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Rolfi (Der Beginn einer erotischen Geschichte)

Rolfi (Der Beginn einer erotischen Geschichte)
Dies ist die Geschichte von Rolfi. Rolfi selbst möchte sie lieber nicht erzählen, denn erstens ist er dazu viel zu dumm und zweitens zu bescheiden. Drittens möchte er niemanden verletzen. Viertens hätte er Angst erkannt zu werden und fünftens bis unendlichstens wäre es sinnlos, da sie ohnehin unglaubhaft ist – jedenfalls meint das Rolfi.

Bevor sie also keiner erzählt, diese kuriose Story, möchte ich das tun. Nach Rücksprache mit dem Protagonisten, werde ich dies jedoch aus der Sicht der anderen machen. Dies sei objektiver als Rolfis – meint jedenfalls Rolfi selbst…

Schon als Rolfi erwachsen wurde konnte er theoretisch eine lange Geschichte erzählen. Eine Geschichte voller Geister, denn er konnte „Geister sehen“, voller Angst, denn er hatte Angst vor Geistern, voller Ablehnung, denn er war als Kind sehr beliebt gewesen. Immer schwach, immer hochgradig naiv, immer liebenswürdig bis zu einem gewissen Grad, erregte er einerseits das Mit-Gefühl der Frauen und andererseits das Mit-Leid der Männer. Lernte man ihn allerdings näher kennen, dann erfuhr man schnell, daß Rolfi niemals bereit war etwas – aus seiner Sicht – Schlechtes anzuerkennen und aus seiner Sicht schlecht war nahezu die ganze Welt! Seiner Meinung nach waren die anderen Leute andauernd bestrebt mit Gewalt Einfluss auf seine „arme Seele“ zu nehmen, deshalb hielt er sich für befugt sie auf Distanz zu halten. Wenn man ihn nicht in Ruhe ließ, wie in der Schule z.B. dann log und betrog er sie, so gut er eben konnte…und er konnte das gut! Die logische Folge daraus war das berechtigte Misstrauen seiner Umgebung ihm gegenüber, denn mit der Zeit bemerkte auch der gutmütigste Zeitgenosse, daß mit ihm nicht gut Kirschenessen war.

Seinem angewandten Negativismus entsprechend sahen auch seine ersten sexuellen Kontakte aus: lächerlich vernichtend! Lächerlich, denn sowohl die Wahl der Gespielin wie auch deren Verhalten zeitigten weder Erfolg, noch trugen sie dazu bei, sein Selbstbewusstsein zu stützen. Aber sein Selbstbewusstsein war groß! Den „Schaden“, den seine Eltern – wohlwissend – an diesem Stützinstrument einer heranwachsenden menschlichen Psyche anrichteten, überspielte er locker. Rolfi wurde nämlich sehr früh Mädchenverbot erteilt, denn seine Mutter hatte sein Tagebuch gefunden, zu dessen Führung sie ihn, Wochen vor dessen Auffindung, animiert hatte. Dort war deutlich zu lesen was sich die blühende Fantasie eines bereits leicht pubertierenden, missratenen, männlichen Kindes auszumalen imstande war. Der eiligst herbeigerufene Pfarrer ermahnte Rolfi dringendst den Namen des arglistig verführten Mädchens preiszugeben, damit man ihm noch rechtzeitig „helfen“ könne. Leider existierte es nicht, sonst hätte er es sicher verraten. Vorsichtshalber bekam er nun absolut kein Taschengeld mehr, vorher hatte er weitgehend keines bekommen, denn was er damit anfangen würde war allen immer schon klar: auf Mädchenjagd gehen!

