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Geschichtenspiel Teil 35

*******day Frau
14.250 Beiträge
Bruderherz,
Du weißt aber schon, dass Du pöhze bist? *rotfl*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Pourquoi
Das klingt alles ziemlich realistisch.
Ich hatte mal den Job, im Milieu zu fotografieren, da gab es einige, die ähnliche Geschichten erzählten...
*g*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Stereotypisches Thekenmännergespräch (Part 7)
Halli-Galli

Helgas Kneipe war heute brechend voll. Kappenabend. Früher hasste ich solche Faschingsveranstaltungen. Aber früher hasste ich auch das ganz Dorf. Heute liebe ich dieses ständige Gequatsche mit Hinz und Kunz. Morgens beim Bäcker gegrüßt zu werden, beim Metzger einfach zu sagen „Wie immer“, und eine Wirtin zu haben, die mir automatisch das Weizenbier auf die Theke stellt. Das musste ich mir gerade an solchen Abenden immer wieder eingestehen.

Ich trug nur wenig Verkleidung. Es war nicht mein Ding, den Narren zu spielen. Mein bisheriges Leben und die Jugendjahre in anderen Städten waren närrisch genug. Aber um nicht aufzufallen, trug ich eine Zipfelmütze. So ein gelbes Ding, welches aussah, wie die Schlafmütze vom Deutschen Michel. Von meinem Stammplatz an der Theke hatte ich einen wunderbaren Überblick auf das verrückte Treiben.

Hier dauerte es keine zwei Minuten, bis ich in ein Gespräch verwickelt wurde. Abgesehen vom stummen Olli, der auf dem Hocker neben mir schweigend vor seinem Bier hockte und als einziger keine Kopfbedeckung auf seiner Glatze trug. Von ihm erwartete das auch keiner. Er gehörte quasi zum Inventar. Früher in der Großstadt konnte ich stundenlang an einer Theke sitzen, ohne dass sich jemals ein Gespräch entwickelt hätte. Wenn ich nicht gezielt mit Leuten auf die Piste ging, blieb ich meistens alleine. Außer, ich legte es darauf an, die einschlägigen Bars aufzusuchen, wo jeder Trottel irgendein sturzbesoffenes Huhn abschleppen konnte, um es zuhause oder im Hotel liebevoll zu domestizieren. Was morgens meist so peinlich endete, dass ich alles dafür tun musste, meine Legebatterie bald wieder für mich alleine zu haben.

Ein Kerl gesellte sich zu mir, der mit mir zusammen die Grundschule besuchte. Er trug das Kostüm eines Dressurreiters und fuchtelte ständig, mit der Peitsche in der Hand, durch die Luft. Dadurch wirkte er wie der unerfahrene Praktikant einer Domina, und nicht – wie gewollt – wie ein Edler Herr von und zu Hohenirgendwas. Da nütze auch das Imitat eines Porscheschlüssels nichts, das er sich mit einer Kette an den Gürtel gehängt hatte. Ich wusste nicht mal mehr seinen Namen, aber er schien sich noch an vieles aus meiner Vergangenheit zu erinnern:

„Mensch Peter, haste gesehen, die Paula ist wieder im Land.“
„Ja, habe ich letzte Woche hier gesehen, nur kurz - mit ihrem Mann.“
„Aua?“, fragte mein Gegenüber.
„Nee komm, olle Kamellen. Prost!“
So machte man das hier. Wollte man nicht mehr weiterreden - anstoßen. Einfach, aber alkoholtechnisch gefährlich, wenn man viele Probleme hatte, über die man nicht reden wollte.
Paula. Ich hatte drei Tage gebraucht, um nicht mehr stündlich an sie zu denken. Wie hartnäckig sich eine alte Jugendliebe im Herzen einnisten kann.

„Peter, ich glaub Du schwindelst. Ihr wart doch so dicke damals. Du sollst nicht lügen. Du weißt, was passiert, wenn Du lügst. Dann wirft Frau Mahlzahn mit Kreide nach Dir!“
Ich spielte den Erschrockenen, duckte mich weg und wir lachten herzlich darüber. Frau Mahlzahn war die strenge Lehrerin unserer Grundschule. Woher der Name kam, wussten alle, die in unserem Alter an jedem Sonntagmorgen die Augsburger Puppenkiste sehen durften.
„Hier!“ Der falsche Reitlehrer ohne Adelsprädikat reichte mir einen Schnaps:
„Du weißt doch – wenn ich einmal traurig bin, dann trinke ich einen Korn …“
Ich nahm ihm das Glas ab und ergänzte:
„… und wenn ich dann noch traurig bin, dann trink ich noch ein Korn.“
Unsere Gläschen berührten sich mit einem klickenden Geräusch.
„Auf Heinz Erhard, ein weiser Mann!“, sagte er noch, und schon stürzten wir uns das Gesöff in die Kehlen.

