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Sex mit der Nachbarin / dem Nachbarn ?64
Angeregt durch einen User in dem Thread "Sex mit der Mitarbeiterin"…
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Geschichtenspiel Teil 45

Eine Frage der Ehre

'I killed the wrong man!'

Postenkommandant Huber starrte mit offenem Mund auf den Mann, der sich vor dem Schutzglas aufgebaut hatte und ihn seinerseits anblickte ohne mit der Wimper zu zucken. Hatte er richtig gehört? Der Mann hatte sich soeben des Mordes bezichtigt? Und wieso am falschen Mann? Vor allem: Was sollte er jetzt tun? Englisch war nicht seine starke Seite und mit Mördern hatte man hier in Kaumberg praktisch keine Erfahrung. Nicht einmal in St. Pölten. Gemordet wurde, wenn überhaupt, in Wien. Großstadt und so. Aber doch nicht in seinem beschaulichen kleinen Dörfchen, unterhalb der Araburg, wo die Frau des Feuerwehrhauptmannes mit Schwung die Gemeindebibliothek betrieb und ansonsten gerne und gut für das leibliche Wohl der Feuerwehrleute und auch der Polizisten sorgte, denn der Feuerwehrhauptmann war gleichzeitig der Polizeichef.

Aber an's Essen durfte Huber jetzt nicht denken, er hatte einen Mörder vor der Scheibe stehen, und er konnte nicht einmal seinen Chef rufen ... der war nämlich grad daheim ... beim Essen!

'Are you ... äh ... do you have ze Puffn, ze pistol wis you?', wagte Huber sich an die Befragung des Verdächtigen.
Ein Muskel zuckte leicht an dessen linker Wange, ansonsten blieb seine Miene unbewegt als er antwortete: 'My friend, do not fear me, I am a broken man. I killed the wrong target. I have no weapon with me now. Please arrest me, I must atone for my sin.'

Mit diesen Worten streckte er Huber seine Unterarme hin, praktisch als Aufforderung, ihm die Handschellen anzulegen.
Mit Todesverachtung wagte sich dieser aus seinem Kabuff heraus und verbrachte den Mann ordnungsgemäß in die Arrestzelle. Aber wie sollte er jetzt die Personalien in das offizielle Protokoll übernehmen? Der mutmaßliche Täter hatte den Fragebogen auf arabisch ausgefüllt!!! Und ihn danach, dieses Mal mit einem offensichtlichen Grinsen im Gesicht, durch die Gitterstäbe gereicht.
Huber konnte sich des Verdachts nicht erwehren, daß man sich über ihn lustig machte. Genervt und gestreßt begab er sich wieder auf seinen Platz und sehnte, zum ersten Mal seit seiner Zeit als Lehrling in Traiskirchen, die Rückkehr seines Vorgesetzten herbei.

Zwei Tage später im Innenministerium von Karl dem Großen. Eine Frau im edlen Kostüm und zwei Männer im Anzug an einem Besprechungstisch sitzend, in eine hitzige Debatte verwickelt.

Einer der Männer, noch immer außergewöhnlich freundlich, wandte sich erneut an die Frau: 'Schauen'S, es ist aso: Ihre private Meinung in allen Ehren, aber umbrocht is umbrocht, und des geht ned. Ned bei uns in Österreich. Daham kennan die Tschuschn mochn wos woin, oba ned bei uns, heast!'

'Ich habe Ihnen doch gerade erklärt,' echauffierte sich die Frau, 'daß es sich bei dem Getöteten um ein übelstes Subjekt gehandelt hat, der seine Frau böswillig unterdrückt und mißhandelt hat. Dafür sollen wir den Mann jetzt bestrafen? Daß er die Welt von so einem ... ach was Menschen, von so einem Monster befreit hat? Außerdem hat er sich selber gestellt, wir wären ihm doch sonst nie daufkommen. Never ever. Der Mann hat Schneid, forgive the pun, aber wie der mit dem Messer umgehen kann, ich bin begeistert! Den können wir doch an vorderster Stelle einsetzen! Was für eine Verschwendung, solch einen Mann lebenslänglich einzusperren oder ihn gar an den Feind zurückzugeben, wo man ihn lediglich zu Tode foltern wird.