Trotz allem verschaffte er sich, mit der ihm eigenen Hinterlist, gewisse Erfahrungen. Zwei seiner Cousinen wohnten in der Nähe. Eine davon klug und hübsch, die andere, wie er, ein wenig zurückgeblieben und gerade noch attraktiv genug um ihn zu interessieren. Die Hübsche gefiel ihm natürlich viel besser als die Doofe, aber er traute sich einfach nicht sie auf das hin, was er im Schilde führte, anzusprechen. Daß seine Absicht böse war störte ihn eben so wenig wie die ebenfalls böse Absicht in der Schule gar nicht hinzuhören, wenn die Lehrkräfte Dinge von ihm verlangten, die ihn „nichts angingen“. Schulaufgaben zum Beispiel.
Er hielt sich sowieso für klüger als die Polizei erlaubt und in diesem Zusammenhang maßte er sich auch an, nacktes Mädchenfleisch erkunden zu dürfen. Verboten war ohnehin fast alles was er tat oder wollte. Mit der ihm eigenen Tücke gelang es ihm das verdutzte weibliche Geschöpf zu entkleiden. Dann streichelte er es zärtlich. Nach einiger Zeit wollte er wissen ob die nackte Cousine etwas fühlte, doch die sah ihn nur verständnislos an. In seinem Übermut präsentierte er sich nun selbst ohne Bekleidung und brachte die Dreizehnjährige dazu nun ihrerseits Hand an ihn legen. Er, damals vierzehneinhalb, bekam einen unanständigen Ständer. Die Berührungen gefielen ihm, weshalb er das Mädchen frech darauf aufmerksam machte. „Mir gefällt das! ist es denn bei dir nicht genauso?“ tönte er und bekam sofort die angemessene keusche Antwort darauf. „Hähähähähä“ gackerte das Mädchen, „hähähähähä, das ist doch nur bei den Jungs so. Uns ist das völlig egal. Frauen stehen nicht auf sowas!“ Rolfi begann mit hochrotem Kopf einzusehen, daß er wohl auch in dieser Disziplin völlig aus der Art geschlagen war und zog ab. Leider wollte er das Gelernte nicht einsehen. 3 Jahre lang belästigte er, in halbjährlichem Abstand, die sich langsam zu einer jungen Frau entwickelnde Cousine immer wieder. Sein Mangel an Intelligenz und Moral trieben ihn nahezu krankhaft an Unerlebbares zu erleben. Und immer wieder wurde er ausgelacht. Schließlich gab er auf.

Er vereinsamte zusehends, machte einen schweren Fehler nach dem anderen, wie z.B. den, beim Vater in die Bildhauer-Lehre zu gehen, (heilige Figuren aus Steinen schlagen) anstatt seinen Idealberuf des freien Kunstmalers anzustreben. Im elterlichen Betrieb fand er die „Geborgenheit“, nicht nach draußen, in die weite Welt gehen zu müssen. Das kam ihm sehr zustatten, denn aus Mangel an Kontakten war er inzwischen total weltfremd geworden. Zu seiner Angst vor Geistern gesellte sich die Angst vor Menschen. Und was die Gesellschaft von ihm wollte hatte er ja noch nie begriffen. Die Kehrseite der Medaille war für ihn allerdings, trotz schwerer Arbeit, niemals einen Cent Lohn zu bekommen (Pfennig damals), denn die Welt befand sich ja immer noch in hellem Aufruhr wenn sie an einen losgelassenen Rolfi dachte.

Aus diesem Grund beschäftigte er sich in der Freizeit eben mit Lesen. Endlich konnte er all das erfahren was man ihm die ganze Schulzeit über verweigert hatte. Echte Kenntnisse in Sachen Astronomie, Geschichte, Kunst und in den Naturwissenschaften. Und noch eine andere Form der Zeitverschwendung, wie die Eltern meinten, nahm ihn arg in Anspruch: das Hanteltraining! Noch gut konnte er sich erinnern, die ganze Kindheit hindurch Freiwild für alle Arten von „Helden“ gewesen zu sein, die nichts Besseres auf dem Heimweg von der Schule, oder wo sie ihn sonst trafen, zu tun hatten als ihm nachzustellen um ihn gegebenenfalls verprügeln zu können, wenn er sich schon nicht ärgern ließ. Damit sollte jetzt in Bälde Schluss sein. Auszusehen wie ein Schwerathlet würde ihm überflüssige Kämpfe ersparen.