Meine Blicke schweiften über die Menge im voll besetzten Gastraum. Die saßen an ihren Tischen, viele standen und tanzten auf den freien Flächen dazwischen. Fasching bei Helga war immer was los. Solche Dorffeste sicherten meiner Lieblingswirtin das Überleben. Olli und ich konnten sie schließlich nicht alleine reich saufen.
Manche Gäste hatten sich wirklich Mühe gemacht mit ihren Kostümen. Das liegt sicher auch daran, dass viele von ihnen im örtlichen Karnevalsverein jedes Jahr sehr engagiert sind. Da waren sexy Hasen, deren wohlgeformten, bestrumpften Beine in plüschigen Kostümen mit Bommelschwänzen endeten. Natürlich auch jede Menge Cowboys und Indianerinnen, die gerade zu einem dieser grauenhaften Stimmungslieder tanzten:
„Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer …“
An diese Musik werde ich mich nie gewöhnen, trotzdem erwischte ich mich schon mal beim Mitsingen, wenn der Alkoholpegel nur hoch genug war. Bei dem Song wartete ich ständig darauf, dass irgendein Cowboy wirklich mal sein „Lasso“ rausholen würde – aber bisher hatte sich nie einer getraut.

Was für ein Schauspiel. Einfach nur hier sitzen und zusehen. Das sollte mir heute völlig genügen. Gerade tanzte ein goldener Bahlsen-Keks an mir vorbei. Einfach klasse, was sich die Leute einfallen ließen. Das Kostüm war unpraktisch, ich fragte mich, wie er damit zum Pinkeln durch die schmale Toilettentür kommen wollte. Aber immerhin sah er zum Anknabbern aus und würde heute Nacht vielleicht seine Naschkatze finden.

Gerade als die Helene-Fischer-Vorahnungspanik in mir hochkam, startete der DJ diesen Song:
„Atemlos, durch die Nacht …“
Neulich, in Hamburg, sangen den Schlager mittags um Zwölf auch ein paar Leute in einer Pils-Bar auf St. Pauli. Allerdings mit geändertem Text grölend:
„Arbeitslos, durch die Nacht …“
Nun gut, da musste ich halt durch, wenn ich mich auf Dorffesten amüsieren wollte. Ich drehte mich zu Helga um und bestellte noch ein Weizen. Trost am Boden des Glases suchend.

„Und sie tanzen nicht?“, fragte mich eine fremde Stimme von der Seite.
Ich schaute mich um. An meiner Seite stand ein Katzenberger-Imitat mit langen, gewellten und sehr blonden Haaren, die bis zur den schmalen Hüften reichten. Ein wogender, ausladender Busen berührte mit leicht am Arm. Die ganze Figur war verpackt in ein enges, knallrotes Kleid, das bis zum Hals hochgeschlossen war. Die vollen Lippen knallrot geschminkt, lange, sicherlich angeklebte Wimpern betonten ihren Augenaufschlag, mit diesem vielsagenden Blick nach oben, bei leicht schräg gelegtem Kopf. Die breite Nase passte nicht ganz in das schmale Gesicht mit markantem Kinn, die Haut sorgfältig mit Make-up bedeckt. Ihr Geruch war atemberaubend.
„Helene-Fischer-Allergie“. Mehr kam mir in der Schrecksekunde nicht über die Lippen.
„Kann ich verstehen …“, raunte sie mit einer erotisierenden, rauchigen Stimme,
„… man muss ja nicht tanzen, um sich zu amüsieren!“
Sie hielt ihr Sektglas hoch und lächelte: „Sláinte“.
„Cheers“, war das einzige ausländische Pendant zu ‚Prost’, welches mir einfiel.
„Sie sind nicht von hier?“, fragte ich neugierig.
„Neeeeeein, ich komme von einem ganz anderen – Stern!“, hauchte sie in tiefem Bass und stieß mich dabei leicht mit dem Ellbogen an.
„Ich bin Philatelistin und interessiere mich für die Briefmarkensammlungen von so netten Herren wie sie. Aber sollen wir nicht Du sagen?“

Meine Güte, die alte Nummer mit der Briefmarkensammlung. War diese Nummer nicht total out? Aber sie brachte es durchaus charmant rüber.

