Braunie
Als er klein war kam er viel herum- und nirgendwo an. Neue Schulen, neue Orte, hier zur Großmutter, da ins Internat und wieder
zurück.
Dann bekam er etwas, welches ihm Vertrautheit, Wärme, Nähe
emotionale Zuverlässigkeit gab.
Ein Meerschweinchen namens Braunie.
Er nannte es so, weil es braun war.
Seinen Braunie konnte er lieben, ohne das diese Liebe sich gegen ihn
kehren würde.
Braunie war nie wirklich gekanntes Zuhause, Vertrauen,
Geborgehheit, zärtliche Nähe.
Sein erster Weg führte immer zu Braunie.
Dann war Braunie auf einmal verschwunden. Angeblich bei der
Großmutter.
Später hiess es, Braunie würde jetzt mit vielen Hasen und
Meerschweinchen zusammenleben und hätte schon Freunde
gefunden.
Freunde? Er war doch Braunies Freund. Er weinte in sein Kissen,
verzweifelt, wütend, hilflos. Er weinte, bis keine Träne mehr in ihm
war.
Kurz darauf bekam er ein Kissen geschenkt, auf der einen Seite war
braunes Fell...
Er sah Braunie nie wieder.
Er fragte nicht, was aus Braunie geworden ist.
Er fragt es die, die es wissen müssten, nicht. Bis heute.
Er baut eine ständig größere Steinmauer um sich herum, im
doppelten Wortsinn.
Die Steine sind teuer und fressen sein Einkommen fast auf, lassen
kaum Zeit und Kraft für Lebensqualität.
Er hasst seinen Job, kann ihn aber nicht aufs Spiel setzen, um die
Steine weiterhin bezahlen zu können,
Denn die Steine müssen bezahlt werden, um jeden Preis.
Wehe jedem, der sich einen Stein auch nur borgen will!
Er ist innerlich so einsam dass es schmerzen würde, wenn er es noch fühlen könnte.
In ihm sitzt der kleine Junge von damals und weint und weint.
Er sitzt da ganz rational, zumindest meint er das.
Braunie sitzt im Himmel und wünscht sich, sein Herrchen würde nicht
zulassen, das ihm neben ihm seine Liebe, sein Vertrauen, seine
Hingabe und seine Lebensleidenschaft genommen wurden.
Würde im Himmel geweint werden würde Braunie so sehr weinen...
Braunie wartet auf ihn, auf den, dem alles genommen wurde.
Er freut sich darauf, wieder mit ihm zu kuscheln. Zu gurren, ihn zu
trösten, zärtliche Nähe zu spüren, gebend und nehmend gleichzeitig.
Bis dahin hat er wohl seine Steine...