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Geschichtenspiel Teil 42

*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Olove
supertoll und faszinierend geschrieben , danke
**********Engel Frau
25.283 Beiträge
Gruppen-Mod 
Herrlich! *bravo*

Stimmt, die Jungs aus der Werbung passen da hervorragend! *lol*
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Last call!
Wer immer noch - über den Dorftrottel stolpernd - zielstrebig Richtung Bratkartoffelverhältnis stöckelt, sollte endlich ebenda mehr Schisslaweng aufbringen und wenn’s sein muss, auch daumendick vor dem - vom Johannistrieb befallenen - Lorbass zu katzbuckeln, sonst wird es heute nix mehr mit der Gschicht‘. Das ist der letzte Aufruf. *basta*

Die Zeit läuft... 🕗
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Immer wieder Sonntag...
Ich bedanke mich für die Ehre, die mir - als Neuling - heute Abend zuteilwird, indem ich euch meine 8 Wörter präsentieren darf. Und hier sind sie:

  • Pazifik
  • erregend
  • Armee
  • schlüpfen
  • Muster
  • neutral
  • Schild
  • rabiat


*vielglueck*
*******day Frau
14.249 Beiträge
Weia
das kann ja heiter werden... ich sehe Bruderherzens Geschichte schon vor mir:

Im Pazifik liegt Japan, also sozusagen, was uns zu seinem SenSei bringt, dem er letzte Woche erregende Kost serviert hat.
[Es folgen 8 Din A 4-Seiten mit diversen Planungen, missglückten Versuchen und letztendlichen 10-Gänge-Menüs].
Danach ist die Armee der zukünftigen, jetzigen und ehemaligen Samurais zwar kaum noch in der Lage, in ihre putzigen Schlaf- äh Kampfanzüge zu schlüpfen, geschweige denn ihre musterlosen, neutralen Gürtel umzubinden, das wird sie aber nicht hindern, aufs Schild zu verzichten und rabiat mit ihren Schwertern aufeinander einzudreschen.
[Es folgen vier Din A 4- Seiten über Blessuren, Muskelkater und feste Vorsätze auf Besserung].

Sylvie *floet*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.136 Beiträge
Sylvie:
*haumichwech*
*****e_M Frau
8.366 Beiträge
LORBASS TEIL ZWO
Nachdem ich letzte Woche wieder in dieser Gruppe aktiv wurde, motivierte mich Eure Resonanz, aber auch die Aufforderung einer guten Freundin, die Geschichte weiter zu schreiben. Deshalb hier Teil 2, als Übungsstück, ohne einen Plan für Weiteres.... ich lass mich überraschen....

Und ja, ich gebe es zu, das Gerüst stand schon bevor die neuen Wörter heute kamen *g*



DER LORBASS (Arbeitstitel)

1. Tageszeitung DIE WOCHE vom 10.09.2017 (siehe mein Beitrag vom 10.09.2017)

2. Heinrich M.

Beim Lorbaß also! Das hätte er sich ja denken können. Schon der Name ist Programm.

Er faltet hastig die Zeitung zusammen, wirft sie rabiat auf den Tisch. Jetzt ist Handeln angesagt.

Mit raschem Schritt läuft er die Treppe hinunter, tritt vor die Haustür, bahnt sich einen Weg durch die Autoschlange vor dem Haus. Tief atmet er die Abgase ein. Autofreie Stadt? Blödsinn!

Er spürt wieder dieses Drängen, fast erregend flutet es seinen Körper und bringt das Blut zum Kochen. Früher konnte er eine unsichtbare Reißleine ziehen, tief durchatmen, still werden. Aber das ist nun vorbei. Seit dem 7. Juli ist es anders, neutrales Verhalten unmöglich.

Scheinbar ziellos rennt er über Wege und Strassen. Vorbei an smarten Jungs in pazifikschwarzen Slimfitanzügen und den Damen im Businesskostüm. Manchmal rempelt er die Passanten rücksichtslos an, dann stürzt er wie blind weiter.
Heute muss es erledigt werden.

Zwischen vereinzelten Gründerzeitfassaden spiegeln sich die Glasscheiben der Konsumtempel. Jeder Einzelne dazu geschaffen eine Message zu transportieren. Kauf hier! Verschaff Dir Glück! Konsumiere! Reklameschilder in grellem Neon beleuchten Bettler, Müll, Hundekot - die ganze Szenerie.

An der Ecke zur Schillerstrasse bleibt er kurz stehen. Mit raschem Blick mustert er die Polizeistation gegenüber. Zielstrebig geht es dann weiter zum Haus Nr. 14.

Hier kennt er sich aus. Die Doppelschwingtür am Eingang saugt Armeen von Menschen ein und spuckt sie aus. Er läuft vorbei, biegt um die Ecke zum Hintereingang. Mit einer beinahe lässigen Geste lässt er seine Hand in die Jackentasche schlüpfen. Er fühlt die Kühle des Metalls. Alles ist da und alles ist gut.