Wissen und Macht! Damit wollte er sich vor einer bösen Welt in Sicherheit bringen, wobei er leider geflissentlich übersah, daß es genau andersherum war (er lebte als das verkörperte Böse in einer guten Welt). Doch seine neuen Möglichkeiten machten ihn mit den Jahren eingebildet. Einerseits redete er unentwegt von Dingen die kein Mensch – er selbst sicher auch nicht – verstand und andererseits verhöhnte er die „starken“ Männer der Verwandtschaft und der Bekannten seines Vaters mit seinen Herausforderungen zum Armdrücken, worin sie generell nach 2 Sekunden schmählich unterlagen. Diejenigen, welche ihn früher, seiner traurigen Gestalt wegen, ausgelacht hatten, sahen sich unangenehm bloßgestellt. Bald gab es keinen mehr, der ihn noch sympathisch fand. Er tat einfach alles um andere Menschen zu demütigen, er besaß weder Takt, noch Anstand und als er plötzlich auch noch das Schachspielen erlernte und alle schlug die damit angaben, war es gänzlich vorbei mit der Freundschaft. Nun galt es ihm Niedertracht und Hochmut gründlich heimzuzahlen. Doch zunächst ging alles schief.

Dieser moderne Kaspar Hauser hatte inzwischen eine Verschlagenheit entwickelt, die jeder Beschreibung spottete. So triumphierte er auch noch ein letztes Mal, als der Vater, aus reiner Neugierde, oder um es sich selbst zu beweisen? - oder um doch noch eine gute Seite an seinem Sohn entdecken zu können? – einen „staatlich anerkannten Intelligenztest“ arrangierte. Was genau er damit bezwecken wollte blieb auf ewig unklar. Freunde und Bekannte hatten ihn auf eine beamtete Person aufmerksam gemacht, die solche Tests in ihrem Institut für irgendwelche Zwecke regelmäßig durchführte. Alle warteten gespannt auf das Ergebnis. Es geriet niederschmetternd! Wie Rolfi das gemacht hatte, konnte sich keiner erklären. War es ihm gelungen die Lösungen der Fragebögen in Windeseile zu entdecken und abzuschreiben? Hatte er so viel mehr Glück als Verstand, daß er aus Versehen die allermeisten Fragen zufällig richtig beantworten konnte? Besaß er gar die Fähigkeit jemanden zu hypnotisieren, damit der dann das Ergebnis für ihn fälschte? Oder bewies dieser Test nur, daß staatlich ermittelte IQ-Quotienten keinen Heller wert sind? Das mitgebrachte Ergebnis war jedenfalls verblüffend! In Sachen Fantasie erzielte Rolfi einen Quotienten von sage und schreibe 198! Wesentlich schlechter war er schon in logischem Denken, da hatte er nur 166! In räumlichem Denken erreichte er schon wieder 183! Gottseidank versagte er mit einem Quotienten von 132 in rechnerischem Denken beinahe und in reiner Mathematik mit nur 110 fast völlig. Da jedoch der Intelligenzquotient von 110 für den Klügsten unter den Kumpanen des Vaters schon herausragend war (schließlich hatten alle – bis auf Rolfis Vater – mitgemacht um nicht als feige zu gelten), nutze Rolfi die Situation natürlich wieder schamlos aus. Er lachte unverhohlen über sie alle! Doch dies tat er zum letzten Mal! Denn bald starb sein Vater aus Gram über den Sohn, wie man dem Sohn glaubhaft versicherte – und auf einmal konnte ihm seine ungestüme Gier eine Frau kennen zu lernen nicht mehr verboten werden. Die Mutter allein war einfach zu schwach dazu, so sehr sie sich das auch wünschte. Rolfi tat was er längst tun wollte. Er nahm sich vor eine Freundin zu finden, und zwar: koste es was es wolle!

Kein leichtes Vorhaben für einen jungen Mann, der ausschließlich Second-Hand-Kleidung trug, dem es erst jetzt erlaubt war die Haare zu waschen und zu föhnen und der außerdem nicht die geringste Erfahrung darin hatte wie man Frauen anspricht. Doch sein Selbstbewusstsein war immer noch unerschütterlich, so unerschütterlich wie sein Optimismus, dem einfach gar nichts etwas anhaben konnte. Bei geistig minderbemittelten Personen soll das ja öfter der Fall sein, habe ich gehört (ohne es mir jedoch wirklich vorstellen zu können).

