Scharf, schärfer, Chili...
Das schärfste Gemüse ist für mich die Kidneybohne. Gegen Ende des Studiums mussten wir zum wöchentlichen Kolloquium und hinterher begleiteten wir unsere Professoren völlig freiwillig (
) zum geselligen Beisammensein.
Das alles ist ja nun schon ein Vierteljahrhundert her. Wir drehten mit schwarzem Krausen, während der Seminare gab es nach 45 Minuten eine Rauchpause, die lediglich von den strickenden Herren in der letzten Reihe ignoriert wurde. Wir tranken Nicaraguakaffee und waren fest überzeugt, damit dem Weltfrieden zu dienen. Und den gab es nicht im Pappbecher, dafür musste man noch Cafés aufsuchen, in denen man sich an einer Tasse gerne mal vier Stunden aufhalten konnte. Damals war die Gastronomieszene in Göttingen nach Fächern sortiert. So blieb man hübsch unter sich.
Die wöchentlichen Institutsausflüge gingen also ins Apex, den basisdemokratisch organisierten Hort der Geisteswissenschaften und unangepasten Kleinkunst. Gegründet von 68ern und noch immer existent.
Man saß auf Holzbänken an ellenlangen Holztischen, hübsch schummrig war es auch, denn die Beleuchtung bestand im wesentlichen aus Kerzen, die in irgendwelche leeren Flaschenhälse gestopft wurden. Als Aschenbecher dienten leere Konservendosen.
Es gab Bier, Bier oder Bier. Und dazu eine Speisekarte, die recht übersichtlich war. Es lief auf diverse überbackene Baguettes hinaus. Und dann natürlich auf Chili, mit, man ahnt es bereits, Baguette als Beilage. Wie soll ich es beschreiben? Dieses Chili war nichts für Weichgeschwenkte, nur etwas für Hartgesottene. Es schmeckte im übrigen niemals gleich, aber eines war es immer: scharf, sehr scharf. Um nicht zu sagen zu scharf. Und es bestand zu großen Teilen aus Kidneybohnen. Gehacktes war auch drin. Und ansonsten war es undefinierbar. Kult eben.
Ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich in dieser Zeit genug Kidneybohnen für ein ganzen Menschenleben verspeist habe. Und mir kam seit damals nie in den Sinn, dass Kidneybohnen auch anders verwendet werden können als in sauscharfem Chili. Nun bleib ich vor geraumer Zeit bei einer Gesundheitssendung hängen. Ernährungsdocs beraten schwierige Fälle, was eine interessante Variante ist, wenn man aus der Kochduellphase bereits heraus ist. Einiges, was die da brutzelten, klang höchst interessant, also landete ich auf der Sendungshomepage mit den Rezepten, scrollte mich so durch. Und da war es: das alternative Kidneybohnen-Rezept.
Ich habe es nach Vorschrift abgearbeitet, das Ergebnis war echt lecker, aber in der Konsistenz ein wenig unbefriedigend. Also habe ich mich heute erneut daran gemacht und es modifiziert. Deswegen also reichte es nur zum Brot mit Quark. Hier also kommt es, das ultimative Kidneybohnenrezept aus der Abteilung "alles außer scharf".
Beanie-Brownies, Zutaten (für 9 Stück):
1 Dose (Abtropfgewicht 250 g) Kidney-Bohnen
8 große entkernte Datteln
3 EL schwach entöltes Kakaopulver
1 EL Tahinapaste
1 TL Honig
1 TL Vanille-Pulver
1 halbes Päckchen Backpulver
1 TL Sesamöl für den Teig
1 Eigelb
1 Eiweiß
125 Gramm Speisequark
Fünf gehackte Walnüsse für die Deko
Den Backofen auf 180 Grad (Umluft) vorheizen.
Die Bohnen in ein Sieb gießen, abspülen und gut trocknen lassen. Die Datteln fein hacken.
Beides in einer Schüssel mit dem Stampfer zu Brei verarbeiten. Die restlichen Zutaten (bis auf das Eiweiß) dazu geben und mit dem Knethaken zu einem glatten Teig verarbeiten. Besitzer einer Küchenmaschine dürfen auch einfach auf den Knopf drücken.
Eiweiß zu Schnee schlagen und mit dem Rührhaken auf unterer Stufe unterheben. Die Konsistenz sollte in etwa wie bei Rührkuchen sein.
Den Teig in eine mit Sesamöl gefettete Brownie-Form (ca. 20 x 20 cm) streichen.
Nach Belieben eine Handvoll gehackte Walnüsse darauf verteilen. Auf mittlerer Schiene circa 20 Minuten backen.
Und fertig ist der Nachmittagsgenuss, natürlich zusammen mit dem passenden Getränk.
Sylvie