Damals am 7. Juli war er zuletzt hier. Die Demütigung heute noch im Nacken, zieht er mit einem Ruck die Eisentür auf.
Gedämpftes Licht im Treppenhaus umfängt ihn.Jetzt nur noch ungesehen bis in den 4. Stock.

Mit pochenden Schläfen schnauft er voran. Vereinzelte Stimmen aus Fluren, lautes Lachen und das Summen der Klimaanlage irritieren.

Atemlos steht er vor der Glastür mit der Aufschrift Ebene 4.
Angekommen ist er zitternd. Ob sie an ihrem Schreibtisch sitzt? Er schiebt sich in den Flur und tappt geräuschlos an offenen Zimmertüren vorbei. Hin und wieder mustert ihn ein überraschter Blick. Dann steht er vor ihrem Türschild. Die Buchstaben in schwungvoller Schreibschrift grinsen ihn an.

Mehrere Stimmen sind hinter der Tür. Der helle durchdringende Klang einer Frau, eine tiefe Männerstimme und ein Kind. Er versteht nicht was sie reden.
Murmel, Murmel, kopfschüttelnd denkt er an den letzten Theaterbesuch. Linkes Zeug. Überflüssig!

Doch mit der Hand am Türknauf zuckt er zusammen.
Ein Kind? Warum ein Kind? Das ist in seinem Plan nicht vorgesehen.
Im gleichen Moment kommen Schritte den Flur entlang, er öffnet spontan hinter sich eine Tür und tritt rückwärts ein.

Dunkelheit umfängt ihn, er stolpert, rammt sich das Knie und flüstert "Lorbaß.....".
******s23 Frau
12.703 Beiträge
• Lorbass•
• schisslaweng•
• Johannistrieb•
• katzbuckeln
• stöckeln•
• daumendick•
• Dorftrottel•
• Bratkartoffelverhältnis•

Däumeling ist nur daumendick, aber umso ausgeprägter ist sein Johannestrieb. Manche sagen er sei der Dorftrottel, aber in Wirklichkeit ist er ein Lorbass der schlimmsten Sorte. So hat er nicht nur eine, sondern gleich mehrere Affairen gleichzeitig.
Zumindest bis zu dem Tag als Däumelinchen im Ort auftaucht. Schisslaweng stöckelt das winzige Persönchen schnurstracks zum Bürgermeisterbüro und fordert die Herausgabe von Däumeling, da dieser ihr angetrauter untreuer Gatte ist. Verdutzt lässt der Bürgermeister Däumling vorführen. Doch bevor seine Holde zum Schlag ausholen und ihm die Bratkartoffelverhältnisse um die Ohren hauen kann, dienert er katzbuckelnd und spricht ganz keck:

"Liebste, das hab ich ja nur für dich allein getan! Nun wird uns niemals langweilig werden, denn ich habe emsig jede Stellung und jeden Kniff studiert und kenne das Kamasutra in und auswendig."



Mea Culpa - hatte zuviel um die Ohren für eine gescheite Story - aber für was kurzes hat es grad noch gereicht *ggg*
**********Engel Frau
25.283 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bist eh zu spät. *ggg*

Hier die aktuellen acht Wörter:
Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 42
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Das hatte ich gesehen - bin ja nicht die Einzige *zwinker*
*****e_M Frau
8.366 Beiträge
Bist Du wohl doch, ich hab die neuen Wörter drin *zwinker*
**********Engel Frau
25.283 Beiträge
Gruppen-Mod 
*ja*
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Danke für ...
... diese schönen Wörter, die den Kommissar weiterreisen lassen - allerdings erst morgen abend, denn die Arbeit ruft.
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Werde mich natürlich auch an den neuen Worten versuchen , mal wieder eine reizvolle Aufgabe . *spitze*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Rabiat
Die Verschwörer schlüpften in ihre Tarnanzüge. Der Stein war unwiderruflich ins Rollen gekommen. Der Auftrag war klar, das Ziel im Visier und der Plan bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Offiziell wussten die angeblich neutralen Gremien von nichts, intern waren zumindest die Obersten unter dem Siegel der Verschwiegenheit ins Bild gesetzt worden.
Gutgeheißen hatten sie das Kommende zwar nicht, aber ihnen blieb keine Wahl. Die verheerenden Mechanismen einer drohenden Zerstörung sowie die untrüglichen Muster eines nicht heilbaren Größenwahns waren zu eindeutig. Drittes Weltkriegsgetöse ängstigte die Welt.
Die Truppe mit dem Codenamen „Schild“ machte sich auf den Weg über den Pazifik. Die einzige Unsicherheit lag in der unberechenbaren Reaktion der Armee. Wie würde sie reagieren?
Zum Wohle des leidenden Volkes entscheiden oder für ihre Version eines Führers den letzten Bluttropfen vergießen?
Die Gedanken der heimlichen Retter der Menschheit in ihrem unbequemen Truppentransporter waren bei ihren Liebsten. Nicht gerade schön, die Vorstellung, diese vielleicht nicht wieder in die Arme schließen zu können. Doch das Opfer war es wert, denn nicht nur ihre Familien, sondern sehr viele Menschen würden weiterleben und sich ihres Lebens erfreuen. Das rechtfertigte den Plan, der in seiner Eigenwilligkeit durchaus mehr als rabiat war.
*
Fatti Jong Il, der Unbelehrbare mit den feisten Bäckchen, verantwortlich für den ganzen Verhau, dass selbst die Chinesen Magenweh bekamen und die Russen sorgenvoll dreinschauen ließ, stürzte nach dem gelungenen Husarenstück kopfüber, schreiend und ungebremst, durch die Nacht. Zwischen sich und dem Aufschlag auf den Inseln mit dem erregenden Namen lagen nur Sekunden, die ihm aber wie Stunden vorkamen.
Was für ein passendes Schlusskapitel im Buch der bösen Drohungen für den bekennenden Atombomber aus Nordkorea, der sein jähes Ende – irgendwie stilvoll - auf dem Bikini-Atoll fand.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Du landest immer da, wohin du musst
Du landest immer da, wohin du musst
Oder:
Träume von Schild und Schwert

