(Be)greifen
Um mich herum die üblichen Verdächtigen. Männer in Leder und Netz-Shirts. Frauen in engen Kleidern mit diversen Schnürungen. Zu laute Musik wummert aus den Boxen. Es ist noch früh, aber es liegt schon jetzt eine Mischung aus Hormonen und Deo in der Luft.An der Bar steht ein Sex-Objekt. Typ George Michael in den 90ern in Jeans und weißen Hemd. Unrasiert, muskulös, bildschön. Degradiert zur Trophäe des heutigen Abends - man kann es spüren. Er weiß es auch. Wahrscheinlich kennt er es gar nicht anders.
Ich betrachte in Ruhe. Etwas zu jung und nicht mein Jagdprofil. Zu schöne Männer machen mich nicht an.
Der Laden füllt sich langsam mit Menschen, ich füll mich langsam mit Prosecco und Whisky. Die Musik wird tanzbarer, die Luft stickig und heiß, die überlastete Lichtanlage gibt alles. Hitze und Begehren um mich. Ich sitze noch immer an der Bar, den Rücken zur tanzenden Menge, mein Blick an die Eiswürfel in meinem Glas geheftet.
Die Hand, die sich in die Beuge meines Hals legt, ist kühl. Der Griff ist fest und sicher. Ich spüre den Daumen exakt in der Mitte meines Nackens. Mein Rücken streckt sich unwillkürlich. Meine Schultern verlagern sich nach hinten.
Er flüster mir etwas ins Ohr. Ich verstehe es nicht, die Musik ist zu laut. Es ist nicht wichtig.
Ludi incipiant...