Schwesterherz, ich weiß, was du meinst.
Ich wollte ja Rouladen machen. Nee
das ist zuviel für heute. Ausserdem hat Gabilein heute Schlüpfdatum und daher gibt es.... dazu später. Also der Metzger meines Vertrauens hatte Kalbshack. Da ich zurzeit kürzer treten muss, gabs auch nur eine kleine Menge. Wegen weil: Der Albert, der kennt Omas Rezepte supi und daher: Nur einmal kochen am Tag
das schont den Geldbeutel und da jetzt gleich mein armes Auddole mal wieder eine neue Gaspumpe bekommt, brauche ich jede müde Mark.
Also: Gekauft habe ich Hack und Kapern. Klar soweit? Na logo weiß jeder, was heute dran ist. Königsklopser Berge!
Und ja, der Trottel bin ich, denn die Arbeit ist nicht weniger als das Ding mit den Rinderrölleken (Weil ich ja schlau bin, habe ich Rouladen gleich mitgekauft harharhar weil für morgen ist Gewitter angesagt). So, die feinen Kügelchen (drei Stück habe ich rausbekommen aus der Magermilchversion) schmurgeln in der Sauce.
Kommen wir zum Geburtstagskind.
Wie gratuliert man Engeln?
Eine Frage, die wir uns als Kinder religionsübergreifend stellten, war: Gibt es Gott? Wenn ja, wo wohnt er? Hat er ein Aquarium? Liebt er Hundewelpen und Katzenbabies? Mag er Nudeln oder nur Manna? Isst er überhaupt etwas? Fragen über Fragen. Und weiter: Macht er das alles alleine? Ist es nicht kein Wunder, wenn der arme Mann überlastet ist? 6 Millionen Leute beten zu ihm und das alles muss gehört, verarbeitet und beurteilt werden. Und man muss ab und an handeln. Die Katholiken nennen das dann "Wunder" aber wir wunderten uns nicht.
Harald, der böse Junge im Quartett, sagte: "Nee der hat seine Ni(zensiert), das macht der nie alleine. Der ist wie Papa, der sagt auch jedem, was er machen soll, wenn er im Sessel sitzt."
Schon klar. Wir wussten alle, dass Haralds Vater ein brutaler Prolet war. Harald blendete das sorgsam aus, denn sein Idealbild von Vater sah deutlich anders aus. Aber er versuchte, die guten Eigenschaften seines Idealbildes in den Vater hinein zu interpretieren. Uwe und Fredis Vater war schon tot. Die Handschrift der Mutter war aber auch nicht erkennbar. Fredi, der größere der Brüder, war ruhig, in sich gekehrt und es schien immer, als wenn er im Geiste mit einem Bein ständig in einer anderen Realität schwebte. Uwe wiederum war das genaue Gegenteil. Nervös, hibbelig und recht aggressiv für sein Alter. Ständig schien er allen beweisen zu wollen, wie gut er ist, ohne es zu sein. Heute nennt man dieses Phänomen "Trumpismus".
Die Diskussion damals ging in eine verquere Richtung. Engel als "Ni(zensiert)" zu bezeichnen, war damals folgenlos. Heute? Nee, geht nicht mehr. Aber egal, Harald dachte, dass die Engel die Leibeigenen Gottes seien. Als Fredi in seiner ruhigen Art (er war der längste und stärkste von uns, jedenfalls solange, bis ich den grünen Gürtel hatte) erklärte:
"Nee Leute, Engel sind Gottes Soldaten. Man nennt sie auch Heerschar oder nur Schar. Und sie leben in Garnisonen. Das ist sowas wie eine Kaserne für Engel."
Wir fragten uns (niemand wagte es, Fredis Einlassung zu verneinen) ob man die herbeirufen kann. Es sollten Sprachen existieren, in denen man mit Engeln reden kann. Henochisch zum Beispiel. Aber es war immernoch die Frage, ob es ihnen eraubt war, zu antworten.
"Was ist mit Schutzengeln? Können ja wohl keine Soldaten sein, oder watt?", Harald wurde patzig.
"Doch", sagte Fredi und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, "sie schützen Menschen. Das ist genau das, was auch Soldaten machen."
"Haben die auch Gewehre und so?", fragte Harald.
"Nein, Engeln reichen Schwerter."
Fredis Blick zu Harald ließ jede Folgediskussion im Keim ersticken.
"Wie kann man Engel treffen? Oder sind sie unsichtbar?", fragte ich.
"Ich glaube, man kann sie nur sehen, wenn sie es wollen. Mama sagt, Engel leben mitten unter uns, ein Engel kann dir auf die Schulter tippen und du merkst nicht, dass es ein Engel ist."
"Echt jetzt?"
"Ja. Mama sagt, man trifft Engel in vielen Bereichen. Krankenschwestern, Ärzte, Sanitäter, Rerttungsassistenten, Soldaten, Polizisten, Feuerwehrmänner. Dort verstecken sie sich."
"Ich werd blond, echt?"
"Ja keine Ahnung", sagte Fredi und auch ich kassierte "den Blick", "hab selbst noch keine gesehen."
In diesem Moment hatte ich eine Vision, die sich heute erfüllt hat. Ja, ich kenne einen Engel. Und dieser kleine Lump (ich bekomme gleich mächtig auf die Mütze), ist noch so frech und versteckt sich hinter einem Engelsnamen.
Nun, dieser Engel mag Schokolade. Ich weiß das. Der Engel mag Süßes und kein Knoblauch. Der Engel hat sogar Locken, so wie wir es als Kinder immer träumten. Der Engel ist immer da, wenn man ihn (sie) braucht, ist nett, freundlich, zuvorkommend und einfach ein... Engel.
Also nahm ich mir den Kühlschrank vor. Sahne, Schokolade,
Zucker bzw. Stevia. Die drei Grundnahrungsmittel unseres Engels. Und ich schwöre, sie würde es mögen.
Bin ich der Iceman oder was?
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Engelchen. Ich sags mit Stracciatella.
Tom
PS: Oh shit! Omas Rezept von heute: Königsberger Klopper mit Kapern und Petersilienkartoffeln. Dazu gibt es frische Erdbeeren.
Zur Ehrenrettung der Oma muss ich zugeben, dass ich Kapern nie mochte. Das sieht heute anders aus. Sie gehören einfach da rein, Schluss, Aus, Ende. Well ich gebe zu: Ich bin hauchdicht dran, an Omas Version. Aber... kann es sein, dass da noch Erbsen reingehören?
*kopfkratz*