Ralfi ging, stark gehemmt, doch entschlossen ans Werk. Nur, leider war das Ergebnis seiner Bemühungen mehr als ernüchternd. Er dachte schon, als Jungmann sterben zu müssen, da ereilte ihn eine Offenbarung. Nachdem ihn 30 Frauen – das war sein Limit gewesen – entweder ausgelacht oder sich angeekelt von ihm abgewendet hatten, begegnete er Naomi. Sie war die Tochter eines Metzgermeisters, eines ebenfalls starken Mannes, der jedoch dem Alkoholismus verfallen und deshalb bereits angeschlagen war, als er versuchte Rolfi entgegenzutreten. Naomi war mit einem kleinen Hampelmann oder auch notorischen Spaßmacher liiert, vor dem sie keinerlei Respekt hatte. Daß dies ihre Grundeinstellung Männern gegenüber war merkte Rolfi, ihr neuer Verehrer später (irgendwann). Im Großen und Ganzen, meinte er, sei sie ungewöhnlich freundlich, gesprächsbereit, ja sogar mitfühlend. Das machte Eindruck auf ihn. Darüber hinaus war sie ohnehin die einzige, die sich mit ihm unterhielt. Vielleicht erinnerte er sie an ihren Vater, den Säufer, zumindest von der Statur her. Erstaunlicherweise hatte Rolfi auch noch am gleichen Tag Geburtstag wie der Erzeuger der freundlichen Metzgerstochter. Vielleicht gab das den Ausschlag? Jedenfalls beschloss Naomi mit dem Kuriosum, das sich keiner herauszufordern traute, einen Fehltritt zu wagen. Nach einem völlig ungeschickten Annäherungsversuch Rolfis, dem nicht mehr geplanten 31., landeten die beiden im Bett! Rolfi rackterte sich 5 Stunden lang ununterbrochen ab, so als wäre es das erste und letzte Mal, daß er die Gelegenheit bekam eine Frau zu beschlafen und Naomi kreischte eine ganze Nacht, zum Missfallen von Rolfis Mutter, die wiederholt an die Zimmertüre klopfte und Naomi versuchte rauszuwerfen. (Rolfi war damals schon über 23!) Und seine Befürchtungen sollten sich bestätigen. Einmal irrte er sich nicht, doch er hatte ja schließlich auch nicht seinen Verstand gebraucht. Der zeigte sich nach dieser Liebesnacht völlig hinüber. Total bescheuert, wie in Trance, brachte er das Mädchen nach Hause und als er es beim Abschied noch einmal zu küssen versuchte, wehrte sie ihn energisch ab. Verdutzt glotze er Naomi im morgendlichen Zwielicht an. Doch die sagte ihm mitten ins Gesicht: „Lass das, du bist nicht grade meine Große Liebe und wiedersehen werden wir uns auch nicht“. Peng! Aus der Traum. Gerade hatte ein neues Leben begonnen, intensiv, verwirrend und voller Leidenschaft, da war es auch schon wieder zuende!

Rolfi fiel in einen Zustand zurück, dem er erstmals schon als Fünfjähriger erlegen war: er meditierte. Tage und Nächte saß er da, völlig abwesend, zurückgezogen in eine „perverse“ Fantasiedimension ohne Leid und Kriege. Dort schwebte er nur herum, nichtsahnend, alleswissend, sich genügend in der Verlorenheit eines körperlosen Daseins, das, von allen verlassen, alle verließ. Dabei achtete er nicht darauf – wie schon als Fünfjähriger – daß es ab und an um ihn herum knackste, als ließen sich Schritte auf dem hölzernen Boden seiner Behausung hören. Kamen die Geister zurück? Niemand bekam ihn mehr zu Gesicht. Keiner durfte mit ihm reden, wenn er einmal jemandem zufällig begegnete, auf dem Weg zur Toilette oder zum Mittagstisch. Nach ein paar Wochen brachte es seine Mutter auf den Punkt. „Du bist mit dem Teufel im Bund!“ sagte sie furchtsam zu ihm. Rolfi erschrak, aber er machte sich auf den Weg ihn, den Teufel, zu finden, weshalb er anfing Nachtwanderungen zum 7 Kilometer entfernten Wald und darin herum zu unternehmen. Tagsüber meditierend, nachts die Wälder durchstreifend, verbrachte er seine Zeit, die ihm endlos, nicht vergehend, erschien. Sein Selbstbewusstsein wurde noch einmal stark. Nichts konnte ihn erschüttern, nicht die seltsamen kleinen Lichter, die seine Spuren kreuzten, nicht die Geräusche, als würde jemand mit Steinen nach ihm werfen, die dann, an ihm vorbei, durch die Zweige sausten, ja nicht einmal die Schritte des „Teufels“, die er auf den nächtlichen Wegen hinter sich hörte.

