Dirty Business
Eine Affäre zu haben ist ein schmutziges Geschäft. Wobei der schmutzige Aspekt in sexueller Hinsicht natürlich durchaus reizvoll ist, denn Blümchensex im Stundenhotel streben Abenteuersuchende sicher nicht an, sondern mit Begeisterung den Reiz des Verbotenen. Keine schnöde Hausmannskost, sondern das, was im heimischen Bett nicht (mehr) so intensiv prickelt. Es ist eine Bereicherung, sich leidenschaftlich fallen zu lassen, sich begehrt zu fühlen, sich daran weiden zu können, was sinnliche Berührungen beim Partner auf Zeit anrichten, sich gegenseitig bis zu einem bombastischen orgiastischen Finale hochzuschaukeln. Gemeinsam verschlungene, verbotene Pfade aus dem Beziehungseinerlei zu finden, bislang verbotene Spielwiesen zu entdecken und diese Flucht aus dem Alltagstrott mit allen Sinnen zu genießen.
Soweit der sonnenbeschiene Aspekt dieses Geschäfts.
Doch wie alles andere auch auf diesem unseren Planeten wirft auch eine Affäre lange Schatten, die in Kauf genommen werden müssen, wenn man sich darauf einlässt. Von gestohlener Zeit über betrogene Partner bis hin zu Lügen, Vertrauensbruch und Einsamkeit.
Die Schattenseiten können nach der ersten Euphorie eines gelungenen Stelldicheins sehr dunkel sein, denn die erste Geige spielen nach der geklauten Auszeit feste Partner und Familie. Abende, Wochenenden, Feiertage sind ein einsames Tabu. Unverbindlich verloren im Niemandsland sind weniger Gebundene und Singles.
Eine Persona non grata, deren Existenzberechtigung immer wieder nach wenigen Stunden abläuft, denn eigentlich darf es sie nicht geben. Freundschaft und Gefühl behindern ebenso wie das schlechte Gewissen dem Partner gegenüber das Geschäft.
Lug und Trug herrschen vor, wobei gern vergessen wird, dass man auch sich selbst damit bescheißt.
Die Knappheit der gestohlenen Zeit impliziert, dass auch die Affäre als Geschäftstermin dazwischen getaktet wird. Lust auf Knopfdruck ist genauso wenig wie die Leere nach einem stürmischen Date jedermanns Sache. Eingeschlafen wird allein bzw. an der Seite des Partners.
Umschalten können ist gefragt. Eben noch konzentriert und gestresst im Job, dann plötzlich sich fallen lassen, um sich danach wieder neutral zu verhalten, bevor der Partner seinen Anteil verlangt.
Und noch ein Aspekt - warum sollte eine Affäre so blauäugig sein, davon auszugehen, dass ihr Begatter auf Zeit ehrlich zu ihr ist, während er zu Hause seine Gemahlin nach allen Regeln der Kunst belügt? Träum weiter, Dornröschen…
Dennoch – allen negativen Aspekten zum Trotz kann auch eine Affäre ein erfüllendes Geben und Nehmen sein, ein sinnliches, bereicherndes Miteinander. Aber nur dann, wenn beide von denselben Voraussetzungen ausgehen und von ihrem Gegenüber nicht zu viel erwarten und vor allem weder Realitätssinn noch Eigenverantwortung vernachlässigen.