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Ich bin eine Betroffene!!!

@Antaghar
Ein mir übrigens immer wieder auffallender, aber zugleich rätselhafter Aspekt ist ja gerade der Umstand, dass jeder über eine schlimme Krankheit, über erlittene brutale Unfälle oder was weiß ich redet, wirklich über jeden nur denkbare "Mist" - aber kaum über erlebten Mißbrauch. Als sei es eine Schande, mißbraucht worden zu sein, als sei man selbst schuld daran und habe da etwas Schreckliches verbrochen.


Oft genug wird Betroffenen die Schuld für das vorgefallene ja von den Tätern in die Schuhe geschoben. Solang man klein genug ist glaubt man seinen Eltern ja, wie lang sich das über die Jahre hält ist ein anderes Thema. Punkt 1.

Punkt 2. Vielen wird nicht geglaubt. Viele nicht-Betroffene wollen es ganz einfach auch nicht wissen, zumindest keine Details und es wird erwartet, daß man ganz normal funktioniert. Irgendwann steckt mancher dann auf.

Punkt 3. Für viele ist es tatsächlich eine Schande, da sie sich beschmutzt und besudelt fühlen und sich nicht dagegen wehren konnten.... evtl. der Erregung des eigenen Körpers noch hilflos ausgesetzt waren. Wer spricht gern über Dinge, die einen so fürchterlich beschämen?


Das sind Dinge, die einen glauben lassen können, man sei selbst schuld an allem und alles andere als ein Mensch, der akzeptabel und für den Hilfe und auch so etwas wie Selbstbewußtsein überhaupt angemessen ist. Und da hilft es auch nicht immer, wenn man in der Lage ist, das ganze sachlich zu betrachten.
Wundert mich nicht, daß sich manch einer selbst im Rahmen einer Therapie nicht erlaubt, zum einen von allem zu erzählen und zum anderen auch seelisch annehmen zu können, das man ein Mensch ist, der ok ist und kein Monster, o.ä.

Reden konnte ich in Therapien immer darüber. Nur gefühlt habe ich nie etwas dabei.

Die Unterscheidung, welcher Therapeut nun gut oder schlecht für mich ist, ... die fiel und fällt mir noch immer schwer, denn freundlich und professionell verhalten sich die meisten. In 5 probatorischen Sitzung kann ich nur die aussortieren, die wirklich absolut nichts für mich sind. Den Menschen hinter dieser professionellen Arbeitshaltung kann ich nur schwer bis gar nicht wahrnehmen, ebenso wie gut er mit Mißbrauchs- und Gewaltthemen umgehen kann.

Mein Vertrauen in die Möglichkeiten einer therapeutischen Behandlung habe ich inzwischen verloren. Letztlich wollte ich einerseits den Mißbrauch verarbeiten und meine berufliche Leistungsfähigkeit wieder herstellen, beides schlug fehl - es war ein jahrelanges Herumdrehen im Kreis, wieder und wieder - eine Lösung fand sich bei allem Willen in einer Therapie bisher nicht. Meine letzte Therapeutin sah ebenfalls keine Möglichkeiten mehr.

Inzwischen gehe ich einen anderen Weg, durch den ich wieder Freude im Leben finde. Allerdings selbst das mangels Fahrtmöglichkeit im Alleingang. Genug OT.
******604 Frau
160 Beiträge
Moin Zusammen,

zuerst möchte ich nochmal auf Antaghar eingehen:

Ich zum Beispiel spiele den aspekt des s. Mißbrauchs immer runter, was bisher daran lag das ich mich nur an den ersten erinnern konnte und nunja "den" hatte ein Teil von mir selbst beenden können - da konnte "ich" mir ja selbst helfen, auch wenn der Preis dafür recht hoch war.

Wogegen ich mich jedoch nicht mehr wehren konnte waren die danach folgenden für mich damals "normalen" Alltagsmisshandlungen, das "weggesperrt werden" , das "ausgegrenzt werden" ...und was das alles mit und vor allem in mir angerichtet hatte.

Aber und genau das ist das Problem - es gibt mitlerweile eine Menge Bücher dazu was solche Erlebnisse mit und in Kindern anrichten, es gibt Bücher über die Biochemischen veränderungen, aber auch über die psychischen Fehlentwicklungen, darüber das daraus resultierende Störungen (wie auch ich sie habe) eine "normale, sogar gesunde" Reaktion darstellen - und doch wird auch heute noch aus Kreisen die zumindest mal ein oder zwei dieser Bücher gelesen haben sollten (weil es zur Ausbildung gehört) mit Ablehnung und Anzweifeln von Diagnosen auf Krisensituationen reagiert.

Wenn man dann noch bei einer recht jungen Therapeutin landet (immerhin darf man da wenigstens hin) die schon im vorsichtigen Herantasten rüberbringt das sie "Angst hat ein Fass auf zu machen" - das jedoch schon lange offen und ohne abdeckung ist - dann redet man auch nicht mehr groß über diese Themen, zumal wenn jede Andeutung nur zu dem Hinweis auf "Traumatherapie" und wie wenig qualifizierte Fachleute es da gibt führt.

Was vermeintlich "geschützte Rahmen" betrifft - ich habe viel darüber gehört, sowohl in Bezug auf Therapie wie auch in Bezug auf psychosoziale Betreuung - ich glaube nicht mehr an "schützende Rahmen" - da ich erleben musste das es "sowas" eben nur in den Phantasien der Ausübenden gibt, nicht jedoch in der Realität.

zu giz_bw möchte ich aber auch noch was antworten:
als erstes ein Danke - was und wie du das mit den Schuldgefühlen und dem "nichts wissen wollen" und vor allem auch dem Umgang mit "Scham" geschrieben hast ist wirklich klasse.

Auch was den Punkt "reden konnte ich immer nur gefühlt hab ich nie was" betrifft - ja genau so ging es mir auch...