Ich wiederhole hiermit meinen Antrag, diesem Mann eine neue Identität zu verschaffen und ihn dem Heeres-Nachrichtenamt zuzuführen. Spricht perfekt Englisch, Arabisch und auch Deutsch, ist bestens ausgebildet im Nahkampf, und vor allem: hervorragende Manieren! Beherrscht sogar den Handkuß.'

'Frau Magister, bei allem Verständnis, aber auch wenn ein Mörder den Handkuß beherrscht, bleibt er ein Mörder. Do foaht die Eisenbahn drüber. Sie können ihm ja einen Liebesbrief schreiben, wie dereinst die Damen dem Herrn Unterweger, aber wir können den Mann doch jetzt nicht in unsere Reihen aufnehmen, nur weil er Ihnen g'foit! Wo kamat ma denn do hin wenn a jeder seine Günstling bei uns einführn woitat!'

'Wir wollen keine überstürzten Entscheidungen treffen,' beschwichtigte der zweite Mann den Aufgebrachten. 'Lassen Sie uns die Sache einmal überschlafen, wir treffen uns morgen noch einmal, selbe Zeit, selber Ort, und ich werde mir den Burschen zwischenzeitlich einmal ansehen, warum nicht. Anschaun kost nix. Habe die Ehre, Frau Magister, Herr Kollege, auf Wiederschaun!'

Zwei Tage später in der Justizanstalt St. Pölten. Besucherraum. Arif saß stolz aufgerichtet auf seinem unbequemen Plastiksessel und sah der Anwältin fest in die Augen: 'Ich bleibe bei meiner Aussage. Ich werde meine Strafe annehmen wie ein Mann. Ich hatte das Gebäude mit der Absicht betreten, eine andere Person zu töten, es handelt sich um eine bedauerliche Verwechslung. Meine Organisation wird die Konsequenzen ziehen, ich werde mich deren Entscheidung beugen. Ich habe versagt.'

'Aber Arif! Denk doch was wir für ein aufregendes Leben zusammen hätten wenn du mein Angebot annehmen würdest! Du wärst ein romantischer Held und ich deine Marian, du wärst ein Künstler, ein Dichter, der Erschaffer eines völlig neuen Zeitalters und ich deine Muse! Arif ich bitte dich, bei allem was dir heilig ist, wirf das doch nicht einfach weg! Bedeute ich dir denn garnichts??'

'Verzeih mir Miranda, du meinst es nur gut, ich verstehe dich und ich erkenne an, wie schwer es einer starken Frau wie dir fallen muß, sich so zu erniedrigen vor einem Mann. Jedoch: My answer is no. Es ist eine Frage der Ehre.'

'Ehre, Arif? EHRE??? Deswegen wirfst du unsere Liebe und dein Leben so leichtfertig weg? Nur weil du den falschen Typen abgeknallt hast und dabei doch den richtigen erwischt hast? Ich mein, das eigentliche Opfer kann ja immer noch wer anders ... ich BEGREIFE dich einfach nicht!'

'Ein clash of cultures liebe Miranda. Bitte mach es mir und dir nicht schwerer als es unbedingt sein muß,' erwiderte der Mann und erhob sich steif aus seinem Sessel.
'Gehe nach Hause und studiere Arthur Schnitzler, vielleicht kannst du dann annähernd begreifen, warum ich so handeln muß. Leb wohl Miranda ...'

Mit diesen Worten wandte er sich ab, gab dem wachhabenden Beamten ein Zeichen und, ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er hocherhobenen Hauptes den Raum, jeder Zoll der stolze Wüstensohn, während Miranda noch lange wie erstarrt dasaß bis der Beamte sie grummelig aufforderte, die Anstalt zu verlassen, die Besuchszeit sei vorbei. Sie wußte, ihr Leben würde ab jetzt nur noch in Monochrom ablaufen, mühsam ratternd wie ein kaputter alter Film. Farblos, tonlos, freudlos.

