Traum
Letzte Nacht hatte ich einen seltsamen Traum.
Ich folgte dem Ruf der Hexentrommeln bis hinaus in den Wald. Das Amulett an meiner Halskette schien sich von innen her aufzuheizen und begann in einem gespenstischen bläulichen Licht zu leuchten. Wie in Trance und ohne zu wissen, wohin ich lief, spürte ich taunasses Gras und Blätter unter meinen schutzlosen Fußsohlen.
Um meinen nackten Leib lag locker über der Kehle gebunden, nur ein Cape aus schwarzem Samt. Die Klänge der archaisch anmutenden Trommelklänge wiesen mir den Weg durch das Gewirr der Bäume, dabei zählte ich drei Wegbiegungen. Zweige zogen meinen Umhang zurück und streichelten kratzend über meine zarte Haut.
Wurzeln, die sich schlängelnd aus dem Grund wanden, liebkosten vorsichtig meine Schenkel im vorrübergehen. Geraschel hinter mir und um mich herum, ich blickte in das Dickicht - phosphoreszierende Augen aus dem Gebüsch starrten zurück. Angst verspürte ich nicht, ich lief weiter als sei dies alles völlig normal, während die niederen Geschöpfe der Nacht mir in gebührlichem Abstand folgten.
Mit einem Mal überkam mich ein Gefühl von drängender Eile. Mein Blut pulste unruhig durch die Adern, ich dürfte keine weitere Zeit verlieren und lief schneller, rannte fast, fühlte keinen Schmerz und keine Furcht, war nur erfüllt von dem magischen Ruf. Leises Murmeln wie von gebetsmühlenartig aufgesagten Beschwörungen setzte ein, als ich die vom kräftigen Licht eines Blutmondes hell erleuchtete Lichtung betrat. Unvermittelt verstummten die Trommeln, die letzten Töne verwehten, als wären sie mit spitzer Schere abgeschnitten worden.
Ich kannte diesen Ort! Woher wusste ich nicht, es war mir auch gleich. Nun langsamer und gemessenem Schrittes näherte ich mich dem alten magischen Baum, in dessen Geäst Windspiele aus Knochen im leichten Wind sanft melodisch erklangen und seidige Tücher sich wie in einen sinnlichen Tanz bewegten.
Der Duft von aromatischen Räucherungen wehte in meine Richtung und je näher ich kam, desto beseelter und beherzter schritt ich auf die bizarre Szenerie zu, die sich meinen Augen bot. Ein Gefühl wie Nachhause kommen überkam mich und ich wusste instinktiv, was nun folgen und man von mir erwarten würde. Mein Körper reagierte mit hartgespitzten Knospen und meine Scham wurde von wildem Pochen und einsetzender Flut erfüllt.
In einem Kreis standen dunkel gekleidete Wesen, deren Gesichter ich durch den Schattenwurf ihrer Kapuzen nicht erkennen konnte, sie verharrten reglos, aber neigten ehrerbietig ihre Köpfe als ich ihren Kreis ohne jegliche Scheu betrat, in deren Mitte ein imposanter schwarzgekleideter Mann stand.
Eine wohlige Gänsehaut bedeckte meinen Leib. Sein Gesicht war nicht verhüllt. Erhellt vom Feuerschein blickte ich in sein Antlitz.
Sein Blick aus eisblauen Augen zog mich an wie Licht eine Motte. Eine seltsam kühle Aura umgab ihn, als gäbe es keine Gefühlen in seinem Inneren und ich begann leicht zu frösteln.
„Willkommen Reinkarnation der großen Göttin Hekate, tritt ein in unsere Mitte, nimm deinen angestammten Platz ein und vereine unsere Welten wieder im Gleichgewicht."
Seine Stimme war angenehm dunkel und verursachte mir einen weiteren Schauer. Ich war so lustvoll erregt. Es erschien mir, als würde mein verlangend begieriges Dreieck ein lüsternes Eigenleben entwickeln.
Die Kapuzenleute hoben ihre Stimmen in einem melodischen Singsang.
„Große Göttin, spende uns neues Leben, sei unseren Wünschen gewogen und wir werden dir zu Füßen liegen und deine willigen Diener sein!"
Nochmals stieg meine Erregung als er bestimmt meine Hand ergriff, mich zum steinernen Opferstein führte und mir zuflüsterte: „ Lass uns nun das Ritual begehen!“
Ich lächelte, nickte – ohne mich zu wundern, dass er keine unnötige Zeit mit Schmeicheleien verlor - und löste den Knoten, der mein Cape auf den Schultern hielt. Wie ein großer Fledermausflügel schwebte er lautlos zu Boden und enthüllte meine nackte Haut.