„Ok, you can say you to me“, witzelte ich verlegen und hob das Glas.
„Richtig“, meinte sie: „Zum Du gehört auch das Bruderschaft trinken, oder?“

Also verhakten wir die Arme miteinander, tranken einen Schluck aus unseren Gläsern und küssten uns, als wäre es das normalste Ereignis auf der Welt. Ihre Zunge wollte dabei sofort mit meiner spielen, seltsam erregt erwiderte ich kurz das Zungenspiel, ließ dann aber schnell wieder davon ab. Paula. Was würde sie jetzt denken, wenn sie hier wäre? Bekloppter Gedanke, sie war verheiratet und der letzte Kuss von Paula war über ein viertel Jahrhundert her.

„Peter“, stellte ich mich vor.
„Samantha“, antwortete sie, „warum so schreckhaft, mein Kleiner?“
„Ich war – abgelenkt.“
„Ok, mein Süßer. Dann lenk Dich mal wieder ein, ich gehe inzwischen mal kurz für kleine Mädchen, nicht weglaufen!“
Sie streichelte mit ihren langen Fingernägeln über meine Wange, ließ die Fingerspitzen weiter über meinen Hals gleiten und graulte mich kurz im Ausschnitt meines offenen, schwarzen Hemds. Dann stand sie auf und ging nach draußen, während der Reitlehrer gerade rein kam.
„Heilige Scheiße, hat die dich gerade angebaggert?“
„Sieht so aus …“, stotterte ich.
„Verdammt, die habe ich vorhin auf der Herrentoilette gesehen. Bei mir hat sie es auch vor zwei Stunden versucht. Oder – er!“
„Helga!“, rief ich lauter, als beabsichtigt: „Zahlen! Sofort!“

• * *

„Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte ich den falschen Rittmeister, als wir uns auf der Straße den Joint anzündeten.
Nachdem ich panisch bei Helga gezahlt hatte, riet er mir zu einem Mittel, um runter zu kommen und meinte, er wäre bei mir damit sicher mit dem richtigen Kollegen unterwegs, so wie er mich einschätzte. Er hatte nicht unrecht. Auch wenn ich selbst nicht mehr viel mit Dope zu tun hatte, lehnte ich es selten ab, falls sich mal auf Partys die Gelegenheit bot.
Ich nahm einen tiefen Zug und meinte:
„Ist mir egal, wohin, Hauptsache - schnell hier weg!“
„Wir laufen ein Stück, rufen ein Taxi und lassen uns in die Stadt fahren. Oder?“
„Guter Plan!“, hustete ich. Hoppla, was war das für ein Dope!
„Ist mit fast peinlich, aber wie heißt Du eigentlich?“ fragte ich, wieder zu Luft gekommen.
„Nicht so schlimm, ich habe auch kein gutes Namensgedächtnis. Aber dass Du der Peter bist, wusste ich noch. Ich bin Klaus, Klaus Schmidt. Mit ‚dt’ wie ‚Damentoilette’.“


Sollte der Abend von mir aus mit ein paar besoffenen Hühnern aus der Abschleppbar enden. Oder mit dem Long-Island-Icetea-Absturz. Alles besser als eine Überraschung im Bett mit einem Überraschungsschwanz.

Trotzdem – irgendwie tat mir Samantha leid. Und ich spürte fasst so was wie einen Rest von Neugier.


*******************************************************


*******tia Mann
5.094 Beiträge
In eigener Sache:
Die "Thekengespräche" wachsen sich zu einer echten Serie aus. Anfangs nur eine Schnapsidee (in diesem Sinne des Wortes), gewinnen die Protagonisten mehr und mehr an Kontur und die Idee, dem Leben in der Provinz zu huldigen, fasziniert mich.

Faszinierend ist für mich, die acht Worte des Geschichtenspiels mit einfließen zu lassen. Das bringt mich auf Ideen, auf die ich sonst nie gekommen wäre - oder macht es gerade dadurch, dass irgendwas eingebaut werden muss, auf das ich alleine nie gekommen wäre, so schön schräg und verrückt, wie das echte Leben nun mal ist.
Wie zum Beispiel der als Keks verkleidete Kneipengast ...
*g*

Ich danke Euch für diese irrsinnig realen Anregungen.

