Früher war alles anders
Ich stimme meinen Vorrednern zu.
Früher war es einfach eine ganz Art zu leben. Gerade in den letzten 20 bis 30 Jahren hat eine sehr radikale Veränderung stattgefunden.
Die Krankheitsbilder und Symptome sind eines der vielen Zeugnisse davon.
Früher ist man nach der Schule raus, mit seinen Freunden durch Wald und wiesen gestreunt. Es gab keinen Baum und keinen Felsen der nicht erklettert worden war. Wir sind zu den Freunden gegangen und haben geklingelt bzw uns an den üblichen Treffpunkten direkt verabredet.
Heute findet Kontakt oft nur noch auf medialer Ebene statt und man verabredet sich zum onlinezocken.
Die dadurch fehlende Bewegung und der mangelnde Kontakt zu der Natur sieht man heute vielen Kindern an.
Ich (er) arbeite im OP und es ist erschreckend wie viele Übergewichtige Kinder dort operiert werden müssen.
Aber die Veränderung liegt nicht nur hier.
Auch die Ernährung hat sich grundlegend verändert. Früher wurde richtig gekocht mit Zutaten aus dem eigenen Garten und Fleisch und Wurst kam vom Metzger aus dem Ort oder wer eine große Kühltruhe hatte, bekam auch mal das Fleisch direkt vom Bauern der selbst geschlachtet hat.
Heute ist alles fix und fertig abgepackt. Warum die Waren so lange haltbar sind liegt nicht allein an der Schutzatmosphäre unter der sie verpackt wurden. Mal ganz von der Medikation zu schweigen, welche die Tiere bis zu ihrer Schlachtung eingeflößt bekommen. Antibiotika lässt grüßen.
Und da wären wir auch bei dem nächsten Aspekt. Früher hatten wir hustensaft und Fieberzäpfchen. Damit haben wir unsere Kindheit überlebt. Heute bekommen selbst Säuglinge und Kinder bei jedem noch so kleinen Infekt eine Antibiose.
Das genau diese aber nicht nur die Erreger abtötet, sondern auch wichtige Darmbakterien wird da gern mal in kauf genommen. Die Schädigung des Darms als eines unserer wichtigsten Abwehrsystemen und seiner Schleimhaut sind eine schwerwiegende Folge der Übermedikation und der Ernährung durch Fertigprodukte und ihrer Zusammensetzung. Die Folge sind mangelnde Enzyme und ein schwaches Abwehrsystem. Der Körper reagiert dadurch vorschnell auf eigentlich normale Stoffe und zeigt Abwehrreaktionen.
Ob diese nun eine Allergie oder eine Intoleranz oder sogar nur eine “Überreaktion“ sind ist oftmals nur schwer zu unterscheiden.
Beispiel Laktoseintolleranz. Eines der derzeit sehr häufig diagnostizierten Erkrankungen.
Für die Diagnose reicht heute oftmals ein Atemtest und dazugehörigen Blutuntersuchung. Und schwups - Laktoseintolleranz. Dabei sind beide Test nicht komplett als ausschlaggebend zu betrachten. Jeder der eine größere Menge laktose pur mit wasser trinkt bekommt Bauchschmerzen und Durchfall. Und fast jeder reagiert dadurch mit einem Anstieg der Immunglobuline Typ E. Aber Sicherheit für diese Diagnose bietet alles nur langstreckig in Verbindung mit Ernährungskontrolle und langzeitigen Tests. Also wird vorschnell eine Diagnose erstellt wobei die Ursachen auch ganz woanders liegen können.
So könnte man endlos weitermachen.
Aber letztendlich sind wir alle schuld an unserem eigenen Dilemma.
Wir ziehen vom Land und den Dörfern in die Städte, wodurch wir unsren Kindern die Möglichkeiten nehmen die Welt und ihre Natur so kennenlernen zu können wie wir es konnten.
Wir kaufen Fernseher, Playstation und Handy damit unsere Kinder nicht als Außenseiter dastehen müssen.
Wir kaufen unsere Lebensmittel abgepackt im Supermarkt und kochen mit Tütenwürzmischungen oder tischen gleich Fertigkost auf. Warum? Weil wir kaum noch Zeit haben. Die Mama die früher zu Hause bei uns war muss heute neben Papa selber arbeiten gehen damit wir unseren Lebensunterhalt bestreiten können.
Früher haben wir gewusst eine Erkältung dauert ca 3- 5 Tage und dann ging es bergauf. Hustensaft und Fieberzäpfchen reichten. Und bei Durchfall gab es Cola und Salzstangen.
Heute gibt es direkt mal ein Antibiotika mit dazu. Erstens kostet es die Pharmaindustrie kaum etwas und zweitens geht es uns schnell besser.
Aber langfristig stehen wir vor so vielen Probleme wobei Intoleranz und Allergie noch die harmlosen Komplikationen sind. Restistenzen auf Antibiotika oder auch andere Medikamente sind das weitaus größere Übel.
Aber letztendlich sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Wir haben die Welt zu dem gemacht was sie heute ist. Und die nachfolgenden Generationen zahlen den Preis.
Leider ist Drops bereits gelutscht. Die Wirtschaft und unser Konsumverhalten lässt sich nicht mehr wirklich ändern. Der kleine Bauer kann seine Kühe nicht mehr halten weil uns die Milch zu teuer ist. Das Fleisch aus den Nachbarländern ist auch viel billiger als beim Metzger im Ort.
Unsere Generation hat die Welt verändert. Leider ist vieles davon nicht wirklich gut. Aber auch ich habe dazu beigetragen und tue es jeden Tag aufs Neue.
Entschuldigt, dass ich ein wenig weiter ausgeholt habe als es im Eröffnungspost erfragt wurde. Aber ich denke man muss den Blick erweitern um diese Frage beantworten zu können.