Zwei Tage später, die Frau des Kaumberger Polizeichefs goß sich gerade ihr abendliches Glas Prosecco ein, tat ihr Mann plötzlich einen so lauten Pruster über seiner Zeitung, daß sie zusammenzuckte und eine nicht unbeträchtliche Menge des kostbaren Nasses danebengoß.

'Heast Tonerl, wos is denn? Hod's an neichn Dodn gehm? Oba des wissatn mia doch ois Ersta, oda ned?'

'Der Araber, kannst dich an den Araber erinnern mit dem unser Huber so ein G'frast g'habt hat, weil der so getan hat, als ob er kein Deutsch könnt und der Huber is bald verzweifelt mit ihm? Du der hat sich in seiner Zelle in Pöltn drüben aufg'hängt. Frag mich bloß womit. Des san schlaue Hund, die Araber, von denan kanntn mir no wos lernan ...'

*
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Hier die neuen Acht:

Zwiebeltürmchen
einlullen
bärbeißig
s/Sturmwolkenblau (adj./Subst.)
durchatmen
lauthals
pelzig
rundum

Viel Spaß damit!

Eure Luccio *les*
*********nd_69 Frau
7.376 Beiträge
Heute hat der bärbeißige Markus aus dem sturmwolkenblau-weißen Land der Zwiebeltürmchen-Kirchen den Armin so lange eingelullt, bis der tief durchatmete und beide lauthals, hemdsärmelig und brustpelzig verkündeten, dass sie zusammen und rundum glücklich miteinander vereint in den Wahlkampf ziehen würden - egal, wer das Kandidatenkrönchen aufgesetzt bekäme.

Ja ja der Markus - a Hund isser schon.
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
*haumichwech* *top*
*****ree Frau
21.440 Beiträge
@*********nd_69
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht *top*
*******blau Mann
3.485 Beiträge
@*********rlan
Interessanter Plot. Error in persona mit culture clash. Gefällt mir gut!
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.808 Beiträge
In der Kürze liegt die Würze. *lol*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*********nd_69

Jetzt stelle ich mir das gerade vor, wie der Markus mit dem Armin, die beiden zusammen Hand in Hand durch das bayerische Moos im Morgennebel hüpfen wie zwei Rehkitze in Liebe - ...




... Scheiße, ich bekomme die Bilder nicht mehr aus dem Kopf!

*film*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*********rlan

Jo schau, ich habe zwischendurch echt gelacht ...

...und zuletzt ist es steckengeblieben, das Lachen.

*top*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Sturmwolkenblau
Jonny und Jakob tauchten ein in eine Wiese, die bevölkert war mit pelzigen Tieren. Die grüne Weide und die Berge im Hintergrund krümmten sich zu einem Panoramabild, betrachtet durch den Türspion einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Wanne-Eikel. Dabei hatte jemand sämtliche Regler für die Farbsättigung auf 300% gestellt.
„Schau mal, pelzig“, stammelte Jakob.
„Echt, der Erwin? Lustig! Wo?“, verdrehte Jonny seinen Kopf hektisch rundum. Er wollte einen Blick auf den möglichen Humoristen zu erhaschen.
„Die Küh' sind keine Hascherl!“, staunte Jonny, worauf beide Freunde in irres Gelächter ausbrachen.
„Ach Kühe, ich dachte, das wären … wären … Pumper … Pomper … Pumpel … egal“, winkte Jakob ab, kurz bevor ihm eine Kuh ein klares und deutliches „Muh“ lauthals ins Ohr brüllte.
„Zurück zum Bier“, befahl Jonny.
Eigentlich wollte sie weg aus dem Chaos der Figuren. Doch die trockenen Kehlen, die sich anfühlten, wie mit einem Dutzend Hände ausgewrungen und anschließend mit Sand gefüllt, trieben die beiden Freude zurück zur Zapfstelle.