Vielleicht wird ja - nach gründlicher Überarbeitung - ein schönes Buchprojekt daraus.

Wer einzelne Geschichten nicht mehr versteht, weil er die Teile vorher nicht gelesen hat: Hier gibts alle:

Homepage "Kurzgeschichten" von impotentia
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Ghostface
... und jetzt habe ich das endlich auch gelesen und muss sagen:

GIGANTISCH!

Das zehnte Danke von mir, wirklich verdient.
Dafür muss man keine Eulen zusammen mit der Helenen Fischer nach Athen tragen ...
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
?!?
Schmidt mit "dt" wie Damentoilette? *haumichwech*

Also ich muss ja sagen... als bekennender Nicht-Kneipen-Gänger und nie gegangener hätte dieses Stück, als Teaser geliefert, mich wohl veranlasst, das Buch zu kaufen.
Der Kredit ist, dass ich bei deinem Text Bilder vor Augen habe. Und bei Zeus, das kommt selten genug vor. Aber gerade diese bildhafte Sprache mit Texten, die dem Volk vom Maul abgeschaut wurden, liebe ich.
Warum jetzt der Peter nicht ein EKG gemacht hat und die Flucht ergriff, bei der losen Andeutung, bleibt eines der letzten ungelösten Geheimnisse unserer Zeit *rotfl*

Tom
*******tia Mann
5.094 Beiträge
EKG
Danke Ghost! *stolzbin*

EKG heißt auch: Er kneift gelegentlich!

*ggg*
*******nd29 Mann
702 Beiträge
Sehnsucht wider die Berufung
Seine Hand streicht liebevoll über seine lederne Peitsche. So gerne wäre er Praktikant in einem SM-Studio. Warum muss er sein Geld damit verdienen mit Kreide an die Tafel zu schreiben und stets weise zu wirken? Es wäre ihm schon eine Verletzung der Vorbildfunktion, würde er sich einen Keks einverleiben während die Kinder sich einer Aufgabe widmen. Gelb ist der Dotter, der Dotter im Ei und das Ei von dem Huhn. Alles hat seine Ordnung. Wie er das hasst und gleichsam so gänzlich verinnerlicht. Wie gerne würde er aus seiner Tadellosigkeit ausbrechen, aber es gelingt ihm einfach nicht. Warum kann ihn denn niemand bestrafen für seine elende und doch nur scheinbare Unfehlbarkeit? Er schließt die Augen und träumt wie sich das Leder der Peitsche in seinen Rücken bohrt. Er fühlt ein Ziehen und heiße Rinnsale, als liefe Blut seinen Rücken hinab.
In einem Hühnerstall in Beuren saßen sieben gelbe Hühner artig auf der Hühnerleiter.
Das gefiel Otto, dem weisen Hahn, sehr. Deshalb wollte er seinen Damen eine kleine Freude machen.

"Jedes Huhn soll einen Haferkeks bekommen, wenn auch nur eine von euch das folgende Rätsel löst."

Die Hühner waren entzückt und gespannt darauf, was Otto sich dieses Mal wieder einfallen ließ, um ihre Gunst zu bestätigen.

Mit einem Stück Kreide malte Otto liebevoll ein Bild von Helga, der Bäuerin, auf den grauen Stallboden, die mit weit auseinander gestreckten Armen an der erhobenen Schaufel des großen Schleppers angekettet zu sehen war. Dabei steckte sie ihnen ihren prallen blanken und roten Hintern entgegen.

Ein leises und verschmitztes Gackern ging durch die Reihe der Hühnerdamen.

Flugs entstand darauf das Bild des Hofpraktikanten, das er kniend und ängstlich anmutend zu ihren Füßen platzierte. Mit schnellen Pinselstrichen zeichnete er anschließend Heinrich, den Bauern. Dieser Stand in einigem Abstand hinter seiner Frau. In seiner rechten Hand hielt er ausholend die lange Bullenpeitsche, die bereit dazu schien, Helgas Hintern liebevoll zu streicheln.

Das Bild war fertig und Otto war zufrieden mit seinem Kunstwerk.

Das fröhliche Gackern verstummte augenblicklich und wandelte sich in ein entsetztes Raunen.

"Nun, meine lieben sieben Hennen", sprach Otto mit Respekt einflößender Stimme, "wer von euch kann mir sagen, weshalb der Bauer seine Helga peitschen will?"

