Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dirtytalk & Kopfkino
447 Mitglieder
zum Thema
Zwei Tage ohne Intimrasur bei IHR449
Schönen guten Tag, mich interessiert mal: Stört es die Männerwelt…
zum Thema
Unterschiedliche Brüste: Wie ist das für euch?77
Da man immer wieder auch in Zeitschriften darüber liest, wollte ich…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Das Erdbeermädchen

Das Erdbeermädchen
Und ich renne die Treppe rauf und runter und wieder rauf. Ich wechsle den Pulli, und dann das T-Shirt, lasse den Pulli weg, dann doch wieder nicht. Und dann muss ich die Zähne putzen, weil- das gehört sich so. Und dann habe ich das Portemonnaie vergessen und dann zwei unterschiedliche Socken an und dann fällt mir auf: Ich bin nicht rasiert. Ich muss Pulli und Shirt wieder ausziehen, mich rasieren und alles wieder anziehen. Und dann ist die Katze im Weg und mein Schlüssel ist weg und dann finde ich den linken Schuh nicht und dann, ja dann habe ich alles zusammen.

Und wozu das Ganze? – Na, für das Erdbeermädchen natürlich! Das Erdbeermädchen … Ach, das Erdbeermädchen…

Das ist nämlich so: Es ist Mai und es ist Erdbeersaison. Und deshalb steht da dieser Stand mit den Erdbeeren. An der Straße steht er, so ein Stand mit einer Plane, mit einem Schild davor: „Erdbeeren und Spargel“ – ach, ihr kennt das ja.
So und in diesem Stand sitzt manchmal das Erdbeermädchen. Sie ist blond. Und sie ist hübsch. Und sie ist süß.
Manchmal sitzt da auch so ein Student mit Dreitagebart, der interessiert mich natürlich nicht. Das sind dann die schlechten Tage. Aber heute ist ein guter Tag, denn sie ist da. Ich habe sie gesehen. Ich bin schon einmal vorbei gefahren. Also, ganz schnell bin ich gefahren, damit sie mich nicht sieht.
Wenn sie da sitzt und auf Kunden wartet, guckt nur ihr blonder Schopf hinter den Erdbeeren hervor. Mehr sieht man nicht von ihr im Vorbeifahren. Also, blonder Schopf bedeutet für mich einen guten Tag, und es bedeutet, dass es bei mir Erdbeeren gibt. Nur an den blonden Tagen habe ich Erdbeeren, denn bei dem Studenten kaufe ich nicht.
Die Erdbeeren sind mir eigentlich egal. Ich mag die Früchte gar nicht. Aber das Mädchen, das Erdbeermädchen, das mag ich umso mehr. Sie ist so frisch, so lebendig, sie ist so jung. Ok, also jung bin ich auch, zumindest im Geiste. Darum geht es hier aber nicht.
Wenn sie verwirrt ist, zum Beispiel wegen des Wechselgeldes, dann hat sie ein besonders hübsches Gesicht. Ihr fehlt so schnell die Fassung, ihr Gesicht ist so lesbar, ihre Mimik ist so klar. Jede Regung sieht man da. Verblüffung, Fragen, Wundern, Nachdenken, alles sieht man ihr an. Das ist alles echt. Das ganze Mädchen ist echt. Sie ist wunderschön. Und sie kann über sich selber lachen. Glaube ich jedenfalls, so gut kenne ich sie ja nicht. Ich kenne sie gerade mal acht Kilo Erdbeeren lang.

Genug geschwärmt, ich fahre jetzt da hin. Jawohl, heute nehme ich die Sache in die Hand. Ist nicht weit. Nur die Straße herunter und rechts und links und dann noch ein Weilchen und da sehe ich ihren Stand schon. Er leuchtet in der Sonne. Erdbeerrot leuchtet die Plane im Licht.
Aber ich fahre erst einmal vorbei. Einen kleinen Kontrollblick werfe ich in den Stand: Ja, sie ist da. Sie sitzt verdeckt von Erdbeeren und liest.
Jetzt fahre ich erst einmal in den Kreisverkehr und drehe drei Runden. Das ist etwas albern, aber der Kreisverkehr ist außer Sicht von ihr und damit gewinne ich etwas Zeit. Sie soll nicht denken, ich komme nur wegen ihr. Denn wenn sie mich eben gesehen hat, denkt sie bestimmt, ich käme nur wegen ihr. Das könnte ja sein, nicht wahr? Das wäre ja peinlich. Nein, sie soll denken, ich komme ganz zufällig vorbei. Nur so, also, so auf dem Weg von der Arbeit schlendere ich so dahin, und dann kommt mir so die Idee, Erdbeeren zu kaufen, johh und dann halte ich halt an, und zufällig, also so ganz zufällig, ist sie dann da. So macht man das! Es muss ganz ungezwungen aussehen. Ganz zufällig. Ungeplant sozusagen.

Ich habe mir natürlich auch überlegt, wie ich das jetzt angehe. Jetzt geht es ja um die Wurst. Gleich stehe ich ja da, ja und dann muss ich ja wissen, wie es weiter geht. Sonst geht es ja nicht weiter, also ich will ja… also auf jeden Fall habe ich mir überlegt, was ich sage. Kurz habe ich überlegt, was ich sagen könnte. Vielleicht auch etwas mehr als kurz, so ein paar Stunden lang habe ich überlegt. Oder was ich machen könnte, habe ich auch überlegt. Machen kann man ja vielleicht auch irgendwas.
Schön fand ich die Idee mit dem Kaffee. Also wenn es kalt wäre dann könnte ich ihr einen Kaffee kaufen. Und mir dann auch einen Kaffee kaufen und dann könnten wir da so stehen, sie auf ihrer Seite der Erdbeertheke, ich davor und dann könnte man Kaffee trinken. Und sich unterhalten natürlich. So habe ich mir das vorgestellt. Die Idee fand ich cool. Dummerweise ist es nicht kalt und vielleicht mag sie keinen Kaffee und trinkt nur Tee oder Milch oder so. Also besser so nicht.