Dann meldete sich auf einmal ein Engel bei ihm. „Ich habe mit meinem Freund Schluss gemacht, wir können uns wieder sehen, wenn du möchtest – aber denke nicht, daß wir deshalb gleich ins Bett gehen werden“, sagte eine angenehme Stimme am anderen Ende der Telefonleitung. Es war Naomi, die Rolfi aus seiner Gespensterwelt in die Realität zurückholte. Parallel dazu hatte sich ein alter „Schulfreund“ gemeldet, der Mitleid mit ihm hatte und ihm deshalb einen Job als Versicherungsvertreter verschaffte. „Du hast doch kein Geld“, meinte Heinz-Karl, „nun bekommst du welches, du musst nur Leute beschwatzen und das kannst du, soviel ich weiß ganz gut“. Eine neue Ära begann!

So gut er konnte versah Ralfi seinen Dienst bei der Versicherungsdirektion als Vertreter. Er hasste diesen Job von Herzen, doch Naomi begleitete ihn rührend auf seinen Fahrten, sie schlief jede Nacht mit ihm in seinem Bett, so daß er die Anfechtungen des Alltags weitgehend unbeschadet überstand. Aber er „philosophierte“ unentwegt. Nichts passte ihm! Jedenfalls nicht gedanklich. Seine Beobachtungen an der Arbeitsstelle beschrieb er als Negativ-Erfahrungen. Die Zustände dort seien entwürdigend, betrügerisch, unnütz. Was sollte ein liebes Mädchen davon halten? Einem solchen gingen ganz andere Dinge durch den Kopf: Pläne vom trauten Familienheim, von steigendem Einkommen, von kommenden Kindern, von Glück und Zufriedenheit! Naomi fing an zu protestieren und zu kritisieren. Vielleicht konnte sie diesen infantilen Möchtegern so zur Raison bringen, indem sie sein verstiegenes Selbstwertgefühl erschütterte. Inzwischen hatte sie entdeckt, daß sie diesen Blödmann vermutlich doch mochte. Das hatten übrigens plötzlich auch andere Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts gemerkt, die sich früher, aus guten Gründen, fern gehalten hatten von Rolfi. Gut gekleidet und irgendwie auch anders, aber nicht schlecht aussehend, erweckte er nun ihr Interesse, weshalb er fast jeden Abend Besuch bekam. Alle wollten ihn sehen, das „Wunder“ bestaunen, wie aus einem ungepflegten Rasputin-Verschnitt ein scheinbar interessanter junger Mann werden konnte. Naomi begann sich Sorgen zu machen.