Die Wendungen des Lebens, wenn man gerade eben zu sich gefunden und gedacht hatte, es wäre schön an ebendiesem Ort, sind manchmal jäh. Sie erschrecken einen oder man nimmt sie kaum wahr. Gerade heute Morgen denke ich, es ist wie ein immer gleiches Muster, aber doch so grundlegend anders ein jedes Mal, weil die Menschen nun einmal Individuen sind. Dachte ich letztes Jahr noch, ich müsste die Kunst des Gitarrespielens erlernen, so sah das weise Universum einen anderen Weg für mich vor. Es war dieses Mal eine unerwartet jähe Wendung, die, was die Konsequenzen angeht, unbemerkt blieb.

Es begann ganz unscheinbar. Ein kleines Dojo in einem recht neuen Haus, ein Lehrer, der sich wie ein Falke auf jeden kleinen Fehler stürzte. Zwei Mal die Woche mit einem hölzernen Schwert trainieren. Zu Beginn des Trainings sahen wir die Gruppe vor uns. Die Frau meines Lehrers unterrichtet Karate. Mein Blick wurde scharf, ich sah Fehler. Fußstellung, die Fäuste, Haltung. Man kam ins Gespräch und ehe ich es verhindern konnte, steckte ich auch dort mit drin. Und steckte meine Frau an, die ebenfalls zum Karate fand. Es ist schon eine Dualität, mit der man zurechtkommen muss. Das eher rabiate Karate und das feine, auf Präzision und Tradition ausgerichtete IaiDo. Beides sind seltsame Sportarten, denn man kann ihnen nicht neutral gegenüber stehen. Man liebt sie oder man hasst sie, dazwischen wäre es larifari. Da ich lange Jahre bereits Kampfsport betrieben hatte, war Karate ein leichter Einstieg, das ist wie Radfahren. Am Anfang wackelt es ein wenig, aber dann kommt alles zurück. In den Schwertkampf konnte ich nicht so leicht hineinschlüpfen. Schwertkampf ist wie ein Steinbrocken, der irgendwo abbricht, in einen Bach stürzt und vom Wasser getrieben wird. Der Stein ist ungleichförmig, plump und das Wasser hat viel Mühe, den Stein zu bewegen. Aber mit jedem Meter wird es anders. Der Stein, den ich im Sinn habe, wird irgendwann auf einer Insel im Pazifik landen, davon bin ich jetzt überzeugt. Wie sagte einst Mr. Smith in „Matrix“? Es ist unausweichlich.