Konstanze war die Vorlauteste unter den Hühnern und antwortete: "Weil sie dem Praktikanten gestern Abend hinter der Mistbahn Einen geblasen hat."

"Nein Konstanze, das ist nicht der Grund", entgegnete Otto geduldig.

"Weil Helga vergessen hat, das Abendmahl pünktlich zuzubereiten", fragte Josephine, deren Lieblingsplatz auf dem Sims des Küchenfensters war.

"Auch das ist nicht der Grund dafür." Otto lächelte Josephine dennoch aufmunternd zu.

Die Hühner blickten sich ratlos an. Welche Verfehlung konnte Anlass für ein derartiges Szenario bieten? Doch so sehr sie sich auch anstrengten, eine weitere Idee kam nicht mehr über ihre Schnäbel.

"Nun, wenn keine von euch es mir beantworten kann, rücken eure Kekse wohl in weite Ferne", fuhr Otto fort.

"Ach bitte Otto, verrate uns doch wenigstens des Rätsels Lösung, sonst müssen wir noch dumm sterben," schallte der gesamte Hühnerchor.
"Nein, das werde ich nicht tun. Aber eure Kekse sollt ihr trotzdem bekommen."

Zufrieden ging Otto auf den Hof hinaus, flatterte auf die Spitze des Misthaufens und ließ ein kräftiges "Kikeriki" erklingen.


Tomboy, 4. Februar 2015
*******day Frau
14.250 Beiträge
*hand* mich haben sie mal auf ner queeren Silvesteparty für ne Drag Queen gehalten. Die Panik von den Junx war ähnlich grotesk wie die vom armen Peter *haumichwech*

Und vielleicht sollte der prickelnde Schullehrer Ottos Hühner unterrichten? *gruebel*

Kinnez... Ihr sprüht ja nur wieder so vor Ideen *lol*
**********Engel Frau
25.337 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich liebe diese Thekengespräche! *lach*

Nur den Link zur Musik hätte ich nicht anklicken sollen ... jetzt habe ich wieder diesen verfluchten Ohrwurm! Selbst die Metal-Version macht es nicht erträglicher. *heul*

Auch Ghost-Toms Angela, der frustrierte Lehrer und die Hühnergeschichte sind einfach klasse! *lol*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Engel
Irgendwie gefallen mir die Metal-Jungs, auch wenn es das Lied nicht wirklich besser macht. Aber damit kann jeder die Qual des Peter nachvollziehen ...
*fiesgrins*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Tom
Ich glaube, der Bauer peitscht Helga (hey, die heißt wie meine - oder Peters - Wirtin!), weil sie dem Praktikanten Fahrtstunden auf dem Schlepper gegeben hat. Und der Praktikant hat des Bauers Lieblingskuh Berta überfahren. Die mit den schönen, rosigen Eutern. Der Praktikant bekommt auch noch Hiebe, aber zuerst die Helga ...
Lieber impotentia,

in der Tat, so hätte es sich "zugetragen gehabt gekonnt gehättet."

Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, denn die "Finte aus meinem Tüller" war plötzlich leer.

Vielen Dank

Liebe Grüße

Tom
*******tia Mann
5.094 Beiträge
*rotfl* *rotfl* *rotfl*
Ungereimte Verklärwerke von Graf Vlatu Lenz
Kanta Re