Ich selbst stecke ebenfalls in dem Dilemma - einerseits aufarbeiten zu müssen und andererseits mit starken Einschränkungen in meiner Arbeitsfähigkeit irgendwie zurechtkommen zu müssen...
aktuell mach ich ein Umschulung, trotz der Einschränkungen und es ist mir gelinde gesagt auch egal wenn ich dort wieder mal einen meiner "Weinkrämpfe" kriege oder mich nen ganzen Tag kaum Konzenrieren kann....irgendwie gehen auch diese Tage rum und meist wird es eher besser wenn ich es einfach zulasse statt es ab zu blocken.

Liebe Grüße,
Cailly
@Antaghar
... noch ein kleiner Nachtrag zu meinem obigen Post, mir fiel noch etwas ein, was auch mir Probleme in Therapien bereitet hat.

Es war bei mir nicht das offen über das Vorgefallene reden zu können, sondern auch innerlich vertrauen zu können.

Durch die professionelle und jedoch trotzdem sehr freundliche Arbeitshaltung der Therapeuten war für mich kaum ein Mensch als Gegenüber fühlbar, so konnte ich kein tieferes Vertrauen entwickeln. Dazu braucht es das Wissen und Fühlen, das man angenommen ist, ist so wie man ist (auch wenn dabei nicht alles toleriert werden muß).

Dann ist die Fähigkeit zu Vertrauen ohnehin eine Sache, die bei Betroffenen zumeist stark beeinträchtigt worden ist - Vertrauen zu lernen ist für mich etwas, das in der Tiefe arg, arg viel Zeit benötigt. .... und ohne das bin ich nicht fähig mich soweit zu öffnen, daß ich die Vergangenheit verarbeiten kann.

Ist es dann verwunderlich, wenn so viele nicht über alles reden können, wenn sie noch nicht lernen konnten zu Vertrauen? Denn auch wenn einem der Verstand sagt, hier ist ein geschützter Raum, der Therapeut hat seine ärztliche Schweigepflicht (außer sie muß für Zwecke des Arbeitsamtes oder evtl. anderer Behörden aufgehoben werden), bis die Seele lernt erst einmal soweit zu vertrauen, daß sie mal vorsichtig aus ihrer Schutzburg heraus lugt.... das kann sehr lang dauern ....
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Die Sache mit dem Vertrauen
Zunächst: Ich halte unsere Debatte hier für sehr wichtig, fruchtbar und bereichernd. Allen Beteiligten gilt dafür mein Dank!

*

Dann will ich mal, angeregt durch die letzten beiden Beiträge, diesen Punkt mit dem Vertrauen ansprechen, denn ich fürchte, das wird vielleicht doch manchmal etwas überbewertet.

Wenn ich zum Zahnarzt oder Anwalt gehe, dann natürlich zum Zahnarzt oder Anwalt meines Vertrauens. Aber muss ich mich ihm deshalb gleich als Mensch anvertrauen? Oder genügt es nicht auch, einfach nur seinen Fähigkeiten als Zahnarzt oder Anwalt zu vertrauen?

Warum also muss ich einem Therapeuten voll und ganz als Mensch vertrauen können und nicht nur seinen beruflichen Fähigkeiten als Therapeut?

*

Dann will ich provozierend fragen: Jeder Mensch kommt voller Urvertrauen auf die Welt. Wir alle haben vom Beginn unseres Lebens an Vertrauen. Okay, es wird immer wieder mal enttäuscht und beschädigt, aber muss man deshalb wirklich gleich jegliches Vertrauen in alle anderen verlieren? Nur weil meine Eltern (oder wer auch immer) mein Vertrauen enttäuscht haben, muss ich doch nicht gleich jedem anderen auf dieser Welt mißtrauen?

Oder doch? Und wenn doch, warum?

*

Um mal ein ganz anderes Beispiel zu nehmen:

Eine ganze Generation von Männern kam einst aus dem zweiten Weltkrieg zurück, total traumatisiert und emotional am Ende. Und was haben die meisten getan? Sie haben alles Entsetzliche, was sie jemals erlebt haben, in sich reingefressen und zu verdrängen versucht - anstatt darüber zu reden. Es wäre so heilsam für sie alle gewesen, sich das alles mal von der Seele zu reden.

Sie haben es nicht getan - und damit (ohne Absicht und unbewusst) viel Leid in die Welt und über ihre Familien gebracht. Hätten sie nun darüber einfach mal geredet, hätten sie dann wirklich ein Gegenüber gebraucht, dem sie voll und ganz als Mensch vertrauen? Oder hätte einfach nur jemand genügt, dem sie einfach mal ihr Herz ausschütten?

Was meint Ihr?

(Der Antaghar)
@*****har:Ich persönlich glaube schon,das es einen Unterschied macht,ob man nun zum Zahnarzt oder zum Therapeuten geht.

Ein Zahnarzt oder ein Anwalt muss nicht meine Lebensgeschichte kennen,um seinen Beruf gut auszuüben.
Ein Therapeut hingegen muss die Lebensgeschichte kennen,um das Denken und Handeln verstehen zu können.Letztendlich kann der Therapeut nicht mit seinen "Kunden" arbeiten,ohne entsprechend der Person Bescheid zu wissen.

Mehr kann ich dazu nicht sagen,weil ich noch nie bei einem Therapeuten war,da ich um ehrlich zu sein,auch bei den meisten nicht an deren berufliche Fähigkeiten glaube.
Das liegt bei mir aber wahrscheinlich daran,das die meisten Menschen die ich kenne,welche zum Psychologen oder Psychotherapeuten gehen,unbeholfen wieder herauskommen...
Vertrauen
@*****har
*lach* Mit dem Vertrauen beim Zahnarzt hast du bei mir wohl die richtige erwischt. *mrgreen*
Auch wenn ich wirklich weiß, daß ich dem Arzt im Bezug auf sein Handwerk wirklich vertrauen kann (und solche Ärzte hatte ich im Erwachsenenalter zum Glück auch), ich kann mich trotzdem nicht entspannt vertrauend auf den Stuhl werfen und den guten Mann (Frau) seine Dienste tun lassen. Erleichtert bin ich erst, wenn ich aus dem Stuhl bin. Meine ersten Zahnärzte waren aus der Schublade "grober Roßarzt" und die Auswirkungen entsprechend.