Vor ein paar Wochen noch, ich hatte gerade meine Uniform bekommen, hieß es: „Sensei kommt!“ Gut, Sensei bedeutet erst einmal garnichts. Wörtlich bedeutet es „vorher geborener“ also eher „Senior“. Im Budo zeigt es den Status des vorlebenden und lehrenden, unterrichtenden. Das Glänzen und die kleine, versteckte Furcht in den Augen meiner beiden Sensei allerdings ließ mich aufmerksam werden. Also googelte ich den Herrn. Geboren in Kanagawa, von der japanischen Regierung in die Welt gesandt. 8. Dan Iaido Kyoshi, 8. Dan Kendo Kyoshi, 7. Dan Batto, 6. Dan Tankendo, 6. Dan Jukendo, 3. Dan Jodo. Er entstammt einer direkten Samurai-Linie. Ich freundete mich mit dem Gedanken an, dass der Besuch unausweichlich wäre. Vor ein paar Wochen beim Jahreshauptseminar gelang mir ein kleiner Blick. Mein Sensei stellte mich und eine befreundete neue Schülerin vor, sein eher knapper Kommentar war: „Gebt euer Bestes“. Vero und ich hatten den Vorteil, als Neulinge zu gelten. Inmitten dieser beeindruckenden Armee schwarzgewandeter Krieger, allesamt mit Schwertern bewaffnet. Waren wir beide wie Pfefferkörner in der salzigen Suppe. Wir hatten immer noch Bokuto, Holzschwerter. Und wir waren die „neuesten“ Zugänge, standen also am weitesten von Großmeister weg und zwar ganz hinten links an der Wand. Gut so. Der Meister sah mich und meine Fehler nicht. Eine wacklige Drehung hier, eine abgerutschte, schwitzige Hand da, ein falscher Stich. Welpenschutz. Bei dem Wackler ging es mir nicht gut. Es gibt Formen, die dort geübt werden, nach vereinbarten Szenarien. Die Form „Nihon-me Ushiro“ schult den Angriff im sitzen von hinten. Davon abgesehen, dass es schon in gewisser Weise erregend ist, wenn man den Zeitpunkt des Angriffes spüren muss, ist die schnelle Drehung auf den Knien für mich problematisch. Auf dem linken Fußballen und dem rechten Knie eine 180 Grad Drehung zu vollziehen und dabei das Schwert ziehen und eine Enthauptung durchzuführen, ist wirklich schwer. Wim, der Lehrer der „Mu-Dan“-Fraktion (kein-Dan) sah das, rief lauthals „Warte Tom, ich rette dich!“ quer durch die Halle und der alte Tom spielte Häuptling hochroter Kopf. Seitdem gilt er als guter Freund, denn er hat es geschafft, fünfzig Prozent des dicken Tom in Form zu bringen. Der Großmeister hatte sich die Herrschaften ab 5ter Dan vorgenommen und ich bekam nicht viel mit. Zu Ende einer solchen Veranstaltung wird etwas zelebriert, das „Embu“ heißt. Das bedeutet, das Erlernte muss vor den Augen der gesamten Truppe vorgeführt werden. Okay, Vero und ich, die Kämpfer der Holzklasse, standen hinten und gaben sich unauffällig. Aus Bad Homburg nahm ich mit, dass ich seltsamerweise noch nirgendwo so viele in sich ruhende und ausgeglichene Leute kennen gelernt habe, die darüber hinaus auch noch vollkommen unprätentiös waren und eher bescheiden im Auftreten, wenngleich viele einen Titel besaßen.