Es war einmal ein Emanuel. Kannt nichts, als seine bitterarme, aber liebevolle Mutter und das Huhn, das zuverläßig jeden Morgen ein Ei unter der federumrandeten Rosette liegen hatte. Und wars äußerst unzufrieden.
¨Das kannt doch nicht das Gelbe vom Ei sein, so tagein, nachtaus nichts anderes zu kennen und des Morgens nach einem Dotter in den Stall zu rennen!¨, dachte Ema. ¨Nu, eleganter sollte die Welt sein, rasanter und brillanter. So langsam geht mir dieses Eineierlei zweierlei auf den Keks. Ärschtens geht mir das ständige brotlose Denken am Arsch vorbei und Eiderdotter: Ich will endlich die Welt kennenlernen, wo sie aufregender ist, als hier, zwischen Kittelschürze, Rührei und Maggiwürze!¨
Sprachs, sattelte das aufgeregt gackernde Huhn (ohne Ei unterm Anus) und ritt peitscheschwingend in die unbekannte Welt. Emanuel fand die Welt zwar lange nicht so elegant und brillant wie in seinen Träumen. Auch mangelte es damals (und auf dem Rücken des Federviehs) noch etwas an der Rasanz, doch immerhin sah er, dass es hinter dem Dorfweiher und der Mühle, in die er manchmal ein Ei gegen einen Topf Mehl tauschen durfte, noch viele seichte Teiche und Wälder und Hütten gab, deren Bewohner auch nicht glücklicher aus der Wäsche glotzten, als er.
Doch da er nicht glauben wollte, dass die Welt überall so trostlos sein sollte wie bei ihm zu Hause zwischen Stall und Herd, befragte er die Menschen, wie genau sie denn unzufrieden seien und was sie dazu täten, dies auch zu bleiben.
Er lernte, dass viele Zeitgenossen nicht solcher Zurückhaltung mächtig sind wie er, der seine Schlimmpulse jederzeit mit etwas gechillter Hirnwichserei wieder senken konnte, sondern etwas kaputtmachen, zerschlagen oder niederbrüllen mussten, um ihren inneren Frieden zu finden. Manche von ihnen nutzen dazu den Hund, die Frau oder die verlausten Bälger, die ihnen sowieso die letzten Haare vom Kopfe fräßen. Andere die sich im Besitze einiger weniger Skrupel wähnten, schlugen ihre Bedenken nur bei Bediensteten oder Nachbarn in den Wind oder machten das Böse und seine irdischen Vertreter zwischen Hackklotz und Axt klein. Einige reinigten sich, indem sie Söldner oder Gendarm wurden. Nur wenige hatten soviel Macht über sich und Andere, dass sie die Saat ihrer Unzufriedenheit großzügig über viele Wesen verteilen und mehren konnten.
Als Emanuel eines Abends sah, dass er nun alle Weiher und Hütten, samt ihrer Kittelschürzen und zutiefst ärmlichen Rühreiseeligkeit kennengelernt hatte, erkannte, dass es in der Welt da draußen auch nicht heller war, als in ihm selbst, bekam er Heimweh. Wenn es schon überall an Brillianz, an Eleganz und Rasanz fehlte und ihm überdies bislang auch noch keine Emmanuelle zugeblinzelt hatte, konnte er beruhigt wieder nach Hause reiten. Seine Mutter würde sich freuen, denn sicher fehlte ihr das tägliche Ei und ihre Haare wären mittlerweile stumpf und struppig, gab es doch damals noch nicht die Segnungen der Haarwurzelgemüseextrakte in Plastikflaschen, die heute jeder Magd mühelos diamantene Lichtreflexe unters Kopftuch zaubern können. Schliesslich war damals auch Meister Propper noch nicht geboren und die Frisur durfte gerne stilecht zum Schrubber passen.
Seine Mom freute sich übrigens nicht nur über die Heimkehr des Huhns, sondern auch über die ihres Sohnes. Brachte er ihr doch mit seinen Geschichten das so viel größere und aufregende Elend der weiten Welt in die ärmliche Hütte und zauberte so ganz ohne Chemiefabrik etwas Glanz in ihre trüben Augen.
Da ihm trotz Reise immer noch furchtbar langweilig war und es damals noch keine Smartfones oder Geräte mit noch größeren Blödschirmen gab, erinnerte er sich an den geklauten abgekauten Bleistift, der dem Wirt in der düsteren Waldklause vom Laster gefallen war und schrieb seine weisen Gedanken zu Glück und Pein, Sinn und Unsinn, Ei und Huhn und was wohl zuerst gefressen wird, nieder.
So ward zwar nichts Brillant oder Rasant geworden, doch er wenigstens Praktikant.

