhierarchie und bin dennoch keine Emanze. Mit vollem Herzen bin ich Mami von 2 wunderbaren Kindern, die aufgrund meiner jungen Mutterschaft nun in ihr eigenes Leben starten und ihre Eltern vorrübergehend auf die Zuschauertribüne verbannen. Doch denke ich, dass wir ihnen gutes Rüstwerk mit auf den Weg gegeben haben und werden Selbstverständlich das Netz und der doppelte Boden sein, die beide auffängt, sollte die eine oder andere Initiative doch fehlschlagen (wovon wir getrost ausgehen können)
Ich bin also junge 41, lebe mein 3. Leben. Das erste war meine Kindheit: Aufgewachsen in einer durchweg demokratischen, gewaltfreien, diskussionsreichen Familie, in der sehr viel Wert auf die Anerkennung der Individualität des anderen gelegt wurde, heiratete ich dennoch in meinem 2. Leben (das Jungerwachsenenleben) einen aus einer streng katholischen Familien stammenden Mann, dessen Mutter wöchentlich Haushaltsgeld ausgezahlt wurde, keine Kontogewalt innehatte und ihr Leben dem Haushalt und der Umsorgung ihres mit 2 gesunden Händen und Füssen ausgestatteten Ehemannes verbrachte (kopfschüttel)
Sowohl meine als auch die Eltern meines Ex-Gatten lebten monogam und dennoch sehr verschieden.
Das unsere Ehe nach 16 Jahren dann vollends vor dem Aus stand, war begründet in unserer verschiedenartigen Prägung, denn egal wie sehr ein Mensch Werte erlernt und assimiliert, tief im Inneren brodeln die alten Lehren und kehren bei Konfrontationen doch immer wieder ans Tageslicht. Bei mir war es die berufliche Verwirklichung. Die Kinder nunmehr auf dem Weg erwachsen zu werden, benötigten nicht meine körperliche Anwesenheit, sondern mehr die geistige, seelische, herzliche Zugewandtheit und ich nutzte die freie Zeit, um mich gesellschaftlich höher zu positionieren, was meinem Ex-Gatten gar nicht gefiel, da er nun mehr und mehr mit sich alleine zu Hause war. Als er mir verbieten wollte zu arbeiten, zog ich die Konsequenzen. Da half kein Reden mehr, da mussten Taten her und eine klare Positionierung meinerseits.
Ich zog nach Dänemark und bin nun nach 5 Jahren in der Lage einen tiefen Atemzug zu machen. Stolz auf das, was ich erreicht habe, den Respekt meiner Kollegen, die Bekannten und Freunde, die freundlichen Nachbarn, mein Auto (viel zu teuer für das bisschen Blech), meine Wohnung und es ist Mein - mein Leben.. endlich.
Gerne lasse ich Besucher hinein aber never ever again, werde ich mich auf eine Beziehung einlassen, die mich steuert anstelle von ich sie. Mein Beitrag besteht zu 50% und ich will 50% mit mir als 100%.
Mein 3. Leben also. Ich bin erwachsen, selbstbewusst, trage Verantwortung und flirte für mein Leben gerne. Bisweilen gesellt sich mal ein Partner dazu, wobei der Richtige bislang noch nicht dabei war Die Ansprüche wachsen eben mit den Jahren.
Auch ist es schwer für einen Mann, sich bei mir als Mann zu fühlen, denn alles was ein Mann kann, kann ich auch. Ich lernte kleinere Reperaturen auszuführen (Strom, Wasser, Auto), frage, wenn ich was nicht weiss, bin mir auch nicht zu schade einen Kursus im Heimwerken zu besuchen, lasse mir keinen Unsinn von Handwerkern erzählen, verhandle mit der Bank, Vesicherung, Internetprovider usw.
Alles was so typisch männlich ist, habe ich adaptiert. Ein Hilfsangebot lehne ich dermeist ab mit:" Danke, ich mache das schon selber."
Ja, es ist schwer für die arme Männerwelt, wenn sie nur zu Kavallieren degradiert werden, wobei ich, typisch dänisch, genauso die Rechnung übernehme wie er. Was bleibt da für einen Mann noch übrig, wenn er nicht einmal mehr Retter und Ritter spielen darf?
Sie sind rar gesät, die selbstsicheren, für sich selbst sorgenden Männer, mit beiden Beinen fest auf dem Boden, eine Hand an der Seite suchend. Die meisten Vertreter suchen in meinem Alter erneut eine Mutter oder aber eine Partnerin, bei der sie sich selbst im besseren Licht sehen können.
Aber es gibt sie und es gibt auch den, der mich halten kann.
Monogamie spielt für mich dabei eine grosse Rolle, wobei ich dabei eher von mir ausgehe und sie nicht auf andere projiziere. Ich bin monogam - so ist das eben. Allerdings habe ich nichts gegen polygam lebende Menschen oder Swinger Eventuell werde ich diese Seite auch irgendwann einmal für mich entdecken. Monogamie heisst für mich also nicht, jemanden exklusiv zu besitzen, sondern drückt nur meinen fehlenden Bedarf an anderen Partnern aus. Ich bin von Natur aus NICHT eifersüchtig, vielleicht aus meiner Selbstsicherheit heraus.
Ob ein polygamer Partner mit mir kombinieren würde, weiss ich auch nicht, denn ich hatte noch nie einen. Mein Ex-Mann ist der klassische Fremdgänger, heimlich und stolz drauf - nicht polygam sondern einfach nur unehrlich, dabei auch kein Swinger, denn was er sich erlaubte, blieb mir verboten - ein weiterer Grund für eine Trennung (Verbote kommen bei mir nicht gut an)
Was ist Monogamie eigentlich? Worin liegt sie verborgen? Ist sie begründet in der Sozialisierung oder im Idealismus?
Ehrlich gesagt, mir fehlt die Antwort darauf und ich hinterfrage die Motivation nicht. Es ist eine Empfindung, eine Tatsache, dass andere Männer mich in einer Partnerschaft einfach nicht interessieren. Und weil es so eine Empfindung ist, die irgendwie aus mir und meinem Inneren entsteht, muss sie richtig sein, für mich.. ja und das ist sie auch.
Ich bin mal gespannt, ob ich noch ein 4. Leben erleben werde. Eines, in dem sich wieder alles ändert. Wie das aussehen könnte, dazu fehlt mir allerdings noch die Fantasie. Bislang bin ich mit meinem 3. Leben sehr sehr glücklich.
Eines noch dazu:
Mein 1. Leben war mein glückreichstes, mein 2. ebenso und mein 3 ist es ebenfalls.
Glück misst sich nicht, an nicht vorhandenen Barrieren, sondern vielmehr daran ob und wie man Barrieren überwindet und da hat jedes meiner Leben seine eigenen Hürden für mich bereitgehalten und hält sie immer noch bereit. Auf die Nase fallen und wieder aufstehen und nie sich selbst verraten, ist meiner Meinung nach, der Weg zum glücklichen Dasein.
Und welcher Mensch kann schon von sich behaupten, 3 Leben geführt zu habe?
Als dann liebe Gruppe
Nochmals ein Danke für die Aufnahme und ich habe hier schon einige Mitglieder gesehen, die ich aus Diskussionen im Hauptforum kenne und die mich sehr beeindruckt haben.. ich freue mich auf einen regen Austausch