Vor drei Wochen nun hieß es, der Meister bringt noch zwei mit. Plus ein japanischer Professor aus Düsseldorf. Naja, wer mich kennt weiß, dass ich unaufgeregter werde, je dicker es kommt. Was sollte schon passieren? Furuichi Sensei hat wohl eher kein Interesse an mir und die anderen Japaner konnte ich so garnicht einschätzen. Und damit begann das Chaos. Meine Karate-Sensei sagte: „Wirst sehen, am Ende wird alles wunderbar“ und ich dachte wirklich, sie würde Amphetamine aus dem Regenbogenland beziehen. Letzte Woche Mittwoch war es nun soweit. Unnötig, zu erwähnen, wer das Willkommensmahl zubereitete, nicht wahr? Cherie und ich im Dauerstress. Panik wegen der Laktoseunverträglichkeit der Asiaten, was ist mit Alkohol, wie wird eingedeckt, brauchen wir neue Tische und zehn Millionen Fragen, die unbeantwortet blieben. Aber cool Tom zog einfach seine Linie durch. Es gab eine hervorragend gelungene Hühnersuppe, Muscheln Flamenco, frische Bruschetta, einen 2013er Barolo und noch Creme Brulee. Entgegen der Erwartungen war Furuichi Sensei ein stiller, energischer Mann und seine Präsenz war spürbar, aber unaufdringlich. Der Professor aus Düsseldorf sprach Deutsch und diente als Übersetzer. Die beiden „mitgebrachten“ Japaner waren das Ehepaar Sunaga, beide im Range eines 6ten Dan. Alle vier erwiesen sich aus ausgesucht freundliche Menschen mit absolut perfekten Manieren. Gegen Mitternacht wurden Geschenke verteilt und Cherie und ich zogen zufrieden von Dannen. Da wir getrennt angekommen waren, nahm Cherie Emmchen und ich stieg im Regen auf das Moped. Damit begann das Unglück. Der Hinterreifen rutschte mir weg und ich segelte direkte in den neuen Bretterzaun der Nachbarin. Mein armes Moppi büßte den Spiegel ein und hat eine Schramme und ich habe ein gestauchtes Handgelenk, ein lädiertes Knie, wo Moppi gelandet war und das Schlimmste: Ein fettes Häma-Tom dort, wo ich zwecks Besuch in der Keramikabteilung zu sitzen pflege! Aber es nützte nichts. Es begann Privatunterricht beim Chef. Vormittags drei Stunden, Nachmittags drei Stunden und anschließend noch anderthalb Stunden Karate. Ich habe noch nie im Leben so schnell so viel gelernt. Unglaublich. Die beiden Sunagas erwiesen sich als wahre Meister mit einer Körperhaltung und Spannung, die Ihresgleichen suchte. Sie wurden niemals müde, auch die kleinsten Fehler wieder und wieder mit einem Lächeln zu korrigieren und das macht einfach Spaß. Am ersten Tag nahm ich direkt 1,3 Kg ab und fiel beinahe tot ins Bett. Freitag verpasste ich die Heute Show, weil Cherie und ich für 49 Iaidoka das Buffet vorbereiteten und Samstag begann die eigentliche Katastrophe. Der Mopedunfall brachte mich genau da hin, wohin ich musste. Nach ich am Vormittagstraining noch teil, musste ich schmerzbedingt aussteigen. Cherie war dabei, mit zwei Helferlein das Buffet aufzubauen, als ich dazu kam und die 28 Liter (!) allerfeinste Hühnersuppe final abschmecken wollte. Ich öffnete den Deckel und fiel fast in Ohnmacht. Die Suppe, die morgens noch ein stolzes Lächeln auf mein Gesicht gezaubert hatte, war gekippt. Es roch wie frisch Erbrochenes und ich versank im Boden! Ich gebe zu, dass ich Tränen in den Augen hatte, als ich den Riesentopf in die Toilette entleerte. Sowohl vor Scham als auch vor Ärger. Cherie war ins Auto gesprungen, um schnellstmöglich Ersatz zu suchen, während die Pause zu allem Unglück auch noch vorverlegt wurde und ich im Boden versank. Gut, meine Tochter hatte eine Knoblauch-Tomatenbutter gezaubert, Cherie einen Dill-Frischkäsedip, es waren ausreichend Baguette und Brezen da, elf Lier Kaffee und ausreichend Tee. Die 9 Liter Kürbissuppe, eigentlich für die Vegetarier gedacht, waren ruckzuck leer. Cherie kam mit einer großen Tasche Erasco an, aber das ließ ich nicht zu. Peinlich genug, dass meine geliebte Lieblingssuppe in der Kanalisation schwamm, das Fiasko mit einem anderen zu bereinigen ist ganz schlechter Stil! Aber es ging auch so, Tomatenbutter sei Dank. Nachmittags konnte ich wieder nicht mitmachen, weil ich von Diclophenac reichlich Übelkeit erntete und mein Handgelenk Tango tanzte. Cherie umsorgte mich in bester Art mit Voltaren und einer Creme, die echt herunterkühlt, aber es nützte nicht viel. Wenigstens konnte ich ausreichend Bilder machen mit der verbliebenen Hand. Und ja, der Sonntag lief ähnlich. 120 Brötchen schmieren und belegen? Mit einer Hand? Nein, wir bestellten noch Samstag Abend beim Bäcker unseres Vertrauens. Ergo konnten wir die Restkraft auf die Sayonara-Party legen, die im Garten meiner Sensei stattfand. Vier Salate, eine Bierzapfanlage, reichlich Fleisch und vegetarisches Grillgut stand bereit, frisch gehobelte Karotten, ausreichend Baguette und 7 Kg Kartoffelsalat. Das Abschmecken geriet zur Zitterpartie, denn ich hatte meine Suppe noch im Kopf. Aber es war gut. Und so standen wir versteckt und unsichtbar hinter der Theke und bedienten die schwarzgewandeten Dauerkrieger. Das alles verlief gut, bis ich Cherie sagen hörte: „Sie sind Wim? Der, der meinen Mann bei Ushiro gerettet hat? Schatz, hol die Flasche raus!“
Eine Flasche Jim Beam Devils Cut wurde geköpft und schlussendlich wurde es lustig nach all den Katastrophen der letzten Tage. Aber liebe Leser, es ist noch nicht zuende. Eine liebe Freundin schenkte mir zusammen mit ihrem Mann eine Flasche Jack Daniels Single Barrel. Ich denke, es ist von ihr mit einem Lächeln quittiert, wenn ich schreibe, dass ich die mit meinem Retter zusammen venichtet habe. Und damit (liebste Freundin, sei Dank) traf ich ebenfalls den Geschmack des Großmeisters. Ratzfatz war die Flasche leer und Sensei nickte anerkennend. „Kampei!“ war das meistverwandte Wort des Abends und ich wechselte die langweilige japanische Meditationsmusik in meine Kernkompetenz. Rock. Ich trage ihn quasi im Namen. Beginnend mit Martha Reeves and the Vendellas und „Nowhere to run to“ über Chubby Checker, leitete ich das Ohrenmerk auf Creedence mit Ooby Dooby, Bad Moon rising , AC/DC mit Thunderstruck und Led Zeppelins Travelling Riverside Blues.

