@Antaghar
Ein mir übrigens immer wieder auffallender, aber zugleich rätselhafter Aspekt ist ja gerade der Umstand, dass jeder über eine schlimme Krankheit, über erlittene brutale Unfälle oder was weiß ich redet, wirklich über jeden nur denkbare "Mist" - aber kaum über erlebten Mißbrauch. Als sei es eine Schande, mißbraucht worden zu sein, als sei man selbst schuld daran und habe da etwas Schreckliches verbrochen.
Oft genug wird Betroffenen die Schuld für das vorgefallene ja von den Tätern in die Schuhe geschoben. Solang man klein genug ist glaubt man seinen Eltern ja, wie lang sich das über die Jahre hält ist ein anderes Thema. Punkt 1.
Punkt 2. Vielen wird nicht geglaubt. Viele nicht-Betroffene wollen es ganz einfach auch nicht wissen, zumindest keine Details und es wird erwartet, daß man ganz normal funktioniert. Irgendwann steckt mancher dann auf.
Punkt 3. Für viele ist es tatsächlich eine Schande, da sie sich beschmutzt und besudelt fühlen und sich nicht dagegen wehren konnten.... evtl. der Erregung des eigenen Körpers noch hilflos ausgesetzt waren. Wer spricht gern über Dinge, die einen so fürchterlich beschämen?
Das sind Dinge, die einen glauben lassen können, man sei selbst schuld an allem und alles andere als ein Mensch, der akzeptabel und für den Hilfe und auch so etwas wie Selbstbewußtsein überhaupt angemessen ist. Und da hilft es auch nicht immer, wenn man in der Lage ist, das ganze sachlich zu betrachten.
Wundert mich nicht, daß sich manch einer selbst im Rahmen einer Therapie nicht erlaubt, zum einen von allem zu erzählen und zum anderen auch seelisch annehmen zu können, das man ein Mensch ist, der ok ist und kein Monster, o.ä.
Reden konnte ich in Therapien immer darüber. Nur gefühlt habe ich nie etwas dabei.
Die Unterscheidung, welcher Therapeut nun gut oder schlecht für mich ist, ... die fiel und fällt mir noch immer schwer, denn freundlich und professionell verhalten sich die meisten. In 5 probatorischen Sitzung kann ich nur die aussortieren, die wirklich absolut nichts für mich sind. Den Menschen hinter dieser professionellen Arbeitshaltung kann ich nur schwer bis gar nicht wahrnehmen, ebenso wie gut er mit Mißbrauchs- und Gewaltthemen umgehen kann.
Mein Vertrauen in die Möglichkeiten einer therapeutischen Behandlung habe ich inzwischen verloren. Letztlich wollte ich einerseits den Mißbrauch verarbeiten und meine berufliche Leistungsfähigkeit wieder herstellen, beides schlug fehl - es war ein jahrelanges Herumdrehen im Kreis, wieder und wieder - eine Lösung fand sich bei allem Willen in einer Therapie bisher nicht. Meine letzte Therapeutin sah ebenfalls keine Möglichkeiten mehr.
Inzwischen gehe ich einen anderen Weg, durch den ich wieder Freude im Leben finde. Allerdings selbst das mangels Fahrtmöglichkeit im Alleingang. Genug OT.