Rolfi flirtete natürlich mit jeder! Noch schlimmer: er „rächte“ sich! Alle Weibsbilder, die ihn verschmäht hatte, mussten sich vor ihm ausziehen! Denn er hatte ein neues Hobby entdeckt. Da er weder Zeit noch Gelegenheit hatte Skulpturen anzufertigen und nicht einmal genug Muse Skizzen zu machen, fotografierte er nun ersatzweise. Was die ganze Verwandtschaft immer befürchtet hatte war eingetreten. Jetzt, da er über ausreichend Geld verfügte hatte er nur noch Frauen im Kopf! Bald war eine Kamera angeschafft, die Mädchen gaben sich die Klinke in die Hand und nicht wenige von ihnen kamen in der unverhohlenen Absicht den Fotografen mit ihren Reizen zu bezaubern. Doch klammheimlich schlich sich die „Ausgleichende Gerechtigkeit“, durch die Hintertüre in Rolfis Leben ein – will heißen: eine geheimnsivolle Mechanik (Gottes Mühlen?) setzte ein, um Rolfis absolut verstiegenes Selbstvertrauen, Tröpfchen für Tröpfchen, auszuhöhlen. Im vollen Besitz (wessen?) geistiger Kräfte fing Naomi an sich zu beschweren. Sie tat dies nicht in nachvollziehbarer Manier, sonst wäre es ja auch keine Überraschung, sondern nur ein zu bewältigendes Problem gewesen, setzte sie ihre Kritik an, oder ein. Erst nur zaghaft, dann mit aller gebotenen Vorsicht, schließlich heftig, stellte sie alles – nicht nur seine Shootings – in Frage. Rolfi musste einfach endlich begreifen wie sehr er imstande war sich zu irren. Er irrte sich oft, täglich kann man sagen, aber er machte sich nicht das Geringste daraus. Nur aus Naomis Angriffen machte er sich etwas. Er fühlte sich angezweifelt, verletzt, ja untergraben! Er hörte – aus seiner Sicht wohlwollend – zu, wandte ein, verteidigte sich, zunächst pointiert, dann schroff und stellte sich schließlich offen zum Streit. Der Streit eskalierte und Rolfi fühlte sich bemüßigt seine Freundin aus der Wohnung, in die er gezogen war, hinaus zu werfen. An diesem denkwürdigen, dem soundsovielten Tog, im Monat X des Jahres Y, sollte es für heute genug sein. Auch für Soft-Machos gibt es eine Grenze, die, bei Überschreitung eine, wenn auch fragwürdige, Autorität untergräbt. „Geh jetzt“ sagte er grob. Naomi kam ein wenig ins Wanken und fragte nur: „Soll ich denn wiederkommen?“ Rolfi dachte in diesem Augenblick frech daran, einmal die vielen neuen Chancen auszuprobieren, dann jedoch mit einem Blumenstrauß bewaffnet wieder vor Naomis Türe aufzutauchen, die Versöhnungsabsicht im Schlepptau. Vorher wollte er jedoch noch mit der ganz süßen Nele poppen, die zwar nicht intellektuell-seelisch, wohl aber rein körperlich für ihn ganz besonders in Betracht kam. Naomi ahnte selbstverständlich alles und hielt die Stunde der Belehrung für gekommen. Deshalb ging sie, über den Umweg „Apotheke“, wo sie sich noch eine letzte Schachtel Schlaftabletten besorgte, nachhause. Dort warteten bereits 3 weitere Schachteln, sowie 3 Flaschen guter Rotwein, denn die kluge Frau ist schließlich auf alles vorbereitet. Sie hatte immer gewusst, daß es einmal soweit kommen würde und deshalb setzte sie nun alles auf eine Karte!

Naomis Eltern waren verreist, von ihnen war keine Störung zu erwarten. Nur einer konnte sie noch retten, indem er vorbeikam um sich zu entschuldigen. Bei der Gelegenheit würde er ein sterbende Frau vorfinden, die Sanitäter alarmieren, sich schwere Vorwürfe machen und fürderhin für alle Zeiten fügsam sein. Eine himmlische Wohltat, wenn man bedenkt wie nötig Rolfis schlechter Charakter eine solche Hilfestellung auf dem Weg zur Besserung gehabt hätte. Leider kam es ganz anders als geplant. Rolfi kam überhaupt nicht. Er befand sich auf der Jagd nach der süßen Nele. In der Disco, wo er sie anzutreffen gedachte, saß jedoch nur sein bester Freund, der ihn ermahnte bei Naomi vorbeizuschauen, da er sich Sorgen mache. Rolfi blieb jedoch stur. Und das Schicksal nahm seinen Lauf: eine nicht zu unterschätzende Lektion bereitete sich vor. Die Ereignisse sollten die erste tiefe Wunde in Rolfis schwarze Seele schlagen, zum Zweck sein sogenanntes „konsequentes Verhalten“ nicht nur dumm, sondern absolut verworfen aussehen zu lassen. Der grobe Keil näherte sich dem Groben Klotz und zertrümmerte in mit zwei Schlägen. Während Rolfi selig die Nacht verschlief wurde eine blühende junge Frau unsanft aus ihrem Domizil gezerrt und in das nächste Bezirkskrankenhaus verfrachtet, damit man ihr den Magen auspumpen und das Blut waschen konnte.
Der selige Schläfer hatte indessen einen wundervollen Traum…