Beim Therapeuten geht es unter anderem auch darum, das stark verletzte Urvertrauen wieder auf die Füße stellen zu können. Wenn ich dem Therapeuten als Mensch nicht vertrauen kann und merke er zieht (jetzt überspitzt gesagt) eine 0815-Behandlung durch ohne sich wirklich meiner anzunehmen, dann wird das mit der Behandlung nicht gerade das ergeben, was es werden soll - dazu braucht es eben Vertrauen.

Beim Zahnarzt und beim Anwalt reicht, wenn bei denen auch ein gewisses Einfühlungsvermögen vorhanden ist, auch der Verstand und das Fachwissen.

Ich muß nicht das Private eines Therapeuten kennen, es ist wichtig, daß er seine Privatsphäre hat, es gibt schon Grenzen, die zuverlässig eingehalten werden sollten. Nur sollte er schon authentisch sein, es hilft nichts, wenn er eine Rolle spielt, hinter der er nicht steht. So gibt es keine Begegnung, keine emotionale Berührung in der Therapie, die heilend sein könnte.

(Allerdings frage ich mich auch, wie Therapeuten diese Leistungen eigentlich schaffen, ein Klient nach dem anderen,.....)

Dann sind es ja nicht nur die Eltern, die einen enttäuschen. Die Erfahrung, daß man nicht angenommen wird, daß einem nicht geglaubt wird, daß man nicht so ist wie es von einem bei einer altersgemäßen Entwicklung erwartet wird - diese Erfahrung macht man mit anderen wieder und wieder und wieder..... Das man wirklich mal angenommen wird und damit lernt auf sich selbst zu vertrauen und das man als Mensch ok ist, die Erfahrung ist nur selten möglich und wird oft genug wieder zerstört.
Ich muß dann zwar nicht jedem auf der Welt mißtrauen, aber ein wichtiges ist dann eben nicht oder nur begrenzt da - das Vertrauen zu mir selbst und das ich als Mensch so ok bin, daß ich anderen vertrauen darf und sie mir ebenso.

Die Erlebnisse der Menschen im Krieg.... mit einmal jemandem das Herz ausschütten dürfte es nicht getan sein, um diese Wunden zu heilen. Das, was Menschen im Krieg geschieht, egal an welcher "Position", ist wohl ebenso einschneidend und traumatisierend, wie das, was viele in ihrer Kindheit erleben müssen. .....

Reingefressen haben die Kriegserlebnisse wohl die meisten, Männer wie Frauen, und nicht viel darüber geredet. Meine Großmutter hat nicht viel erzählt, schon gar keine Details. Ihr Schmerz über die Kriegserlebnisse und auch darüber, daß sie wie viele andere im Westen zunächst (obwohl sie später voll integriert war) nur abfällig als der "Flüchtling" angesehen war, war selbst in den 80er-Jahren noch spürbar, wenn sie selten einmal wenige Worte darüber verlor.

Um diese Dinge zu verarbeiten, braucht man einen Menschen, der einen ernst nimmt und der einem glaubt und dem man vertrauen kann - ob nun Kriegstraumata oder andere Traumata.

Danke auch Dir, Antaghar! *blume*
******604 Frau
160 Beiträge
Moin Zusammen,

sorry wenn ich hier und jetzt erstmal nur auf einen kleinen Teilbereich eingehe den Antaghar angesprochen hat, aber gerade dieser Beschäftigt mich selbst derzeit extrem stark:

*

Dann will ich provozierend fragen: Jeder Mensch kommt voller Urvertrauen auf die Welt. Wir alle haben vom Beginn unseres Lebens an Vertrauen. Okay, es wird immer wieder mal enttäuscht und beschädigt, aber muss man deshalb wirklich gleich jegliches Vertrauen in alle anderen verlieren? Nur weil meine Eltern (oder wer auch immer) mein Vertrauen enttäuscht haben, muss ich doch nicht gleich jedem anderen auf dieser Welt mißtrauen?

Oder doch? Und wenn doch, warum?

*

Es kommt auf die Art, Dauer und den Umfang der Verletzungen an, wie tief sie wirken und wie weit sie mein "Vertrauen können" beeinträchtigen.

Bei mir zum Beispiel - wie es bei anderen ist weiß ich nicht und maße mir nicht an das beurteilen zu können - war es so das in meiner Kindheit sehr lange, umfassende und sehr tiefgreifende Verletzungen stattfanden (eben von meiner gesamten Familie und indirekt auch vom weiteren Umfeld mangels "Verstehens was da in dieser Familie ablief) die mir nicht nur jegliches Vertrauen in die Menschen denen ein Kind eben am meisten Vertrauen können sollte, sondern auch jegliches Vertrauen in mich selbst (ich hatte ja nie einfluss darauf wie mit mir umgegangen wurde, ausser indem ich mich selbst so "unsichtbar wie möglich verhielt") beständig zerstört wurde.

Woher sollte ich da noch Vertrauen nehmen?

Ich habe es in meiner Therapie jedoch geschafft ganz langsam und in winzigen Schritten Vertrauen auf zu bauen - nur um dann erleben zu müssen das dies eigentlich auch "umsonst" war, denn kaum hatte ich dies endlich geschafft und mich geöfnet musste die Therapie wegen Finanzierungsablehnung (tja den KK ist es egal weshalb, aber die maximale Stundenzahl ist eben begrenzt) abgebrochen werden.

