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Tannen(an)zapfen

**********hylen Mann
1.141 Beiträge
Themenersteller 
Tannen(an)zapfen
oder: Wach(s)gebilde irgendwo zwischen Ankunft und Erscheinung.

Ein kurzes Aufmerken begegnet da einem. Begleitet mit einem kurzen Nicken zum leeren Blatt Papier. „Schreib doch etwas!“
Was soll man denn schreiben?
„Was Besinnliches wäre doch gut-wo es gerade so schön in die Zeit passt“, raunt die Stimme. Etwas Lichtstarkes dient sich an, wo sich doch die nahende Düsternis der Rauhnächte wie ein Schatten auf das limbische System legt. Forderung nach bunt Verpacktem. Schillernde Gleichnisse warmer Absicht, bevor der Ofen auszugehen scheint.

Ein leichtes Gefühl von Katerstimmung mischt sich da irgendwo zwischen Ankunft und Epiphanias. Wozu der Glauben an die institutionalisierte Fröhlichkeit. Wieso auch?
Sobald das Wort seinen Weg bahnt, segelt jeder Zungenschlag auf der Fährte der Vorfahren. Wir sind vom Stamme Sisyphos. Und so stehen im Stammbuch eines jeden zunächst das Lügen und Betrügen und die Instrumente des Verrats. Wo doch das Wort so heilig ist. Höhere Weihen noch, wenn es um die Schriften und womöglich noch um die ganz besonders heiligen geht. Ausverkauf der Kraft der Bedeutung- immerhin geht es doch um möglichst viele Bilder. Das Erzählen verliert sich zuweilen zu gerne im Zählen der Steine. Vorhut der Versteinerung von Sinn. So lässt sich zwanglos ein transsubjektives Süppchen auftischen, ohne dass es eines Griffs in den Chemiekasten der Molekularküche der Metamorphosen bedarf. Wer fragt dann schon bei so vielen Bildern nach der Lauterkeit des Motivs.

Wie eine Kokarde wird dieser Umtrieb dann als blühende Fantasie verkauft und genüsslich ans Revers geklebt. Und so löst sich die Zunge und der Stift krakelt flugs über das Pergament. Man muss sich nur zusammenreißen und Moral beweisen, heißt es.

Immerhin: Was wäre die Moral schon ohne den Algorithmus der Worte?
Wo doch vorschnell räsoniert wird, dass am Anfang das Wort war. Wie eine Narrenkappe stülpt sich dieses Märchen über die Chronologien des menschlichen Bewusstseins, ohne dass sich scheinbar kaum jemand Gedanken gemacht hat, ob sich die Stammmutter Lucy vor gut 300000 Jahren über die Bedeutung von Präpositionen ereiferte. Oder ihrem (seitdem verschollenen) Gefährten einen Einkaufszettel für die Hatz über die Afarsenke geschrieben haben könnte.
Plausibler scheint, dass der erste bewusste sprachliche Ausdruck des Australopithecus afarensis eher in einem: „Hä?!“ gipfelte. Oder in einem Schmerzschrei, nachdem der frühmenschliche Schädel Lucys von einer Frucht vom Baum der Erkenntnis eher unsanft gestreift wurde. Mag man sich so die Geburtsstunde des Zweifels vorstellen?

Ach, zum Teufel damit. Und damit eingehegt in die Urgründe des menschlichsten Selbst. Tief eingefasst in dieses Gemenge, wo das Gutmenschentum sich doch so behaglich auszubreiten scheint. Wort und Stimme verlieren sich in der Gewissheit, dass Wahrhaftigkeit nun mal keiner Tugend bedarf. Und so gewöhnt man sich, dass innere Absicht im sprachlichen Ausdruck allzu vorschnell in Form gepresst wird und als Dienstbarkeit herhalten muss. Oder aber bei fehlender Dienlichkeit als Häresie verschrien, aufgeknüpft und schlussendlich ausgeweidet wird. Und letztlich Bedeutungen gevierteilt in alle Himmelsrichtungen verstreut werden.

Scheinbar maßlos rüttelt das Wort dann am Verstand. Maßlosigkeit als Maß der Dinge. Allein nur, um die Macht des Wortes hochzuhalten und voranzutreiben. Sich bestenfalls in Widerspruch zu dem zu setzen, was war und nicht mehr sein darf. Kampfansage auch um die Gefahr der Anmaßung. Im Nebel der Gedanken streift sich der Ruch der Sinnverschwendung schwer ab. Besser geht’s dann, die Last auf den Schultern mit einem Lächeln zu erleichtern.
Die Ironie ist das Lächeln des Zweifelns. Das Privileg der Suchenden.
Stellt man sich doch gerne vor, dass Lucy beim Abtasten der Beule auf ihrem Kopf laut auflachte, nachdem die überreife Frucht vom Baum der Erkenntnis den Keim des Zweifelns in ihr weckte.

Erscheinung und Ankunft in einem. Irgendwo nah dem Wipfel eines Baumes, der nicht nur die Schatten kommender Rauhnächte, sondern auch den Blick auf das Licht der Gipfel eröffnete, die noch nicht bestiegen waren.
Der Gipfel der Frechheit, wenn dann die Zeilen fließen...

„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“ (Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos. zit. n.: Mythos Sisyphos. S. 112–115)

© Einar_vonPhylen 111219
Das Fässchen mit dem Zirbenschnaps oder um welchen Zapfen des Zweifels sollte es sich handeln, ist wortgewaltig eröffnet!
**********hylen Mann
1.141 Beiträge
Themenersteller 
Nun,mir scheint: Wo das Jahr und die Weihnachtsente dem Ende entgegensehen, bleibt wohl nicht viel Raum für einen Zapfen_Streich... (selbst wenn´s noch so schön brennt...)
Du hast ihn doch schon geführt den Streich! Transsubjektives Süppchen vor dem Baum.....
**********hylen Mann
1.141 Beiträge
Themenersteller 
*zwinker*
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