„Wo ist eigentlich Johann?“, fragte Jakob.
„Vielleicht Kühe melken, wer weiß?“, zuckte Jonny mit dem Schultern und gab dem Gnom an der Zapfsäule eindeutige Zeichen, die unförmigen Bierkrüge frisch zu befüllen.
Sie waren umgeben von seltsamen Fabelwesen, die in einer bärbeißigen, und doch irgendwie gemütlichen Sprache, bellend miteinander kommunizierten. Im Hintergrund spielten ein paar rundliche Kerle bedrohliche Musik mit um die Leiber und Köpfe gewundenem Blech, in das sie mit Inbrunst pusteten und prusteten.
Weibliche Wesen mit überdimensionalen Brüsten, die auf seltsam bunter Kleidung ruhten, trugen diese rustikalen Trinkgefäße durch die Menschen. Manchmal waren die glitzernden Gläser leer, im nächsten Moment wieder voll, und während die magischen Damen durch die Menge schwebten, wogte ihr Busen und sprühte regenbogenfarbene Sterne in die Menge. Sie lachten so breit wie fünfzehn Gläser Bier. Jakob betrachtete fasziniert, wie ein Schweißtropfen aus den Haaren einer Dame sich ihren Weg suchte. Den Hals entlang, um mit einem lüsternen Kichern zwischen ihren prallen Titten zu verschwinden. Wer weiß, wo dieser Tropfen noch enden würde. Jakob spürte seine geile Erektion, die sofort verschwand, als Jonny ihm die neu gefüllten Biergläser vor die Nase hielt.

„Wo ist eigentlich Johann?“ wollte Jakob entgeistert wissen. Die Musik hatte gewechselt und war inzwischen geeignet, den stärksten Ochsen auf der Weide, schnüffelnd zwischen den zahlreichen, sexy Kälbern, einzulullen.
„Durchatmen, Jakob. Der taucht schon wieder auf. Keine Sorge, er kennt doch die Gegend hier. Ich mache mir eher Sorgen um uns, zwischen all' den sturmwolkenblauen Monstern um uns herum!“
Jakob kicherte nervös. Oder verrückt. Oder verrückt-nervös. So genau vermochte Jonny das nicht mehr zu unterscheiden. Er folgte der Blickrichtung Jakobs und begann im selben Moment zu kichern. Entweder sahen beide das gleiche Bild oder sie hatten gemeinsam eine Vision.

In weiter Ferne hockte ein Mann nackt auf einem Zwiebeltürmchen. Er hielt sich mit einer Hand am Wetterhahn fest, während er mit der anderen Hand eine Fahne schwenkte, die so lang war, dass sie den gesamten Horizont streichelte. Die beiden Freunde erkannten Johann sofort.
„Befreiung!“, raunte Jonny.
„Endlich hat er sein Outing, und das in seiner alten Heimat!“, lachte Jakob.
„LSD auf dem Land ist nicht das Dümmste“, grinste Jonny ihm zu.


Anmerkung der Redaktion:
Nein, ihr alten Recken, ihr Alt-68-er und Beatnix. Gemeint ist nicht Lysergsäurediethylamid, sonder das Laktose-Sensibilisierung-Desorientierungsprogramm. Man muss dafür 10 Minuten unter eine trächtigen Kuh liegen und die Milch direkt aus der Zitze trinken. Diese Methode wurde von hundertfach verdünnten Nachfahren des berühmten Dr. Kneipp empfohlen und gilt bis heute als die führende Therapie gegen jeden Zweifel an der Rechtmäßigkeit professioneller Quacksalber und Scharlatane.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.187 Beiträge
@*******tia: Ich glaub, du hast von himmelblauen Sturmgewitter geträumt und versucht, mit charliesken Rettungsleinen die Story aufzuzäunen! *lol* *haumichwech*

Nicht schlecht, Herr (Schluck-) Specht!! *bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Es schluckt der Specht, aber er erinnert sich auch an Eskapaden der Flegeljahre ...
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
*bravo* Herrlich @*******tia
*******blau Mann
3.485 Beiträge
.
Erst eins, dann zwei


Erst eins
dann zwei
jede Schei-
ße geht vorbei
Du hattest niemals für uns bei-
de Zeit

ich habs
nicht geblickt
selbst als ich sah
wie das Licht
aus den lieben Augen wich
die mich erblickt



Alles klar. Ich habe jetzt verstanden und gehe. Man hätte es mir auch lauthals ins Gesicht schreien können und ich hätt' es nicht geglaubt. Bis ich es sah.

Zu hoch waren wohl meine Erwartungen und daran bin ich selbst schuld. Ich war blind. Ich betrog mich selbst und betrieb Verdunklung, um das zu verschleiern. Gegenaufklärung.
Es gab wohl Zeichen, winkende Zaunpfähle, geschmückt mit bunten Zwiebeltürmchen, doch selbst die schaffte ich zu übersehen. Ich hielt das Winken für ein Hallo, das ich erwiderte, und machte mich dabei zum Affen vor ihr und unsren Freunden. Ihren Freunden. Weil sie, mir gegenüber, ihre Freundlichkeit abgelegt haben, so wie man eine lachende Maske abnimmt und ein Gesicht zum Vorschein kommt, das nicht lächelt.

Aber ich habe verstanden und atme durch. Ich gehe zur Türe hinaus auf den Gehweg, wo die Fahrräder stehen, und atme durch. Als ob der neue Sauerstoff besser wäre als der alte. Als ob meine Lungen jetzt viel mehr Power tankten und ich ein anderer Mensch würde.

Hab' ich mich einlullen lassen? Ich hab' mich einlullen lassen.
Hab' ich mir wirklich einlullen lassen? Was ist einlullen überhaut für ein Wort? Ich spreche es aus und komm mir dabei komisch vor. Lulu machen. Ist das witzig? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nichts mehr.

Wenn du ein verunglückter Liebender bist, weißt du nichts mehr. Wenn du ein verunglückter Liebender bist, zählt nichts mehr so richtig. Nichts ist wirklich wichtig, wenn dein Herz liebt und dabei stirbt, und stirbt und dabei liebt. Nichts ist wirklich von Gewicht, nichts bewegt deine Gedanken dazu von ihrem Bett aufzustehen, nichts lockt deine Augen zu einem kleinen Spiel. Außer ihr.

Ich sah sie dort stehen. Im Supermarkt. Gerade eben. Meine Augen scannten den Boden gedankenlos. Das rote Kleid, das an ihr herunterfließt wie rote Glut. Meine Augen erkannten das Kleid und rannten zu ihm, wie Kinder zu ihrer Mama rennen. Sie wussten es nicht besser. Ich sah an ihr hoch und sah ihre Hand in der Hand des Anderen. Nichts ist wichtig, wenn du ein verunglückter Liebender bist. Nichts.
Sie sahen glücklich aus.

Also rundum glücklich zusammen, geb ich zu, ist was anderes, als das was wir hatten. Wir waren nie auch nur in der Nähe davon. Wir haben rundum glücklich zusammen nicht mal mit dem Fernglas gesehen. Geb' ich zu. Ich bin unter einem sturmwolkenblauen Mond geboren, sagte mir meine Mutter und ihr sagte sie es auch. Als Entschuldigung. Anfangs hat sie noch zugehört, zuletzt konnte sie es nicht mehr hören. Ich weiß, ich war nicht der beste Mann, der ich sein kann. Aber Hey, auf den Typ warte ich selbst schon so lange.

Aber, wenn man's genau nimmt, wusste sie schon, was für einen Bären sie sich in ihre Höhle geholt hat, oder nicht? Also Bär, im Sinne von bärbeißig und eigenbrötlerisch, nicht im Sinn von pelzig und fett. Gut, ein bißchen pelzig und ein bißchen fett. Die Wampe, die ich nach dem Ficken gegen die Decke streckte, wuchs in diesen beiden Jahren nach Kräften. Wie ein kleiner Babyvulkan, der keinen Berg aufwirft, sondern einen kugligen Hügel. Alles klar, ich hab verstanden.


.
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
*troest* das ist so *traurig* und doch brachial und gewaltig - wie alle deine Geschichten.

*bravo*
****orn Mann
11.994 Beiträge
Ganz eine Geschichte, lieber @*******blau

*spitze*
Mareike und das Zwiebeltürmchen


"Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf und bin ein Türmchen ..." Mareike trällerte lauthals in der Wanne, während sie hingebungsvoll und akribisch das pelzige Delta schrubbte, das die Innenseiten ihrer Oberschenkel formschön miteinander verband. Diesmal war es um ein Vielfaches einfacher gewesen. "Fast zu leicht", frohlockte sie, hielt einen Moment inne und schmunzelte. Rundum glücklich, zufrieden mit sich und ihrer Welt, atmete sie tief durch. Sie atmete ein, sie atmete aus und erfreute sich an dem feinen Wellenspiel, das sie dabei miitels gekonnter Kontraktionen ihrer Beckenbodenmuskulatur in das sturmwolkenblaue Badewasser hineinblubbern ließ. "Gelernt ist halt gelernt", murmelte sie süffisant vor sich hin.

Erinnerungen an den gemeinsamen Urlaub am Mittelmeer wurden wach. Das war vor gut einem Jahr, kurz, nachdem sie sich kennenlernten. Ihren lang ersehnten Wunsch, die Karibik zu bereisen, hatte sie augenblicklich über den Haufen geworfen, als sie das 'Zwiebeltürmchen', wie sie Michas Geschlechtsteil nach einigen recht enttäuschenden Aufmunterungsversuchen liebevoll zu nennen pflegte, das erste Mal in sich spüren durfte.

"Wie kannst du dich von etwas derartig Banalem nur so einlullen lassen?", hatte Tine, ihre beste Freundin, sie diesbezüglich bärbeißig angegangen. "Du kannst doch deshalb nicht allen Ernstes deinen Kindheitstraum verraten!"

Oh doch, Mareike konnte. Und wie sie konnte.

Tom (the Sun)
****59 Frau
3.101 Beiträge
Sehr schön hast du die 8 Wörter verbaut, Tom.
Und noch schöner ist es, wieder von dir zu lesen. *top* *bravo*
*******blau Mann
3.485 Beiträge
@*******tia

Es ist ein bissle spät, aber ich kam erst heute dazu den LSD Trip (der gar keiner ist) auf der Alm, wo es keine Sünde gibt, zu lesen. Fear and Loathing auf der Weide (für Laktoseintolerante), sagen wir es so. Auf jeden Fall: der Hammer!

Was mir besonders gefallen hat, in einer an Highlights reichen Geschichte, war dieser Satz:
Doch die trockenen Kehlen, die sich anfühlten, wie mit einem Dutzend Hände ausgewrungen und anschließend mit Sand gefüllt, trieben die beiden Freude zurück zur Zapfstelle.

*bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Danke @*******blau ,

ein wenig LSD ist drinnen, aber wirklich sehr sehr stark verdünnt durch all die Lebensjahre ...
*ggg*

*hypno*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Der Bourbone“
In einem dunklen Reich, in einer Ära der hemmungslosen Gewalt, der bedingungslosen Tyrannei, einem Zeitalter des ewigen Krieges herrschte ein mächtiger Fürst dessen Augen sturmwolkenblau und gnadenlos jeden seiner Untertanen musterten. Ob Dichteroder Lehrling, ob Handwerker oder Krieger, ob Günstling oder Bettler, niemand war seines Lebens sicher, wenn er dem Fürsten nicht unbedingt und in allem gehorchte. Der Name dieses Tyrannen blieb den meisten unbekannt, den wenigen Wissenden blieb der Mund verschlossen, so sehr wühlte die Angst in den Gedärmen der bemitleidenswerten Menschen. Hinter vorgehaltener Hand nannte das Volk ihn flüsternd nur den Bourbonen!

Ähnlich wie um den Namen des Bourbonen rankte sich um dessen Herkunft so manches außergewöhnlich klingende Gerücht. Die einen behaupteten das tosende Meer hätte ihn ausgespuckt und an die kargen Gestade des Reiches gespült. Wieder andere waren der Meinung er wäre der Bruder des Gehörnten und direkt aus dem Fegefeuer aufgestiegen. Die bärbeißigen und grimmigen Krieger jedoch welche seinem blutigen Kriegsbanner bereitwillig folgten schüttelten nur die pelzig behaarten Köpfe, lauthals bösartig lachend unter ihrem schweren Rüstzeug. Die meisten von ihnen waren abartige Mordgesellen, brutale Söldner denen nur die Gier nach Gold und Ruhm wichtig war.

Die Hauptleute des wilden Heeres verbreiteten, höhnisch grinsend rundum die Mär ihr Fürst stamme aus dem mächtigen Geschlecht der Bourbonen und versetzten damit das gemeine Volk in Angst und Schrecken. Wie dusterer Nebel erdrückte Grausamkeit und Willkür jegliches normale Leben.

Selbst in den aus festem Stein gemauerten Fluren, Hallen und Sälen der prunkvollen und trutzigen Burg, welche der Bourbone sein Eigen nannte, war freies durchatmen verpönt. Unter den Dächern der vielen Zwiebeltürmchen lastete der Geruch nach Folter und Qual. Gar manch einer, der sich widerspenstig gezeigt, oder auch nur freundlich Widerspruch geäußert hatte, verschwand auf Nimmerwiedersehen in den tiefen finsteren Kerkergewölben. An den sogenannten Richttagen wurde den Armseligen jedoch dieser harte Weg erspart, sie fanden ein schmerzhaftes Ende auf dem Burghof welcher dann als Henkerstätte hergerichtet war. Hiermit wurde dann der Belustigung der wilden Kriegshorden Genüge getan.

Die Denker und Weisen des Landes verloren ihre einst so blühende Muse, versanken in Gram und Elend. Auch die Spaßmacher, Harlekine und Hofnarren vermochten niemanden mehr mit ihren Künsten zu begeistern und die Fähigkeit ihr Publikum einlullen zu können, war gänzlich abhandengekommen. Demzufolge war alsbald jedweder Spaß, jedwede Freude im Reich strengstens untersagt. Lediglich in der privaten Stube war hin und wieder ein verschwindend winziges Licht der Menschlichkeit zu erblicken. Das Reich selbst versank in Kriegswirren welche zum Großteil gegen das eigene Volk gerichtet waren.

Derweil ruht der grausige Tyrann und Kriegsfürst gekleidet in schwarze Gewänder auf seinem Thron. Samtene Tücher verdecken die kahlen Wände. Große Leuchter, bestückt mit dicken Kerzen, spenden Licht. Der Bourbone geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach, er plant die nächsten Überfälle und Kriegszüge während seine Leibwache zum dunklen Himmel späht, das mächtige Gewitter beobachtend welches im Anzug ist. Aber es ist kein reinigendes Naturereignis, sondern wird nur die Ängste und Pein der einfachen Bevölkerung verstärken.

So vergeht auch dieser armselige Tag, Mensch und Kreatur unter der eisernen Knute zu Boden gedrückt!

Kamasutra 16.04.2021
*******blau Mann
3.485 Beiträge
*bravo* Martialisch und wortgewaltig! Bildstark und schonungslos, wie ein Film von Mel Gibson.
*******ord Frau
800 Beiträge
Hexenjagd
Zwiebeltürmchen
einlullen
bärbeißig
s/Sturmwolkenblau (adj./Subst.)
durchatmen
lauthals
pelzig
rundum

Vier Männer in pechschwarzen Gewändern und schwarzen Spitzhauben trugen sie an Füßen und Händen in den kargen Raum und legten sie auf den Tisch. Wo gerade noch die Sonne schien, zog ein Unwetter auf. Der Himmel verdunkelte sich sturmwolkenblau und der eben noch sonnendurchflutete Raum tauchte die Gestalt auf dem Tisch in ein düsteres Licht. Sie trug ein weißes, am Saum und am Busen zerrissenes, einfaches Leinennachthemd an ihrem mageren Leib. Das rotblonde, zu einem langen Zopf geflochtene Haar hing seitlich über den Tisch. Das blasse Mädchen sah aus, als ob es friedlich schlief.