Aber selbst das bisschen "Selbstvertrauen" das ich in dieser Therapie aufgebaut hatte ist mir im letzten Jahr wieder zerstört worden, weil ich feststellen musste das "ich eben auch in anderen Sozialen Ebenen (die eigentlich ein eigener geschützter Rahmen sein sollten) keinerlei wirksamkeit habe" - ich weiß nicht in wievielen verschiedenen Ansätzen ich es Versucht habe aber jeglicher Kommunikationsversuch wurde abgeblockt... und selbst mein "verletzt sein" wurde mehr oder weniger ignoriert bzw. die einzige Reaktion darauf war der Spruch "Sie können sich abgrenzen, das müssen Sie können" von dem Leiter der psychosozialen ambulanten Betreuung die mir (die Betreuung) dann eben kurzfristig gekündigt hatte, weil ich ja nur immer wieder eine Klärung herbei zu führen versuchte.

Wobei ich mich dann frage, wieso ich als "betroffene Betreute" mich abgrenzen können muss, wenn "Betreuer" (der das zumindest in der Ausblidung gelernt haben sollte) das nicht muss ?


Und zu dem Unterschied zwischen Zahnarzt/Anwalt usw. und Therapeut fällt mir ein:
bei einem Zahnarzt oder Anwalt oder was auch immer, muss ich kein Vertrauen auf menschlicher Ebene haben, um in einer Therapie wirklich weiter zu kommen, geht es aber nicht ohne.
Weil ein Therapeut eben in der "therapeutischen Arbeit" zugang zu meinem "mensch sein" bekommt, diesen Zugang braucht es aber bei einem Zahnarzt oder Anwalt nicht.

liebe Grüße,
Cailly
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Darf ich beharrlich bleiben und weiter nachfragen bzw. nachhaken?

Warum muss ich, nur um von meinem sexuellen Mißbrauch und ähnlichen Traumatisierungen erzählen zu können, totales Vertrauen zu jemandem haben - vor allem als jemand, dem jegliches Vertrauen in der Kindheit zerstört wurde?

Wenn ich die Gespräche in Wartezimmern so höre, da reden die Leute mit wildfremden Menschen über die Beschaffenheit ihres Urins oder Stuhls, über Geschwüre, Eiterbeulen, Abszesse u. dgl., als wäre das alles das Normalste der Welt (da wäre ich z. B. eher zurückhaltend) - aber über das eigene Gefühlsleben zu sprechen, erscheint vieles als eine Art Tabu? Warum bloß?

Wenn es so ist, wenn ich also mein Urvertrauen völlig verloren habe, muss auch jede Therapie scheitern, denn ich kann ja keinem wirklich vertrauen. Infolgedessen wird auch jeder Therapeut - und sei er noch so gut und fähig - an mir scheitern. Um wirklich tiefes Vertrauen aufbauen zu können, bedarf es vieler Jahre, und so lange kann keine Therapie dauern, weil sie im Normalfall auch nicht so lange bezahlt wird.

So macht es jeder Patient seinen Therapeuten verdammt schwer, denn ohne ein gewisses Mindestmaß an Vertrauen funktioniert keine Therapie! Und wie soll Heilung dann klappen, wenn ich nicht mal ein Mindestmaß an Vertrauen aufbringen kann?

Deshalb plädiere ich ja, wenn ich das nebenbei bemerken darf, so vehement für EMDR: Es reichen ein paar wenige Sitzungen (meist müssen es nicht mehr als zehn sein), und die Traumatisierung ist normalerweise ausgeheilt; ich hab sogar persönlich Fälle erlebt, in denen nur drei oder vier Sitzungen gereicht haben - und das Urvertrauen war wieder hergestellt, wie und warum auch immer. Aber das ist dann auch nicht wichtig - Hauptsache, es ist wieder da.

(Der Antaghar)
@Antaghar
Ich brauche kein totales Vertrauen, wenn ich von den Erlebnissen in meiner Kindheit erzähle - das geht geht ohne emotionale Beteiligung auch so.

Vom Erzählen allein wird es jedoch nicht.

Um über körperliches zu reden brauche ich nicht so viel Vertrauen. Allerdings habe ich und wohl auch andere nicht immer die Lust, nur über körperliche Beschwerden zu reden. Man ist in dem Bereich wohl nicht so verletzlich, wie im psychischen. Das Gefühlsleben schützt man also - so ist es ein Tabu darüber zu reden.

Vertrauen muß man lernen können, dazu braucht es einen Raum, in dem das ohne Druck geschehen darf. Druck von außen hat man genug, da muß es dann nicht unbedingt am Therapeuten liegen, wenn es keinen geschützten Raum gibt.

Meinen Weg kennst Du, selbst auf diesem habe ich Zeit gebraucht, um Vertrauen zu gewinnen. Das ging nur Stück um Stück und ist auch weiterhin so. Aber es geht voran. Vielleicht ist es auch gut, daß es im "Alleingang" geschieht, so ist kein Erfolgsdruck da.

Bei einer Therapie hatte ich den immer und genau das hat auch sehr stark beigetragen, daß ich mich nicht frei aus mir selbst heraus öffnen konnte um zu vertrauen, sondern mich zwingen wollte wieder gesund und arbeitsfähig zu werden. Ich wollte das zwar schon immer aus mir selbst heraus ebenfalls werden, nur unter dem Druck (den ich mir zum Teil auch selbst gemacht habe) ging es nicht.

Nun erstmal genug, sorry, bin etwas ko.
******604 Frau
160 Beiträge
Moin Antaghar,

nun ich brauche ebenso wie giz kein Vetrauen können um über meine Kindheitserlebnisse reden/schreiben zu können, ich glaube das ist schon deutlich geworden hier, oder?