Leicht zitternd und mir der Bedeutung des Ganzen bewusst, stieg ich über die Steinstufen hinauf auf den Altar und legte mich auf einem duftenden Bett aus verwelkten und frischen Blüten, die unsere beiden Welten verkörperten, nieder.
Der in schwarzes Leder Gekleidete folgte mir nach und legte Stufe auf Stufe einen Teil seiner Kleidung ab bis er ebenfalls nackt in steifer prachtvoller Männlichkeit zwischen meinen Schenkeln verharrte. Meine Blicke saugten sich gebannt an seiner hervorragenden Ausstattung fest und bemerkten ebenso gefällig den wunderbaren Körper, den meine Getreuen für mich ausgewählt hatten.
Ich freute mich darüber, dass die junge Frau ihr Einverständnis erklärt hatte, denn nur so bestand die Aussicht auf ein Gelingen des Rituals.
Seine kühlen Finger streichelten nun über diese prallen weichen Brüste, aus deren begierig harten Knospen einige Tropfen Milch hervorsprudelten. Seine Zungenspitze benetzte die Tropfen, ein entfesselter Blick lag auf seinem Gesicht. Ich kostete nun seine Gabe an mich von seiner seidig schimmernden Spitze, benetzte ebenfalls meine Zunge damit. Alsdann vereinten sich unsere Zungen mit diesen Morgengaben in einem wilden Tanz und befeuerten unser Verlangen.
Die Aufgabe war nun keine Pflicht mehr sondern ein Vergnügen.
Noch während er mich leidenschaftlich küsste, versanken seine noch immer kalten Finger in meiner inneren Hitze und legten weiteren Zunder nach. Ich meinerseits ergriff diesen wunderbaren Speer zwischen seinen Schenkeln und begann ihn gekonnt zu reizen, zu reiben und unter Zuhilfenahme der Zunge ihn noch weiter wachsen zu lassen und zu härten.
Auch er kostete von meiner sprudelnden Lebensquelle und unter dem zu einem Stakkato angeschwollenen Gesang der Kapuzenträger unter uns, stieß er sein Zepter alsdann zwischen gutgeschmierten Schamlippen.
Keuchend und stöhnend wanden wir uns auf den Blüten, pumpten und parierten lustvolle Stöße und entfesselten unter einem Donnertosen unsere wahren Wesen.
Der Herr der Unterwelt und die Herrin des Lebens vereinigten sich in den Gefäßen ihrer Schöpfung und stellten den Fortbestand der Weltenordnung sicher, vermischten ihre belebenden und befruchtenden Säfte um Neues zu erschaffen.
So angeregt und aufgefordert, legten auch die Menschen zu ihren Füßen ihre Umhänge ab, standen nackt und erhaben wie ihre Schöpfer und Schnitter zugleich.
Huldigten und opferten ihnen in einem großen Ritual ihre Sinnenfreude und ihre Säfte flossen in Strömen, vereinigten sich mit den denen ihrer Gebieter. Dieser Strom versickerte zum Teil als Opfer an die Unterwelt in den Erden, zum anderen stieg er als wohlgefälliger Nebel gen Himmel auf und befruchtete alles Leben unter dem Firmament für ein Centennium.
…
Die junge Frau räkelte sich wohlig in ihrem Bett, sie hatte einen wunderbaren Traum gehabt, so lustvoll und feucht, dass das Laken unter ihr ganz nass war. Sie hatte das Gefühl als würde ein Schwarm Schmetterlinge mit seinen Flügeln die Innenwänden ihres Bauches berühren.
Beschwingt stieg sie unter die Dusche und wunderte sich über ihre leicht erdigen Fußsohlen und das ein oder andere Blütenblatt, welches der Wasserstrahl aus ihrem Haar spülte. Sie schüttelte verwundert ihren Kopf, fand aber keine Erklärung.
Auf ihrem Weg zur Arbeit fiel ihr ein gutaussehender dunkelhaariger Mann auf, der sie charmant anlächelte und auf eine Tasse Kaffee einlud.
Sie stimmte - entgegen ihren üblichem Verhalten - zu, denn sein Gesicht kam ihr bekannt vor. Sein einnehmendes Wesen und seine Wärme, seine strahlenden blauen Augen erinnerten sie an etwas, dass sich aber nicht greifen ließ. Woher kannte sie ihn nur?
Sie fühlte sich von ihm auf vertraute Art und Weise angezogen. Sie fürchtete sich nicht, ganz im Gegenteil. Sie spürte ihre Leidenschaft erwachen und sah dasselbe in seinem Blick.
Nina_de_Wynter 08.06.15