Drehorgel
Ja, richtig gelesen: ich meine den Leierkasten. Auf was man nicht alles so kommt, wenn der Sommer sich mit Hitzerekorden verabschieden will und man lieber die Gedanken schweifen lässt anstatt sich körperlich zu verausgaben.
Dazu kam dann noch ein Mailwechsel, angestoßen durch einen Danke-Klick, den ich hier in der Jazz-Gruppe erhielt und schon stöberte ich bei YT nach Drehorgel-Schätzchen.
Ich besitze selber eine Drehorgel, geerbt von meinem Vater, der sie sich in den 1960er Jahren bei und von Carl Frei jun. in Waldkirch bauen ließ. Als es dann daran ging, die Arrangements, die mein Vater daheim auf Millimeterpapier geschrieben hatte, in die Karton-Leporellos zu stanzen, durfte ich eine Woche mit in den Schwarzwald fahren und mir die Zeit in der Werkstatt vertreiben - sei es, dass ich Abfallholz nach Gutdünken bearbeiten durfte, sei es, dass ich eines der zahlreichen Instrumente in der Werkstatt zum klingen brachte. Ich brauchte nur nach der passenden Münze zu fragen, und schon setzte ich ein Orchestrion oder ein Walzenklavier in Gang, bis man mir keine Münze mehr rausrückte, weil es sich bei Stille dann doch besser arbeiten ließ.
Das ist nun schon 50 Jahre her.
Drehorgel - damit verbindet man meistens Kirmes oder den Orjelsmann auf der Straße mit seinem (echten oder Steiff-)Kapuziner-Äffchen. Man erinnert sich vielleicht an Filme in oder über Zilles Milljöh oder TV-Shows, in denen ein Berliner Bilderbogen dargeboten wurde. Nicht zuletzt die Bänkelsänger sind ohne ihre Drehorgel kaum denkbar.
Und nun bin ich hier in der Jazz-Gruppe und hatte eine fixe Idee, der ich nachgehen musste.
Viel findet man nicht, das sei schon mal gesagt. Darum habe ich auch wenig Hoffnung, dass dieser Thread ellenlang wird.
Klar, die Drehorgel gibt nur das wieder, was ihr per "Speichermedium" Lochband, manchmal auch Nadelwalze, abverlangt wird. Kein freies Musizieren, keine Improvisation.
Der musikalische Akt ist im Grunde das Arrangement, das ausgedacht, aufgeschrieben und mittels einer Stanze im Karton festgehalten wird.
Hier beschreibt der Franzose Pierre Charial - https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Charial - den Weg von der Idee zum Ton: