Ach, wie ist der Tag so schön!
Es war einer dieser Tage, an denen alles, aber auch wirklich alles daneben ging.
Eigentlich hätte Tom sich den Weg in das Badezimmer
schenken und spätestens dann in sein Bett zurückkehren sollen, als er für einen Augenblick dachte, den morgendlichen Gang nur mittels eines
Reiseführers bewerkstelligen zu können.
Das war unmittelbar, bevor er über das in der Diele
sonderbar geparkte Bügelbrett stolperte und sich dabei den kleinen linken Zehen so heftig anschlug, dass dieser auf der Stelle eine
aquamarinblaue Farbe annahm, die Tom an ein leuchtendes Alpenveilchen erinnerte.
Nein, er mochte keine Sterne. Jedenfalls nicht solche, die so dicht vor seinen Augen erschienen und sich in sein Gehirn bohrten, wie ein
Schlüssel in das Schloss eines verrosteten Keuschheitsgürtels.
„Das ist die Quittung für die Sauferei gestern Nacht“, kroch es ihm durch seinen ungewohnt dumpf denkenden Schädel.
Es tat verflixt weh. Doch selbst sein lautes Fluchen linderte den Höllensschmerz nicht annähernd.
Endlich kam Tom humpelnd im Bad an, wo bereits die nächste Falle darauf wartete, dass er ahnungslos in sie hineintappte.
Während seine Gedanken einzig und alleine einem Schluck duftenden
Bromelienwassers galten, mit dem er den ekelhaften Verwesungsgeschmack vertreiben wollte, der sich über Nacht in seinem Mund breit gemacht hatte, donnerte er mit seinem rechten Knie in die offenstehende Türe seiner Waschmaschine und schloss sie gekonnt mit ohrenbetäubendem Knall.
Da waren sie wieder, diese elektrisierenden Glücksgefühle, die heute ausschließlich in Begleitung ätzender und überflüssiger Himmelkörper auftraten.
Der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus, sodass Tom dieses üble Foul selbst und reflexartig durch einen gezielten Tritt in die Hacken das am Boden liegenden Handtuchknäuels ahndete.
"Bullshit!" Den Türstopper, der sich darunter versteckt hatte, bemerkte Tom erst, als ihn die Wucht seines Fußtritts augenblicklich auf sein
Steißbein platzierte.
Den langen, beschwerlichen Weg zu seiner Whiskeyflasche legte Tom an diesem Morgen kriechend und seine Wunden
leckend zurück.
Tomboy, 3. Oktober 2017