Die Männer fixierten ihre Hände und Füße routiniert mit den Lederriemen, die an dem Tisch angebracht waren, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Dann traten die Männer zurück und stellten sich in einer Reihe ans Fenster und verschränkten wartend die Arme. Die schwere Zimmertür öffnete sich und drei weitere Männer traten herein und verteilten sich im Raum. Ein Vertreter des Klerus setzte sich auf einen, mit Leder gepolsterten Stuhl in der Ecke und bekreuzigte sich fortwährend und ein Schreiberling mit Tintenfaß, Feder und Papierrollen unter dem Arm nahm am Tisch unter dem Fenster Platz.

Zuletzt trat ein besonders furchteinflößender, bärbeißiger Herr an den Tisch, der mit grimmiger Miene einen Becher Wasser aus dem Holzeimer unter dem Tisch schöpfte und es der jungen Frau ins Gesicht schleuderte. Sie erwachte prustend und nach Luft schnappend, atmete kurz durch und befeuchtete ihre pelzige Zunge. Es roch nach Exkrementen und Erbrochenem.

Mit einem Mal wurde ihr die missliche Lage bewusst. Die Augen vor Angst und Schrecken erfüllt, drehte und wand sich Helena Sommer auf dem Tisch und schrie panisch aus Leibeskräften um Hilfe.
„Schweig still, Sommerin!“ herrschte sie der unheimliche Herr lauthals an. „Ich habe nichts verbrochen, bitte lasst mich frei!“ bettelte das Mädchen schluchzend.
„Nichts da! Mich kannst du nicht einlullen wie deine Opfer, Sommerin! Wir machen dir den Prozess! Die Birnen hast du vergiftet, an die der arme Bub der Müllerin verstarb. Und das Vieh vom Bauer Huber hast du mit deinem bösen Blick verhext. Gestehe! Oder soll ich dir Daumenschrauben anlegen?“ (...)

Rund fünf Kilometer westlich von Lindau liegt Wasserburg – ein hübscher, kleiner Ort mit ca. 5.000 Einwohnern, dessen markantestes Merkmal seine in den Bodensee ragende Halbinsel ist. Vom Wasser aus hat man heute rundum einen vortrefflichen Blick auf die hübsche Insel mit ihrem altertümlichen Renaissance-Schloss, der katholischen Kirche St. Georg mit einem weißen Zwiebeltürmchen sowie einem ehemaligen Gerichtsgebäude der Fugger. Übrigens schrieben sich die Fugger ursprünglich „Fucker“, lateinisch „Fucker advenit“ „Fugger ist angekommen“. Das war jedenfalls 1367 so im Augsburger Steuerbuch vermerkt worden. Aber das sei nur am Rande erwähnt.

Dieses beschauliche Fleckchen Erde war im 17. Jahrhundert düsterer Schauplatz der „Wasserburger Hexenprozesse“. Pestepidemien und der Dreißigjährige Krieg rafften damals die Hälfte der Bevölkerung dahin. Dazu kam eine kleine Eiszeit, die Missernten, Viehsterben und Hunger zur Folge hatte. Die Menschen suchten Erklärungen dafür und in ihrer abergläubischen Weltsicht glaubten viele an Schadenzauber und suchten nach Sündenböcken.

Vorbei? Hunderte Jahre her? Ich glaube nicht. Wer wird denn heutzutage an den Pranger gestellt?
*******blau Mann
3.485 Beiträge
*bravo* @*******ord
Kaum in die Gruppe gekommen, schon postest du deine erste Geschichte. Und was für ein bravouröser Einstand! Packend erzählte Szene!

Meine schwachen Nerven hatten schon Angst bekommen und dabei hast Du uns nur den Anfang der Folterei serviert.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.187 Beiträge
Yes, @*******ord, kann @*******blau nur zustimmen: Tolle Geschichte, super spannend geschrieben! *bravo*
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