Er träumte, daß dicke Regentropfen an sein Fenster schlugen und als er im Traum erwachte, sah er blühende Bäume davor und eine schöne Stimme sang: „Sie kommt wiieder – sie kommt wiiiiiieder“. Rolfi erschrak ein wenig, denn er war noch nie einem Engel begegnet. Und das musste es ja wohl gewesen, ein Engel, der ihn da des nächtens becirzte, um ihm zu bedeuten wie wichtig er sei. In Wirklichkeit wurde just zu dieser Stunde, Naomi von ihren unplanmäßig zurückgekehrten Eltern entdeckt!
Anderntags bekam er einen Anruf… Man sage ihm das jetzt nur um ihm Bescheid zu geben, daß es wohl keinen Sinn habe weiter mit Naomi befreundet zu sein, eröffnete ihm deren Mutter, denn ihre Tochter habe gestern versucht sich seinetwegen umzubringen. Wenn er sich aber noch von ihr verabschieden wolle, dann könne er das gerne in dem betreffenden Krankenhaus (geschlossene Abteilung) tun. Danach werde man wohl Mittel und Wege finden damit das arme Mädchen wieder ganz gesund werde und zu ihrer früher existierenden Heiterkeit zurückfinden könne. Rolfi fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem neu am Horizont auftauchenden Gefühl von Freiheit, die er höchstwahrscheinlich für ein ausschweifendes Leben nutzen würde und der unangenehmen Pflicht jemandem, der ihn ohnehin nicht wirklich mochte, den Laufpass zu geben. Dies riet ihm jedenfalls das Teufelchen seines, sagen wir mal, „erotischen Nichtgewissens“, denn jetzt hatte er ja alle Trümpfe in der Hand, meinte er. Die Frauen fürchteten sich nicht mehr vor ihm. Aber es kam alles ganz anders! Denn neben den Teufelchen in uns gibt es auch noch die Engel des Schicksals und ein solcher entschied, in dem ihm vorliegenden Fall, vollkommen anders…

Im zuständigen Krankenhaus mit seiner, zum menschlichen Wohl eingerichteten „Geschlossenen Abteilung“, angekommen wurde Rolfi auf sein Begehr die Patientin Naomi sehen zu wollen, gesagt, er müsse noch ein wenig warten, denn da sei gerade „Visite“. Eine gute Gelegenheit sich noch einmal die passenden Worte zurechtzulegen, dachte der verschlagene Besucher bei sich, dann kam auch schon die Erlaubnis die Heiligen Hallen betreten zu dürfen. Rolfi näherte sich dem angegebenen Zimmer, als ihm, in höchster Eile ein Pfleger entgegenstürzte. Er sah aus, als habe man ihn bei etwas Wichtigem überrascht. Rolfi dachte gerade an eine Entschuldigung seinerseits, da umarmte ihn auch schon krampfartig Naomi. Sie zitterte am ganzen Körper und weinte heftig. „Hilf mir bitte! Ich bin hier mehrfach vergewaltigt worden“! Ralf schaute ungläubig. „Wie bitte??“ „Der Pfleger, der gerade geflüchtet ist, als man ihm sagte es käme Besuch, hat mich die letzten Tage dreimal vergewaltigt und mir gedroht, wenn ich was sage werden er und die mit ihm befreundete Ärztin dafür sorgen, daß ich in eine Anstalt überwiesen werde“. Mit einem Mal hatte der Engel des Schicksals Rolfis Vorhaben – das er vor sich inzwischen als „konsequent“ bezeichnete - weggeblasen. Wutentbrannt ging er stattdessen zum Leiter der Klinik, wo er sich lautstark beschwerte. Der Chefarzt aber grinste nur gelassen. „Wenn sie das irgendwo wiederholen oder gar an die Presse geben, dann sorge ich dafür, daß sie ihres Lebens nicht mehr froh werden, denn dann haben sie nämlich eine Verleumdungsklage am Hals!“ Naomis Mutter, die gerade hinzukam zerrte Rolfi, der sich am liebsten zu unverantwortlichen Äußerungen hinreißen lassen wollte, zurück auf seinen Stuhl. Ein paar Wortwechsel später ging er schnaubend hinaus, jedoch nicht ohne den Doc noch einmal gefährlich angefunkelt zu haben.

Zur Überraschung aller war Naomi am nächsten Tag entlassen und mit Rolfi im Bett. Dort mobilisierte sie ihre ganze Hingabe, entschuldigte sich und versprach so etwas Schlimmes nie wieder tun zu wollen. Ihre Mutter räumte zwar ein ihre Tochter wohl bisher überhaupt nicht gekannt zu haben, fügte sich jedoch zähneknirschend der Erneuerung dieser ungesunden Verbindung.

©Sur_real
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