Aber um über Gefühle reden zu können - dafür brauche ich Vertrauen, dafür brauche ich die "Sicherheit" das man mich annimmt, so wie ich bin, auch in meiner Verletztheit und mit den Folgen die diese Verletzungen in mir bewirkt haben.

By the way: als Kind und vor allem in Bezug auf diese Verletzungen wie sie passierten durfte ich keinerlei "Gefühle haben" damals wurde jegliche "gefühlsäusserung" hart bestraft - da sind diese Gefühle aber immer noch, teilweise sogar in ihrer damals erlebten und unterdrückten Form, aber "wer" kann sowas aushalten? Ich musste es aber bevor ich glaube dies einem anderen zumuten zu können muss ich eben demjenigen "vertrauen können das er/sie das auch kann" - das ist für mich der eigentliche Knackpunkt wenn es um therapeutische Hilfe geht.

EMDR - hab ich schon mit einem guten Therapeuten erlebt, aber ich sehe es bei weitem nicht als so umfassend Heilsbringend wie du.
Es kann ergänzend und bedingt wirklich gut und hilfreich sein, aber es ist kein "Allheilmittel" und sicher nicht "Das Einzige was bei multiplen Traumata reicht", jedenfalls nicht bei langjähriger wiederholter Traumatisierung durch mehrere verschiedene Personen.

Liebe Grüße,
Cailly
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Cailly
Danke sehr! Das mit dem Vertrauen ist mir nun klarer - es geht also nicht ums Erzählen von Erlebnissen, sondern um das Zeigen von Gefühlen. Das verstehe ich, vor allem bei jemandem, dem das bereits in der Kindheit ausgetrieben wurde.

Es ist wichtig für mich, das künftig klar unterscheiden zu können - dafür gilt Dir bzw. Euch mein Dank!

*

Mit EMDR habe ich nur allerbeste (und teilweise geradezu verblüffende) Erfahrungen gemacht, sogar seinerzeit bei vielen jungen Frauen aus dem ehemaligen jugoslawischen Kriegsgebiet, die nun wirklich heftige Vergewaltigungen hinter sich hatten, und bei vielen durch den Krieg traumatisierten Kindern.

Mag sein, dass es nicht bei jedem und jeder so hilfreich ist, mag auch sein, dass es Konstellationen gibt, bei denen es gar nicht hilft. Und es mag sein, dass nicht alle Therapeuten damit gut und konsequent umgehen können, wenn sie es nur nebenher betreiben. (EMDR wirklich zu lernen, bedarf einer sehr guten und intensiven Ausbildung.)

Aber ich plädiere dennoch stets dafür, denn es kann in vielen Fällen rasch und effektiv helfen - während alle Therapien, in denen nur geredet wird, letztlich viele Jahre brauchen, um hilfreich sein zu können.

Und es bleibt weiterhin die Frage: Wie soll eine Therapie jemals helfen können, wenn Betroffene schon mal Jahre benötigen, um ein gewisses Vertrauen aufbauen zu können?

Und was ist dann bei all den Menschen anders (die es ja auch gibt), die trotz übler Traumatisierungen durch Mißbrauch dennoch niemals ihr Grundvertrauen verloren haben und trotzdem über sich und ihre Gefühle reden können, dazu keine lange Anlaufszeit benötigen?

(Der Antaghar)
******604 Frau
160 Beiträge
Moin Antaghar,

natürlich ist EMDR etwas gutes, aber mein Therapeut hatte es damals auch erst nach einer speziellen Ausbildung, dann auch bei mir ausprobiert und war dann schon etwas überrascht das er bei mir nur einen kleinen "Teilerfolg" erzielen konnte, was wir dann aber zumindest gemeinsam in den folgenden Stunden auch klären konnten, wieso dem so war und eben auch wo die Grenzen bei EMDR liegen.

Menschen die trotz Traumatisierung niemals ihr Grundvertrauen verloren haben sind meist (meiner persönlichen Erfahrung nach) Menschen die durchaus auch akzeptierende, die persönlichkeit bestärkende Menschen im direkten Umfeld hatten...
das ist genauso wie meine Erfahrungen mit gerade jenen Betroffenen die meinen "ich hab das ja schließlich auch alles ganz allein geschafft" und die dann irgendwann erstaunt zugeben das sie doch sehr viel mehr "hilfe von Aussen" hatten, die sie weil sie als "völlig selbstverständlich angenommen" gar nicht bemerkt hatten.

Übrigens jemand der dieses "Urvertrauen noch hat" wird immer eher über erlebte Schrecken und die dabei empfundenen Gefühle reden können, wie jemand der dieses "urvertrauen verloren hat". Ist doch ganz normal, oder nicht?

Das hat denke ich auch mit dem "grundlegenden Weltbild" der Betroffenen zu tun, wer die Welt grundsätzlich als "positiv" erlebt hatte und nur durch Ereignisse die im größeren Rahmen hier zerstörerisch eingreifen, werden eher und leichter wieder zu diesem Ursprungsbild mit gewissen Einschränkungen kommen können, wie jemand dessen "grundlegendes Weltbild" eben "negativ" im Sinne von "Ausgeliefert, Schutzlos, Machtlos" war.

Liebe Grüße,
Cailly
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Cailly
Ich danke Dir - und werde darüber nachdenken bzw. dem allen nachspüren.

*roseschenk*

(Der Antaghar)
Heute ist Ostern und ich wünsche allen erst einmal ein super schönes Osterfest.
Mit viel Interesse und Spannung habe ich den Thread bis hier her verfolgt und bin total begeistert, da ich vieles selber nach vollziehen kann. Viel Neues werde ich wohl nicht beitragen können, doch möchte ich zu einigem gelesenen meinen Senf doch dazu geben.