Gérárd, ein Iaidoka der belgischen Fraktion kam und fragte, wer für die Playlist verantwortlich wäre. „Oh verdammt“ sauste es durch meinen Kopf, „wieder falsch!“ Aber nein, er bedankte sich überschwänglich für die Musik, gleich im Namen der gesamten Belgier. Ich wäre fast geplatzt, so froh war ich. Und ganz nebenbei hilft Alkohol gegen schmerzende Handgelenke. Dann ging das Seminar am Sonntag ohne große Katastrophen zuende und wir hatten das Abrödeln an der Backe. Als Cherie und ich Abends vollkommen geplättet und dem Scheintode nahe heimkamen, stellten wir fest, dass unsere heilige Zeit, nämlich Formel 1, das erste Mal seit 18 Jahren verpasst worden war. Schräg, oder? Ganz nebenbei warten hier zwei Wochen GZSZ. Unser Leben hat eine Wendung bekommen, die das Attribut „jäh“ nicht mehr verdient. Und es sollte noch einer draufgesetzt werden. Montagmorgen kam die SMS: „Training mit Sensei 10 bis 13 Uhr, 15 bis 19 Uhr danach Karate. Erscheinen Sie, sonst weinen Sie!“ Wir werden hier nicht an Grenzen getrieben, sondern weit darüber hinaus. Neunzehn Uhr. Ich habe beim Embu vor unserem Chef wohl ein bisserle richtig gemacht. Er rief mich zu sich und verlangte mein Holzschwert. Er legte es zur Seite, nahm sein Schwert ab und gab es mir. Bis er für mich das Richtige in Japan finden würde, darf ich zum Training das Schwert des Großmeisters führen. Cherie hatte unter dem Applaus der anderen Tränen in den Augen und ich kämpfte mit dem vierundzwanzig Kilogramm schweren Stein in meinem Hals, der gerade begonnen hatte, die ersten Ecken abzuschleifen. Cherie ist gestern heim gefahren. Ich bin geflogen…
*******day Frau
14.249 Beiträge
Genau so hatte ich mir das gedacht, Bruderherz

Sylvie *haumichwech* und natürlich *heul* vor lauter Mitleid *schwester*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Randbemerkung
Nach dem urigen Eifeldorf und der schäbigen Bergarbeitersiedlung entführe ich nun die werten Leser/innen in meiner dritten Geschichte hier in ferne Weiten.......

Fürwahr der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt........
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Die Insel Wundersam
Fernab der großen Kontinente, abseits der Schiffsrouten und befahrenen Seewege, umgeben von schäumender Brandung, verschollen im Abgrund der Gezeiten und bestückt mit unvergleichlich schönen und naturbelassenen Gestaden finden wir die Insel Wundersam.
In einem, der Menschheit wohlbekannten Gewässer, dem Pazifik verschwindet die Insel Wundersam auf einem abgelegenen Breitengrad aus den Augen der Weltöffentlichkeit.
Unbemerkt vom Weltgeschehen, weit weg von den Mächtigen unseres Planeten, obwohl diese vielleicht einiges von den wackeren Insulanern lernen könnten.
Erregend ist die Völkervielfalt auf Wundersam, Menschen aller Kontinente, aller Nationen leben dort.
Hautfarben und Religionen friedlich vereint in einem homogenen Miteinander.
Man lebt, arbeitet und handelt in gegenseitigem Wohlgefallen und jedermann hat seine Aufgabe.
Jeder braucht jeden, man hilft und unterstützt sich, tauscht Wissen und Erkenntnisse neidlos aus und die Haltung der Inselbevölkerung der Welt gegenüber darf getrost als neutral bezeichnet werden.
Es braucht keine Armee auf Wundersam, keine Polizei und keine Geheimdienste. Es gibt keine rabiaten Elemente oder verquere Strömungen. Das Leben auf der Insel verläuft nach derem eigenen Muster, geprägt von Frieden, Weisheit, Toleranz und wirkungsvollem Miteinander.
Die wichtigste Arbeit des Inselvorstandes, einer Handvoll Ältester, besteht in der Ausrichtung von Volksfesten, kulturellen Veranstaltungen und der friedvollen Begehung religiöser Feiertage, die die einzelnen Religionsgruppen im friedlichen Einklang zelebrieren.
Das Schild der Insel gegen die Welt ist ihre Abgeschiedenheit, ihre Waffe ist die Güte mit der sie den wenigen Fremden, meist gestrandete Seefahrer, begegnen und gerne in ihre Mitte aufnehmen.
Ihr Argument ist die Menschenliebe welche sich bei ihrem größten Fest, der Geburt neuer Inselbürger offenbart.
Wenn eine Geburt ansteht, ein Kind den schützenden Mutterleib verläßt und ins wundersame Leben der kleinen Insel schlüpft steht Wundersam freudig kopf.
Drei Tage wird gefeiert, der neue Insulaner begrüßt und die glücklichen Eltern geehrt.
Fürwahr, aus vielen Winkeln der allgemein bekannten Welt würde man neidisch auf Wundersam blicken, nur wenigen jedoch ist es vergönnt.
Und vielleicht ist es , angesichts der Gewalt, des Terrors und Neid in der Welt, besser diese wundersame Enklave im Verborgenen zu halten......................................

derweil ich gerne dort siedeln würde....................................

aber selbst mir sind die Koordinaten dieser Trauminsel nicht zugänglich!!
**********gosto Frau
16.052 Beiträge
Der große Kapitän
• Pazifik
• erregend
• Armee
• schlüpfen
• Muster
• neutral
• Schild
• rabiat


Tati (schwärmerisch)
Ich würde gar zu gern die Welt umsegeln, Luccio,
so wie das einst James Cook, der Kapitän, getan.
Die Ausbildung, die er in der Armee genossen,
wär allerdings zu streng, zu rabiat für mich.