Deswegen mache ich das jetzt ganz spontan. So ein kleiner Plausch beim Erdbeerkauf. Themen gibt es ja genug. Zum Beispiel die Erdbeeren, ob sie selber auf die Leiter steigt und pflückt oder so. Ich könnte auch fragen, wo sie zum Klo geht. Das ist mir sowieso ein Rätsel! Wo zum Henker geht das Erdbeerverkaufspersonal zum Klo? Da ist der Stand und drumherum ist nix außer Wiese. Wie machen die das? Das wäre mal ein Thema, ja, das möchte ich wissen! Das ist mein Aufmacher heute: „Wo gehst du zum Klo?“ – Das ist ja gut gemeint und zeigt ihr auch, dass ich mir Gedanken über sie mache.

So jetzt bin ich da. Ich stehe in der Parkbucht, eine Plane nimmt ihr die Sicht zu mir. Sie sieht mich nicht. Gut so! Da steht ein Kunde und kauft. Den warte ich ab, der soll mal weg sein, wenn ich komme. Das ist mir irgendwie lieber. Er bekommt die Tüte gereicht. Sie quatschen noch etwas. Nicht, dass der mir das Mädchen jetzt wegschnappt – ach, das ist ja Unsinn. Ich bin ja schon völlig durch den Wind.
Wieso schwitze ich denn so? Wieso ist das jetzt alles so eng, wieso ist meine Sicht so begrenzt und alles ist so ein bisschen wie in einem Tunnel. Ich höre auch kaum was. Ich steige jetzt aus und gehe da hin. Jawohl, ich mache das jetzt.

Und ich gehe zum Stand. Sie steht da und lacht. Ach, dieses frische Gesicht. Ich…

„Ein Kilo Erdbeeren bitte.“ Sie packt die Tüte, ich gebe ihr das Geld abgezählt. Sie lächelt mich an, ich schaue nicht hin. Ich gehe weg, bloß weg von hier!

Ich bin so schüchtern, oh weh…
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Eine erdbeersüße Geschichte.

Sind die vielen "und dann" gewollt?
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Oooh yessss
eine Hommage an alle schüchternen Menschen! Jede Zeile nachvollziehbar und ich bekomme das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht... toll gemacht. Handwerklich ohne Tadel; die Geschichte packt gleich von der ersten Zeile an und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Chapeau!


Tom
Die Feder für eine erstklassige Geschichte
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Finde ich sehr gut geschrieben, fesselnd, kurzweilig und nachvollziehbar. Glückwunsch zur Feder. Kann mir den Mann sehr gut vorstellen, wie er mit seinem Kilo Erdbeeren wieder das Weite sucht. Aber Erdbeeren pflücken auf der Leiter? Wissen Städter heutzutage nicht mehr, wie Erdbeeren wachsen? Ist das nicht zu arg?
@relightmyfire
Dankeschön.

Gute Frage das mit dem Detail. Aber er ist "in Fahrt" mit seiner Schwärmerei und zu Fragen ob sie auf dem Feld im Dreck herumkriecht, so zwischen Planen und Fungiziden, ich weiß nicht. Das mit der Leiter ist botanisch nicht absolut korrekt, aber dafür ist es heiter.
Und ... vielleicht wissen wirklich viele es nicht, über die kann man dann schmunzeln.
Glückwunsch zur Feder
Herrlich - es hat mich gefreut und ist durchaus nachvollziehbar

schüchterne Menschen können alles- wollen alles -
und wenn es um die Wurst geht -
dann geht garnichts mehr.

Ev
Lach
die Geschichte gefällt mir sehr sehr gut. Die Idee, zu fragen, wo die zum Klo gehen ist so schräg das sie schon wieder gut ist.Klasse
lach - dankeschön
an alle. Das freut mich wirklich, dass sie gefällt.

Und wenn sie wirklich so schön ist, dann kann ich sie dem Erdbeermädchen ja geben. Es gibt sie nämlich wirklich, ganz in Echt und realistisch, quasi zum Greifen - dreihundert Meter von hier... - ich fahre hin, dreimal um den Kreisel, und dann... na vielleicht geb ich sie ihr.

Schönen Gruß und sonnigen Tag.
Na dann
frag sie für mich mal nach einem Rezept für Erdbeerbowle und Erdbeerrolle. Erdbeerlasagne frägst Du erst nächstes Mal. Auch wenn's schwerfällt, weil Du ja schon süchtig nach ihrem Lachen bist. Danach erst darfst Du sie fragen, ob Du ihr mal die Leiter halten darfst.
Mannohmann, ich bin auch schon ganz aufgeregt! Sag mir dann aber Bescheid, wie's gelaufen ist.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
*top*

Mit Vergnügen und Freude gelesen und für gut befunden ...

(Der Antaghar)
*****tti Frau
1.384 Beiträge
eine so menschlich-natürliche Geschichte .. schön zu lesen und die Gedanken des schüchternen Mannes nachzuempfinden

lg Violetti *blumenschenk*
*******Mae Frau
789 Beiträge
Süße Geschichte. *g*
In Potsdam stehen auch jede Menge dieser Hüttchen rum. Die haben hinter jeder Hütte ein Dixieklo. Nur damit das geklärt ist.

:))
B.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.