Da damals die Verleger hauptsächlich Truppenteile verlegten und an Geschriebenem weniger interessiert waren, viele Hüttenbewohner an grenzenlosem Analphabetentum litten und dies zudem noch nicht einmal wussten, geschweige denn wissen wollten, musste er sich vom unbekannten Praktikant zu unerkannt, über verkannt zu bekannt hocharbeiten, bis er schliesslich zu dem uns heute geläufigen Emanuel Kant wurde.
Mittlerweile ist Meister Propper schon alt, die Chemiefabriken schaffen es mühelos Glanzlichter unter gestylte und gedopte Wimpernschläge trotz trüber Aussichten zu zaubern. Die Buchstaben an Kant-Schulen und Gymnasien werden schon lange nicht mehr poliert und Praktikanten, denen es bei Mutter zuhause zu langweilig wird, streichen nicht mehr auf gesattelten Hühnern durch Wälder und Täler, sondern unruhig mit fahrigen Gesten durch virtuelle Welten, bevor sie wieder zu Muttern zurückkehren.
Selbst dort lassen sie nicht ab von ihrer Suche nach dem Gelben vom Ei. Denn ihre Mutter braucht die spannenden Reiseberichte der Heimkehrer (heute müsste es, wenn überhaupt, Homesauger heißen) nicht mehr. Sie hat ja ihr Shampoo, das Erbe Meister Proppers in vielen Sprayflaschen und sowiesowie der Nachwuchs selbst mehrere unterschiedlich grosse Geräte, mit denen sie virtuschnell überall hinreisen kann und ihr Herz am glänzenden Elend der ganzen Welt genesen lassen.
Per Flatrate natürlich. Wieso diese Scheisse ausgerechnet so heisst, erzähle ich euch ein ander Mal. Jetzt hab ich Kohldampf. Ihr merkt: Langsam ist die Kreide, die ich vorhin gefressen habe, aufgebraucht. Ich verfalle wieder in den aktuellen Gassenslang. Bevor ich hier ernsthaft jemanden vergraule und das Kind in den Brunnen fällt, trabe ich mal heim zu Muttern. Die kreidet mir nicht jedes falsche Wort an und macht mir pronto Spiegelei mit Speck.

Tschau
Bussi

Euer Graf Vlatu Lenz
It´s me!
*********ld63 Frau
8.182 Beiträge
@Olove
Einfach nur herrlich!!! *rotfl*
*******day Frau
14.250 Beiträge
O... Love
befragte er die Menschen, wie genau sie denn unzufrieden seien und was sie dazu täten, dies auch zu bleiben.

*top2*
Emanuel. Kannt ...


Olove, klasse Geschichte!