Luccio (lebhaft)
Als Seevermesser dann hat er die Küstenlinien
Neufundlands, Labradors und des St. Lorenzstroms
kartografiert, auch damals schon Zitronensaft
als Schutz und Schild vor dem Skorbut genutzt.

Tati (bewundernd)
Zwar waren seine Logbücher ganz nüchtern
und in neutralem Ton gehalten, doch haben die
Bewunderung erregenden Entdeckungen auf den
drei Weltumseglungen ihn weltberühmt gemacht.

Luccio (nachdenklich)
Doch könntest du in seine Rolle schlüpfen, so
würdest du gewiss vermeiden, auf deiner dritten
Pazifik-Reise jene Insel anzusteuern, Hawaii war's,
auf der er einen gewaltsamen Tod gefunden hat.

Tati (zustimmend)
Trauriges Ende eines großen Mannes. Am meisten
beeindruckt mich die musterhafte Sorge für seine
Leute. Das schätze ich noch höher ein als die
Verdienste in Kartografie und die Entdeckungen.

Luccio (muss immer das letzte Wort haben)
Und in den folgenden Jahrhunderten sorgten seine
so abenteuerlichen Reisen für ein reiches Angebot
an Sachbüchern und Romanen. Am besten wohl von
allen Kurt Lütgens Jugendbuch "Der große Kapitän".

(c) luccioladagosto 19.09.2017
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Grange - Mit Calvados
Granges Gastgeber räusperte sich: „Deine Zielperson heißt Witold Fauxchêne. Er fälscht Calvados aus polnischem Obstler und bringt ihn in Umlauf. Es muss einerseits wie ein Unfall aussehen, gleichzeitig muss klar sein, dass so ein Unfall nur Typen wie ihm passieren kann.“

Der Diener seiner Herrin zog die Brauen hoch. Das war als Aufgabe ein Pazifik und keine Ostsee. Que fairait on sans BHW? Im Moment hatte er noch keine Idee, aber wenn er erstmal das Umfeld von dieser falschen Eiche ausbaldowert hatte...
Der Großhändige schob einen Zettel mit GPS-Koordinaten und ein Foto über den Tisch.

„Normalerweise sitzt die quabbelige Qualle auf seinem Hof und spielt an seinen Fussnägeln. Die Drecksarbeit macht sein Adlatus, aber es war nicht dessen Idee. Fauxchêne muss sterben!“

Der Kommissar überlegte. Es musste also ein Tod sein, der in der Lebensmittelfälscherszene für Aufsehen sorgte, dort jedem als unnatürlich klar war und außerhalb wie ein Unfall wirkte. Er hatte eine Idee! Sie erregte ihn ungemein. Er musste dazu nur in die Rolle eines Arztes schlüpfen. Oder er zog sich Frauenklamotten an und verschaffte sich so Zugang.

„Gut, ich kann morgen loslegen. Ich brauche einen Musterkoffer, einen Irrigator und Damenmode für mich, inklusive High-Heels. Und ich brauche Calvados! Der Typ ordert doch manchmal Nutten?“

Sein Gegenüber versuchte neutral zu schauen, aber seine Augenwinkel verrieten, dass er Granges Idee erraten hatte und sie grandios fand. Den restliche Abend verbrachte der Kommissar mit Schönheitspflege. Er rasierte sich die Beine und den restlichen Körper und schlief in Gedanken an seine Herrin und seinen Lohn ein.

Am nächsten Morgen lagen ein schönes Sommerkleid, Strapse und rote High-Heels bereit, Grange kleidete sich an, überprüfte seine Rasur und schminkte sich leicht. Dann packte er den Irrigator und den Calvados in seinen Musterkoffer, pappte ein magnetisches Schild mit der Aufschrift „Massages Mobiles“ an sein Auto und fuhr zu der Calvados-Brennerei im Nachbardorf.

Niemand nahm von ihm Notiz, als er über den Hof stöckelte und hinter der Eichentür zur Direktionsetage hochstieg. Er klopfte an die Tür mit „Direction“ und klinkte, ohne auf das „Oui“ zu warten.

Fauxchêne saß in seinem Sessel und machte große Augen, aber die Hormone siegten über eine Armee von Bedenken und er säuselte:

„Ah, Desirée, schön, dass Ihr es heute einrichten könnt!“

Grange antwortete mit Fistelstimme: „Isch abe Dir etwas schöne mitgebrascht. Leg Dich auf die Bauch und mach Disch nackisch!“

Der Calvados-Panscher legte sich auf sein Büro-Sofa und ließ die Hosen runter, als er den Irrigator bemerkte. Grange würgte ein bisschen, als er den faltigen Hintern sah und den alten Mann roch. Bedeutungsvoll ließ er die Schlösser des Musterkoffers schnappen, griff nach dem Schlauch des Irrigators und führte ihn ein. Dann füllte er dessen Becher mit Calvados und drehte den Hahn auf.