Der Anwalt und der Zahnarzt … ist es oft nicht so, dass wir uns über Freunde, Bekannte, Zeitungen, Internet oder sonst wo, erst einmal Informationen einholen, wie sie sich in ihrem Beruf behaupten.

Bekommen wir zu hören wie gut sie sind, ist das der erste Schritt für Vertrauen aufbauen … den es wurde ja gutes Erzählt … tritt das Gegenteil ein … ein Zahnarzt ist der Schlächter schlecht hin, werden wir zu diesem Arzt nicht gehen.

Bei einem Therapeuten ist das so anders gar nicht. Es geht nicht darum zu wissen, was der Mensch in seiner Freizeit macht, sondern wie steht er/sie seinen/ihren Mann im Beruf. Wie gehen sie mit einem um? Was kommt Menschlich rüber … sprich wie geht er mit mir um, was für Vorschläge werden gemacht.

Und erst wenn ich dazu ein Gefühl habe, kann ich auch Vertrauen aufbauen, bzw. mich öffnen.

Lieber Anthagar: Vertrauen zu haben ist ne tolle Sache, doch leider wird es sehr oft missbraucht und noch viel schlimmer … vertraut man den falschen Menschen, dann gibt man ihnen die Macht einem noch mehr zu schaden.

Dazu ein Beispiel über meine eigene Vergangenheit. Ich war in einer Therapie wo nur Frauen aufgenommen wurden. Unsere Therapeuten waren selber alle Betroffene. Zum besseren Verständnis, ich habe nie eine Therapie wegen meinem Missbrauch gemacht, sondern um vom Heroin wieder weg zu kommen.

In einem dieser Gruppengespräche wurde ich innerlich so weit aufgerissen, das ich nur noch wie ein Häufchen Elend da saß und nur noch heulen konnte.

Jetzt bin ich aber kein Mensch der sich nur unterm Teppich befindet und sich nicht mehr ein kriegt, sondern nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, konnte ich meinen Tag ganz „normal“ weiter verbringen, erledigte meine Aufgaben und konnte auch lachen.

Das war für die Frauen total nicht zu verstehen und somit war ich am Abend wieder Thema und das in einer Brutalität die kaum zu glauben war.

Als Heuchlerin und Lügnerin wurde ich beschimpft und das es doch unfassbar sei wie ich meinen Tag gut gelaunt verleben konnte.

Die Therapeuten gingen zwar massiv dazwischen, doch das ist wieder ein anderes Thema.

Zu diesem Zeitpunkt kam ich auch kaum mit den Frauen aus, da sie eben doch wieder anders waren und nicht jeder kann mit Jedem.

Was ich zum Ausdruck bringen will:
Das Zwischenmenschliche und die Sympathie müssen stimmen, wenn es einen weiter bringen soll.

Ist dies nicht gegeben, kann es die Hölle auf Erden werden und ich habe einige Frauen erlebt, die lieber zurück in die Abhängigkeit gegangen sind, als sich so einer Meute auszusetzten. Ich bin geblieben und habe etwas ganz anderes gemacht.

In einer der nächsten Gruppe habe ich mir jede Frau vorgeknöpft und jeder Frau gesagt was ich von ihr und ihrer Art halte. Das erforderte verdammt viel Mut, ich habe gezittert wie Espenlaub, aber danach wurde es besser.

Oder mal anders gefragt … wie gehen wir den alle selber mit Menschen um die wir nicht verstehen oder gar leiden können? Vertrauen wir selber solchen Menschen?

Anderes Beispiel. Die Soldaten wurden hier angesprochen, die aus dem 2. Weltkrieg heim kamen.

Zu den Soldaten kann ich erst mal nur so viel sagen, ja sie haben ganz sicher viel Leid über ihre Familien gebracht weil sie nicht reden konnten oder wollten.

Ich will hier aber auf die Frauen eingehen, die nach dem Einmarsch in Deutschland zu Massen vergewaltigt wurden. Darum kämpfen mussten zu überleben.

Am Anfang sprach jede darüber, da sie alle davon betroffen waren. Später als die Männer heim kamen wurden sie von ihren Männern schuldig gesprochen und verurteilt. Das ging wohl soweit, das die Frauen immer weniger darüber sprachen bis hin das sie verleugneten vergewaltigt worden zu sein, sie fingen an es abzustreiten !!!

Mir ist das nicht passiert, nur um nicht auch noch verurteilt zu werden. Es wurde tot geschwiegen, genauso wie das Erlebte der Männer. In dieser Zeit war es üblich und wahrscheinlich anerzogen, nicht über Probleme zu reden, sie eben mit sich selber ab zu machen.

Da haben wir es heute doch schon mal erheblich einfacher, da wir immer besser lernen uns auszudrücken. Zumindest die Möglichkeiten hätten wir *zwinker*

Und dass viele Menschen besser einen anderen Beruf gewählt hätten sehe ich genauso. Egal ob es Therapeuten, Lehrer, Pfleger oder auch in Ämtern ist. Man sollte für den Beruf geeignet sein und das nicht durch besonders gute Noten, sondern der menschlichen Qualifikation.

Unfähigkeit bringt nur Leid und macht alles nur noch schlimmer!! und es hat eben nicht jeder die gleichen Fähigkeiten.

Allen noch einen schönen, sonnigen Sonntag
die LadyinBlack
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Man sollte für den Beruf geeignet sein und das nicht durch besonders gute Noten, sondern der menschlichen Qualifikation.

Das unterschreibe ich sofort und ohne jede Einschränkung! Leider sieht die Realität bei uns anders aus ...

Es wird ja auch nicht derjenige Arzt, der großartig mit Menschen umgehen kann und die nötige Begabung hat, sondern wer als Superstreber bereits im Abitur eine glatte Eins hatte - und der kann als Arzt und Mensch eine totale Niete sein ...

Wird so einer Arzt oder Therapeut oder was weiß ich, kann das eine Katastrophe sein - muss aber nicht.