Liebe Grüße

Tom (the Sun)
It´s me!
*********ld63 Frau
8.182 Beiträge
Uschi
Dienstschluss. Nichts wie raus hier, ich hab heute wirklich genug Stress gehabt.
Schnell in den Umkleideraum, hinterer Gang, ganz links, letzter Spind.
Schon von weitem höre ich die Stimmen zweier Frauen. Als ich in den zweiten Gang einbiege, sehe ich Uschi, eine der neuen Hauswirtschafterinnen, im Gespräch mit einer der weisen Alteingedienten, die auf einem anderen Stockwerk arbeitet.
Uschi steht im schmalen Gang vor meinem Spind, unübersehbar im kanariengelben Pullover. Oder vielleicht doch eher eidottergelb, ich kann mich nicht entscheiden. Der mächtige gelbgewandete Busen wogt, während sie gestikulierend ihre Leiden beklagt.
Uschi ist mir natürlich wohlbekannt.
Ich habe noch niemals eine Hauswirtschaftskraft erlebt, die langsamer, unorganisierter und unfähiger gewesen ist als sie – und keine, die völlig ungefragt mehr Geschichten über ihr tristes Leben erzählt hätte. Als niemand mehr zuhören wollte, hat sie den sechzehnjährigen Praktikanten voll gequatscht.
Uschi kann noch nicht mal ein Stück Huhn so zubereiten, dass es essbar ist, geschweige denn etwas anderes. Sie scheitert schon am Toastbrot.
Sie brachte mich soweit, dass ich mir heimlich wünschte, dass Peitschen zur Optimierung der Arbeitskraft wieder zugelassen würden.
Klare, direkte Ansagen von mir während der Arbeit hat sie einfach überhört. Irgendwann habe ich entnervt aufgegeben und sie ignoriert.
Kreide fressen liegt mir nicht.
Nun steht sie wie ein Fels vor meinem Schrank und leiert ihre Symptome herunter, während ihre Gesprächspartnerin immer einsilbiger wird.
Uschis Stimme schwillt an, als sie dann die Bombe zündet: „Ich kann mich doch nicht kaputt machen für diesen Job! Deshalb hab ich gekündigt zum Monatsende. Mit meiner Diabetes... nee, nee, das geht einfach nicht.“
Ich weiß auch ohne sie anzusehen, dass die Kunstpause, die sie jetzt einlegt, einen Kommentar von mir provozieren soll.
Ich tue so, als hätte ich nichts von all dem gehört, und sage, ohne sie anzusehen:
„Wenn du ein bisschen beiseite rückst, komme ich auch noch an meinen Schrank. Genau so, prima, vielen Dank.“
Ich drücke mich an ihr vorbei, schließe den Schrank auf, nehme Hose und Pullover heraus, hänge sie über die Schranktür und streiche sie liebevoll glatt.
Uschi hat sich langsam zu mir umgedreht.
Als nichts mehr von mir kommt, fragt sie vage: „Und wie geht dir so?“
„Ganz gut, ich gehe ja jetzt nachhause.“
Pause. Ihr Blick saugt sich an mir fest.
Ich höre förmlich ihr Gehirn rattern auf der Suche nach dem nächsten Thema.
Ich fahre fort, mich umzuziehen, stopfe die Arbeitskleidung in meine Tasche.
Verwickle mich bloß nicht noch in ein Gespräch. Das wird dir nicht gelingen!
Sie lässt nicht locker:“Und hast du jetzt frei?“
„Ja.“ Ich ziehe meine Jeans an, schlüpfe fast gleichzeitig in die roten Lederstiefel.
„Kennst du vielleicht die Michaela? Sie hat bei uns Praktikum gemacht..“
„Ja, kenne ich.“
Halt die Klappe. Du fragst sowieso nur so lange, bis du endlich die Gelegenheit hast, mich mit deinen Problemen voll zu texten. Kannst du glatt vergessen, Uschi.
„Möchtest du vielleicht einen Keks? Ich hab sie selbst gebacken.“
„Nein, wirklich nicht, vielen Dank.“
Mein Kopf verschwindet wieder im Schrank.
Ein wenig verunsichert ist sie jetzt doch:
„Sehen wir uns vielleicht nächste Woche? Wie arbeitest du denn?“
„Weiß ich jetzt nicht auswendig,“ knurre ich, während ich mir hastig den Schal um den Hals schlinge.
Sie macht einen Schritt auf mich zu, todesmutig: „Sag mal, hast du was gegen mich?“
Ich hebe den Kopf, und sehe sie zum ersten Mal an diesem Tag an:
„Uschi, ich will jetzt einfach nachhause, okay?“
Ich wende mich wieder ab, schultere meine Tasche, knöpfe den Mantel zu.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie noch näher kommt und ihre Arme wie zwei Tentakel nach mir ausstreckt: „Na, dann wünsche ich dir ein schönes Wochenende!“
Abrupt drehe ich mich um, meine Blick ein rot blinkendes Warnsignal, und hebe die Hand:
„Nein. Das jetzt bitte nicht.“
Schweigen. Sie senkt den Kopf und nuschelt:
„Also dann, mach´s gut.“
„Du auch.“
Und weg.
Himmel Schimmel ... Uschi Uschi ... !

Liebe Grüße

Tom (the Sun)
Genervt
So ein dummes Huhn! Das war noch die liebevollste Bezeichnung, die ich mir in Gedanken für die Auszubildende abringen konnte, die den neuen Praktikanten anhimmelte, als sei der gelbe Pollunder über einem rosafarbenen Hemd, dessen Farbe an Scheußlichkeit mit dem stumpfen Rot des Sauerkrautbärtchen seines Trägers wetteiferte, das Nonplusultra der neuesten Männermode. Bestimmt wäre es eine weise Entscheidung gewesen, dem Bürschchen mal mit der Peitsche die Geheimnisse der Farbharmonie nahezubringen und der gaffenden Azubine einen Keks in ihren offenstehenden Mund zu stecken. Aber ich war wie immer die Ruhe selbst und nahm stattdessen farbige Kreide, um den Seminarteilnehmern den Unterschied zwischen Arterien und Venen anschaulich zu erklären.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.182 Beiträge
@****na:
Kurz und knackig - und die Farben knallen nur so in meinem Kopf! *ggg*

@*******cher:
Wie sage ich immer so gern:
Uschi - der Name ist Programm!
Hat sich interessanterweise bisher immer bewahrheitet! *ggg*

*smile* Into
Hihi,
meine Uschi hat keine Muschi und heisst Siegfried. Noch dazu hat sie Spucke in den Mundwinkeln, die sie versprüht. Hört man nicht zu, bekommt man Beschwerdebriefe .....
@ lichtl Genau getroffen! *schweig*

@ Siri
Es lebe die Vorbildfunktion. Wenn man sie nur ausstellen dürfe. .... *steinwerf*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Olove
Ich habe mich durch das Gelbe im Ei durchgekämpft, aber es hat sich gelohnt!
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