Fauxchêne stöhnte. „Wer hat Dir verraten, Cherie, dass ich auf sowas stehe? Ich finde das sehr erregend!“

Der Rächer des Reinheitsgebotes sagte nicht, dass eine Auswertung des Suchverlaufes im gekaperten Browser von Witold eine Menge spannender Sachen zu Tage befördert hatte, von den „Einlauf“ noch einer der harmloseren Suchen war.

„Das gefällt Dir, mein Lieber?“ fragte Grange wieder mit verstellter Stimme und er setzte nach: „Isch ge'e mal kürz raus, Du behälts die Einlauf brav drin, mon Zückerschneuzschen.“ Er versuchte neutral bis herrisch zu klingen, er war ein Muster an Beherrschung, aber als er draußen war, atmete er tief durch. Nach seiner Berechnung müsste Fauxchêne in einer halben Stunde kollabieren, dieses Mal war es nicht die rabiate Tour mit Schädel-weg, sondern ganz sanft und subtil. Er würde wie ein Unfall aussehen, und wenn die Gerichtsmediziner überhaupt eine Obduktion machten, dann fänden sie nur den gepanschten Calvados in der Leiche.

Ohne sich beim Rosé-Winzer zu verabschieden, nahm er die erste Ausfahrt Richtung Norden.
Frau -oh Mann!
Von saugut bis berührend und beides zusammen - eure Geschichten sind diesmal allesamt hammergeil!

*spitze* *top2* *zugabe* *victory*

*anbet* laf
It´s me!
*********ld63 Frau
8.136 Beiträge
Nina kann auch den Politthrill! *bravo*

Und Komissar Grange als Crossdresser: herrlich skurril! *lol*

Danke Euch für die spannende Lektüre! *spitze*
Dem Chamälion (von der Seite ein-) schenke:
Lapaz Ifik war Grange schon lange auf den Fersen. Nicht, dass er ihn immer wieder aufspürte, um ihn irgendwann zu eliminieren. Gott bewahre!
Solch einen Hahnrei mit Stil und Schläue, der einem Stück für Stück sämtliche Türen zu Himmel und Hades zeigte, in all deren Farben und Schattierungen, durfte man nicht verlieren. So Einer wie er war immens wertvoll, da er einem die hauchdünnen Fäden hinter den Netzen aufspürte. Denn Grange war extem flexibel und konnte in jede Rolle schlüpfen, die sich Otto Normalbürger nur vorstellen konnte. Muskelmann und Musterfrau, auch jene der halbseidenen Sorte, hatten einfach keine Chance, diesem gewitzten Gentleman, Gesetzeshüter und Ganoven auf die Spur zu kommen. Ob Armee, Hochfinanz, Rotlicht, Geschäfts- oder Biedermann; kein Millieu war ihm fremd. Er konnte zärtlich, kalt, rabiat, unsichtbar oder überdeutlich präsent sein wie kein Anderer.

Es gab nur Einen, der noch gewitzter, noch durchtriebener war als Grange.

Ihn selbst. Lapaz.

Wobei. Wenn Grange nicht diese devot lüsterne Ader hätte - wer weiß, ob er ihn nicht doch schon irgendwann verloren hätte. Der Kerl war einfach ein Ass. Manchmal auch mit Hole. Whole Hole!

Nichtsdestotrotz hatte Lapaz mitterweile richtig Spaß daran, Grange zu beschatten. Das Spiel elektrisierte ihn. Es hatte etwas Erregendes, fast schon besessen Machendes, dem Kerl hautnah im Nacken zu sitzen, immer in akuter Gefahr, von ihm entdeckt zu werden. Noch dazu hatte die Cheffin versprochen, ihm: Lapaz die Operation zu bezahlen und ihn dann einmal bei diesem Pfundskerl in ihre Rolle schlüpfen zu lassen. Seine, dann allerdings schon ihre Stimme hatte den selben rauchigen Klang wie der von Madame. Selbst wenn sie streng wurden. Unter dem brennenden Lustschmerz der Klammern und den knallenden Peitschenhieben würde der unterwürfige Sklave den Unterschied nicht bemerken. Bei der Gelegenheit durfte er ihr dann ruhig durch die Lappen gehen. Wortwörtlich.

Das ein oder andere Mal hatte Lapaz schon die Cheffin doublen müssen. Mit Maske, ihr Parfüm aufgelegt und den herrischen Ton angeschlagen, hatte noch keiner Lunte gerochen.

Lapaz jeddenfalls war mit seinem Los derzeit jedenfalls mehr als zufrieden. Von ihm aus dürfte das Spiel noch sehr lange so weitergehen.
**********henke Mann
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Er ...
... wird ihn nicht fassen - denn der Kommissar hat die Macht seiner Herrin im Rücken. Sie macht ihn unverwundbar, unfindbar, ungreifbar.
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