Ich bleibe dabei, dass dieses schwierige und sensible Verhältnis zwischen Betroffenen und Therapeuten unbedingt beiderseitiges Bemühen benötigt - zu viele Betroffene machen es auch den fähigsten Therapeuten leider verdammt schwer (wenn auch aus verständlichen Gründen).

Auch ich selbst stand schon kurz davor, bei manchen Klienten insgeheim zu denken: "Na dann eben nicht!" und einfach aufzugeben.

(Der Antaghar)
******604 Frau
160 Beiträge
Moin Ihr Beiden,

@*******lack: Danke ....mehr kann ich momentan nicht dazu schreiben


@*****har:

Fähige Therapeuten - was konkret ist das?

Für mich ist ein "fähiger Therapeut" einer der auch mal sagen kann:
sorry aber damit komme ich jetzt nicht klar, oder das kenn ich nicht da weiß ich selbst auch nicht Bescheid
• dazu als Beispiel meine eigene Erfahrung, ausgerechnet mit dem "jüngsten" der 4 Therapeuten(und innen) die ich aufsuchte kam ich letztendlich so weit das ein "miteinander arbeiten" klappte, sogar so weit klappte das ich entgegen meiner Annahme zu Anfang Vertrauen aufbauen konnte.
Mit ihm konnte ich arbeiten da er einerseits klare Rahmenbedingungen abklärte die mir sicherheit gaben, andererseits aber die Arbeit an sich relativ flexibel sein ließ, selbst als klar wurde das ich offensichtlich "multipel" bin - womit er noch gar keine Erfahrung hatte - stand er eben klar dazu sich damit eben noch gar nicht beschäftigt zu haben, sondern genauso wie ich "neuland" betreten würde - und wir betraten es gemeinsam haben einiges in der Therapie gemacht was später in diversen Büchern zur Therapie mit Multiplen auch als "gut und richtig" angepriesen wurde, nur damals gab es noch nicht viel zu dem Thema. Wir nutzten aber zum Beispiel auch die Möglichkeiten die eh gegeben waren, so wurde jede Sitzung aufgezeichnet und bei einer kam es im Therapiegespräch zu einem auch für ihn ganz deutlich erkennbaren "switch", den wir uns dann in der nächsten Stunde gemeinsam ansahen um darüber zu reden was da passiert war und zu überlegen warum und ja das hat mir auch die Angst vor solchen "switches" genommen.

Liebe Grüße,
Cailly
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Cailly
Richtig. Ich stimme Dir zu.

Genau so würde ich das auch sehen - leider sind viele Therapeuten zu borniert bzw. zu fixiert auf ihre ganz bestimmte Vorgehensweise. Und zugeben, dass sie auch mal nicht weiter wissen, das können nur wenige.

Schön, dass Du irgendwann dann auch mal andere, bessere Erfahrungen machen durftest!

(Der Antaghar)
@Anthagar
Ich bleibe dabei, dass dieses schwierige und sensible Verhältnis zwischen Betroffenen und Therapeuten unbedingt beiderseitiges Bemühen benötigt - zu viele Betroffene machen es auch den fähigsten Therapeuten leider verdammt schwer (wenn auch aus verständlichen Gründen).

Auch ich selbst stand schon kurz davor, bei manchen Klienten insgeheim zu denken: "Na dann eben nicht!" und einfach aufzugeben.

Guten Morgen *g*

Gehen wir weg von den unfähigen Therapeuten und hin zu den Menschen die eigentlich nicht wollen.

Auch mir sind im Leben so einige Menschen begegnet die nach Hilfe geschrien haben, aber nicht bereit sind selber etwas zur Verränderung zu tun.

Diesen Menschen, egal wie gut man ist und welchen Einsatz man bringt, ist nicht zu helfen.
Sie schreien zwar, aber eigentlich wollen sie gar keine Veränderungen. Sie haben sogar Angst davor, Angst davor Neuland zu betreten und das es ihnen tatsächlich "GUT" gehen könnte.

Sie rauben einem die Zeit und saugen einen aus.

Da ist es dann auch keine Schande, wenn man schon auch aus Selbstschutz, einen Punkt setzt und sagt es hat keinen Sinn.

Würde man diesen Punkt nicht setzen, geht man selber irgend wann auf dem Zahnfleisch und ein "Danke" gibt es ganz sicher nicht dafür.

Fazit .... um Ziele zu erreichen muss der Therapeut fähig sein, der Patient aber auch wollen. Anders geht es nicht.

In diesem Sinne, einen schönen Ostermontag
Daniela die LadyinBlack
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Sie schreien zwar, aber eigentlich wollen sie gar keine Veränderungen. Sie haben sogar Angst davor, Angst davor Neuland zu betreten und das es ihnen tatsächlich "GUT" gehen könnte.

Für solche Sätze, liebe Lady in Black, wurde ich hier in dieser Gruppe bereits verbal gesteinigt, sie sind aber leider oft genug wahr. Schau mal hier z. B.:

Missbrauch: Beratung mit oder ohne Arschtritt

Und die Betroffenen scheinen nicht mal zu merken, dass sie letztlich am meisten sich selbst schaden ...

