Nereide und der sprechende Dildo
(angeregt durch meine kluge und liebe Lady M)Heute tauche ich aus dem Grund meiner seelischen Behausung an die Oberfläche des Seins. Ich habe mir einen sprechenden Dildo bestellt. Ich bin weiblich. Will heißen: ich bin manchmal „wuschig“. So nenne ich das. „Rollig“ nennt man es bei Katzen. „Läufig“ bei Hunden. Wäre ich ein Pferd z.B. aus der Klasse der Vielborster, dann wäre ich wohl „rossig“. Aber ich bin eine Frau!
Mein Dildo (k)lebt in einer Beziehung. Das beleidigt mir peripher, denn ich bin etwas Besonderes (wie alle Frauen), aber es hindert mich nicht daran fröhlich zu sein. Denn der Dildo ist sehr bussierlich (= meine Wortschöpfung). Das macht ihn aus. Mehr braucht er nicht. Sprechen sollte er zwar können, aber verstehen können muss er mich nicht.
Bevor er zu mir kommen darf male ich noch ein Bild aus drei roten Tropfen. Der erste Tropfen ist der Himmel. Der zweite rote Tropfen bin ich. Der dritte hat keine Bedeutung. Er ist mir ausgerutscht. Vielleicht stellt er die Wogen des Meeres dar. Sie sind wie ich. Ich bin ihm gewogen, in den wogenden Wogen meiner selbst. Er erfährt meine Gunst. Das ist günstig für ihn. Er lebt!
Ich bin ein Spaßvögelein! Eine Elfe. Elfen reiten Einhörner öfter als Einhörner Elfen reiten. Elfen und Einhörner wiehern manchmal zusammen. Das ist zwar ein Riesenzirkus aber sehr amüsant. Elfen denken auch – wenn sie emanzipiert sind – an Sperma. Sie ekeln sich nicht davor. Es kommt direkt vom Erzeuger, ohne Zwischenhandel. Im Vergleich zu gekochtem Schinken aus Abfällen oder zu vergifteten Krabben aus Indonesien ist es gesund, unbedenklich im Verzehr.
Wenn der Dildo klingelt bin ich vorbereitet. Nur das Allernötigste wird besprochen. Ich sage ihm wo’s langgeht, wie ich es haben möchte. Dann darf er es für mich tun. Vorher bitte ich ihn zu duschen. Alles! Der Geruch muss stimmen. Verstand habe ich selber!
Wenn er sich zurückhält – selbstverständlich nicht sexuell – dann kann er noch eine Weile im Bettchen bleiben, bei mir. Erzählen braucht er mir nichts. Was ich wissen will kann er mir sowieso nicht sagen. Dies ist ein Rollenspiel! Wir sind anonym: Mann und Frau, beim ersten Hinsehen – wenn man so will. Auf keinen Fall darf er das als sicher annehmen. Auf primitive Romantik stehe ich nicht. Auf Romantik schon, doch dafür bedarf es sehr viel mehr. Ich stehe auf Sex, wenn ich wuschig bin.
Nach dem Spiel ist nicht vor dem Spiel! Wenn er mich beim Gehen ansieht wie ein Dackel, dann rate ich ihm, mich nie mehr anzurufen. Den Kuhblick muss ich noch üben, wenn ich will. Aber das glaube ich selber nicht!
Ich bin kein Genie und will auch nicht als ein solches bezeichnet werden. Aber ich kenne mich aus. Die Verwirrtheiten früherer Frauen-Generationen sind nicht an mir haften geblieben. Das ist ganz normal! Ich bin eine ganz normale Frau! Wenn ich drei Schritte hinter einem Mann gehe, dann tue ich das nur um ihn zu ärgern. Auch das ist ein Spiel!
Grundsätzlich bin ich freundlich – auch wenn ich Absagen erteile. Ich spitzfinde nur gern. Ich würge gerne verbal, küsse und umarme aber dann gleich danach…verbal. Schwer zu verstehen bin ich nicht. Mann braucht nur etwas Übung. Ich bin kein Preis, keine Versuchung, nicht geeignet für die Ehe oder andere Glaubensgemeinschaften. Ich habe Herz! Das und nur das ist meine einzige und aufrichtige Überzeugung.
Wer weniger Verstand hat als ich, der wird registriert. Akzeptiert wird er, weil er nun schon mal da ist. Geliebt wird er spielerisch – wenn er nicht spricht. Und das Wichtigste: ich achte ihn als das was er ist! Als Dildo.
Für heute Abend habe ich mir so etwas nach Hause bestellt. Es ist kein Callboy, denn ich bin hübsch und mir meiner Anziehungskraft durchaus bewusst. Ich brauche nur auszugehen. Irgendwann treffe ich dann was ich möchte – einen sprechenden Dildo. Danach kehre ich wieder ins wogende Meer meiner Gedanken zurück.
©Sur_real