(Der Antaghar)
******604 Frau
160 Beiträge
Moin ihr Beiden,

nun der Knackpunkt bei diesem Thema ist das es sehr heikel ist, und auch oft diejenigen trifft die eben "nicht nur Jammern, aber auch phasen des mal nur Jammerns brauchen"

• auch ich bin durch solche Sprüche schon verdammt tief runter gezogen worden, nur weil ich nicht bereit oder in der Lage war, Wege zu gehen die "Andere" für richtig hielten...weil ich eben auch "Nur ein Mensch" bin und es eben Phasen gibt wo einen nichts erreicht oder man Wege nicht beschreiten kann oder wo man einfach nur mal "mitgefühl" braucht statt der von anderen als nötig angesehenen "Arschtritte"....

aber und das ist die andere Seite

• auch ich habe so jemand in meinem Freundeskreis, eine die eigentlich immer nur etwas zu "jammern" braucht da es ihr ja gar nicht "gutgehen kann", lange Zeit habe ich mich davon immer wieder runterziehen lassen, weil ich immer wieder merkte das ich da "kraft verschwendete" die ich doch eigentlich für mich selbst gebraucht hätte... mittlerweile bremse ich sie aus wenn es mir selbst nicht gut genug geht um die nötige distanz zu halten da kann es dann auch mal vorkommen das ich sag ich hab jetzt keine Kraft für dein Gejammer, ich meld mich wieder bei dir wenn es mir wieder gutgenug dafür geht.

Ich denke genau diese "Zweiseitigkeit" ist auch das große Problem im Umgang mit diesem Thema - es ist sehr sensibel und es wird auch manchmal zu "einseitig" gesehen.

Liebe Grüße,
Cailly
Vor diesem "gut gehen" hatte ich tatsächlich oft genug Angst.

Einfach aus dem Grund, weil damit für mich ein sofortiges perfekt funktionieren müssen damit verbunden war - eine gute Arbeitsleistung, ein vollkommen anderen zur Verfügung stehen müssen, so wie es gewünscht war. Ging meine Arbeitsleistung dann mal annähernd in die Richtung des gewünschten, wurde sie trotzdem nicht akzeptiert.

Darauf, daß es mir gut geht hatte ich früher kein Recht, bzw. es wurde mir nicht zugestanden. So war lange Zeit immer die Angst da, daß mir Freude verdorben würde, wenn ich denn mal Freude empfinden und sie zeigen würde - oft genug war es auch so. In mir war dann das Gefühl, scheiße, nun hast du dich gefreut und es war gut - weshalb ist nun mein Gegenüber (meist meine Mutter) so furchtbar sauer auf mich... Ohne die geforderte Leistung und entsprechendes Verhalten anderen gegenüber wurde mir ein Gefühl der Freude und des "Gut gehens" nicht zugestanden, mit dieser Leistung oft auch nicht.

Die Lösung war damals mich zurück zu ziehen und keine Gefühle mehr zu zeigen und größtenteils zu kuschen, auch wenn ich mir nicht alles gefallen ließ. Denn meine Arbeitsleistung konnte ich trotz allen Bemühens nicht soweit steigern (weder in der Familie, noch im Beruf), daß sie annähernd akzeptabel gewesen wäre und somit war auch kein Recht darauf da, daß ich mich gut fühlen durfte. Ich verbot es mir zum Teil wohl auch selbst, da ich ja nicht die Leistung brachte, wie andere es trotz vieler Belastungen taten.
Für solche Sätze, liebe Lady in Black, wurde ich hier in dieser Gruppe bereits verbal gesteinigt, sie sind aber leider oft genug wahr. Schau mal hier z. B.:

@*****har

Das glaube ich dir gerne, ist mir selber schon so oft passiert.

Sie mögen die Wahrheit einfach nicht hören. Da muss man sich eben ein dickes Fell zulegen und schauen, wie wichtig einem diese Person ist und entscheiden ob man sich auf ein Gefecht einlässt oder sich doch lieber umdreht und geht.

@****ly

Genau von solchen Menschen wie deine Freundin eine zu sein scheint, habe ich geschrieben.

Auch ich habe meine Phasen wo ich auch mal nur jammern will, ganz viel Mitgefühl und Verständnis bräuchte, doch wenn ich genug gejammert habe stehe ich wieder auf und nehme es mit dem „Schicksal und Problemen“ wieder auf.


Denn … Probleme sind nur Lösungen in Arbeitskleidung. *zwinker*
****ry Frau
41.198 Beiträge
den Thread habe ich auf Wunsch wieder eröffnet.

lg cherry*blume*
**********ker07 Frau
18.072 Beiträge
Danke für's Aufsperren!

Ein wenig habe ich die tThemen mal durchstöbert. Fast zu jedem hätte ich etwas schreiben können.

Aber schließlich habe ich mich für diesen öffentlichen Thread entschieden.

Denn ich finde es ungemein wichtig, dass wir Betroffenen nicht länger schweigen!

Bei den Missbrauchsfällen in der Kirche wurde ein Anfang gemacht, es öffentlich zu machen.

Aber auch der Missbrauch in der Familie sollte nicht länger unter den Tisch gekehrt werden! Es ist kein Wunder, dass wir uns schämen und nicht wagen etwas zu sagen, denn zu ungeheuerlich sind oftmals diese Dinge in der eigenen Familie.
Auch bei mir hat es fast 50 Jahre gedauert, aber nun ist das Maß voll. Und ich wehre mich so gut ich es in meinem Fall kann.

Natürlich hat es eine andere Wirkung, wenn eine Pola Kinski mit ihrem Buch "Kindermund" über Missbrauch in der Familie an die Öffentlichkeit geht.
Aber auch wir können etwas bewegen, wenn nur ein paar mehr Mut haben.

Mit der Homepage https://www.joyclub.de/profile/homepage/201983-140211.verletzte_seele_missbrauch_in_mehreren_akten.html möchte ich gerade Betroffenen Mut machen, nicht länger zu schweigen. Diese Homepage ist zwar privat, aber ich schalte sie gerne bei Interesse frei!

Mit lieben Grüßen
Mrs. Heart*herz*
****ry Frau
41.198 Beiträge
Aber schließlich habe ich mich für diesen öffentlichen Thread entschieden.

danke dir, aber dieser Thread ist nicht öffentlich. Ich habe extra nochmal geschaut. *nachdenk*

dieser ist öffentlich: Missbrauch: Missbrauch - Du bist nicht allein!



lg cherry*blume*
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